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Futter vor und während der Brut (Aufzuchtnahrung)
Vor und auch während der Brutphase benötigen Wellensittiche besonders hochwertiges und nährstoffreiches Futter, um gesunde Jungtiere großziehen zu können und um selbst bei guter Gesundheit zu bleiben. Denn die Fortpflanzung ist insbesondere für die Wellensittichweibchen mit großen körperlichen Anstrengungen verbunden, weil sie nicht nur die geschlüpften Jungen mit Nahrung versorgen müssen, sondern vorher bereits in ihrem Körper die Eier bilden. Diesen Umstand sollten Wellensittichzüchter stets bedenken und deshalb schon vor dem eigentlichen Züchten eine optimal auf die Bedürfnisse der Tiere abgestimmte Ernährung gewährleisten. Dadurch steigen einerseits die Zuchterfolge und andererseits kommt es den Vögeln zu gute, weil sie so ideale Chancen haben, diese anstrengende Phase in ihrem Leben ohne gesundheitliche Komplikationen zu meistern.
In diesem Kapitel erfahren Sie mehr darüber, worauf Sie achten sollten und welche Futtermittel besonders gut geeignet sind.
Vitamine und Mineralstoffe zur Brutvorbereitung
Bereits im Vorfeld des eigentlichen Brutgeschehens ist es wichtig, dem Weibchen über die Nahrung sowie gegebenenfalls mithilfe von Futterzusätzen genügend Nähr- und Mineralstoffe für die Eierproduktion zur Verfügung zu stellen. Denn eventuelle Mangelerscheinungen können sich sonst später in Form einer Legenot oder eines Kloakenvorfalls zeigen – durch beide Komplikationen können die Vogelweibchen in Lebensgefahr geraten. Auch das Auftreten sogenannter Windeier ist oftmals eine direkte Folge einer wenig ausgewogenen, nährstoffarmen Ernährung und eines damit verbundenen akuten Kalziummangels. Diese Eier haben keine harte Schale und platzen meist sofort nach dem Legen.
Manchen Weibchen gelingt es trotz einer unzureichenden Ernährung, die Eier normal zu legen. Dann ist es jedoch in etlichen Fällen so, dass es dem Körper nicht gelungen ist, die optimale Nährstoffmenge in die Eier – genau genommen in den Dotter – einzulagern. Dadurch sind die aus diesen Eiern heranwachsenden Jungvögel im Nachteil. Sie entwickeln sich gewissermaßen auf „Sparflamme“ und sind entsprechend schwach oder krankheitsanfällig, wenn sie das Licht der Welt schließlich erblicken. Einigen Küken ist selbst das nicht vergönnt, sie sterben in den Eiern ab, weil die Energiereserven darin nicht für ihr Wachstum ausreichen.
Um all diese Probleme gar nicht erst auftreten zu lassen, ist also schon einige Wochen vor dem eigentlichen Brutbeginn eine energie- und nährstoffreiche Ernährung der werdenden gefiederten Eltern sinnvoll. Dabei ist vor allem für die Weibchen eine ausreichende Versorgung mit Kalzium, auch Calcium geschrieben, wichtig. Um ein sie optimal mit Mineralstoffen zu versorgen, sollte ihnen ein Mineralstein oder Mineralgrit zur Verfügung stehen. Die Vögel nehmen hiervon kleine Stückchen zu sich, die sich vorübergehend im Körper einlagern und dort normalerweise sehr rasch zersetzt und aufgenommen werden. Die beiden Röntgenaufnahmen in der Nähe dieses Absatzes zeigen eine solche Ansammlung von Mineralsteinchen im Körper eines Wellensittichweibchens. Häufig schaben die Vögel mit dem Schnabel feinen Staub von den Mineralsteinen ab und schlucken diesen. Der Körper nimmt die Mineralstoffe auf und kann sie für die Eiproduktion nutzen.
