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Futter bei Lebererkrankungen

Vorn auf dem Oberschnabel dieses an einer Leberstörung leidenden Wellensittichs sind Einblutungen zu erkennen.
Vorn auf dem Oberschnabel dieses an einer Leberstörung leidenden Wellensittichs sind Einblutungen zu erkennen.

Eine Reihe von Vogelarten, darunter auch Wellensittiche, neigt dazu, Lebererkrankungen zu entwickeln. Der Grund dafür ist meist, dass die Tiere falsch oder zu üppig ernährt werden. Die Folgen sind häufig Übergewicht und eine Verfettung der Leber. Doch neben der Fettleber gibt es einige weitere Lebererkrankungen, die bei Heimvögeln auftreten können. Hierzu zählen beispielsweise Entzündungen oder tumoröse Veränderungen des Organs. Weil sich Leberprobleme auf unterschiedliche Weise äußern, ist es wichtig, dass ein vogelkundiger Tierarzt eine genaue Diagnose stellt.

Steht fest, dass ein Vogel an einem Leberproblem leidet, müssen zwei Dinge geschehen: Einerseits benötigt das Tier höchstwahrscheinlich eine Leberschutztherapie, für die der behandelnde Tierarzt die Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel zusammenstellt. Andererseits müssen die Haltungsbedingungen, dabei vor allem die Ernährung, der Situation angepasst werden. Viele gefiederte Leberpatienten müssen vorübergehend und manche sogar zeitlebens eine bestimmte Diät einhalten, die häufig als Leberdiät bezeichnet wird. Sich an diese Ernährungsvorschriften zu halten ist wichtig, um das geschädigte Organ zu entlasten und den Organismus mit einer ausreichenden Menge an Nährstoffen zu versorgen. Es reicht also in aller Regel nicht aus, den Vögeln lediglich Medikamente zu geben und sie wie bisher üblich auch weiterhin mit denselben Futtermitteln zu ernähren, die das Auftreten der Lebererkrankung entweder verursacht oder begünstigt haben.

Diät bei leichten Leberproblemen

Sonnenblumenkerne gehören zu den ölhaltigen Saaten und sollten an Vögel, die an einer Lebererkrankung leiden, entweder gar nicht oder nur in geringen Mengen verfüttert werden. © Hans/Pixabay
Sonnenblumenkerne gehören zu den ölhaltigen Saaten und sollten an Vögel, die an einer Lebererkrankung leiden, entweder gar nicht oder nur in geringen Mengen verfüttert werden. © Hans/Pixabay

Bei Lebererkrankungen, die nur leicht ausgeprägt sind (diese Einstufung muss ein erfahrener Tierarzt vornehmen!), ist in aller Regel eine fettarme und nährstoffreiche Futterauswahl wichtig. Wellensittiche und andere Vögel sollten somit bei einer Fütterung mit Körnern nur Saatenmischungen erhalten, in denen sich keine Ölsaaten befinden oder in denen diese lediglich in einem verschwindend geringen Anteil zu finden sind. Zu den Ölsaaten gehören beispielsweise Hanf, Leinsaat und Sonnenblumenkerne. Beispiele für Körnermischungen ohne Ölsaaten sind „Wellensittich Vital FWS6“ von Rico’s Futterkiste, das normale „Wellensittichfutter“ von Bird-Box und die Mischungen „Wellensittich Diät Spezial“ von Körnerbude.de. Ebenfalls empfehlenswert ist die Umstellung auf fettarme Extrudate oder Pellets. Weitere Informationen darüber gibt es im Abschnitt über die Diät bei schweren Lebererkrankungen.

Den erkrankten Vögeln sollte außerdem täglich vitaminreiche Frischkost angeboten werden. Sehr gut geeignet ist frisches Gemüse, denn es ist kalorienarm und liefert wichtige Nährstoffe. Auf Obst trifft letzteres zwar ebenfalls zu, doch aufgrund seines vergleichsweise hohen Zuckergehaltes kann es Übergewicht fördern. Deshalb sollte Obst an Vögeln mit einer Lebererkrankung nur in geringen Mengen verfüttert werden, sofern der behandelnde Tierarzt dies generell gestattet. Ebenfalls sehr gut geeignet sind Küchenkräuter sowie Grünfutter aus der Natur und einheimische Wildgräser.

Diät bei schweren Leberproblemen

Pellets oder Extrudate können bei schweren Lebererkrankungen für die betroffenen Vögel gut verträgliche Futtermittel sein.
Pellets oder Extrudate können bei schweren Lebererkrankungen für die betroffenen Vögel gut verträgliche Futtermittel sein.

