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Leberstörungen und Lebererkrankungen
Leberstörungen treten bei Wellensittichen und einigen anderen Heimvogelarten relativ häufig auf, was unter anderem darin begründet liegt, dass die jeweiligen Arten zu einer Verfettung dieses Organs neigen. Außerdem kann nicht nur eine Leberverfettung zu einer Schädigung des Organs führen, Entzündungen oder Tumoren kommen als Auslöser ebenfalls infrage. Die anfänglichen Symptome eines Leberproblems richtig zu deuten, ist nicht leicht, denn sie sind sehr vielgestaltig oder eher unauffällig. Deshalb wird eine Leberstörung oft erst dann als solche erkannt, wenn das betroffene Tier bereits längere Zeit darunter leidet und die Erkrankung weit fortgeschritten ist. Die Diagnose wird in aller Regel dadurch erschwert, dass andere Erkrankungen ebenfalls zu den zu beobachtenden Symptomen führen können.
Symptome
Ein sehr typisches Symptom für eine Leberfunktionsstörung ist ein übermäßig starkes Schnabelwachstum, das mit einer Deformation des Schnabels und oft mit einer Verfärbung des Schnabelhorns einhergeht. Wellensittiche beispielsweise zeigen dunkelrote Verfärbungen am Oberschnabel, dabei handelt es sich um Einblutungen in das Schnabelhorn. Bei einigen Vögeln verfärben sich mit der Zeit darüber hinaus die Krallen extrem dunkel, insbesondere an den Spitzen. Außerdem weisen viele Vögel, die an einer Leberstörung leiden, ein stumpfes und struppiges Gefieder auf, das insgesamt betrachtet jedoch normalerweise intakt ist und keine Lücken hat. Ebenso kann es geschehen, dass das Gefieder aufgrund eines Leberproblems zu lang oder mit einer ungewöhnlichen Färbung nachwächst, siehe Kapitel über abnormes Gefiederwachstum. Im Rahmen der Mauser ausgefallene Federn zeigen zudem in manchen Fällen unregelmäßig angeordnete dunkle Bereiche entlang der Federkiele.
Doch es gibt auch andere Gründe für Schnabel- und Gefiederdefekte, die nichts mit einer Leberstörung zu tun haben müssen: Liegt eine Schnabelverformung in Kombination mit schief gewachsenen, struppigen Federn vor, könnte der betroffene Vogel an einer Viruserkrankung wie beispielsweise PBFD leiden. Ein deformierter Schnabel, der mit Krusten bedeckt ist, ist hingegen oft ein Symptom für einen Befall mit Grabmilben. Dies sind nur zwei Beispiele für Gesundheitsprobleme, die mit den Symtomen von Leberstörungen verwechselt werden können. Für einen Laien ist es demnach schwierig, die Ursache für eine Schnabeldeformation sicher zu erkennen. Deshalb sollte man einen Vogel, dessen Schnabel einen übermäßig starken oder veränderten Wuchs aufweist, unbedingt von einem vogelkundigen Tierarzt untersuchen lassen.
Viele Leberstörungen lassen sich daran erkennen, dass die betroffenen Vögel Kot mit veränderter Form, Konsistenz und Farbe ausscheiden. Der Kot von Wellensittichen, die an einer Leberstörung oder -erkrankung leiden, ist oftmals grünlich gefärbt und zeigt einen gelben Urinanteil, der zerlaufen ist. Die Abbildung in der Nähe dieses Absatzes demonstriert deutlich, wie kräftig gelb der völlig zerlaufene Urinanteil aufgrund einer Leberstörung gefärbt sein kann. Doch der Kot muss nicht in jedem Fall so deutlich verfärbt sein, es kann auch bei normaler Kotbeschaffenheit und -färbung eine Leberstörung vorliegen.
Andere Symptome, die infolge einer schweren Lebererkrankung auftreten können, sind Benommenheit, Lähmungen, plötzliche Fehlsichtigkeit, Zittern und Orientierungslosigkeit. All diese Symptome können ein Zeichen dafür sein, dass die Leber nicht mehr richtig arbeitet, weshalb der Organismus nicht ausreichend entgiftet wird. Somit wird der Körper mit verschiedenen giftigen Substanzen überschwemmt, die das Nervensystem schädigen. Die Symptome treten oft sehr plötzlich auf, weil sich mit der Zeit der Anteil der schädlichen Stoffe im Körper langsam steigert und der Vogel ab einem gewissen Punkt nicht mehr mit diesen Substanzen zurechtkommt. Allerdings gibt es weitere Erkrankungen, die ähnliche Symptome hervorrufen können. Somit ist eine Abklärung der Situation durch einen erfahrenen Tierarzt unabdingbar.
