Erkältungskrankheiten

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!
Entzündete Nase mit einer Eiterkruste bei einem Katharinasittich.
Entzündete Nase mit einer Eiterkruste bei einem Katharinasittich.

Wie wir Menschen, können auch Vögel an Erkältungskrankheiten leiden. Gemeint sind damit bei ihnen häufig Erkrankungen der oberen Atemwege. Sie betreffen somit die Nase und die Nebenhöhlen der Tiere, aber auch die unteren Atemwege können in Mitleidenschaft gezogen werden. Dann befindet sich der Infektionsherd in der Lunge oder in den Luftsäcken. Zu einer Erkältung kann es bei Vögeln kommen, wenn sie einerseits ein geschwächtes Immunsystem haben und andererseits Krankheitserregern ausgesetzt sind. Die Mauser, eine tiefgreifende Veränderung in der Haltung oder der Verlust eines Partnervogels können ebenso begünstigende Faktoren sein wie Zugluft oder starken Temperaturschwankungen. Dadurch wird nicht selten eine Schwächung der körpereigenen Abwehr ausgelöst, wodurch sich Krankheitserreger stark vermehren können. Es müssen nicht einmal ansteckende Erreger sein, oft reicht der Kontakt mit sogenannten Umgebungskeimen. Dies sind Krankheitserreger, die sich in der natürlichen Umgebung praktisch immer befinden und die einem gesunden Vogel mit stabilem Immunsystem für gewöhnlich nichts anhaben können. Somit kann es geschehen, dass Vögel scheinbar ohne Grund plötzlich an einer Erkrankung der Atemwege leiden.

In dem vergrößerten Nasenloch dieses Katharinasittichs ist eine gelbliche Eiterkruste zu erkennen.
In dem vergrößerten Nasenloch dieses Katharinasittichs ist eine gelbliche Eiterkruste zu erkennen.
Im linken Nasenloch dieses Katharinasittichs, das infolge einer Infektion vergrößert ist, befindet sich eitriges Sekret.
Im linken Nasenloch dieses Katharinasittichs, das infolge einer Infektion vergrößert ist, befindet sich eitriges Sekret.

Symptome

Hat ein Vogel einen Schnupfen, kann sich dies in feuchten, etwas verschmutzten Feder über den Nasenlöchern bemerkbar machen.
Hat ein Vogel einen Schnupfen, kann sich dies in feuchten, etwas verschmutzten Feder über den Nasenlöchern bemerkbar machen.

Zu erkennen sind Erkältungskrankheiten in vielen Fällen daran, dass ein davon betroffener Vogel apathisch ist und mit aufgeplustertem Gefieder dasitzt. Aus der Nase tritt oftmals Fällen flüssiges Sekret aus, sofern der Vogel an einem Schnupfen erkrankt ist, siehe unten. Mitunter haftet in den Federn rund um die Wachshaut oder direkt oberhalb der Nasenlöcher getrocknetes Sekret. Sind auch die unteren Atemwege, also die Lunge und/oder die Luftsäcke, von der Erkrankung betroffen, scheinen die Tiere sogar häufig zu husten. Die Lautäußerungen der Vögel klingen zwar wie ein Husten beim Menschen, aber aufgrund ihrer Anatomie können Vögel nicht husten. Vielmehr handelt es sich bei ihnen um keuchende Atemgeräusche, siehe Klangbeispiel:

Zuweilen tritt dieses „Husten“ in Anfällen auf, die mehrere Minuten andauern können und nach denen der erkrankte Vogel völlig entkräftet ist. Manche Tiere können sich dann kaum noch auf der Stange halten und kauern am Boden.

