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Federmilben
Fast alle Vogelarten können von verschiedenen Parasiten befallen werden, von denen einige zu den Spinnentieren gehören. Dies gilt auch für die Federmilben. Kennzeichnend für sie ist, dass sie im Gefieder der befallenen Vögel leben. Es handelt sich bei ihnen um sogenannte Ektoparasiten, also Schmarotzer, die außen auf dem Körper ihrer Wirtstiere siedeln. Unter Wildvögeln ist nahezu jedes zweite Individuum betroffen, die meisten jedoch nur in einem so geringen Maß, dass bei ihnen praktisch keine Gefiederschäden zu sehen sind. Weil Federmilben unter Vögeln so weit verbreitet sind, können sich prinzipiell auch Wellensittiche und andere Heimvögel mit diesen Parasiten infizieren.
Wichtig ist, dass man genau ergründet, mit welchen Parasiten man es zu tun hat, denn es gilt keineswegs „Milbe ist gleich Milbe“. Da die Federn aus mehreren Teilen bestehen und es unter den parasitär im Gefieder der Vögel lebenden Milben gewissermaßen Spezialisten für jeden dieser „Lebensräume“ gibt, unterteilt man sie in drei Gruppen:
- Federmilben (sie leben für gewöhnlich in dunklen Bereichen bevorzugt auf der Unterseite der Federn; häufig halten sie sich an den großen Schwungfedern an den Flügeln auf)
- Federspulmilben aus der Familie der Syringophilidae (sie leben in der Federspule, siehe Abbildung in der Nähe dieses Absatzes)
- Federbalgmilben aus der Familie der Harpyrhynchidae (sie befallen den Federbalg, also jene Stelle, in der die Federspule in der Haut steckt)
In diesem Kapitel finden Sie Informationen über die der erstgenannte Gruppe, die Federmilben. Circa 2.000 unterschiedliche Federmilben-Arten sind derzeit in aller Welt bekannt. Welche Arten im Detail auf Wellensittichen und anderen Heimvögeln anzutreffen sind, ist für den Halter letztlich unerheblich, weil die Schadwirkung in praktisch allen Fällen dieselbe ist. Wichtig ist somit, dass der Befall rechtzeitig erkannt und behandelt wird, bevor es zu schweren Gefiederschäden kommen kann.
Aussehen der Federmilben
Ausgewachsene Federmilben sind je nach Art zwischen 300 und 1.500 Mikrometer lang (1 Mikrometer oder µm = 0,000001 Meter), wobei die Weibchen meist deutlich größer sind als die Männchen. Federmilben sind so klein, dass man sie mit dem bloßen Auge nur schwer erkennen kann. Das gilt vor allem für ihre Larven, die noch deutlich kürzer sind als ihre erwachsenen Artgenossen. Die Färbung variiert abhängig von der Artzugehörigkeit von weißlich über hautfarben bis bräunlich oder grau. Die Eier sind bei den verschiedenen Arten unterschiedlich gefärbt, sie sind entweder weißlich oder dunkelgrau.
Es wird vermutet, dass sich diese winzigen Spinnentiere von Hautschuppen und Federteilen ernähren. Manche Federmilbenarten scheinen darüber hinaus das Bürzeldrüsensekret ihrer Wirtsvögel als Nahrung zu verwerten. Möglicherweise fressen manche Federmilben zudem Bakterien oder Pilze, die im Gefieder der Vögel vorkommen.
Symptome eines Federmilbenbefalls
Ein leichter Befall ist meist kaum auszumachen und er ruft so geringe Symptome hervor, dass man sie leicht übersieht. Die betroffenen Vögel können in aller Regel problemlos mit den Parasiten leben und zeigen keinerlei auffällige Gefiederschäden. Das heißt, dass ein Teil der Befälle wahrscheinlich lange Zeit oder für immer unentdeckt bleibt.
In seltenen Fällen kommt es zu einer Massenvermehrung der Federmilben. Dann zeigen sich mit der Zeit Schäden am Gefieder der betroffenen Vögel. Wie diese entstehen, ist noch nicht restlos geklärt. Ob diese von den Milben selbst herrühren oder daher, dass die Vögel aufgrund der Anwesenheit der Spinnentiere übermäßig häufig putzen, wird in Fachkreisen noch diskutiert. Fakt ist, dass ein übersteigerter Putztrieb das Gefieder durchaus schädigen kann. Jedoch ist er bei betroffenen Vögeln nicht in jedem Fall beobachtet worden, siehe Link.
