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Gehirnerschütterung
Leider ereignen sich beim Freiflug oder zuweilen sogar im Käfig oder in der Zimmervoliere zum Beispiel bei nächtlicher Panikflatterei gelegentlich Unfälle, bei denen sich Vögel schwere Verletzungen zuziehen können. Erschrickt ein Vogel während seines Freiflugs, kann es geschehen, dass er ungebremst gegen ein ihm ansonsten bestens vertrautes Hindernis fliegt. So mancher Vogel hat besonders großes Pech, bricht sich das Genick und ist auf der Stelle tot.
Das wünscht sich natürlich niemand und zum Glück sind solch tragische und tödlich verlaufende Unfälle eher nicht die Regel. Weitaus häufiger ziehen sich die gefiederten Unfallopfer bei einer heftigen Kollision jedoch eine mehr oder minder schwere Gehirnerschütterung zu. Woran sie zu erkennen ist und was Sie beachten sollten, können Sie in diesem Kapitel nachlesen.
Symptome
Bleibt ein Vogel unmittelbar nach einer Kollision benommen und bewegungsunfähig am Boden liegen, kann man davon ausgehen, dass er sich mindestens eine Gehirnerschütterung, wenn nicht sogar ein schweres Hirntrauma oder gar eine Hirnblutung zugezogen hat. Gegen Letztere kann selbst ein Tierarzt nichts unternehmen.
Eine leichte Gehirnerschütterung geht mit vorübergehenden und meist nur kurzzeitig auftretenden Koordinations- und Flugstörungen einher. Ferner hat der Vogel große Schwierigkeiten, sein Gleichgewicht zu halten. Übergibt sich ein Vogel nach einer Kollision, ist dies ebenfalls ein mögliches Anzeichen für eine Gehirnerschütterung. Die Symptome verschwinden häufig nach wenigen Stunden oder maximal ein bis zwei Tagen, sollten aber trotzdem von einem erfahrenen Tierarzt abgeklärt werden.
Bei einer mittelschweren Gehirnerschütterung fallen die betroffenen Tiere nach der Kollision oft zu Boden, bleibt jedoch bei Bewusstsein. Fliegen können sie meist nicht mehr und manche winden sich unter Umständen in Krämpfen oder taumelt. Plötzliche Lähmungen infolge einer Gehirnblutung oder unkontrollierte Zuckungen der Gliedmaßen können ebenfalls auftreten. Oft verdrehen Tiere, die an einer Gehirnerschütterung leiden, den Kopf extrem in eine Richtung oder lassen die Flügel schlaff hängen.
Bei einer sehr schweren Gehirnerschütterung kann es vorkommen, dass die Tiere nicht nur benommen sind, sondern so wirken, als hätten sie das Bewusstsein verloren. sie können sich kaum mehr aufrecht hinstellen, nicht fliegen, taumeln und zittern. Sehr oft tritt schweres Erbrechen auf, weil den Tieren übel ist. Sowohl eine mittelschwere als auch eine schwere Gehirnerschütterung sind gravierende Verletzungen, weshalb schnellstmöglich ein erfahrener Tierarzt kontaktiert werden sollte.
Vögel, die sich eine Gehirnerschütterung zugezogen haben, sind generell meist lichtempfindlich, weshalb sie die Augen geschlossen halten. Sie schlafen viel und manche fallen öfter von der Stange. Sie haben kaum Appetit und wirken stark angeschlagen, plustern ihr Gefieder auf und suchen instinktiv Ruhe.
Das sollten Sie tun
Normalerweise rate ich immer dazu, einen kranken Vogel umgehend zum Tierarzt zu bringen. Im Fall einer Kopfverletzung ist jedoch größte Vorsicht geboten, da zum Beispiel eine holprige Fahrt mit dem Auto dem Vogel je nach körperlicher Verfassung und Schwere der Verletzung enorm zusetzen könnte. Nichts zu tun, ist aber auch keine wirkliche Option. Falls Sie den Verdacht hegen, dass Ihr Vogel an einer Gehirnerschütterung leidet, sollten Sie umgehend einen vogelkundigen Tierarzt anrufen und mit ihm darüber sprechen. Rufen Sie bitte auch dann einen Tierarzt an, wenn sich der Vogel am späten Abend oder am Wochenende verletzt hat, denn dafür ist der tierärztliche Notdienst schließlich da! In einem solchen Fall ist es besser, sich von einem nicht-vogelkundigen Tierarzt beraten zu lassen als gar nichts zu tun.
Je nachdem, wie stabil der Zustand Ihres Vogels ist, wird man Ihnen dazu raten, ihn in die Praxis zu bringen oder selbst Erste Hilfe zu leisten, um den Gesundheitszustand des Patienten zu stabilisieren, damit er möglichst bald transportfähig ist. Manche Tierärzte führen bei einem Verdacht auf eine starke Gehirnerschütterung einen Hausbesuch durch, was aber nicht in jedem Fall erwartet werden sollte.
