Gefahren in der Advents- und Weihnachtszeit

Christbaumschmuck birgt viele Gefahren für Vögel. © moerschy/Pixabay
Christbaumschmuck birgt viele Gefahren für Vögel. © moerschy/Pixabay

Weihnachten ist für viele Menschen das schönste Fest des Jahres. Es fällt allerdings in eine Zeit, in der es wenig Licht und Wärme gibt. Deshalb lieben es viele von uns, die eigenen vier Wände mit hübschen Dingen und vor allem Licht zu verschönern. Meist handelt es sich bei diesen Deko-Gegenständen um auffällig glitzernde Objekte, oder aber es sind ausgefallene Kerzenarrangements, die in festlichem Glanz erstrahlen – gerade im dunklen Winter tut das gut. Dass gerade dieser ansprechende Weihnachtsschmuck in den meisten Häusern für Vögel zur Gefahr werden könnte, wird leider oft übersehen. Es kann nur allzu leicht zu folgenschweren Unfällen kommen, aus denen die geliebten gefiederten Mitbewohner schwer verletzt hervorgehen oder bei denen sie gar ihr Leben verlieren. So etwas wünscht sich wohl niemand, vor allem nicht in der Weihnachtszeit. Damit auch Vogelhalter ganz entspannt das Fest der Liebe begehen können, ist es deshalb sinnvoll, eventuelle Gefahren zu kennen und gegebenenfalls zu beseitigen. In diesem Kapitel erfahren Sie mehr darüber, was Ihren Tieren in der Adventszeit zum Verhängnis werden könnte. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Abenteuerspielplatz Adventskranz und Weihnachtsbaum

Weihnachtsbäume können Harz absondern, das unter ungünstigen Umständen das Gefieder der Vögel verkleben könnte. © s-ms_1989/Pixabay
Weihnachtsbäume können Harz absondern, das unter ungünstigen Umständen das Gefieder der Vögel verkleben könnte. © s-ms_1989/Pixabay

Ein aus Tannenzweigen gebasteltes Weihnachtsgesteck oder ein echter Christbaum zieht die Aufmerksamkeit der meisten Vögel früher oder später auf sich. Insbesondere neugierige Papageien, aber auch Tiere wie Kanarienvögel sehen darin einen regelrechten Abenteuerspielplatz, der erkundet werden will. In ihrem Umfeld ist alles Neue interessant, nachdem sie die erste Scheu davor verloren haben. Hinzu kommt, dass meist bunt schillernde, sich bewegende Objekte an den Tannenzweigen befestigt sind, die spielfreudige Vögel geradezu magisch anziehen.

Von weitem kaum sichtbar, hängen an manchen Tannenzweigen Harztropfen, die das Gefieder im ungünstigsten Fall so stark verkleben können, dass der betroffene Vogel kaum mehr fliegen kann. Sind die Federn erst einmal stark verklebt, hilft meist nur noch das Abschneiden der verunreinigten Partien, denn eine Reinigung mit aggressiven chemischen Mitteln verbietet sich von selbst. Allerdings ist dies die geringste Gefahr, die von Tannenzweigen ausgeht. Es ist bisher nur selten zu derlei Verklebungen gekommen, und auch verschluckte Harztropfen führen meist nicht zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden. Tatsächlich sind in freier Natur schon Papageien dabei beobachtet worden, wie sie regelmäßig kleine Mengen Harz zu sich genommen haben. Weshalb sie das tun, ist bisher nicht bekannt. Es wäre denkbar, dass sie instinktiv um die antibakterielle Wirkung des Harzes wissen. Doch obwohl die von Baumharz ausgehende Gefahr für Heimvögel gering ist, sollte sie nicht völlig außer Acht gelassen werden.

Ein anderer Aspekt ist hingegen von größerer Bedeutung: Christbäume wie die Nordmanntanne (Abies nordmanniana) sind schwach giftig, siehe Link. Beim Benagen der Nadeln oder der Zweige kann es demzufolge im ungünstigsten Fall zu leichten Vergiftungserscheinungen kommen. Sehr empfindliche Vögel oder Tiere, die gesundheitlich ein wenig angeschlagen sind, könnten theoretisch sogar in Lebensgefahr geraten, wenn sie Tannen anknabbern. Man sollte es deshalb vermeiden, dass die Vögel sich auf einem Weihnachtsbaum oder Adventsgesteck niederlassen und es mit dem Schnabel „untersuchen“.

