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Luftsackmilben
Viele Vögel sind von Natur aus ausgesprochene Hochleistungs- und Langstreckenflieger, die ein besonders effizientes Atmungssystem benötigen, um ihren Körper während des Fluges mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Zu den Arten, die solche Höchstleistungen vollbringen, gehören unter anderem die Wellensittiche. Damit ihr Körper entsprechend leistungsfähig ist, benötigen sie enorm viel Sauerstoff. Neben den Lungen, die zur Aufnahme dieses wichtigen Gases dienen, verfügen Vögel deshalb über sogenannte Luftsäcke, die im Körper in unmittelbarer Nähe der Lunge liegen und unter anderem als Luftreservoire dienen. Diese Luftsäcke sind es, die eine optimale Sauerstoffversorgung bei geringem Gewicht maßgeblich unterstützen.
Nicht nur unter Anstrengung wie beim Fliegen sind die Luftsäcke für die Atmung der Vögel somit von enormer Bedeutung. Auch während der Ruhephasen dienen sie den Tieren zur Sauerstoffversorgung. Aus diesem Grunde verursachen Erkrankungen der Luftsäcke schwerwiegende Atemprobleme, die sogar zum Tode führen können.
Neben der durch Bakterien herbeigeführten Luftsackentzündung und Luftsackrissen infolge von Unfällen existiert eine weitere ernst zu nehmende Erkrankung dieser Atmungsorgane. Da es sich bei den Luftsäcken um Hohlräume im Körper des Vogels handelt, eignen sie sich für bestimmte Parasiten als idealer Lebensraum. Mit ihrer Körpergröße von lediglich 0,7 Millimeter ist die sogenannte Luftsackmilbe (Sternostoma tracheacolum) für das menschliche Auge praktisch unsichtbar. Im feuchtwarmen Milieu der Luftröhre sowie der Luftsäcke fühlen sich diese winzigen Spinnentiere besonders wohl und gedeihen üppig, sofern man nicht mit Medikamenten gegen sie vorgeht.
Zahlreiche Vogelarten können von Luftsackmilben betroffen werden. Besonders häufig treten sie bei Kanarienvögeln und Finken in Erscheinung. Früheren Literaturangaben zufolge sollen Luftsackmilben auch bei Wellensittichen vorkommen, siehe beispielsweise Respiratory acariasis due to Sternostoma tracheacolum in the budgerigar. Doch neuere Untersuchungen widersprechen dieser bereits einige Jahrzehnte alten Studie und entsprechend setzt sich inzwischen die Überzeugung durch, dass Wellensittiche von diesen inneren Parasiten normalerweise nicht betroffen sind. Dennoch gibt es immer wieder Fälle, in denen Wellensittiche die typischen Symptome einer solchen Erkrankung zeigen und auch auf eine darauf ausgerichtete Behandlung positiv reagieren. Eine Erklärung dafür, weshalb dies so ist, gibt es bislang nicht.
Symptome
Im Anfangsstadium einer Infektion hören die Tiere fast unmerklich auf zu singen, dann pfeifen sie immer weniger und klingen schließlich regelrecht heiser. Im weiteren Verlauf der Infektion stellen sich erhebliche Atemprobleme ein, die mit Schwanzwippen aufgrund des enormen Kraftaufwandes beim Atmen einhergehen. Vor allem nachts und bei Anstrengung – also beispielsweise beim Fliegen – kommt es zu knackenden, ächzenden Atemgeräuschen, die manchmal in ein asthmatisches Pfeifen übergehen. Das folgende Klangbeispiel stammt von einem Wellensittich, bei dem ein Verdacht auf einen Parasitenbefall der Luftsäcke vorgelegen hat und der nach einer Therapie mit einem Antiparasitikum wieder genesen ist:
Erkrankte Tiere keuchen oft minutenlang, weil sie nur unter größter Anstrengung atmen können. Ferner versuchen sie gelegentlich, die sie quälenden Parasiten loszuwerden, indem sie heftig würgen. Dabei schütteln die Tiere den Kopf unmittelbar nach den Würgebewegungen, weshalb es den Anschein hat, sie würden an Erbrechen infolge einer Infektion des Verdauungstraktes leiden. Bei einem Befall mit Luftsackmilben tritt jedoch kein Schleim hervor, es handelt sich um trockenes Würgen. Im Endstadium der Krankheit sind die betroffenen Vögel zu schwach zum Atmen und sterben unter Qualen, da sie an den Milben ersticken, die oft in so großer Zahl die Luftröhre bevölkern, dass sie diese vollständig verstopfen.
