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Papageienkrankheit (Psittakose oder Ornithose)
Lange Zeit galt die Papageienkrankheit – Psittakose genannt – unter Vogelhaltern und -züchtern als echtes Schreckgespenst. Zwar ist mit ihr nach wie vor nicht zu spaßen und man sollte sie sehr ernst nehmen. Doch inzwischen sind die Behandlungsmöglichkeiten so gut, dass ein rechtzeitig erkannter Ausbruch längst nicht mehr in jedem Fall das Einschläfern des betroffenen Vogelbestandes zur Folge hat.
Was ist die Papageienkrankheit?
Ihren Namen haben viele Vogelhalter bereits gehört, doch was sich dahinter verbirgt, ist bei weitem nicht jedem bekannt. Das sollte es aber sein, denn obwohl die Papageienkrankheit inzwischen als vergleichsweise gut therapierbar gilt, kann sie nach wie vor Leben kosten – Leben von Vögeln und Menschen. Sie gehört zu den Erkrankungen, die sich von Tieren auf Menschen übertragen können. Solche Krankheiten werden als Zoonosen bezeichnet.
In Anlehnung an den lateinischen Namen der Ordnung der Papageienvögel (Psittaciformes) hieß die Papageienkrankheit lange Zeit Psittakose, denn es wurde früher angenommen, sie würde nur von Papageien auf den Menschen übertraten. Heute weiß man, dass sehr viele Vogelarten infiziert sein können und somit bei ihnen eine Ansteckung möglich ist. Deshalb wird die Papageienkrankheit inzwischen korrekterweise als Ornithose bezeichnet, was sich vom altgriechischen Wort „ornis“ für Vogel ableitet. Hervorgerufen wird die Papageienkrankheit durch Bakterien. Sie wurden früher als Chlamydia psittaci bezeichnet, inzwischen nennt man sie Chlamydophila psittaci.
Ansteckung
Obwohl diese Chlamydien von vielen Vogelarten auf den Menschen übertragen werden können, sind Papageien und Tauben in Deutschland diejenigen Vögel, bei denen die meisten Ansteckungen erfolgen. Tragen die Tiere den Erreger in sich, scheiden sie ihn mit dem Kot aus. Trocknet der Kot ein und zerfällt er in kleine Teile, wird er wie Staub aufgewirbelt und kann vom Menschen eingeatmet werden. Auf diesem Wege erfolgt oft eine Ansteckung. Darüber hinaus können sich die Erreger im Speichel oder in anderem Körpersekret – zum Beispiel aus der Nase – befinden und vom Vögel durch Niesen verteilt werden. Atmet ein Mensch diese winzigen Tröpfchen ein, kann er ebenfalls erkranken; somit gilt die Papageienkrankheit auch als Tröpfcheninfektion.
Auch untereinander können sich Vögel auf dem genannten Weg anstecken. Nicht in jedem Fall zeigt ein Lebewesen, das die Chlamydien in sich trägt, Symptome der Erkrankung. Sowohl unter Menschen als auch bei den Vögeln gibt es immer wieder Fälle, in denen es zu keinen sichtbaren Krankheitsanzeichen kommt. Treten diese auf, können sie sehr unterschiedlich ausfallen.
Symptome
Eindeutige Symptome, anhand derer man die Papageienkrankheit als Laie sicher an seinen Vögeln erkennen kann, existieren nicht. Vielmehr gibt es eine ganze Reihe von Symptomen, die ebenso auf andere Erkrankungen hindeuten könnten, was die Ornithose so tückisch macht. Von akuten Atemwegserkrankungen bis hin zu plötzlichen Todesfällen reicht das Spektrum der Erscheinungsbilder dieser Infektionskrankheit bei Vögeln. In vergleichsweise vielen Fällen beginnt die Papageienkrankheit bei Vögeln mit einer Entzündung der Bindehäute, Schnupfen und Atembeschwerden. Einige Vögel leiden darüber hinaus unter grünlichem Durchfall und manche Tiere zeigen schwere Störungen des zentralen Nervensystems bis hin zu einer Gehirnentzündung. Betroffene Tiere sterben meist relativ schnell nach dem sichtbaren Ausbruch der Krankheit, sofern sie unbehandelt bleibt, zwischen ersten Symptomen und dem Tod vergehen meist nur zwei bis drei Wochen.
