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Abnormes Federwachstum und Verfärbungen
Das Gefieder eines Vogels kann aufgrund unterschiedlicher Ursachen vorübergehende oder dauerhafte Veränderungen aufweisen. Sowohl die Struktur als auch die Farbe kann sich ändern. In manchen Fällen wachsen Federn gar nicht mehr nach. Die Bandbreite der möglichen Gefiederveränderungen ist groß. In diesem Kapitel werden einige typische Gefiederveränderungen vorgestellt, die vor allem Wellensittiche, aber auch einige andere Ziervögel betreffen können. Neben den hier erläuterten Gefiederproblemen können weitere Abnormitäten des Federkleides in Erscheinung treten. Es ist wichtig, dass im Fall einer Befiederungsstörung ein fachkundiger Tierarzt zurate gezogen wird, denn das Stellen einer sicheren Diagnose ist ausgesprochen wichtig. Denn nicht alle Gefiederstörungen sind harmlos. In manchen Fällen muss das abnorme Federwachstum behandelt werden oder es steckt gar eine ansteckende Krankheit hinter dem abnormen Federwuchs.
Folgende Wachstumsstörungen des Federkleides sollte ein Vogelhalter kennen. Per Mausklick gelangen Sie zu einer Beschreibung der jeweiligen Gefiederprobleme:
- Ablagerungen in/auf den Federn
- farblich veränderte Federn
- geringe Federfestigkeit, brüchige Federn
- in sich verdrehte Federn
- Linien und Streifen in den Federn
- löchrige, ausgefranste Federn
- stumpfes Gefieder ohne Glanz
- kahle Stellen und nicht nachwachsende Federn
- zu kurz nachwachsende Federn
- zu lang nachwachsende Federn (erwachsene Vögel)
- zu lang wachsende Federn (nestjunge/jungen Vögel)
Ablagerungen in/auf den Federn
Aufgrund eines Nährstoffmangels oder wegen hoher Stresseinwirkung – zum Beispiel durch eine schwere Krankheit – kann es während des Gefiederwachstums zu einer bestimmten Fehlbildung der Federn kommen. Hierbei wird Keratin abgelagert, sodass weiße Verdickungen in den Federn entstehen. Diese sehen auf den ersten Blick wie Parasiten oder deren Eier (Nissen) aus. Da es für einen Laien oft nicht leicht ist, diese Keratinablagerungen von einem echten Parasitenbefall zu unterscheiden, sollte unbedingt ein erfahrener Tierarzt zurate gezogen werden. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, weil Vögel, die entsprechende Keratinablagerungen in den Federn aufweisen, für gewöhnlich spezielle Nahrungsmittelzusätze benötigen, um später ein gesundes Federkleid zu entwickeln.
Farblich veränderte Federn
In manchen Fällen wachsen die Federn eines Vogels plötzlich während einer Mauser oder nach einem anderweitigen Federverlust farblich verändert nach. Dies ist nicht in jedem Fall ein Anzeichen für eine Erkrankung. Es ist deshalb von großer Bedeutung, wann die Farbveränderung auftritt und wie viele Federn davon betroffen sind.
Bei jungen Wellensittichen, die ihre erste Mauser durchlaufen, kann es zu mehr oder minder stark ausgeprägten Farbveränderungen kommen. Eine Umfärbung infolge der Jugendmauser ist bei einigen Farbschlägen der Wellensittiche normal. So erscheinen beispielsweise anfangs zartgrau gefärbte Vögel, deren Kopf hellgelb gefärbt war, nach der Mauser eher olivgrün und der Kopf ist leuchtend gelb gefärbt. Auch blaue Vögel mit zartgelbem Kopf können nach der ersten Mauser völlig verändert aussehen. Sie sind dann am Körper grün bis türkis gefärbt und die Kopffedern sind leuchtend gelb. Man nennt den Farbschlag dieser Vögel Europäisches Gelbgesicht Mutation II (EGG II). Eine Umfärbung ist hierbei genetisch bedingt und wird nicht von einer Krankheit verursacht. Bei einigen anderen Vogelarten unterscheidet sich das Jugendgefieder ebenfalls farblich ein wenig vom Erwachsenengefieder. Es kann also auch bei ihnen zu einer nicht krankheitsbedingten Umfärbung des Gefieders kommen, wenn sie die Jugendmauser durchlaufen. Wann die Jugendmauser bei den einzelnen Vogelarten stattfindet, sollte bei einem erfahrenen Züchter oder einem Kenner der jeweiligen Vogelart erfragt werden.
