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Hernie (Bauchdeckenbruch)
Unter bestimmten Umständen kann es bei Vögeln zu einem Bauchbruch oder genauer gesagt Bauchdeckenbruch kommen; Tierärzte sprechen in diesem Zusammenhang von einer Hernie. Damit eine Hernie entstehen kann, muss eine Schwachstelle im Gewebe vorhanden sein. Oft bildet sich diese bei dem betroffenen Vogel schon, wenn er sich als Embryo noch im Ei befindet, die Anlage für die Hernie entsteht demnach bereits vor seiner Geburt. Einige Tierärzte vertreten die Ansicht, es handele sich um einen genetischen Defekt, der eventuell sogar vererbbar sein könnte. Darüber hinaus ist es möglich, dass nach einer Bauchoperation, was bei Vögeln allerdings selten vorkommt, die davon zurückbleibende Narbe eine solche Schwachstelle darstellt, an der die Bauchhöhle später einen Riss bekommen kann. Recht häufig ist die eigentliche Ursache jedoch eine andere: Durch einen unnatürlich langen Zeitraum, in dem ein Vogelweibchen in Brutlust ist, wird durch die ständige Östrogenfreisetzung im Körper (sogenannter Hyperöstrogenismus) das Bindegewebe instabil. Dadurch kann es bei Weibchen, die davon betroffen sind, zu einem Bruch der Bauchdecke kommen. Insbesondere bei Wellensittichweibchen ist dies relativ häufig zu beobachten.
Ein solcher Bruch kommt häufig deshalb zustande, weil innerhalb des Körpers ständig Druck herrscht, unter anderem drückt der Darm von innen gegen die Bauchwand. Dieser Druck in Kombination mit einer sonstigen Belastung – dies kann unter anderem eine missglückte Landung oder eine leichte Kollision mit einem Gegenstand sein – kann zum Bruch der Bauchwand führen. Es bildet sich dann eine mehr oder minder große beulenartige Wölbung, in die der Inhalt der Bauchhöhle rutscht. Das bedeutet, der Darm oder ein inneres Organ kann durch diesen Bruch aus der Bauchhöhle rutschen. Die verrutschten Innereien sind dann allerdings nach wie vor von Körpergewebe, also Fett, Muskeln und Haut, umschlossen. Diese Beule wird Bruchsack genannt, denn sie umgibt den Bauchinhalt wie ein Sack. Was sich innerhalb des Bruchsacks befindet, wird als Bruchinhalt bezeichnet.
Ein Bauchdeckenbruch tritt in aller Regel plötzlich auf. Je eher er vom Tierarzt behandelt wird, desto größer sind die Chancen, dass der Bruchinhalt wieder an die anatomisch korrekte Stelle verschoben werden kann und dort auch bleibt. Tiermediziner bezeichnen das Zurückverlagern als Reponieren des Bruchinhalts. Ist diese Rückverlagerung möglich, nennen sie es eine reponible Hernie. Ältere Hernien kann man unter Umständen durch einen chirurgischen Eingriff behandeln, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass die vernähte Bauchwand später erneut bricht, relativ hoch.
Manche Hernien sind so beschaffen oder befinden sich an Stellen innerhalb des Körpers, dass sie nicht behandelt werden können. Je nach Schweregrad kann der Vogel mit einer Hernie einigermaßen beschwerdefrei weiterleben, doch in anderen Fällen ist das sofortige Einschläfern leider die einzige Möglichkeit, um das betroffene Tier vor nicht behandelbaren, extrem starken Dauerschmerzen zu bewahren.
Ohne vorherige Warnung kann es bei gefiederten Hernienpatienten, die bereits eine Weile nahezu beschwerdefrei mit einem Bauchdeckenbruch leben, zu Komplikationen wie Verdauungsstörungen oder in besonders gravierenden Fällen zu einem Darmverschluss kommen. Die innerhalb des Bruchsacks liegenden Darmteile können unter Umständen abgeschnürt werden, wodurch der Transport des Darminhaltes blockiert wird. Dieser Zustand ist für den Vogel nicht nur schmerzhaft, sondern potenziell lebensbedrohlich. Das Tier muss umgehend von einem Arzt behandelt werden. Setzt ein Hernienpatient keinen Kot mehr ab und wirkt er apathisch oder bewegt er sich kaum noch, muss deshalb schnell gehandelt werden.
Oft ist es für einen Laien kaum möglich, eine Hernie zu erkennen. Die Vogelhalterin V. Baumann berichtete gegenüber Birds-online.de über ihren Vogel: „Ich habe gestern meinen Welli zum Tierarzt gebracht. Er hatte einen total aufgeblähten Bauch. Die Federn sind dem Weibchen unten am Bauch ausgefallen und es sah wie eine Legenot aus. Das war es aber nicht. Es handelte sich um eine Bauchwandhernie. Die Bauchwand ist durchgebrochen und alle Innereien sind nach vorn gefallen.“ Leider war dem betroffenen Vogel nicht mehr zu helfen, er musste sofort eingeschläfert werden.
Ähnliche Erkrankungen
Wie bereits erläutert, sind Hernien für den Laien nur schwer zu erkennen. Manche Erkrankungen ähneln dem Erscheinungsbild einer Hernie zudem so stark, dass eine Unterscheidung für die meisten Halter kaum möglich sein dürfte. Eine Legenot tritt bei Vogelweibchen ebenfalls plötzlich auf und äußert sich oft durch eine Schwellung des Unterbauches. Bei einer Legedarmentzündung können Teile des Unterbauches ebenfalls relativ rasch enorm anschwellen. Auch eine Bauchwassersucht (Aszites) kann zu einer rasch auftretenden Umfangsvermehrung führen.
Manche Pilzinfektionen können bewirken, dass der Darm voller Gas ist. Sie rufen deshalb eine deutliche Bauchschwellung hervor, die sich meist relativ schnell bildet. Wächst innerhalb der Bauchhöhle an einem der inneren Organe ein Tumor oder entsteht am Bauch ein Lipom, kann dies ebenfalls eine Schwellung nach sich ziehen. Tumoren und Lipome wachsen jedoch normalerweise langsamer als eine Hernie, also innerhalb mehrerer Tage oder Wochen.
In seltenen Fällen entstehen Abszesse, also lokal begrenzte Entzündungen, am Bauch oder Rumpf eines Vogels. Mitunter wachsen sie innerhalb weniger Tage zu stattlicher Größe heran. Im oberen Bauchbereich kann ein Pendelkropf zu einer erheblichen Schwellung führen. Diese entsteht allerdings eher langsam, weil ein Pendelkropf für gewöhnlich Monate oder gar Jahre braucht, um in seine anatomisch falsche Position zu rutschen.