Neben Kalk- und Mineralsteinen werden im Fachhandel auch Sepiaschalen angeboten. Sie sollen die Kalziumzufuhr ebenfalls sicherstellen können. Doch in manchen Fällen soll das Benagen und Schlucken von Sepiaschalenteilen bei Wellensittichen zu einer Legenot geführt haben, ist in verschiedenen Berichten im Internet zu lesen. Ein Zusammenhang zwischen der Sepiaschale und dieser Legekomplikation ist zwar wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt. Wer nichts riskieren möchte, sollte dies am besten berücksichtigen und in der Brutperiode lieber Mineralsteine anstelle von Sepiaschalen reichen.
Eine weitere Möglichkeit der gezielten Kalziumverabreichung ist es, medizinische Präparate über das Trinkwasser zu einzugeben. Dies ist allerdings unbedingt mit einem vogelkundigen Tierarzt zu besprechen. Eigenmächtig einfach irgendwelche Tabletten aus der Apotheke im Trinkwasser der Vögel aufzulösen, kann im ungünstigsten Fall zu schweren gesundheitlichen Problemen aufgrund von Überdosierungen führen.
Kraftfutter für die Altvögel
Nicht nur zur Brutvorbereitung, sondern auch während der Eiproduktion, der Brut und der späteren Jungenaufzucht sollten Sie Ihren erwachsenen Wellensittichen möglichst abwechslungsreiches Futter anbieten. Täglich sollten die Vögel Frischkost erhalten, also beispielsweise Gemüse. Grünfutter wie die bei Wellensittichen sehr beliebte Vogelmiere und Wildgräser sind während der Brut ebenfalls heiß begehrte frische Nahrung. Obst ist recht zuckerhaltig und ist wegen möglicher Vorerkrankungen nicht für alle Vögel optimal. Deshalb sollte es nur mit Bedacht verfüttert werden.
Keimfutter und/oder Quellfutter sollten während der Brutperiode ebenfalls nicht auf dem Speiseplan Ihrer Vögel fehlen. Allerdings ist hierbei sehr genau auf die Hygiene zu achten, denn auf feuchtem Futter bildet sich schnell Schimmel – und der kann gerade bei brütenden Vögeln zu sehr schweren Gesundheitsproblemen führen. Wegen des relativ hohen Eiweißgehaltes regt Keimfutter übrigens den Bruttrieb an und wird deshalb von vielen Züchtern als Futter zur Einstimmung auf die Brut sehr geschätzt.
Im Zoofachhandel ist sogenanntes Aufzuchtfutter für Wellensittiche erhältlich. Dabei handelt es sich in aller Regel um ein spezielles Eifutter, das vor dem Verfüttern angefeuchtet werden kann. Zahlreiche namhafte Unternehmen wie Quiko, CéDé oder Claus bieten entsprechende Eifutter-Mischungen an. Auch dieses Futter enthält viel Eiweiß und wirkt deshalb stimulierend auf die Vögel, sie geraten dadurch leichter in Brutstimmung. Allerdings mögen nicht alle Wellensittiche das feuchte Futter auf Anhieb. Es kann also sinnvoll sein, einige Zeit zur Gewöhnung an diese Nahrung einzuplanen.
Insbesondere während der ersten Tage der Jungenaufzucht, also kurz nachdem die Küken geschlüpft sind, nehmen viele Vogeleltern gern feuchtes Aufzuchtfutter auf, um damit die ständig hungrigen Jungvögel zu füttern. Das feuchte Futter ist für sie und ihren Nachwuchs besonders leicht verdaulich. Es bringt jedoch den Nachteil mit sich, dass der Kot der Nestlinge (Küken) sehr flüssig ist, weshalb Sie den Nistkasten unbedingt regelmäßig reinigen sollten, sofern die Elternvögel dies tolerieren. Noch besser wäre es, den Nistkasten mit einer saugfähigen Einstreu auszulegen, das die Feuchtigkeit recht gut bindet, sofern die Altvögel dieses Material nicht als störend empfinden. Eine tägliche Reinigung ist trotzdem überaus wichtig.
Im Zoofachhandel sind verschiedene Futtermittel erhältlich, die während der Brutphase verabreicht werden können. Wer sich mit den Feinheiten noch nicht beschäftigt hat, könnte auf eine Namensähnlichkeit hereinfallen: Aufzuchtfutter und Handaufzuchtfutter werden sehr oft verwechselt, sind aber höchst unterschiedliche Futtermittel. Beim Aufzuchtfutter handelt es sich um spezielles Futter, das häufig viel Ei enthält und den Altvögeln zur Vorbereitung der Brut und während der Aufzucht der Jungen gereicht wird. Handaufzuchtfutter ist hingegen für die direkte Fütterung der Jungtiere (Nestlinge bzw. Küken) vorgesehen und dient häufig als Notfallfutter für die Handaufzucht. Bei den meisten Handaufzuchtfutter-Mischungen handelt es sich um Pulver, das mit Wasser zu einem Brei angerührt wird. Wer dieses Futter kauft und versucht, den Altvögeln den daraus angerührten Futterbrei als Nahrung anzubieten, wird selten Erfolg haben. Denn erwachsene Wellensittiche fressen nur höchst selten Breifutter.
Optimales Futter für die Nestlinge (Küken)
Kurz nach dem Schlüpfen füttert die Vogelmutter die Jungvögel mit einem milchigen, breiigen Sekret, das als Vormagenmilch bezeichnet wird. Diesen Futterbrei produziert die Vogelmutter selbst und er ist ideal auf die Bedürfnisse ihrer frisch geschlüpften Jungen abgestimmt. Das heißt, während ihrer ersten Lebenstage erhalten junge Wellensittiche von ihren Müttern normalerweise kein im Kropf eingeweichtes Körnerfutter oder Aufzuchtfutter. Dieses verwerten die Vogelmütter selbst und benötigen es als Basis für die Herstellung der Vormagenmilch. Oft wird diese übrigens auch Kropfmilch genannt. Auch andere Vogelarten, darunter Tauben, produzieren eine solche Kropfmilch oder Vormagenmilch für ihren noch sehr jungen Nachwuchs.
Etwa ab dem vierten oder fünften Lebenstag des Jungtiers mischt die Wellensittichmutter vorverdaute Körner (aus dem Aufzuchtfutter) sowie frische Kost wie Stückchen von Gemüse oder Kräutern unter die Vormagenmilch. Die Menge dieses nahrhaften Sekrets wird von ihr in den folgenden Tagen stetig reduziert, und spätestens ab ihrem zehnten Lebenstag werden die Jungen von ihrer Mutter und schon bald auch von ihrem Vater nur noch mit vorverdauten Körnern und Frischkost ernährt.
Das bedeutet wiederum: Damit die Jungen zu kräftigen, gesunden Wellensittichen heranwachsen können, benötigen die Elternvögel möglichst ausgewogenes, nährstoff- und mineralstoffreiches Futter. Dieses geben sie an die Nestlinge weiter, die ihrerseits das enorme Wachstum ihres Körpers und des Gefieders nur dank einer optimalen Ernährung gut überstehen. Bei unzureichender Ernährung kränkeln die Jungen rasch, erleiden Wachstumsverzögerungen und entwickeln ein struppiges Federkleid. Das sollte unbedingt vermieden werden, indem während der gesamten Brutperiode hochwertiges Futter angeboten wird.
Aber Vorsicht: Weil Jungvögel äußerst empfindlich auf ein Überangebot an Vitaminen reagieren, sollte man den Einsatz von Futterzusätzen wie Vitamintropfen unbedingt vorab mit einem erfahrenen Züchter oder noch besser mit einem vogelkundigen Tierarzt besprechen. Denn viele Vitamine können bei einer Überdosierung zu erheblichen Gesundheitsproblemen führen!