Zu bedenken ist, dass nicht jeder Gefiederdefekt zwangsläufig eine Folge der Anwesenheit von Federmilben oder anderer Parasiten sein muss. Auch andere Ursachen wie die Virusinfektionen PBFD oder die Französische Mauser sowie eine durch Nährstoffmangel hervorgerufene Gefiederwachstumsstörung können dafür verantwortlich sein.
Erfahrungsbericht über Federmilbenbefall
Nachweis von Federmilben
Einen sehr starken Befall kann man mit bloßem Auge erkennen. Die Milben treten so zahlreich auf, dass sie als „wimmelnde“ winzige dunkle Punkte auf den Federn zu sehen sind. Ihre in Gruppen gelegten Eier als helle oder dunkle Bereiche. Ist der Befall weniger stark, kann man die Parasiten in vielen Fällen mit einer Lupe erkennen. Ein zweifelsfreier Nachweis ist unter einem Mikroskop zu erbringen, hierfür wird eine Feder in Vergrößerung betrachtet.
Übertragung
Federmilben werden häufig durch direkten Körperkontakt von einem infizierten Tier auf das andere übertragen. Theoretisch ist auch eine Übertragung durch ausgefallene Federn möglich. Verliert ein infizierter Vogel eine Feder, an der sich Milben befinden, und berührt ein anderer Vogel diese Feder, können die Parasiten auf ihn überwechseln. Darüber hinaus können die Federmilben über einen längeren Zeitraum ohne Wirtstier und somit ohne Federn als Aufenthaltsort überleben. Deshalb ist es durchaus möglich, dass im Umfeld eines infizierten Vogels Federmilben auf Gegenständen vorkommen. Eine Ansteckung erfordert folglich nicht in jedem Fall direkten Körperkontakt, sondern kann indirekt stattfinden.
Inkubationszeit
Wie schnell sich Federmilben nach einer Ansteckung bei einem Vogel ausbreiten, lässt sich pauschal nicht sagen. Denn ob es zu einem Massenbefall kommen kann, hängt maßgeblich davon ab, wie die Bedingungen im Einzelfall sind. Generell ist es in der Vogelhaltung wichtig, für eine ausgewogene Ernährung, eine ausreichende Hygiene und eine tiergerechte Unterbringung zu sorgen, um die Tiere vor Stress – zum Beispiel durch Nährstoffmangel – zu schützen. Ob sich dadurch eine explosionsartige Vermehrung von Federmilben tatsächlich vermeiden lässt, ist nicht sicher. Dennoch ist es für Heimvögel grundsätzlich gut, unter möglichst optimalen Bedingungen gehalten zu werden.
Behandlung
Sämtliche Federmilbenarten, die auf Wellensittichen und anderen Heimvögeln vorkommen, reagieren empfindlich auf die gängigen Mittel, die gegen äußere Parasiten zum Einsatz kommen. Gute Erfolge werden beispielsweise mit Präparaten erzielt, die den Wirkstoff Ivermectin enthalten und die im Spot-on-Verfahren angewendet werden. Kennzeichnend für diesen Therapieansatz ist, dass das für die Milben giftige Präparat in den Nacken des infizierten Vogels geträufelt wird. Es dringt in die Haut des Vogels ein, verteilt sich im Körper sowie im Gefieder und vergiftet so die Milben, wenn sie Federpartikel, Hautschüppchen oder Bürzeldrüsensekret fressen.
Meist wird empfohlen, innerhalb eines Vogelschwarms sämtliche Tiere zu behandeln, weil die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass sich die Federmilben auf allen Vögeln angesiedelt haben. Nur so lässt sich der gefürchtete Pingpong-Effekt einer sich ständig wiederholenden Ansteckung untereinander vermeiden.
Käfig und Zubehör sowie die Umgebung eines infizierten Vogels oder Vogelschwarms sollten sehr gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Falls sich dort Federmilben aufhalten, werden sie nur durch eine zielgerichtete Reinigung abgetötet. Nur so lässt sich die Infektionskette wirksam durchbrechen. Ihr Tierarzt berät Sie in diesem Punkt sicher gern.
Auswirkungen der Federmilben auf den Menschen
Man sollte nicht in Panik geraten, falls bei den eigenen Heimvögeln Federmilben diagnostiziert werden. Für den Menschen sind diese Parasiten glücklicherweise ungefährlich. Es wird zwar diskutiert, dass sehr empfindliche Personen gegen die Ausscheidungen der Federmilben auf die Dauer eine Allergie entwickeln könnten – ähnlich wie bei einer Hausstaubmilben-Allergie. Bisher konnte dies jedoch nicht zweifelsfrei von Medizinern nachgewiesen werden.