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Schnabelbruch und Schnabelamputation
Der Hauptteil der Nahrung vieler Heimvogelarten besteht aus Körnerfutter, welches die Tiere mit ihren für diesen Zweck perfekt geformten Schnäbeln ohne Probleme aufnehmen können. Wie es für die Körnerfresser unter den Vögeln üblich ist, hängt ihr Überleben daher davon ab, dass ihr Schnabel vollkommen intakt ist. Bei Papageienvögeln muss der Oberschnabel eine gewisse Mindestlänge aufweisen, damit die Tiere Körner enthülsen können. Verletzen sich Vögel am Schnabel, so kann dies unter Umständen ihren Tod bedeuten, falls der Schnabel im oberen Bereich abbricht und dadurch zu kurz ist, um eine eigenständige Nahrungsaufnahme zu gewährleisten. Dieses Problem stellt sich oft nicht nur vorübergehend, denn wird der innere Bereich des Schnabels, also die Wachstumszone auf dem knöchernen Kern beschädigt, dann kann das Schnabelhorn anschließend nicht mehr nachwachsen. Allerdings gibt es viele Vögel, bei denen nach einem Schnabelbruch oder einer unfallbedingten Schnabelamputation das Schnabelhorn nach einiger Zeit erneut wächst. Und andere Tiere lernen, sich auch ohne Schnabel zu ernähren, indem sie beispielsweise weiches Breifutter zu sich nehmen.
In diesem Beitrag finden Sie Hintergrundinformationen rund um das komplexe Thema dieser gravierenden Formen der Schnabelverletzungen.
Warum sind Schnabelbrüche so problematisch?
Stößt ein im Haus gehaltener Vogel zum Beispiel beim Freiflug ungebremst gegen ein Hindernis wie eine Fensterscheibe, kann der Schnabel dadurch abbrechen. In den meisten Fällen ist bei Papageien und Sittichen der Oberschnabel betroffen. Dieser ist frei beweglich und daher von großer Bedeutung für das Zerteilen und Aufnehmen der Nahrung.
Seltener bricht bei einer Kollision der Unterschnabel eines Papageienvogels ab. Er ist fest am Kopf angewachsen und nicht frei beweglich, der Oberschnabel schützt ihn bei einem Kollisionsunfall bis zu einem gewissen Grad. Allerdings kann es bei Kämpfen mit Artgenossen oder anderen Vögeln dazu kommen, dass der Unterschnabel ganz oder teilweise abgerissen wird, weshalb solche Verletzungen also durchaus gelegentlich auftreten.
Der Unterschnabel dient den Papageienvögeln bei der Nahrungsaufnahme zum Entspelzen der Körnchen, die mit dem von innen geriffelten Oberschnabel fixiert werden. Fehlen große Teile des Oberschnabels, ist der Vogel demnach nicht mehr dazu in der Lage, die Körner beim Fressen zu fixieren, weshalb er sie nicht mehr eigenständig entspelzen kann; eine gewisse Mindestlänge des Oberschnabels ist deshalb vonnöten. Fehlt hingegen ein Teil des Unterschnabels, ist es unerheblich, wie lang der Oberschnabel ist, denn dann ist ein Entspelzen des Körnerfutters meist generell nicht mehr möglich. Die Vögel verschlucken normalerweise jedoch keine Körner, die noch mit Spelzen umhüllt sind. Es besteht somit das Risiko, dass Vögel nach einem Schnabelbruch verhungern könnten, sofern sie nicht mit Breifutter versorgt oder ständig von einem Partnervogel gefüttert werden.
Behandlung
Unmittelbar nach dem Unfall, bei dem ein größeres Stück des Schnabels abgebrochen ist oder es zu einer Schnabelamputation gekommen ist, muss zunächst die Blutung gestoppt werden. Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass die Wunde sauber ist und sich nicht infiziert. Gegebenenfalls muss ein Antibiotikum zum Einsatz kommen. Außerdem ist es ratsam, den betroffenen Vogel mit einem Schmerzmittel zu versorgen, weil größere Schnabelverletzungen sehr schmerzhaft sind.
Eine frische Wunde am Schnabel schmerzt in aller Regel so stark, dass die Tiere kein Körnerfutter zu sich nehmen können. Je nachdem, wie viel Schnabelhorn abgebrochen ist, können sie dies unter Umständen sowieso nicht, weil der verbliebene Schnabelstumpf dafür zu kurz ist. Somit muss in den ersten Tagen oder mitunter auch Wochen Sorge dafür getragen werden, dass die Vögel mit Nahrung versorgt werden.
Dies kann bedeuten, dass sie per Kropfsonde mit Breifutter – hierfür wird meist Handaufzuchtfutter verwendet – ernährt werden müssen. Brei einfach per Spritze in den Schnabel einzugeben, funktioniert bei vielen Vögeln nicht, weil sie kein Breifutter kennen und es nicht schlucken. Falls sich ein Halter die Fütterung per Sonde nicht zutraut, besteht die Möglichkeit, den verletzten Vogel einige Tage stationär beim Tierarzt oder in einer Tierklinik aufnehmen zu lassen. Aber bitte beachten Sie dabei: Nicht jede Praxis oder Klinik kann eine solche Rundumversorgung gewährleisten, weshalb mitunter längere Fahrten zu einem fachkundigen Arzt unternommen werden müssen, der sich dazu bereiterklärt, einen Schnabelbruchpatienten aufzunehmen. Dieser Aufwand lohnt jedoch, denn dadurch kann in vielen Fällen ein Leben gerettet werden.
Schnabelprothesen
Vor allem bei Großpapageien ist in der Vergangenheit bereits häufig erfolgreich versucht worden, die Tiere mit einer Schnabelprothese auszustatten. Damit diese angebracht werden kann, muss ein ausreichend großes Stück Restschnabel vorhanden sein, in dem die für die Befestigung der Prothese erforderlichen Metallstifte verankert werden können. Das Ankleben einer Schnabelprothese ist bei einigen Vogelarten möglich, Papageien gehören jedoch nicht dazu. Da sie ihren Schnabel mit großer Hebelkraft einsetzen, würden auf die geklebte Fläche dermaßen große Kräfte wirken, dass sich die angeklebte Prothese relativ schnell wieder lösen würde.
Erfahrungsbericht über Schnabelverletzungen
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