Sicherer Transport zum Tierarzt
Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Tierarzt Sie bittet, den Vogel schnellstmöglich unter Berücksichtigung einiger mit ihm besprochener Aspekte in seine Praxis oder Klinik zu bringen. Bedecken Sie in diesem Fall den Boden des Transportkäfigs oder der Transportbox mit einem weichen Tuch. Verwenden Sie hierfür bitte kein Handtuch mit feinen Stoffschlingen, denn der Vogel könnte darin mit den Krallen hängen bleiben. Entfernen Sie sämtliche Stangen und Gegenstände aus dem Transportkäfig oder der Box und setzen Sie den Vogel vorsichtig auf das Tuch, welches ihn gleichermaßen polstern und stabilisieren sollte. Bedecken Sie zudem den Käfig/die Box mit einem dunklen Tuch, da der Vogel durch seine Gehirnerschütterung sehr empfindlich auf Licht reagiert. Sollte es draußen kalt sein, muss der Vogel unbedingt warm gehalten werden. Befestigen Sie ein warmes Körnerkissen so am Transportkäfig oder an der Box, dass sich der Vogel an ihm nicht verbrennen kann. Wenn das Kissen nicht zu stark aufgeheizt wurde, können Sie es auch auf den Boden des Käfigs legen, mit einem Tuch bedecken und den Vogel darauf setzen. Zu warm sollte es im Käfig oder der Box jedoch nicht werden, weil bei Kopfverletzungen ein Aufheizen der Kopfregion zu einer Weitung der Gefäße und häufig zu einer Verschlechterung des Zustandes des verletzten Vogels führen kann.
Achten Sie darauf, dass der Vogel unterwegs möglichst wenigen Erschütterungen ausgesetzt ist. Fahren Sie lieber einen Umweg, um besonders holprige Strecken mit Schlaglöchern oder Kopfsteinpflaster zu vermeiden. Schalten Sie im Auto das Radio nicht ein, weil Vögel, die an einer Gehirnerschütterung leiden, oft auch lärmempfindlich sind.
Behandlung
Je nach Schwere der Gehirnerschütterung, wird Ihr Tierarzt Ihnen Medikamente für den Vogel mitgeben, die Sie so anwenden müssen, wie Ihr Arzt es gesagt hat. Zu Hause angekommen, muss der Vogel in einem sehr ruhigen, abgedunkelten Raum untergebracht werden, in dem die Temperatur rund 21 °C betragen sollte. Bei einer Gehirnerschütterung oder anderweitigen Kopfverletzung darf man auf keinen Fall ohne Absprache mit dem Tierarzt eine Rotlichtlampe auf den Vogel richten. Zwar ist Wärmestrahlung bei den meisten Erkrankungen hilfreich, aber bei einer Verletzung des Gehirns kann sie die gesundheitlichen Probleme unter Umständen vergrößern.
Zusätzlich zu den vom Arzt verordneten Medikamenten können Sie naturheilkundliche Mittel einsetzen, um Ihrem Vogel zu helfen. Nach einem schweren Unfall kann der Einsatz von Traumeel-Tropfen sinnvoll sein; diese sind rezeptfrei in Apotheken erhältlich (bitte die Tropfen ohne Alkohol verwenden). Einem zahmen Vogel sollte man alle halbe Stunde einen mit ein wenig Wasser vermischten Tropfen einflößen, sofern sein Gesundheitszustand dies erlaubt. Ist er zu sehr angeschlagen, sollte man ihn keinem unnötigen Stress aussetzen und die Traumeel-Tropfen ins Trinkwasser geben. Achtung, manche Vögel können nach einer Kopfverletzung kaum schlucken. Zwingen Sie Ihren Vogel dann nicht dazu, Tropfen zu schlucken, weil sie in die Luftröhre laufen und so zum Erstickungstod führen könnten!
Auch Bach-Blüten sollen hilfreich sein, betonen Naturheilkundler; Schulmediziner glauben hingegen nicht an eine Wirkung. Bei Gehirnerschütterungen kommen in der Naturheilkunde Rescue-Tropfen zum Einsatz. Einen Tropfen dieses Präparats soll man auf die Kopfmitte oder in den Nacken des Vogels geben, damit er den Schock besser übersteht.
Besondere Ernährung
Ein Vogel, der an einer Gehirnerschütterung leidet, verspürt vor allem in den ersten Tagen nach dem Unfall starke Übelkeit und neigt dazu, sich zu übergeben. Stellen Sie die tägliche Kost des Vogels daher in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt auf leicht verdauliches Futter um. Frisches Obst und Gemüse sowie Grünfutter aus der Natur sind normalerweise erlaubt, sofern keine anderen gesundheitlichen Probleme dagegen sprechen. Gut geeignet ist gequollenes oder gekeimtes Futter, da beides leicht verdaulich ist. Ebenso empfehlenswert ist halbreife Hirse, die auch grüne Hirse genannt wird. Sogar kranke Vögel nehmen diesen leicht verdaulichen Leckerbissen normalerweise gern zu sich.
Um den allgemeinen Zustand des Vogels zu stärken, können Sie dem Trinkwasser Traubenzucker oder Honig zusetzen (1 Esslöffel Honig auf 1 Liter Wasser), sofern nichts anderes dagegen spricht, weil das Tier beispielsweise an einer Pilzinfektion, an einer Macrorhabdiose (Megabakterien) oder einer chronischen Nierenerkrankung leidet. Da ein Vogel, der sich wiederholt übergeben muss, durch das ständige Hochwürgen des Nahrungsbreis viel Flüssigkeit verliert, sollte ihm stets genügend Trinkwasser zur Verfügung stehen.