Verfärbt sich das Gefieder eines älteren Vogels, also beispielsweise eines Wellensittichs, der älter als ein Jahr ist und die Jugendmauser schon lange hinter sich hat, steckt häufig eine Krankheit hinter diesem Farbwechsel. Auch bei anderen Vogelarten gilt dies, sofern seit längerem erwachsene Tiere davon betroffen sind. Vor allem bei afrikanischen Papageien, zum Beispiel bei Unzertrennlichen, kann es infolge einer PBFD-Erkrankung zu einer partiellen Umfärbung kommen. Manchmal sind von dieser Umfärbung nur vereinzelte Federn betroffen, in anderen Fällen ganze Federgruppen.
Darüber hinaus ist ein weiterer Aspekt zu beachten. Einige Vogelarten nehmen mit der Nahrung Farbstoffe auf, die sich im Gefieder einlagern. Werden diese Farbstoffe nicht zugefüttert, ändert sich die Farbe der Federn. Eine hierdurch bedingte Umfärbung ist beispielsweise bei roten Kanarienvögeln zu beobachten. Wellensittiche nehmen hingegen keine Farbstoffe über das Futter zu sich und lagern diese grundsätzlich nicht im Gefieder ein. Bei ihnen kann eine Umfärbung also nicht mit einem Mangel an über das Futter zugeführten Farbstoffen zusammenhängen. Aber eine generelle Mangelernährung, also ein Nährstoffmangel, kann bei Wellensittichen durchaus in einigen Fällen zu einer leichten Farbveränderung des Federkleides führen. Meist wirkt die Grundfarbe dann ein wenig blasser und das Gefieder sieht insgesamt stumpf aus.
Sehr häufig sind bei erwachsenen Wellensittichen und erwachsenen Individuen einiger anderer Vogelarten Lebererkrankungen für eine Umfärbung des Gefieders verantwortlich. Auf dieser Seite ist eine Bildersammlung eines Wellensittichs zu sehen, der an einem Lebertumor erkrankt ist und dessen Gefieder sich von türkisblau zu gelb verfärbt hat. Sein Gefieder wuchs zudem struppig nach, die Dunen waren viel zu lang, siehe unten. Der Vogel namens Pauli starb leider kurz nach dem Entstehen der letzten Aufnahmen mit gelbem, struppigem Gefieder.
Je nachdem, wie gravierend die Lebererkrankung ist, kann eine solche Verfärbung relativ rasch auftreten. Sie geht allerdings praktisch immer mit einer Mauser einher. Fertige, ausgewachsene Federn können sich durch eine organische Erkrankung nicht farblich verändern. Es ist wie mit den Haaren eines Menschen: Die Pigmente werden während des Wachstums eingelagert, nachträglich können sie nur noch chemisch manipuliert werden, also durch das Haarefärben.
Darüber hinaus kann es bei Leberstörungen zu Verfärbungen der Federkiele und -fahnen kommen. Die Federkiele sind die inneren Bereiche der Federn (ihre festen Bestandteile), die normalerweise hell gefärbt und in vielen Fällen durchsichtig sind. Betrachtet man die Federn von unten, sind dunkle, farbliche Einlagerungen in Federkiel und/oder Federfahne zu sehen.
Die nebenstehende Abbildung verdeutlicht dieses Phänomen anhand mehrerer Federn. Es handelt sich bei den dunklen Bereichen um Abschnitte, die Zeichen von Einblutungen zeigen, die während des Federwachstums stattgefunden haben. Doch nicht nur bei Leberstörungen kann es zu solchen Einblutungen kommen, sondern auch bei virusbedingten Gefiederstörungen, zum Beispiel infolge der Französischen Mauser oder aufgrund der Erkrankung PBFD.
