- >>
- Birds Online
- >>
- Anschaffung
- >>
- Wichtiges vor der Anschaffung
- >>
- Gemeinschaftshaltung – so nicht!
Gemeinschaftshaltung – so nicht!
Text und Bilder von Anette Reiss, 20. Dezember 2006
Am Abend des 18. Dezember 2006, also vorgestern, klingelte mein Telefon. Es war meine Tierärztin. Ich kenne sie auch privat sehr gut und sie weiß, dass ich ein wenig Ahnung von Vögeln habe. Sie hatte einen Welli in der Praxis, der einem Sonnensittich als Gesellschaft hatte dienen sollen und nun übel aussah. Die Halter wollten die Behandlungskosten nicht bezahlen, nur wenn nötig das Einschläfern.
Ich fuhr hin und sah das arme Ding. Der gesamte Rücken war offen und blutig und mit Sand versehen. Überall hatte das Wellensittichweibchen Bisswunden – an den Beinchen, den Krallen, am Kopf, am Bauch. Einfach überall, aber besonders schlimm war der Rücken zugerichtet. Doch sie sollte eine Chance bekommen.
Der Kot und der Kropfabstrich waren in Ordnung. Deswegen wollten wir sie nicht noch mit Antibiotika vollpumpen. Sie bekam etwas gegen die Schmerzen mit und bei mir zu Hause zog sie erst einmal in den Krankenkäfig ein. Wie ein Häufchen Elend saß sie da. Ich dachte, sie würde es nicht schaffen.
Aber gestern morgen saß sie noch auf der Stange, sie kämpft unglaublich. Die Wunden werden zweimal täglich mit Calendula eingerieben. Sie frisst ganz gut und ich hoffe, es geht bergauf. Auf dem Rücken werden wohl später nach dem Abheilen der Wunden keine Federn mehr wachsen.
Heute machte sie einen recht wachen Eindruck. Es wird aber noch lange dauern, bis sie wieder vollständig fit sein wird. Wahrscheinlich war es billiger, sie zu einem Sonnensittich zu setzen. Wellis bekommt man hier schon für ein paar Euro und ein Sonnensittich kostet ein paar hundert Euro. Aber muss das sein? Sie saß nur zwei Tage mit dem Sonnensittich zusammen und hatte dann bereits diese fürchterlichen Verletzungen …
Ich nannte den Vogel Daya, was Indisch ist und „Gnade“ bedeutet. Ich kämpft um das Leben der kleinen Vogeldame, die durch die mangelnden Kenntnisse der vorherigen Halter von dem großen Sonnensittich schwer verletzt worden ist. All das hätte nicht geschehen müssen, wenn die Menschen einerseits über mehr Wissen bezüglich der Vergesellschaftungsmöglichkeiten verfügen würden und wenn beim Verkauf des Vogels sorgfältig hinterfragt worden wäre, wohin der Wellensittich ziehen sollte.