Das folgende schon etwas ältere Video zeigt einen Wellensittich, der aufgrund einer Leberentzündung an neurologischen Störungen litt. Dadurch war er wackelig auf den Beinen und konnte sein Gleichgewicht kaum noch halten. Sein Gefieder im Gesicht war von der Medikamentengabe verklebt. Da es sich um einen zahmen Vogel handelte, hat ihn das Anfertigen der Aufnahme nicht verängstigt und auch die Nähe seiner Gefährten hat ihn mehr beruhigt als der Aufenthalt im Krankenkäfig isoliert von seinen Freunden. Sein Zustand verbesserte sich trotz intensiver tiermedizinischer Versorgung nicht. Um ihm weiteres Leid zu ersparen, wurde er drei Tage nach dem Entstehen des Films eingeschläfert.
Diagnose
Um eine Lebererkrankung sicher diagnostizieren zu können, sollte der behandelnde Tierarzt ein Röntgenbild anfertigen oder eine Blutuntersuchung durchführen. Mittels letzterer lassen sich die Leberwerte bestimmen. Die Blutentnahme ist Vögeln entgegen anders lautender Aussagen normalerweise möglich, siehe auch Kapitel über Untersuchungsmethoden beim Tierarzt. Allerdings kann es sein, dass der Allgemeinzustand eines Tieres im Einzelfall aufgrund einer schweren Erkrankung sehr schlecht ist. Dann ist unter Umständen keine sofortige Blutuntersuchung möglich, ohne das Leben des Tieres zu riskieren. Eine Röntgenuntersuchung kann ebenfalls belastend sein. Falls es einem gefiederten Patienten extrem schlecht geht, bleibt noch die Möglichkeit einer Tastuntersuchung. Eine erkrankte Leber ist meist stark geschwollen. Eine solche Schwellung lässt sich zwar häufig von außen ertasten. Das exakte Ausmaß der Erkrankung lässt sich so aber meist nicht festlegen. Dafür sind weiterführende Maßnahmen wie die Röntgen- und Blutuntersuchung vonnöten.
Behandlung
Leberfunktionsstörungen infolge einer Leberverfettung lassen sich in vielen Fällen mithilfe einer speziellen Diät unter Einbeziehung nährstoffreicher Futterzusatzstoffe in den Ernährungsplan oft lindern; eine Heilung ist nicht immer möglich. Wichtig ist, dass übergewichtige Tiere sanft abnehmen sollten. Zudem ist für gewöhnlich eine dauerhafte Ernährungsumstellung erforderlich. Einige Hinweise hierzu finden Sie im Kapitel über die Ernährung bei Lebererkrankungen. Auf alle Fälle sollte der Ernährungs- und Behandlungsplan von einem erfahrenen Vogel-Tierarzt erstellt werden.
Andere Lebererkrankungen wie etwa Entzündungen lassen sich in aller Regel ebenfalls mit bestimmten Futtermittelzusätzen und Leberschutzpräparaten behandeln. Es kommen dabei zum Beispiel Präparate zum Einsatz, die Mariendistel enthalten. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, Mariendistelpulver über das Futter zu geben, was jedoch mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden sollte. Darüber hinaus brauchen die erkrankten Vögel Aminosäuren (zum Beispiel enthalten in Amynin), Vitamine und Mineralstoffe. Leberfunktionsstörungen infolge eines Tumors werden ähnlich therapiert, Operationen sind nicht immer möglich.
Wie lang die Behandlung durchgeführt werden muss, ist von Fall zu Fall verschieden und sollte vom Tierarzt individuell festgelegt werden – dasselbe gilt für die zum Einsatz kommenden Medikamente. Manche Vögel sind nach vier Wochen wieder weitestgehend beschwerdefrei, andere müssen zeitlebens durch eine Leberschutztherapie unterstützt werden. Eine Behandlung eines vermeintlich an einer Leberstörung erkrankten Vogels auf eigene Faust ist nicht ratsam.