Bei Graupapageien kann es infolge einer Fehlernährung und aufgrund eines Leberproblems zu einer Verfärbung der Federn kommen, die jedoch leider von vielen Haltern nicht richtig gedeutet wird. Bei den Tieren wachsen in dem Bereich, der normalerweise graue Federn trägt, während einer Mauser plötzlich rote Federn nach. Mit der Zeit nimmt die Anzahl der roten Federn meist immer mehr zu.
Bedauerlicherweise halten viele Tierhalter dies für eine „Laune der Natur“ und finden die roten Federn oft sogar sehr hübsch. Doch was für viele Halter auf den ersten Blick ansprechend aussehen mag, ist leider bei Graupapageien oft ein Alarmsignal, das auf schwerwiegende Probleme mit den inneren Organen hinweisen kann. Eine solche Verfärbung ist somit grundsätzlich sehr ernst zu nehmen und in den allermeisten Fällen umgehend behandlungsbedürftig. Suchen Sie deshalb beim Auftreten einer solchen Gefiederveränderung möglichst bald einen vogelkundigen Tierarzt auf. Das Foto in der Nähe dieses Absatzes zeigt einen Graupapagei, bei dem infolge einer Leberstörung rote Federn im Bereich des Bauches und der Brust gewachsen sind. Oft sind bei hiervon betroffenen Graupapageien auch Schnabel und Haut sehr schuppig, der Tierarzt nennt dies eine Hyperkeratose. Aufgrund eines Nährstoffmangels wird zu viel Hornsubstanz gebildet.
Darüber hinaus können sich die Federn eines Vogels durch mechanische Beanspruchung verfärben. Vor allem bei Sittichen mit blauen Federn ist dies zu beobachten. Die blaue „Farbe“ ist an sich keine: In den Federn befinden sich winzige Luftbläschen, die das Licht brechen. Hierdurch wirken die Federn blau. Werden die Federn stark beansprucht, etwa weil ein Vogel sich immer wieder durch eine enge Nistkastenöffnung zwängt, kann es geschehen, dass die Federstruktur beschädigt wird. Die Luftbläschen werden zerstört und dadurch verschwindet scheinbar stellenweise die Blaufärbung. Zurück bleibt dann ein grauer Bereich. Dieses Phänomen ist auf dem Foto in der Nähe dieses Absatzes zu sehen. Einige der Federn an der Brust dieses Sittichs sind durch eine wiederholte und über längere Zeit andauernde mechanische Beanspruchung entsprechend geschädigt. Ein solcher Verschleiß schadet dem Vogel in aller Regel nicht und mit der nächsten Mauser wachsen intakte, normal gefärbte Federn nach.
Geringe Federfestigkeit und brüchige Federn
Brechen die Federn leicht ab, sind sie aufgrund einer verringerten Festigkeit nicht stabil genug, um bis zur nächsten Mauser intakt zu bleiben. Meist steckt ein Mangel an Nährstoffen hinter dieser Art der Gefiederstörung. Werden die Federn vom Körper des Vogels gebildet, ohne dass die dafür notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, wachsen oft sehr brüchige Federn nach.
In manchen Fällen äußern sich Virusinfektionen wie die Französische Mauser oder PBFD ebenfalls in brüchigen Federn. Es ist deshalb dringend erforderlich, die Ursache für das Abbrechen der Federn durch einen erfahrenen Tierarzt klären zu lassen.
In sich verdrehte Federn
Wachsen bei einem Wellensittich oder bei einem anderen Heimvögel die Federn nach der Mauser in sich verdreht, also verdrillt nach, wird dies in sehr vielen Fällen durch eine ansteckende Virusinfektion namens PBFD verursacht. Ein Tierarzt sollte mithilfe eines Tests (einer Laboruntersuchung einer Feder- oder Blutprobe) klären lassen, ob diese Erkrankung bei einem betroffenen Vogel vorliegt. Das heißt: Obwohl es auch Fälle gibt, in denen andere Ursachen für verdrehte Federn verantwortlich sind, sollte bei diesem Symptom immer an eine Virusinfektion als möglicher Auslöser gedacht werden und es ist somit sinnvoll, Vorsicht in Bezug auf eine eventuelle Ansteckung anderer Vögel walten zu lassen.