Glitzernde Gefahr

Lametta kann sich um die Gliedmaßen der Vögel wickeln, wenn diese damit spielen. © Memyni/Pixabay
Lametta kann sich um die Gliedmaßen der Vögel wickeln, wenn diese damit spielen. © Memyni/Pixabay

Besonders tückisch sind Lametta und Glitzergirlanden. Farbe und Beschaffenheit dieser Deko-Materialien machen frei in der Wohnung fliegende Heimvögel häufig ausgesprochen neugierig. Besonders mutige Tiere spielen mit dem Glitzerschmuck, wobei sich einzelne Stränge um Gliedmaßen oder gar um den Hals eines Vogels legen können. Die Folge sind nicht selten Abschnürungen von Zehen oder Füßen, wodurch die Durchblutung nicht mehr gewährleistet ist. Abgestorbene Glieder müssen vom Tierarzt amputiert werden. In extremen Fällen erhängen sich spielende Vögel mit Girlanden oder Lametta. Dabei sterben sie nicht unbedingt den Erstickungstod, sondern können zwar noch atmen, sind aber dermaßen in Panik, dass ihr Herz letztlich überlastet ist.

Bis vor einigen Jahren fand noch das Lametta aus Großmutters Zeiten Verwendung, was heute wohl nur noch in Ausnahmefällen üblich sein dürfte. Falls Sie antiken Weihnachtsschmuck verwenden möchten, sollten Sie eines bedenken: Jenes alte Lametta enthält Blei, das für die Vögel extrem gefährlich ist. Benagen sie das bleihaltige Lametta, kann dies zu einer akuten Vergiftung führen, die sich beispielsweise durch Erbrechen oder Darmblutungen äußert. Es ist aber ebenfalls möglich, dass die Tiere eine chronische Bleivergiftung erleiden, deren Symptome schleichend auftreten und so diffus sind, dass sie nicht immer gleich einer Vergiftung zugeordnet werden können. Vögel sollten aus dem genannten Grund auf keinen Fall mit bleihaltigem Lametta spielen dürfen, auch nicht unter Aufsicht!

Glitzernde Christbaumkugeln verführen Vögel dazu, sie anzuknabbern. © JillWellington/Pixabay
Glitzernde Christbaumkugeln verführen Vögel dazu, sie anzuknabbern. © JillWellington/Pixabay

Viele Christbaumkugeln sind mit glänzenden Partikeln überzogen, die ihnen einen besonders auffälligen Schimmer verleihen sollen. Selbstverständlich sind auch neugierige Vögel gegen die attraktive Wirkung solchen Weihnachtsschmucks nicht immun. In den blanken Bereichen der Kugeln sehen sie ihr Spiegelbild, was sie begeistert, und obendrein laden die kleinen Glitzerpartikel zum Beknabbern ein. Das Schlucken der Partikel kann im harmlosesten Fall Verdauungsbeschwerden hervorrufen, aber auch tödliche Vergiftungen verursachen. Zudem gilt für die glänzenden Kugeln dasselbe wie für Spiegel: Sie sind als Spielzeuge für Papageien und Sittiche ungeeignet und sogar gefährlich. Denn versucht ein Vogel permanent sein in einer Christbaumkugel sichtbares Spiegelbild mit aus dem Kropf gewürgten Körnern zu füttern, kann hierdurch rasch eine gefährliche Reizung und Entzündung der Kropfschleimhaut entstehen.

Scharfe Kanten und gefährliches Licht

Kerzenflammen und heißes Wachs sind enorme Sicherheitsrisiken für Vögel. © SteenJepsen/Pixabay
Kerzenflammen und heißes Wachs sind enorme Sicherheitsrisiken für Vögel. © SteenJepsen/Pixabay

Klettert ein Vogel im Weihnachtsbaum herum, kann es geschehen, dass er dabei eine Christbaumkugel stark in Bewegung versetzt. Fällt sie herunter, zerbricht sie am Boden. Die Scherben könnten das Interesse des Vogels auf sich ziehen, und wenn er mit den glitzernden Teilen spielen möchte, besteht die Gefahr, dass er sich Schnittwunden zuzieht. Auch das Verschlucken kleiner Splitter kann erhebliche gesundheitliche Probleme nach sich ziehen.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Weihnachtsbaums oder Adventsgestecks sind die Kerzen. Brennende Kerzen stellen für Vögel eine immens große Gefahr dar, denn bei Berührung mit der Flamme kann ihr Federkleid Feuer fangen. Ebenso gefährlich ist flüssiges, heißes Wachs. Tropft es auf einen Vogel, kann er dadurch schwere Verbrennungen der Haut erleiden. Hat er hingegen Glück im Unglück, sind lediglich seine Federn verklebt. Allerdings hilft auch hier oft nur das Abschneiden der betroffenen Partien, eine Reinigung ist nahezu unmöglich. Das gilt übrigens nicht nur in der Weihnachtszeit. Das gesamte Jahr über sind Kerzen potenziell gefährlich, beispielsweise auch solche, die in Stövchen zum Warmhalten von Tee genutzt werden.

