Thorin, adoptiert am 22. Juli ’17, † 9. Dezember ’18

Obwohl er sehr zerzaust ausgesehen hat, war Thorin immer aktiv und fröhlich
Obwohl er sehr zerzaust ausgesehen hat, war Thorin immer aktiv und fröhlich

Im Sommer 2017 verlor ein Wellensittichmännchen namens Ole sein Zuhause. Gemeinsam mit seinem Artgenossen Steven gelangte er ins Tierheim Schwerte, das sich im östlichen Ruhrgebiet befindet. Weil die beiden Vögel zwar zusammen abgegeben worden waren, aber eigentlich nur nebeneinander her lebten, mussten sie nicht unbedingt gemeinsam vermittelt werden. Für den sehr gerupft aussehenden grauen Ole – später hieß er nicht mehr so – ein Zuhause zu finden, war jedoch nicht leicht. Denn die Haltung gehandicapter Vögel, die noch dazu so „zerzaust“ aussehen, trauen sich nicht viele Menschen zu. In zahlreichen Fällen sind es virusbedingte Gefiederstörungen, die zu einem solchen Aussehen führen. Diese Viren möchten sich die meisten Halter verständlicherweise nicht in ihre Vogelbestände einschleppen. Tatsächlich ist es aber sehr wahrscheinlich leider so, dass ein großer Teil der in Deutschland gehaltenen Vögel bereits Kontakt mit infizierten Artgenossen hatte. Es erkranken bei weitem nicht alle Vögel, die Virenträger sind. Und solche Virenträger zeigen selbst oft nicht einmal Symptome. Das macht die beiden Krankheiten PBFD und Französische Mauser so tückisch. Weil mein Vogelbestand ohnehin etliche Träger dieser Viren umfasste, war es für mich kein Problem, einen Platz für Thorin anzubieten.

Infolge einer Viruserkrankung hatte Thorin weite Teile seines Gefieders für immer verloren
Infolge einer Viruserkrankung hatte Thorin weite Teile seines Gefieders für immer verloren

Dass ich von ihm erfuhr, obwohl Schwerte durchaus ein Stück weit von Essen entfernt ist, habe ich aufmerksamen anderen Vogelfreunden zu verdanken. Gleich mehrere tierliebe Menschen wiesen mich auf sein Schicksal hin. Als Steven in meinem Bekanntenkreis ein schönes Zuhause fand, konnte ich es nicht übers Herz bringen, seinen früheren Gefährten länger im Tierheim einem ungewissen Schicksal entgegenblicken zu lassen. Der kleine Kerl sollte nicht noch länger auf eine Vermittlung warten müssen, zumal in meinem Vogelzimmer, das für gehandicapte Vögel eingerichtet ist, ein Platz frei war. Am 22. Juli 2017 wurde das Männchen, dessen Alter und genaue Vorgeschichte bis auf wenige Details unbekannt waren, offiziell ein Mitglied meines Vogelschwarms. Und weil es hier bereits einen anderen Vogel namens Ole gab, musste ein neuer Name her – ich entschied mich für Thorin.

Murphy liebte es, von seinem Freund Thorin (links) gekrault zu werden
Murphy liebte es, von seinem Freund Thorin (links) gekrault zu werden

Schon kurz nach seinem Einzug ins Vogelzimmer schloss Thorin eine innige Freundschaft: Er eroberte innerhalb kürzester Zeit das Herz von Murphy, einem schon relativ alten und ebenfalls flugunfähigen Wellensittichmännchen. Damit hatte ich nicht gerechnet, weil Murphy zwar generell die Gesellschaft von Artgenossen mochte, sich aber oft auch zurückzog. Bis dahin hatte er noch keine innigen Beziehungen aufgebaut. Zwischen Thorin und ihm war die Freundschaft schon nach nur zwei Tagen so intensiv, dass die beiden Vögel einen speziellen Duett-Ruf entwickelten und sich sehr oft gegenseitig am Kopf kraulten. Es freute mich sehr, dass die beiden gehandicapten Vogelmännchen ihr Glück gefunden hatten. Jedoch hielt es nur so lange an, bis Murphy erblindete und für den quirligen Thorin zu ruhig wurde. Von dieser Zeit an war er wieder „Single“, schien damit aber glücklich zu sein. Zu Murphy pflegte er nur noch oberflächliche Kontakte, sein alter Freund starb im Juli 2018.

Kurz vor seinem Tod freundete sich Thorin (links) mit Asgard an
Kurz vor seinem Tod freundete sich Thorin (links) mit Asgard an

Anfang Dezember knüpfte Thorin plötzlich zarte Bande mit Asgard, einem weiteren in meinem Vogelzimmer lebenden flugunfähigen Wellensittichmännchen. Es war so schön, die beiden gefiederten Herren zärtlich miteinander umgehen zu sehen. Bis dann das Schicksal leider erbarmungslos zuschlug. Am 9. Dezember, also wenige Tage, nachdem die neue Beziehung entstanden war, starb Thorin nach kurzer, schwerer Krankheit. Es ging alles dermaßen schnell, dass keine Hilfe mehr möglich war. Ich werde den zauberhaften, quirligen und eigenwilligen Vogelmann sehr vermissen und er wird immer einen Platz in meinem Herzen behalten.

Thorin gehörte zu den grauen Wellensittichen, auch wenn man es wegen der fehlenden Federn kaum sehen konnte.

Bedeutung des Namens

Die Kletter-Seegrasmatte zu schreddern, gehörte zu Thorins Lieblingsbeschäftigungen
Die Kletter-Seegrasmatte zu schreddern, gehörte zu Thorins Lieblingsbeschäftigungen

Weil dieses Wellensittichmännchen sehr selbstbewusst und mutig, dabei aber ausgesprochen klein war, kam es mir wie ein Zwerg vor. Und was lag da näher, als den Namen eines tapferen Zwergs aus dem Tolkien-Universum zu wählen? Der Zwergenkönig Thorin Eichenschild stand Pate bei der Namensgebung.