Linien und Streifen in den Federn
Zeigen sich in den nachwachsenden Federn während der Mauser Bereiche aus, die durchscheinend und „dünn“ wirken, könnte es sich um sogenannte Stresslinien oder Hungerlinien handeln. Diese entstehen, wenn der Vogel während des Gefiederwachstums bzw. -wechsels hungert oder an einem Nährstoffmangel leidet. Solche Stresslinien sind meist parallel zueinander angeordnet und sie verlaufen mitten über die Feder, also quer. Bei Wellensittichen treten sie besonders häufig an den Schwungfedern (= Federn an den Flügeln) oder an den Schwanzfedern auf. In der Sprache der Falkner heißen solche Linien Grimale, manche Tierärzte bezeichnen sie ebenfalls so.
Löchrige, ausgefranste Federn
Weisen einzelne Federn Löcher auf und wirken sie ausgefranst, sind oft Parasiten die Ursache dieser Art der Gefiederstörung. Typische Verursacher solcher Defekte des Federkleids sind Federlinge. Zwar treten sie bei Wellensittichen und anderen im Haus gehaltenen Ziervögeln selten auf, doch es ist keineswegs unmöglich, dass ein Befall mit diesen Parasiten vorliegt. Darüber hinaus können Federmilben bei Vögeln zu schweren Gefiederstörungen führen. Weitere Informationen über diese im Federkleid infizierter Vögel lebenden kleinen Tiere sowie andere Insekten und Spinnentiere, die Vögel befallen können, finden Sie in der Gesundheits-Unterrubrik über Parasitenbefall.
Einen Spezialfall stellen ausgefranste Federn am Bauch brütender Vögel dar. Vor allem Heimvogelarten, die Nistmaterial in ihr Nest einbringen, können solche Federdefekte zeigen. Oft rühren sie daher, dass sich im Nistmaterial Raupen (Larven) von Motten befinden, die während ein Vogel brütet an seinen Federn fressen. Generell können die Federn beim Brüten erheblich abnutzen, doch beim Auftreten eines Fraßmusters wie auf dem Foto in der Nähe dieser Zeilen sollte das Nistmaterial sicherheitshalber schnellstmöglich ausgetauscht werden, um eventuell vorhandene Raupen von Nestmotten oder Kleidermotten loszuwerden.
Mitunter tritt ein Defekt auf, von dem vor allem sehr lange Federn betroffen sind. Sie sind stellenweise intakt und an anderen Stellen fehlen Bereiche. Dadurch wirken sie wie „Perlenketten“. Manchmal weisen die Federn gleichzeitig ungewöhnliche farbliche Veränderungen auf. In vielen Fällen entstehen derlei Defekte infolge einer mangelnden Nährstoffversorgung während des Gefiederwachstums. Fehlen dem Vogelkörper Vitamine, Mineralstoffe und andere Substanzen wie Aminosäuren, kann kein intaktes Federkleid gebildet werden. Fallen solche „Perlenketten-Federn“ auf, sollte unbedingt ein fachkundiger Tierarzt zurate gezogen werden, um in Erfahrung zu bringen, ob im Einzelfall ein Nährstoffmangel oder eine andere Ursache für den Federdefekt vorliegt.
Stumpfes Gefieder ohne Glanz
Wächst nach einer Mauser das Gefieder glanzlos und stumpf nach, liegt häufig ein Nährstoffmangel vor und die Ernährung des Vogels sollte unbedingt möglichst schnell optimiert werden. Vogelkundige Tierärzte können hierzu Ratschläge erteilen. Ist die Ernährung optimal, zeigt ein Vogel aber dennoch ein zusehends stumpfer werdendes Gefieder, das sich auch nach der Mauser nicht bessert, könnte eine organische Erkrankung vorliegen, die die Nährstoffaufnahme im Körper behindert. Bei einem Verdacht auf eine solche Erkrankung sollte umgehend ein fachkundiger Tierarzt befragt werden.
