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Aggressive Männchen

Diesem jungen Wellensittich sind von seinem Vater Federn ausgerissen worden.
Diesem jungen Wellensittich sind von seinem Vater Federn ausgerissen worden.

Während der Aufzucht ihres Nachwuchses können Wellensittichmännchen mitunter ein problematisches Verhalten an den Tag legen. Wahrscheinlich zeigen sie dieses Fehlverhalten, weil sie gestresst oder gar mit der Situation überfordert sind. Vor allem wenn sie sich um große Gelege kümmern müssen oder aber wenn sie selbst noch jung und vergleichsweise unerfahren sind, können sich Probleme ergeben. Die Männchen befinden sich im Spannungsfeld zweier Instinkte: Eine dieser angeborenen Regungen gibt vor, den Nachwuchs unbedingt durchzubringen, der andere Instinkt ist eine Art Selbstschutz und würde die Männchen am liebsten flüchten lassen, weil sie spüren, dass sie sich extrem verausgaben. Sie sitzen gewissermaßen zwischen zwei Stühlen und müssen zwei sich entgegengesetzte Impulse ertragen.

Meist dominiert dabei der Instinkt, sich um den Nachwuchs zu kümmern – der Fortpflanzungs- beziehungsweise Arterhaltungstrieb ist extrem stark. Aber die innere Anspannung kann dazu führen, dass die Wellensittichväter extrem nervös und oft auch aggressiv werden. Es kommt dann bedauerlicherweise mitunter vor, dass die überforderten Männchen ihrem Nachwuchs die Federn ausreißen. Dieses Verhalten ist gewissermaßen ihr Ventil, um den inneren Druck abzubauen, der sich durch die für sie nervenaufreibende Situation aufgebaut hat.

Vor allem der Hinterkopf und der obere Rücken waren Ziel der Rupf-Attacke des Vaters
Vor allem der Hinterkopf und der obere Rücken waren Ziel der Rupf-Attacke des Vaters

Bitte beachten Sie: Ein Wellensittichmännchen, das dieses Verhalten zeigt, ist nicht böse oder gar zwangsläufig ein schlechter Vater. Vielmehr steckt der Vogel in einer schwerwiegenden inneren Zwickmühle. Es ist sehr wichtig, dass das Tier keinem zusätzlichen Stress ausgesetzt ist. Falls bisher weitere Artgenossen in der Nähe waren, die möglicherweise das Männchen geärgert oder gejagt haben, sollten diese aus dem Umfeld des Vogelvaters entfernt werden. Hierdurch wird sein Leben schlagartig etwas ruhiger. Weitere störende Faktoren wie Lärm in der Umgebung oder andere Haustiere, die den Wellensittichvater möglicherweise erschrecken könnten, sollten ebenfalls nicht mehr in seine Nähe gelassen werden. Alles, was dem Männchen hilft, ruhiger zu werden, ist nun wichtig.

Falls das Männchen noch sehr jung ist, sollte von ihm nach dem Beenden der problematischen Jungenaufzucht sicherheitshalber mindestens ein Jahr lang keine weitere Brut großgezogen werden. Zwar hat der Vater nun einige Erfahrungen gesammelt, aber er sollte selbst noch etwas älter und reifer werden, bis er es erneut versuchen sollte.

Wenn der Stress von einem sehr großen Gelege und entsprechend vielen Küken herrührt, die der Vater versorgen muss – im Extremfall können es sechs oder mehr Küken sein –, dann sollte künftig unbedingt in Erwägung gezogen werden, die Anzahl der Eier zu reduzieren. Wie das möglich ist, erfahren Sie im Beitrag über die Familienplanung.

Was die Aggressionen für Jungvögel bedeuten

Inzwischen wachsen die Federn wieder nach
Inzwischen wachsen die Federn wieder nach

Für die betroffenen Jungtiere ist es überaus unangenehm und schmerzhaft, von ihrem Vater misshandelt zu werden. Denn das Ausreißen der Federn tut jedem Vogel gleichermaßen weh, sei es einem Jungtier oder einem Altvogel. Reißt der Vater seinem Nachwuchs nur einige wenige Federn aus, ist die Situation für die Küken lediglich unangenehm und nicht lebensbedrohlich. Aber der Züchter sollte das Männchen sehr gut beobachten und sicherheitshalber von den Küken trennen, falls das Verhalten zusehends rabiater wird und immer mehr Federn ausgerissen werden. Dann ist es wichtig, dass das Vogelweibchen an genügend Nahrung gelangt, um sich und die Nestlinge selbst zu versorgen.

Ist ein Wellensittichmännchen hingegen so aggressiv, dass bei seinem Nachwuchs gleich zu Beginn der Misshandlungen Blut fließt, sind die Jungvögel unbedingt sofort vor ihrem Vater zu schützen, indem dieser keinen direkten Zugang mehr zu den Küken bekommt. Handelt es sich um Nachwuchs, der fast flügge ist, oder gar um Jungvögel, die das Nest bereits verlassen haben, kann der Vater meist mit einem grobmaschigen Trenngitter in Schach gehalten werden. Durch das Gitter hindurch kann er die Jungvögel trotzdem füttern, kann sie jedoch nicht beißen. Sind die Küken dagegen noch sehr jung und befinden sie sich im Nistkasten, ist eine solche Trennung per Gitter nur schwer möglich. Dann muss das Männchen wie bereits erwähnt von den Jungen ferngehalten werden. Das bedeutet aber wiederum, dass er weder sie noch seine Partnerin füttern kann.

Der Körper des jungen Wellensittichs musste infolge des Rupfens stellenweise zweimal Federn bilden – das kostet erheblich viel mehr Kraft
Der Körper des jungen Wellensittichs musste infolge des Rupfens stellenweise zweimal Federn bilden – das kostet erheblich viel mehr Kraft

Kommt die Vogelmutter mit dieser Situation nicht zurecht und füttert sie ihre Jungen danach nicht ausreichend, muss dem Vater unter strenger Aufsicht Zugang zu seiner Familie gewährt werden. Das ist recht schwierig und erfordert eine ständige Überwachung der Tiere. Nachts sollte der Vater keine Möglichkeit haben, die Partnerin und die Küken zu erreichen.

Bitte achten Sie unbedingt darauf, dass die Fütterung der Altvögel nährstoff- und energiereich sein sollte. Denn nachdem ein Jungvogel das Opfer eines Angriffs geworden ist und Federn eingebüßt hat, muss sein noch junger Körper diese schnellstmöglich nachproduzieren. Das Bilden der Federn ist für die Nestlinge sehr kräftezehrend, weshalb sie auf eine energie-, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung angewiesen sind.

Mehr zum Thema Ernährung vor und während der Brut erfahren Sie hier.