Abgesehen vom „Husten“ können weitere Atemgeräusche auftreten, die wie ein Knistern oder Knacken bei jedem Atemzug klingen. Sie rühren meist daher, dass die Tiere stark verschleimte Atmungsorgane haben und gegen diesen Schleim „anatmen“. Manche Vögel scheinen beim Atmen zudem zu stöhnen oder zu quietschen. Diese Atemgeräusche können so oder sehr ähnlich klingen:

Auffälliges Schwanzwippen bei jedem Atemzug und sichtbares Pumpen mit dem gesamten Brustkorb sind ebenfalls untrügerische Hinweise auf ein gesundheitliches Problem, das die Atemwege betrifft. Das folgende Video verdeutlicht das schwere Atmen und die Atemgeräusche. Es zeigt einen Katharinasittich, der an einer schweren Infektion der oberen Atemwege litt. Zum Glück wurde der im Film gezeigte Vogel wieder gesund.

Katharinasittich mit Nasenentzündung

Um leichter atmen zu können, halten sich viele an einer Atemwegserkrankung leidende Vögel mit den Füßen am Käfig- oder Volierengitter fest und hängen den Schnabel in einen leicht oberhalb ihres Schnabels befindlichen Gitterstab ein. Hierdurch können sie ihren Hals strecken und gerade zu halten. Hierdurch versuchen sie, sich das Atmen zu erleichtern, denn in dieser Körperhaltung wird die Luftröhre gestreckt. Dabei sind oft trotzdem Atemgeräusche zu hören und/oder der betroffene Vogel wippt stark mit dem Schwanz. Dies rührt daher, dass das Atmen für ihn sehr anstrengend ist und er die Luft regelrecht in sich hinein und heraus presst.

Dieser Wellensittich hat Atemprobleme und streckt seinen Hals, indem er den Schnabel ins Gitter einhängt.
Dieser Wellensittich hat Atemprobleme und streckt seinen Hals, indem er den Schnabel ins Gitter einhängt.
Leiden Vögel an einer Atemwegserkrankung, kann man sie oft dabei beobachten, dass sie ihren Schnabel ins Käfiggitter hängen, um ihre Luftröhre zu strecken und so besser atmen zu können.
Leiden Vögel an einer Atemwegserkrankung, kann man sie oft dabei beobachten, dass sie ihren Schnabel ins Käfiggitter hängen, um ihre Luftröhre zu strecken und so besser atmen zu können.

Zeigt Ihr Vogel die zuvor beschriebenen Symptome einer Atemwegsinfektion inklusive Schleimauswurf, gehen Sie bitte umgehend mit ihm zu einem auf die Behandlung von Vögeln spezialisierten Tierarzt. Dieser wird Ihnen wirksame Medikamente aushändigen, die individuell auf die gesundheitlichen Beschwerden Ihres gefiederten Patienten abgestimmt sind. Vogelhalter können darüber hinaus noch mehr für ihre erkrankten Tiere tun. Stellen Sie den Krankenkäfig an einen warmen, ruhigen und vor allem zugfreien Ort und bestrahlen Sie den Vogel mit einem wärmenden Infrarot-Dunkelstrahler. Außerdem ist es in vielen Fällen ratsam, das kranke Tier inhalieren zu lassen. Allerdings sollte dies stets nur in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt geschehen. Wie man einen Vogel inhalieren lässt und wie man einen Inhalationssud herstellt, wird im Kapitel über die Inhalationstherapie ausführlich beschrieben.

Bloß nicht einfach abwarten
Fangen wir Menschen uns eine Erkältung ein, geht diese in den meisten Fällen nach einigen Tagen von selbst wieder weg. Bei Vögeln ist das jedoch anders, denn bei ihnen werden Erkältungskrankheiten für gewöhnlich von Krankheitserregern verursacht, die mit Medikamenten behandelt werden müssen, damit die Vögel wieder gesund werden. Einfach ein paar Tage abzuwarten, kann die Situation derart verschlimmern, dass ein Vogel im ungünstigsten Fall stirbt.

Schnupfen ist nicht gleich Schnupfen

Infolge einer Infektion verstopftes Nasenloch bei einem Wellensittich.
Infolge einer Infektion verstopftes Nasenloch bei einem Wellensittich.