Auch das Fehlen von Licht (Tageslicht, Sonneneinstrahlung) kann dazu führen, dass das Gefieder seinen Glanz verliert. Viele lang andauernde, schwere Krankheiten lassen das Federkleid ebenfalls stumpf werden.
Kahle Stellen und nicht nachwachsende Federn
Das Gefieder eines gesunden Vogels sollte lückenlos und glatt sein. Verschiedene Ursachen können jedoch dazu führen, dass sich kahle Stellen bilden, die mehr oder minder groß sind. Ob Grund zur Sorge besteht oder nicht, hängt davon ab, wie groß die unbefiederten Stellen sind und ob sich innerhalb einer gewissen Zeitspanne von allein wieder neue Federn bilden.
Eine typische harmlose Ursache für kleine kahle Partien ist die Mauser, also der natürliche Gefiederwechsel. Meist entstehen im Bereich des Kopfes vorübergehend kleine unbefiederte Bereiche, wenn ein Vogel besonders stark mausert. Die Abbildung in der Nähe dieses Absatzes zeigt einen schon recht alten Wellensittich, dessen kahle Hautpartien seitlich am Kopf bereits mit kurzen, noch in den silbrigen Hülsen (Federscheiden) steckenden neuen Federn bedeckt sind. Normalerweise verschwinden diese kahlen Stellen innerhalb weniger Tage oder maximal binnen drei Wochen wieder.
Neben der Mauser kann auch ein Streit zwischen zwei Vögeln dazu führen, dass sich kahle Stellen zeigen. Denn wenn die Vögel miteinander kämpfen, kann es vorkommen, dass sie sich gegenseitig Federn ausreißen. Häufig sind solche Lücken im Gefieder am Kopf zu beobachten, weil Vögel beim Kämpfen mit ihren Schnabelhieben häufig auf diese Körperpartie zielen und sich dort festbeißen. Erwischen sie dabei ein Büschel Federn und kann sich der andere Vogel losreißen, büßt er folglich einige Federn ein. Hierdurch verursachte kahle Stellen verschwinden meist recht schnell, weil schon nach wenigen Tagen neue Federn nachzuwachsen beginnen.
Erheblich großflächiger können die kahlen Stellen sein, wenn die Vögel sich selbst verstümmeln. Leider entwickeln manche Vögel aufgrund traumatischer Erfahrungen, durch permanenten Stress oder aufgrund von Erkrankungen der Haut beziehungsweise der inneren Organe eine schlechte und ausgesprochen selbstzerstörerische Angewohnheit: Sie rupfen sich selbst die Federn aus. Man spricht bei ihnen von sogenannten Federrupfern. Die kahlen Stellen bleiben so lange nackt, bis der Vogel sich nicht mehr selbst die Federn ausreißt. Bei extremem und lang andauerndem Rupfen kann es leider geschehen, dass nie mehr Federn nachwachsen, weil die Federfollikel einen bleibenden Schaden erleiden beziehungsweise absterben.
Einige Vögel gehen bedauerlicherweise sogar so weit, dass sie ihre Haut blutig beißen. Beobachten Sie Federrupfen oder gar das Blutigbeißen bei einem Ihrer Vögel, sollten Sie umgehend handeln, bevor die Situation völlig eskaliert. Suchen Sie bitte schnellstmöglich einen vogelkundigen Tierarzt auf und lassen Sie ihn die Ursache für die Selbstverstümmelung abklären.
In der unmittelbaren Umgebung des Schnabels und der Wachshaut, aber auch rund um die Augen sowie in der an die Kloake angrenzenden Körperpartie können die Federn ausfallen und über längere Zeit ausbleiben, wenn ein schwerer Befall mit Räudemilben (Grabmilben) vorliegt. Die Milben schädigen die Haut und zerstören die Federwurzeln. Wird ein massiver Räudemilbenbefall über lange Zeit unbehandelt belassen, kann es zu einer dauerhaften Schädigung des Federwuchses im Gesicht oder rund um die Kloake des Vogels kommen, sodass diese Körperpartien bei dem betroffenen Tier zeitlebens kahl bleiben.