Lichterketten sind für Vögel gefährlich, weil beim Anknabbern ein elektrischer Schlag droht. © Hans/Pixabay
Lichterketten sind für Vögel gefährlich, weil beim Anknabbern ein elektrischer Schlag droht. © Hans/Pixabay

Erheblich populärer als echte Kerzen sind inzwischen teils auffällig blinkende und bunte elektrische Lichterketten. Diese kleinen Lämpchen sind für Vögel faszinierende Spielzeuge, zumal sie obendrein durch ein praktisches „Kletterseil“ (das Kabel!) miteinander verbunden sind. Da Papageien und Sittiche bekanntlich gern alles Erdenkliche anknabbern, sind Kabel nicht vor ihren Schnäbeln sicher. Oft sind die Kabel der Lichterketten relativ dünn, sodass es für die Vögel kein sonderlich großes Problem darstellt, sie durchzubeißen. Dabei können sie einen tödlichen elektrischen Schlag erleiden. Außerdem geht von Lichterketten die Gefahr des Abschnürens von Gliedmaßen aus, wenn sich das Kabel um einen Vogel wickelt.

Noch mehr Gefahren: Sprühschnee und Geschenkband

In vielen Haushalten finden sich direkt vor ein Fenster montierte Äste, auf denen Vögel  gern sitzen und nach draußen schauen. Möchte man die Fenster in der Weihnachtszeit mit Sprühschnee (künstlicher Schnee aus der Sprühdose) verschönern, sollte diese Dekoration unbedingt außerhalb der direkten Schnabelreichweite der Vögel liegen. Die feinen, weißen Beläge auf den Fenstern laden nämlich geradezu dazu ein, beknabbert zu werden – mit unangenehmen Folgen für die Vögel. Es kann zu massiven Verdauungsbeschwerden wie Erbrechen oder gar zu Vergiftungen kommen.

Geschenkband ist meist in leuchtenden Farben gestaltet, die die Aufmerksamkeit der Vögel auf sich ziehen. Man kann das Band als Vogel bestens in den Schnabel nehmen, darauf herumkauen und kräftig daran ziehen. Leider tendiert Geschenkband dazu, sich um spielende Vögel zu wickeln – mit schlimmen Folgen für deren Gesundheit. Verschluckte Stücke des Bandes können sich im Kropf zu Bällen zusammenschließen, die nur durch eine Operation entfernt werden können. Außerdem könnten Geschenkbänder giftig sein und durch das Anknabbern zu einer Vergiftung bei den Vögeln führen.

Adventskränze sind für Vögel echte 'Abenteuerspielplätze' und sie knabbern beispielsweise Kunstschnee an.
Adventskränze sind für Vögel echte ‚Abenteuerspielplätze‘ und sie knabbern beispielsweise Kunstschnee an.
Geschenkband kann für Vögel giftig sein oder es kann sich um ihre Gliedmaßen schnüren, wenn die Tiere damit spielen. © PublicDomainPictures/Pixabay
Geschenkband kann für Vögel giftig sein oder es kann sich um ihre Gliedmaßen schnüren, wenn die Tiere damit spielen. © PublicDomainPictures/Pixabay

Giftige Deko

Mistelzweige sind für Vögel sehr gefährlich, weil diese Pflanzenart giftig ist. © Peggychoucair/Pixabay
Mistelzweige sind für Vögel sehr gefährlich, weil diese Pflanzenart giftig ist. © Peggychoucair/Pixabay

Als Dekorationsmaterial werden in vielen Häuern gern Mistelzweige (Viscum album) ausgelegt oder aufgehängt. Diese Pflanzenart ist giftig und sie kann bei Vögeln zu gesundheitlichen Problemen führen. Es ist deshalb unbedingt darauf zu achten, dass die Tiere niemals Misteln anknabbern können. Zwar gelten Misteln nur als schwach giftig, siehe Link. Aber in Einzelfällen kann die Wirkung dennoch stark ausgeprägt sein und im ungünstigsten Fall sogar zum Tode des betroffenen Vogels führen.