An schweren Lebererkrankungen leidende Vögel benötigen unbedingt eine sehr ausgewogene Diätkost, damit ihr Körper keine Mangelernährung erleidet und gleichzeitig die Leber entlastet wird. Weil die Futterzusammenstellung für derart heikle Patienten oft nicht einfach ist, bietet es sich an, auf Pellets oder ein Extrudatfutter umzusteigen. Bei der Ernährung meiner gefiederten Leberpatienten habe ich sehr gute Erfahrungen mit dem Extrudatfutter von Dr. Harrison gemacht. Zwar ist dieses Futter nicht ganz billig, aber den kranken Vögeln hat es sehr geholfen und ich habe vermutlich Einiges an Tierarztkosten eingespart. Wichtig ist jedoch, dass sich die Vögel zunächst an dieses Futter gewöhnen müssen, wenn sie bisher nur Körnerfutter erhalten haben. Neben dem genannten Hersteller bieten weitere Firmen und Vogelfutterhändler ähnliche Produkte an, zum Beispiel Roudybush Pellets.

Mehr noch als Vögel mit leichten Leberschäden benötigen die gefiederten Patienten mit schweren Erkrankungen des Organs sehr viele Vitamine und Nährstoffe. Es ist wichtig, sich von einem auf die Behandlung von Vögeln spezialisierten Tierarzt beraten zu lassen, um den Tieren die nötigen Substanzen mit dem Futter zukommen zu lassen. Gegebenenfalls kann es erforderlich sein, Nährstoffe zusätzlich zu verabreichen, indem sie ins Trinkwasser gegeben oder über das Futter gestreut werden.

Futterzusätze und Nahrungsergänzungsmittel

Gewöhnliche Mariendistel (Silybum marianum), blühend
Gewöhnliche Mariendistel (Silybum marianum), blühend

Im Rahmen einer Leberbehandlung brauchen viele betroffene Vögel spezielle Nahrungsergänzungsmittel oder Futterzusätze, die im Idealfall der betreuende Tierarzt verordnet. Häufig kommen zum Beispiel Amynin oder Volamin zum Einsatz. Diese Präparate werden in der vom Arzt festgelegten Menge dem Trinkwasser hinzugefügt. Lactulose-Sirup kann ebenfalls in einer vom Tierarzt verordneten Menge ins Trinkwasser gegeben werden. Dieses Mittel dient zum Schutz der Leber, ebenso wie Phytorenal-F. Darüber hinaus kommen häufig Vitaminmischungen (ADEC) oder reines Vitamin C zum Einsatz. Manche Tierärzte verordnen zusätzlich die Verabreichung von Vitamin K. Gemahlene Mariendistelsaat oder zerkleinerte Mariendistel-Tabletten gehören oftmals ebenfalls zu einer Leberschutztherapie.

Es ist möglich, nach einem vom Tierarzt festgelegten Rezept eine Leberschutzmischung anzufertigen und diese nicht über das Trinkwasser zu verabreichen, sondern dem erkrankten Vogel direkt in den Schnabel einzugeben. Dies hat den Vorteil, dass das Tier die nötige Menge der Mischung tatsächlich zu sich nimmt und der Halter dies kontrollieren kann. Bei einer Verabreichung der Mischung über das Trinkwasser kann es vorkommen, dass der erkrankte Vogel zu wenig trinkt und damit nicht die nötige Menge der Leberschutzpräparate zu sich nimmt. Von Nachteil ist, dass das häufige Einfangen für die Eingabe der Mischung in den Schnabel für die Tiere anstrengend ist und dass ihr Gesichtsgefieder mit der Zeit verklebt, weil sie häufig ein wenig Flüssigkeit ausspucken. Falls Sie mit Ihrem Vogel aber im Vorfeld das Einnehmen von Medikamenten geübt haben (sogenanntes Medical Training) und er die Mischung bereitwillig ohne Zwang aus einer Spritze trinkt, wäre das für ihn von großem Vorteil.

Achtung
Nicht immer finden alle zuvor genannten Präparate Verwendung oder es können auch in diesem Kapitel nicht erwähnte Mittel vom Tierarzt verordnet werden. Die hier vermerkten Angaben sollen lediglich der Information dienen, sie stellen keine individuelle Therapieempfehlung dar. Der behandelnde Arzt sollte stets im Einzelfall entscheiden, welche(s) Mittel einem erkrankten Vogel in welcher Menge gegeben werden sollte(n).