Weil durch einen so starken Befall mit Milben häufig der Schnabel stark perforiert wird und abbrechen könnte, ist rasches Handeln wichtig. Bricht der Schnabel ab, können die betroffenen Vögel häufig nicht mehr selbstständig fressen. Zudem kann es geschehen, dass Entzündungen in der von Milben zerfressenen Haut an den Füßen zum Absterben von Zehen führen oder die Augenlider irreparabel schädigen. Deshalb sollte ein solcher Parasitenbefall niemals auf die leichte Schulter genommen werden. Hinzu kommt, dass ein solcher Befall sich meist nicht nur auf einen Vogel eines Bestandes beschränkt – die Parasiten besiedeln meist relativ schnell alle Vögel, mit denen ein infiziertes Tier Kontakt hat.
Die Viruserkrankung PBFD stellt ebenfalls eine mögliche Ursache für großflächige unbefiederte Stellen am Körper dar. Oft ist der Kopf betroffen, bei manchen Vögeln nur das Gesicht und in anderen Fällen der gesamte Körper. Kaum eine andere krankheitsbedingte Gefiederstörung ist so individuell verschieden in ihrer Erscheinungsform wie PBFD, siehe Fallbeispiele bei Altvögeln.
Bei dauerhaft bleibenden kahlen Stellen am Körper, die von Mauser zu Mauser größer werden und mit anderen Symptomen wie in sich verdrehten Federn oder mit Farbveränderungen des Gefieders einhergehen, hängen die Gefiederprobleme sehr wahrscheinlich mit PBFD zusammen. Dies sollte unbedingt möglichst rasch von einem vogelkundigen Tierarzt überprüft werden. Geheilt werden kann ein hiervon betroffener Vogel nicht mehr, aber er kann Präparate erhalten, die sein Immunsystem unterstützen. Außerdem muss die nackte Haut gepflegt werden, weil sie schnell spröde und rissig werden kann; sie neigt dann zur Bildung von Ekzemen.
Auch die Französische Mauser kann bei besonders starken Verläufen dauerhaft zu kahlen Körperpartien führen. Hier gilt in Bezug auf die Unterstützung des Immunsystems sowie bezüglich der Pflege der Haut dasselbe wie bei durch PBFD verursachten kahlen Körperpartien.
Darüber hinaus sind in seltenen Fällen Stoffwechselstörungen (manchmal auch in Kombination mit Hormonstörungen) für großflächige nackte Stellen verantwortlich, weil das Gefiederwachstum durch das hormonelle Ungleichgewicht negativ beeinflusst wird. Hormonstörungen betreffen häufig das Gefieder im Brust- und Bauchbereich, aber auch der Rest des Körpers kann hierdurch stellenweise oder ganz kahl sein. Das Foto in diesem Absatz zeigt ein Wellensittichweibchen, das sehr wahrscheinlich aufgrund einer schweren Stoffwechsel- und Hormonstörung unter Gefiederproblemen litt.
Schwerer Nährstoffmangel kann vor allem bei Jungvögeln zu massiven Gefiederstörungen führen. Wird ein junger Vogel während der Wachstumsphase nur unzureichend mit Nährstoffen versorgt, stehen seinem Organismus nicht genügend Ressourcen zum Bilden gesunder Federn zur Verfügung. Das Problem kann jedoch sogar noch früher auf den heranwachsenden Vogel wirken: Wird seine Mutter während der Produktion der Eier nur unzureichend mit Nährstoffen versorgt, wird der Dotter, aus dem sich die Embryonen im Ei ernähren, nicht ausreichend nahrhaft. Oft sterben die Jungvögel dann schon im Ei ab oder sie kommen geschwächt zur Welt und entwickeln in den ersten Lebenswochen in vielen Fällen ein lückenhaftes und stumpf wirkendes Gefieder.