Um sich in festliche Stimmung zu bringen, setzen viele Menschen gezielt Düfte ein. Aromalampen mit ätherischen Ölen und Duftkerzen sind deshalb ausgesprochen beliebt. Diese Duftstoffe können sich allerdings leider verheerend auf die Gesundheit der Vögel auswirken, und das in verschiedener Hinsicht. Einerseits kann das Einatmen der Düfte zu Vergiftungen führen, andererseits ist es nicht gut für Vögel, wenn sie Duftöl trinken oder parfümiertes Kerzenwachs benagen. Hierdurch kann es zu schweren Verdauungsstörungen oder gar tödlichen Vergiftungen kommen. Vor allem die ätherischen Öle führen beim Verschlucken häufig zu schwersten Verätzungen der Schleimhäute oder sie rufen gar eine lebensbedrohliche Vergiftung hervor. Das heißt, Vögel sollten sich niemals dort aufhalten, wo Duftkerzen und -lampen aufgestellt und angezündet werden. Auch die bei vielen Menschen in der Weihnachtszeit sehr beliebten Räuchermännchen können für Gesundheit der Vögel negative Folgen haben. Der Rauch der verwendeten Räucherstäbchen kann je nach Herkunft des Materials bei Vögeln zu Verätzungen des Atmungssystems bis hin zum Erstickungstod oder zu schwersten Vergiftungen führen. Weihnachtliche Raumdüfte verursachen bei den Vögeln oftmals Reizungen der Schleimhäute der empfindlichen Lungen und Luftsäcke.

Auch Tischdekogegenstände und sogar Servietten, die sich oft auf einer festlichen Tafel finden, können für Vögel zum Problem werden. Knabbern die Tiere daran, könnte es geschehen, dass sie Giftstoffe aufnehmen. Vor giftigen Substanzen, die in bedruckten Servietten enthalten sein können, warnt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung in der Stellungnahme Nr. 037/2019. In dieser Stellungnahme wird auch darauf hingewiesen, dass weitere bunte Utensilien wie Trinkhalme und Muffinförmchen ebenso gefährlich sein können.

Weihnachtsleckereien

Wenn Vögel an Weihnachtsplätzchen knabbern, kann dies zu Übergewicht führen. © silviarita/Pixabay
Wenn Vögel an Weihnachtsplätzchen knabbern, kann dies zu Übergewicht führen. © silviarita/Pixabay

Bereits während der Adventszeit lieben wir Menschen es, weihnachtliche Köstlichkeiten wie Christstollen, Plätzchen oder Marzipankartoffeln zu essen. Geöffnete Keksdosen oder Weihnachtsteller mit Süßigkeiten sind für Vögel eine Einladung zum Naschen. Da wird hier ein Schnäbelchen voll Marzipan geschluckt, dort wird am Vanillekipferl geknabbert – und schon ist es geschehen um die schlanke Linie des Vogels. Für Vögel gilt nämlich dasselbe wie für uns: Weihnachtsleckereien machen dick, sie sind für Vögel somit ausgesprochen ungesund. Erwischen sie bei ihren Entdeckungstouren Schokolade, kann dies verheerende Folgen für sie haben. Das in der Schokolade enthaltene Theobromin ist für Vögel giftig.

Wollen Ihre gefiederten Mitbewohner unbedingt etwas Leckeres knabbern, während Sie gerade beim gemütlichen Advents-Kaffeetrinken beisammen sitzen, bieten Sie den Tieren Obst an oder backen Sie vorher spezielle Vogelkekse, die nur verträgliche Inhaltsstoffe wie Mehl und Kokosflocken enthalten. Dabei sollten Sie trotzdem Maß halten, denn diese Leckereien führen bei Ihren Tieren sonst zum Ansetzen von „Weihnachtspfunden“.

So charmant der 'Keksdieb' auch sein mag, fett- und zuckerreiche Nahrungsmittel für Menschen sollten nicht an Vögel verfüttert werden.
So charmant der ‚Keksdieb‘ auch sein mag, fett- und zuckerreiche Nahrungsmittel für Menschen sollten nicht an Vögel verfüttert werden.

Völlig von selbst verstehen sollte sich, dass Vögel keinen Glühwein trinken dürfen. Einerseits ist dieses Getränk viel zu heiß für die Tiere. Und auf der anderen Seite hat Alkohol auf dem Speiseplan der Vögel nichts verloren. Lauwarmen Fruchtpunsch aus naturreinen Säften wie Bananensaft oder Orangensaft sowie gern auch etwas Möhrensaft dürfen Sie Ihren Vögeln hingegen durchaus anbieten.

Nicht zu Weihnachten gefährlich

Sie sollten beachten, dass nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit Gefahren für Vögel von Dekogegenständen und den Leckereien auf dem Tisch ausgehen. Ostern gibt es oft ebenfalls Kränze und Gestecke, die den Tieren zum Verhängnis werden können. In den Befestigungsschlaufen der Ostereier können sie sich strangulieren, Kerzen auf dem Tisch sind generell eine Gefahr und Kuchen sowie ähnliche für Menschen zubereitete Speisen können selbst während einer Geburtstagsfeier im Hochsommer zu Verdauungsproblemen bei den Vögeln führen. Seien Sie also immer vorsichtig und wachsam, damit Sie Ihre Vögel nicht mit Deko und Co. in Gefahr bringen.