Die meisten Erkältungen, an denen Menschen erkranken, werden durch Viren verursacht. Bei Wellensittichen und anderen Vögeln ist dies in der Mehrheit der Fälle nicht so. Bei ihnen hat man es in aller Regel mit bakteriellen Infektionen zu tun, wenn sie an einem Schnupfen leiden. Eine solche bakterielle Infektion der oberen Atemwege kann bei Vögeln als eigenständige Erkrankung oder als zusätzliche Infektion (sogenannte Sekundärinfektion) in Kombination mit einer anderen Krankheit auftreten.

Haben wir Menschen einen bakteriellen Schnupfen, läuft uns meist eitriges, gelbliches Sekret aus der Nase, was ein typisches Anzeichen für eine solche Erkrankung ist. Vom Menschen auf den Vogel zu schließen, ist jedoch nicht ratsam, denn leiden Vögel an einem bakteriellen Schnupfen, ist das sich bildende Nasensekret nicht immer gleich gefärbt. In manchen Fällen ist es gelblich, in anderen fast transparent. Es kann zudem in seiner Konsistenz Unterschiede aufweisen. Oft ist es zähflüssig, doch es kann ebenso relativ flüssig sein. Fast immer bilden sich rund um die Nasenlöcher Krusten aus getrocknetem Schleim, deren Färbung ebenfalls variabel sein kann.

Das Nasenloch dieses Katharinasittichs ist vergrößert und verstopft, am Schnabel klebt eine Eiterkruste.
Das Nasenloch dieses Katharinasittichs ist vergrößert und verstopft, am Schnabel klebt eine Eiterkruste.

Anders als der durch Viren verursachte Schnupfen beim Menschen, der nach etwa sieben Tagen bis eineinhalb Wochen von selbst abklingt, muss ein bakterieller Schnupfen bei Heimvögeln normalerweise medikamentös behandelt werden. Der Grund ist, dass durch Bakterien hervorgerufene Infektionen anders als virusbedingter Schnupfen nicht selbstlimitierend ist, wie Ärzte es nennen. Das heißt: Erfolgt keine antibiotische Therapie, heilt der Schnupfen oft nicht ab. Im schlimmsten Fall wird das Innere der Nase durch die Entzündung zerfressen, es entstehen riesige Nasenlöcher und der betroffene Vogel leidet während der lang andauernden Infektion unter starken Schmerzen. Jene Strukturen der Nase, die während einer solchen akuten Infektion zerstört werden, regenerieren sich nie wieder und es entsteht ein bleibender Schaden. Dies sollte unbedingt verhindert werden, indem ein erkrankter Vogel schnellstmöglich mit den passenden Medikamenten behandelt wird.

Abschließend sei zum Thema Schnupfen bei Vögeln noch erwähnt, dass in manchen Fällen auch Pilzinfektionen zu Nasenausfluss führen können – dann helfen Antibiotika nicht. Leidet ein Vogel beispielsweise an einer Schimmelpilzinfektion (Aspergillose), kann die Nase davon betroffen sein. Ein fachkundiger Tierarzt muss die für den individuellen Fall angemessene Therapie wählen, um dem Vogel zu helfen. Nicht gleich zum Arzt zu gehen, ist nicht ratsam, denn auch im Fall einer Pilzinfektion der Nase führt Abwarten lediglich zu einer Verschlimmerung der Situation.

Eitriger Schnupfen bei einem Wellensittich, dessen Wachshaut stark geschwollen ist.
Eitriger Schnupfen bei einem Wellensittich, dessen Wachshaut stark geschwollen ist.
Besserung des eitrigen Schnupfens nach Medikamentengabe, die Schwellung ist verschwunden.
Besserung des eitrigen Schnupfens nach Medikamentengabe, die Schwellung ist verschwunden.
Abstand halten, wenn Sie selbst erkältet sind
Sind Sie gerade selbst erkältet, halten Sie bitte stets Abstand von Ihren Tieren und waschen Sie sich gründlich die Hände, bevor Sie Futternäpfe und dergleichen berühren. Unter Umständen kann das Tragen eines Mundschutzes sinnvoll sein. Diese Vorsichtsmaßnahmen sind wichtig, denn Sie könnten Ihre Vögel anstecken, sofern es sich um eine bakterielle Infektion handelt.