Inkubationszeit
Zwischen der eigentlichen Ansteckung mit den Milben und dem Auftreten erster Symptome können mehrere Monate vergehen. Oft handelt es sich maximal um etwa ein halbes Jahr. Sollten Sie also einen Vogelschwarm seit mehr als einem Jahr ohne Kontakt zu anderen Vögeln halten, so ist die Wahrscheinlichkeit meist relativ gering, dass es sich um eine Infektion mit Luftsackmilben handelt, falls Ihre Tiere Atemprobleme aufweisen. Doch auf alle Fälle sollten Sie die Vögel von einem fachkundigen Tierarzt untersuchen lassen, denn auch andere Erkrankungen der Atemwege können gravierende Folgen nach sich ziehen, sofern sie unbehandelt bleiben.
Übertragung und Ansteckung
Luftsackmilben übertragen sich durch Röcheln und kräftiges Ausatmen. Sie gelangen dadurch aus dem Vogelkörper in die Luft und werden von den in unmittelbarer Nähe sitzenden Vögeln eingeatmet. Ferner ist das Trinkwasser einer der Hauptübertragungswege. Falls ein Vogel eines Bestandes an einem Befall mit Luftsackmilben leidet, ist es daher ratsam, sämtliche Tiere der Gruppe zu behandeln. Sehr wahrscheinlich haben sie sich über das Trinkwasser bei dem kranken Artgenossen angesteckt oder sie haben die Milben eingeatmet.
Reinigen Sie die Trinkgefäße während einer Behandlung besonders sorgfältig. Über einen schlecht gereinigten Trinknapf kann es trotz einer Behandlung mit Medikamenten immer wieder zu einer erneuten Ansteckung der Vögel kommen.
Behandlung
Eine Behandlung eines Befalls mit Luftsackmilben ist auf eigene Faust nicht möglich. Erkrankte Vögel sterben über kurz oder lang, wenn man sie nicht zum Tierarzt bringt! Um die Milben zu töten, träufelt der Tierarzt infizierten Vögeln meist ein Medikament (Antiparasitikum) in den Nacken beziehungsweise zwischen die Schulterblätter, welches in den Vogelkörper eindringt und für die Milben ein Kontaktgift darstellt. Indem sie sich an den Schleimhäuten der Luftsäcke und Luftröhre festhalten, kommen sie mit dem Gift in Berührung und sterben. Diese Behandlung sollte je nach Stärke des Befalls mehrfach durchgeführt werden.
Oft wird so therapiert: Am ersten, fünften und neunten Tag des Behandlungszeitraums wird je ein Tropfen des Medikaments in den Nacken geträufelt. Dies ist jedoch nicht die einzige mögliche Behandlungsmethode, auch andere Dosierungen oder Zeitabstände zwischen den einzelnen Medikamentengaben können vom Tierarzt angeordnet werden.
Eine leichte Besserung stellt sich meist schon innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Behandlung mit dem Medikament ein. Doch es sind auch Fälle bekannt, in denen es deutlich länger dauert, bis die gefiederten Patienten eine Linderung ihrer Atembeschwerden verspüren.
Wie können Sie einem betroffenen Vogel sonst noch helfen?
Um einem erkrankten Vogel bei der Genesung zu helfen, sollten Sie dafür sorgen, dass er sich nicht übermäßig anstrengen muss. Fliegen sollte daher so lange tabu sein, bis die Atmung durch die Milben nicht mehr nennenswert beeinträchtigt wird. Je gleichmäßiger der Vogel atmet, desto leichter fällt ihm die Sauerstoffaufnahme und somit belastet ihn das Fliegen dann auch nicht über alle Maßen.
Ist der Vogel sehr schwach, können Sie ihm eventuell mit einer Wärmetherapie etwas Gutes tun. Schauen Sie, wie der gefiederte Patient auf die Infrarotstrahlung reagiert. Wenn es ihm gut tut, können Sie die Wärmelampe mehrere Stunden am Stück in seiner Nähe aufstellen – aber bitte nur unter Aufsicht, da ansonsten Verbrennungsgefahr besteht.
Klären Sie mit Ihrem Tierarzt ab, in wie weit ein Dampfbad zum Inhalieren für Ihren Vogel infrage kommt. Sollte der Tierarzt dieser Therapiemaßnahme zustimmen, lassen Sie sich von ihm genau erläutern, wie oft und wie lange Ihr Vogel inhalieren sollte.