Zu kurz nachwachsende Federn
Zu kurz nachwachsende Federn können bei einem Alt- oder Jungvogel gleichermaßen auftreten. Dies geschieht beispielsweise dann, wenn der betroffene Vogel unter einem Nährstoffmangel leidet. Stehen dem Körper nicht ausreichend viele Nährstoffe (Vitamine, Aminosäuren, Mineralstoffe und Spurenelemente) während der Bildung neuer Federn zur Verfügung, wachsen oft verkürzte Federn nach. Eine ausgewogene Ernährung und eine gezielte Therapie, bei der dem Vogel die fehlenden Nährstoffe zugeführt werden, sorgen meist im Rahmen der folgenden Mauser für ein normales Federwachstum.
Manche Federn erscheinen zu kurz, weil sie in den silbrigen Hüllen, den sogenannten Federscheiden, stecken bleiben. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Stockmauser, weil die Mauser ins Stocken gerät. Auch hier ist ein Nährstoffmangel oft die Ursache. Mitunter tritt eine Stockmauser jedoch auch dann in Erscheinung, wenn ein Vogel im Vorfeld lange Zeit schwer erkrankt war und sein gesamter Organismus durch die Krankheit geschwächt wurde. Mittels einer artgerechten, ausgewogenen Ernährung und hochwertigen Futterergänzungsmitteln wie Korvimin oder AviConcept lässt sich der Zustand regulieren, sodass nach der folgenden Mauser meist normale Federn nachwachsen.
Ferner sollte beim Auftreten zu kurzer Federn in Erwägung gezogen werden, dass möglicherweise eine Virusinfektion hinter der Wachstumsstörung stecken könnte. Infrage kommen hierbei sowohl Polyomaviren (Französische Mauser) als auch Circoviren (PBFD). Beide Erkrankungen sind nicht heilbar und erfordern unterschiedliche Maßnahmen, um dem Vogel das Leben mit der Krankheit zu erleichtern und eine Ansteckung anderer Vögel nach Möglichkeit zu unterbinden.
Zu lang nachwachsende Federn (bei erwachsenen Vögeln)
Sind Altvögel davon betroffen, dass die Federn plötzlich nach einer Mauser zu lang nachwachsen, obwohl dies zuvor nie der Fall gewesen ist, könnte eine Lebererkrankung hinter dieser Gefiederstörung stecken. Oft ist eine Leberstörung, die ein dermaßen stark verändertes Gefiederwachstum verursacht, ausgesprochen gravierend. Es handelt sich also nicht „nur“ um eine Fettleber, sondern meist um einen Tumor oder Ähnliches. Durch die starke Beanspruchung des erkrankten inneren Organs wird das Gefiederwachstum nicht nur dahingehend gestört, dass die Federn erheblich zu lang nachwachsen. In vielen Fällen sind sie obendrein farblich verändert, siehe oben. Das Foto in der Nähe dieses Absatzes zeigt einen Wellensittich, bei dem während einer Mauser insbesondere die weißen, flauschigen Dunen, die normalerweise unter dem Deckgefieder versteckt liegen, zu lang nachwuchsen. Der Vogel war zudem matt und schläfrig, außerdem verfärbte sich sein Gefieder von Türkis-Blau nach Gelb. Bei dem Wellensittichmännchen wurde ein Lebertumor diagnostiziert, der als Ursache für die schwere Gefiederveränderung benannt wurde.
Zu lang wachsende Federn (bei nestjungen und jungen Vögeln)
Küken und Nestlinge, bei denen die Federn unaufhörlich länger werden, nennt man Featherduster. Das verstärkte und permanente Federwachstum entzieht dem Körper viel Energie, wodurch sich eine Schwächung des Immunsystems ergibt und die betroffenen Tiere meist recht schnell sterben. Die Lebenserwartung eines Featherdusters liegt durchschnittlich bei maximal einem Jahr; die meisten betroffenen Wellensittiche sterben im Alter von wenigen Wochen. Eine Heilung dieser Art der Gefiederstörung ist nicht möglich. Weitere Informationen über Featherduster finden sich in einem umfangreichen Erfahrungsbericht in der Rubrik über gehandicapte Vögel.