Tiya, adoptiert am 13. Januar ’18, † 25. April ’19

Tiya im Porträt.
Tiya im Porträt.

Dass man Wellensittiche und viele andere Sittich- sowie Papageienarten nicht einzeln halten sollte, haben inzwischen zum Glück viele Menschen gehört und vergesellschaften ihre Tiere mit Artgenossen. Für Wellensittiche gilt eigentlich, dass sie Schwarmtiere sind und ein umso artgerechteres Leben führen können, je mehr Gefährten sie um sich haben. In ihrer australischen Heimat schließen sich wilde Wellensittiche zu riesigen Schwärmen zusammen, die mehrere hundert bis tausend oder gar zehntausend Individuen umfassen können. Auch für in Menschenobhut gehaltene Vögel gilt normalerweise, dass sie in einem Schwarm erst so richtig aufblühen. Aber es gibt hin und wieder auch Ausnahmen von dieser Regel – oder besser gesagt Vögel, die in ihrem Heimatschwarm nicht glücklich sind. So ging es auch dem Wellensittichweibchen Tiya. Meine Freundin Petra hatte sie im Rahmen einer Tierschutz-Vermittlung übernommen und in ihren über 40 Vögel großen Schwarm eingegliedert. Es stellte sich aber nach einer Weile heraus, dass die Vogeldame nicht ganz zufrieden war. Denn obwohl sie von vielen Vögeln umgeben war, traf sie einfach nicht die „große Liebe“ und war deshalb ein wenig frustriert.

Sehr viel Zeit verbrachte Tiya mit ihrem Partner Ole (rechts).
Sehr viel Zeit verbrachte Tiya mit ihrem Partner Ole (rechts).

Im Dezember 2017 stand für mich eine fast vierwöchige Dienstreise nach Ecuador an. Während dieser Zeit kümmerten sich liebe Freunde um meine Vögel, der Schwarm wurde aufgeteilt. Einige meiner Sittiche waren bei Petra in Urlaubspflege, darunter auch Ole, ein Männchen, das ich früher einmal von ihr übernommen hatte. Tiya war gleich ganz hin und weg, als sie den Feriengast kennenlernte – und sie warf sich ihm buchstäblich an den Hals. Während ich für einen Kunden die Natur Südamerikas erkundete, bahnte sich im Vogelzimmer meiner Freundin eine große Liebesgeschichte an. Nach meiner Rückkehr von der langen Reise erzählte sie mir davon und nach einigen Überlegungen war dann schließlich klar, dass Tiya ihren neuen Gefährten Ole zu mir nach Hause begleiten sollte. Wer so sehr ineinander verliebt ist, sollte nicht getrennt werden, darin waren meine Freundin und ich uns einig.

Mit Hingabe und Ausdauer zerpflückte Tiya Spielzeuge und die Seegrasmatte.
Mit Hingabe und Ausdauer zerpflückte Tiya Spielzeuge und die Seegrasmatte.

Man merkte Tiya an, wie glücklich sie war. Sie war aktiv, sang sehr häufig, pflegte Kontakte mit den anderen Wellensittichen und verbrachte sehr viel Zeit mit ihrem Partner. Gegenseitiges Kraulen war bei den beiden „Turteltauben“ mehrmals täglich zu beobachten, sie gingen sehr zärtlich und fürsorglich miteinander um. Dass Ole hin und wieder auch mal mit anderen Vogeldame flirtete, ließ Tiya dem charmanten Vogelmann durchgehen. Mit seiner Zuneigung beschwichtigte er sie immer wieder recht schnell, und außerdem war er ein sehr guter „Versorger“. Sprich: Er fütterte sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit und Tiya musste selbst kaum Zeit fürs Fressen aufwenden. Umso mehr konnte sie sich ihrem liebsten Hobby widmen – das Schreddern von Spielzeugen, Holz und Kork.

Weil ihr Partner Ole sie häufig gefüttert hat, war Tiya ein ganz klein wenig pummelig.
Weil ihr Partner Ole sie häufig gefüttert hat, war Tiya ein ganz klein wenig pummelig.

Gerade weil Tiya immer aktiv und unternehmungslustig war, fiel es mir umso deutlicher auf, als sie in der zweiten Aprilhälfte 2019 plötzlich sehr viel ruhiger wurde. Sie hatte Probleme beim Atmen und an ihrem Bauch war innerhalb weniger Stunden eine deutliche Schwellung zu sehen. Sofort brachte ich sie zum vogelkundigen Tierarzt und ließ sie untersuchen. Die Diagnose war niederschmetternd. Tiya hatte einen Aszites, also eine Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum, die sehr wahrscheinlich von ihren Nieren ausging. Diese war im Körper verschoben, ebenso wie andere Organe, vor allem das Herz. Es war etwas in ihrem Körper gewachsen, das alle Organe verschoben hatte, diese standen laut Ansicht meines Arztes kurz vor dem Versagen. Es gab keine Möglichkeit, Tiya zu retten, weshalb ich sie wenige Minuten nach dem Erhalt der Diagnose einschläfern ließ. Sie war zu diesem Zeitpunkt nur etwa fünf oder sechs Jahre alt und passte damit in die traurige Statistik: Ein Großteil der Wellensittiche wird nicht älter als fünf oder sechs Jahre und stirbt infolge eines Tumors.

Ich hoffe, Tiya hat sich bei mir wohlgefühlt und ich werde die zauberhafte Vogeldame nie vergessen. Ihr Farbschlag nennt sich normal in Mauve.

Das Hanfseil an der Kletterhilfe war vor Tiyas Schnabel nicht sicher und musste geschreddert werden.
Das Hanfseil an der Kletterhilfe war vor Tiyas Schnabel nicht sicher und musste geschreddert werden.
Gerade hat Tiya die Kokosblattschaukel erobert und ihr Blickt sagt: 'Komm mir bloß nicht zu nahe!'.
Gerade hat Tiya die Kokosblattschaukel erobert und ihr Blickt sagt: ‚Komm mir bloß nicht zu nahe!‘.