Vor allem bei Jungvögeln bricht diese hochgradig ansteckende Infektionskrankheit oft vergleichsweise schnell sichtbar aus, weil sie sich im Wachstum befinden und besonders empfindlich auf die Anwesenheit der Chlamydien in ihrem Körper reagieren. Zeigen sich in einer Vogelzucht Anzeichen für die Ornithose, ist bedauerlicherweise meist in vielen Fällen davon auszugehen, dass nicht nur die Elternvögel der betroffenen Jungtiere erkrankt sind, sondern der gesamte Vogelbestand.
Beim Menschen ähneln die Symptome denen einer Grippe mit Gliederschmerzen, Schmerzen beim Atmen, Kopfschmerzen und starken Fieberschüben, die lang anhalten. Reizhusten und starke Mattigkeit gehören zu den weiteren möglichen Symptomen der Papageienkrankheit beim Menschen. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig sicher diagnostiziert, kann sich eine schwere Lungenentzündung entwickeln. Infolge dieser Entwicklung kommt es dann meist zu weiteren Komplikationen, die insbesondere für Menschen mit schwachem Allgemeinzustand und für kleine Kinder lebensbedrohlich werden können.
Diagnose, Behandlung und Maßnahmen
Mittels einer Blutprobe kann man die Papageienkrankheit beim Menschen nachweisen. Bei Vögeln lassen sich die Chlamydien in einer frischen Kotprobe oder ebenfalls mithilfe einer Blutprobe ausfindig machen.
Es kommen sowohl beim Vogel als auch beim Menschen für gewöhnlich Antibiotika zum Einsatz. In manchen Fällen kann es erforderlich sein, weitere Medikamente einzusetzen, wenn es zu Begleiterkrankungen gekommen ist.
Früher galt die Papageienkrankheit als Seuche und ein Ausbruch hatte zur Folge, dass eine Quarantäne auferlegt wurde. Zudem wurden alle (potenziell) infizierten Tiere in den meisten Fällen vorsorglich eingeschläfert, was heute zum Glück nicht mehr pauschal so gehandhabt wird. Weil die Krankheit inzwischen als gut behandelbar gilt, wurde das Gefährdungspotenzial neu bewertet. Wegen des hohen Ansteckungsrisikos ist die Papageienkrankheit heutzutage in Deutschland gemäß dem Tierseuchengesetz anzeigepflichtig. Tritt sie auf, muss sie dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden, was häufig der behandelnde Tierarzt übernimmt. Erkrankungsfälle beim Menschen unterliegen dem Epidemiegesetz und sind ebenfalls anzeigepflichtig. Das heißt, auch in diesem Fall müssen die zuständigen Behörden informiert werden.
Übrigens: Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts sind die Fallzahlen der Ornithose beim Menschen in Deutschland inzwischen erfreulich niedrig. So wurden zum Beispiel im Jahr 2015 nur 13 Fälle gemeldet, siehe Epidemiologisches Bulletin Nr. 30 vom 1. August 2016.
Was eine überstandene Erkrankung für Vögel bedeutet
Vögel, die an der Psittakose erkrankt waren und durch eine Medikamentengabe vom akuten Ausbruch der Krankheit geheilt wurden, bleiben zeitlebens Träger von Chlamydien, die sie durchaus auch weiterhin ausscheiden können. Ob und wann dies geschieht, ist nicht erkennbar. Es besteht somit theoretisch zu jeder Zeit das Risiko, dass man sich bei diesen Vögeln irgendwann erneut mit der Krankheit infizieren könnte; auch andere Vögel können sich bei ihnen anstecken.