Reinigen einer Schnupfennase

Aus Papiertaschentüchern lassen sich leicht Nasenreiniger für kleine Sittiche und Papageien anfertigen.
Aus Papiertaschentüchern lassen sich leicht Nasenreiniger für kleine Sittiche und Papageien anfertigen.

Mitunter ist die Nase eines Vogels so stark verschleimt, dass das Tier kaum atmen kann. Leider kann es sich selbst nicht die Nase schnäuzen, weshalb der Vogelhalter helfend eingreifen sollte. Bestens bewährt haben sich Papiertaschentücher, die zu Vogel-Nasenreinigern umfunktioniert wurden. Um die Nase eines kleinen Vogels wie zum Beispiel eines Wellensittichs zu reinigen, braucht man recht kleine Nasenreiniger. Zunächst desinfiziert man seine Hände. Anschließend schneidet man ein sauberes Papiertaschentuch in sehr schmale Streifen, die zwei bis drei Zentimeter lang sind. Anschließend rollt man ein Ende eines kleinen Streifens zwischen den Fingern, bis sich eine kleine Spitze bildet. Man hält den Vogel fest und kann nun die Spitze eines Nasenreinigers vorsichtig ein bis zwei Millimeter weit in ein Nasenloch einführen, das Papiertaschentuch saugt dann den Schleim auf. Dabei sollte man stets darauf achten, keinen Schleim nach hinten tiefer in die Nasenhöhle hinein zu drücken. Der Nasenreiniger sollte deshalb auf keinen Fall zu tief eingeführt werden!

Ist der Schleim besonders zähflüssig, bildet er klebrige Fäden. Diese Fäden reißen nicht immer gleich ab, wenn man den Nasenreiniger aus der Nase zieht. Dreht man ihn vorsichtig um seine eigene Achse, kann man die Schleimfäden regelrecht aufwickeln und so eine große Menge Schleim aus der Nase des erkrankten Vogels entfernen. Das Ganze ist zwar recht unappetitlich, verschafft den erkrankten Tieren aber oft eine deutliche Linderung ihrer Beschwerden. Wenn die Nase nicht mehr völlig mit Schleim verstopft ist, können sie meist erheblich besser atmen.

Ähnliche Erkrankungen

Sollte Ihr Vogel Schwierigkeiten beim Atmen haben, die vor allem beim Fliegen oder nachts auftreten, und außerdem keinen Schleim aus Nase und Rachen absondern, könnte er an einer Infektion mit Luftsackmilben leiden. Meist treten dann auch laute quietschende Atemgeräusche auf. Es sei allerdings angemerkt, dass Luftsackmilben bei in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln nur sehr selten vorkommen. Es ist also vergleichsweise unwahrscheinlich, dass diese Parasiten der Auslöser für Atembeschwerden bei einem Heimvogel sind.

Liegt eine starke Schwellung direkt unterhalb und/oder oberhalb eines Auges vor, könnte es sich bei der Erkrankung um eine Nasennebenhöhlenentzündung handeln. Mit ihr geht meist auch einher, dass Sekret aus der Nase fließt. Oder es könnte eine Infektion mit sogenannten Mycoplasmen vorliegen, sie äußert sich oftmals ähnlich wie ein Schnupfen.

Falls einer Ihrer Vögel an einer Erkältung erkrankt, der weniger als ein halbes Jahr bei Ihnen lebt, sollten Sie ihn unbedingt auf einen eventuell vorliegenden Fall der Papageienkrankheit untersuchen lassen. Diese schwere Infektionskrankheit tritt zwar relativ selten in Erscheinung, kommt aber dennoch gelegentlich vor und sie ist hochgradig ansteckend. Die Papageienkrankheit ist außerdem auf den Menschen übertragbar und kann in ungünstigen Fällen tödlich verlaufen – sowohl bei Vögeln als auch bei Menschen. Rechtzeitig erkannt, ist sie jedoch in aller Regel problemlos behandelbar. Zudem werden infizierte Tiere heute nicht mehr gleich eingeschläfert, wie es noch vor einigen Jahren häufig der Fall war.


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