Pünktchen, * 7. September ’81, † 27. Mai ’92

Pünktchen war sehr zutraulich und liebte es, sich auf meinem Finger sitzend zu putzen.
Pünktchen war sehr zutraulich und liebte es, sich auf meinem Finger sitzend zu putzen.

Als ich neun Jahre alt war, starb meine sehr alte Sittichdame Piep eines Tages sehr plötzlich und ich war untröstlich. Meine Eltern versprachen mir noch während Pieps Beerdigung in Opas Schrebergarten, dass wir sofort einen neuen Sittich kaufen gehen würden. Sie hielten ihr Wort, wir fuhren zu einer Zoofachhandlung und am selben Abend zog Pünktchen bei uns ein. Mein Neuzugang, übrigens war die Vogeldame am 7. September 1981 auf die Welt gekommen, bekam diesen Namen, weil der junge Sittich übermäßig viele und dabei sehr kleine Wangenflecken hatte, was ihm ein überaus niedliches Aussehen verlieh. Etwas Vergleichbares habe ich seither nicht wieder bei einem Wellensittich gesehen. Leider existieren keine Fotos von Pünktchen aus jenen Tagen, überhaupt sind mir nur wenige Bilder von ihr geblieben.

Pünktchen am Abend - sie war schon ein wenig müde.
Pünktchen am Abend – sie war schon ein wenig müde.

Nach einiger Zeit in unserer Obhut stellte sich heraus, dass Pünktchen ein Weibchen war. Sie wurde nach anfänglicher Scheu schon bald sehr zahm und anhänglich. Mehrere Versuche, sie mit anderen Wellensittichen zu vergesellschaften, scheiterten damals leider. Warum sie von Anfang an so abweisend ihresgleichen gegenüber war, konnte ich seinerzeit nicht verstehen. Mit meinem heutigen Wissen hätte ich etwas dagegen unternehmen können. Aber damals als Kind in einer Zeit, in der die Einzelhaltung noch salonfähig war und man nur wenig über die Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Vögel wusste, war ich leider chancenlos. Deshalb lebte Pünktchen fortan als einziger Vogel in unserer Familie. Wir umsorgten sie aber alle liebevoll, weil meine Eltern und ich sie ins Herz geschlossen hatten.

Neugierig kam Pünktchen auf die Kamera zu.
Neugierig kam Pünktchen auf die Kamera zu.

Meine Sittichdame nahm rege an unserem Alltag teil. Sie war außerdem regelrecht versessen darauf, technische Geräte zu inspizieren. Das machte es schwierig, sie zu fotografieren, denn sie kam sofort viel zu nah an die Kamera heran. Damals war ich eine begeisterte Sterneguckerin und mein Teleskop hatte es Pünktchen angetan. Sie turnte ständig darauf herum und untersuchte jedes Detail. Im Kreise meiner astronomiebegeisterten Freunde hatte sie deshalb den Spitznamen „Astrosittich“.

Im Alter von etwas mehr als 10,5 Jahren erkrankte Pünktchen an einem inoperablen Tumor im Bauchraum und musste am 27. Mai 1992 eingeschläfert werden. Als wäre das nicht schlimm genug, konnte ich nicht bei ihr sein. Weil ich zu jener Zeit bereits studierte und gerade in eine andere Stadt gezogen war, lebte Pünktchen bei meinen Eltern. Es war geplant, dass ich sie bald zu mir holen würde. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen.