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Geduld ist alles, oder: Traumpaar mit Startschwierigkeiten

Verfasst im am 11. November 2011, aktualisiert im Mai 2020

Smoky Ende Dezember 2010
Smoky Ende Dezember 2010

Wer wie ich einen kleinen Vogelschwarm sein Eigen nennt, stehen mitunter vor dem Problem, dass für eines der Tiere trotz vorhandener Artgenossen ein (neuer) Partner her muss. Vor dieser Situation habe ich im Herbst des Jahres 2010 gestanden. Smoky, mein grau gefiederter Katharinasittichherr (genau genommen nennt sich seine Farbe Mauve), hat sich geradezu unausstehlich gegenüber den anderen Katharinasittichen verhalten, weil er keine feste Partnerin für sich hatte. Also habe ich mich auf die Suche nach einer bereits geschlechtsreifen Katharinasittichdame begeben – bedauerlicherweise ohne Erfolg. So sehr ich auch gesucht habe, ein passendes älteres Weibchen hat sich nicht finden lassen. Deshalb stellte ich die Suche breiter auf und begann damit, nach einem jungen Weibchen Ausschau zu halten. Mir war bewusst, dass die Eingewöhnung schwierig sein könnte und dass sich geschlechtsreife Vögel nicht unbedingt sofort mit „halbwüchsigen“ Artgenossen anfreunden. Doch vorerst haben sich mit der neuen Partnerin für Smoky ganz andere Probleme ergeben, die ich keinem Vogelhalter wünsche – und erst recht keinem Vogel!

Marisol kurze Zeit nach ihrem Einzug
Marisol kurze Zeit nach ihrem Einzug

Das gelbe Katharinasittichweibchen Marisol wird sich anfangs sicher furchtbar gefühlt haben. Gleich nachdem ich sie im November 2010 zu mir geholt hatte, ist eine schwere Erkrankung bei ihr festgestellt worden. Sie hatte Schimmelpilze im Rachen und eine schwere Entzündung der Nase sowie der Nasennebenhöhlen. Darin haben sich unter anderem haufenweise E. coli-Bakterien befunden. Wochenlang musste die junge Vogeldame in Quarantäne bleiben und täglich mehrmals von mir mit Medikamenten versorgt werden. Doch damit nicht genug. Als Marisol endlich ins Vogelzimmer einziehen durfte, haben die anderen Katharinasittiche das „Junghuhn“ erst einmal nicht sonderlich gut ausstehen können. Vor allem Smoky mochte das eigentlich ihm zugedachte gelbe Weibchen gar nicht. Er hat sie mit lautem Geschrei vertrieben, sobald sie sich auch nur ansatzweise in seine Nähe gewagt hat. Für Marisol und für mich ist es eine schwere Zeit gewesen: Sie suchte Freunde und erlebte nur Abweisungen. Und mir hat es das Herz zerrissen, diese massiven Startschwierigkeiten beobachten zu müssen. Aber ich wusste zum Glück, dass so etwas bei Katharinasittichen durchaus vorkommt und dass nach einiger Zeit meist alles gut wird. Also hoffte ich weiter auf einen guten Ausgang.

Marisol und Smoky hatten sich endlich gefunden

Im Frühling 2011 hat sich die Situation dann tatsächlich relativ plötzlich ganz grundlegend verändert. Die Katharinasittiche haben die inzwischen geschlechtsreif gewordene Marisol endlich freundlich in ihren kleinen Schwarm aufgenommen – allen voran Smoky. Er fand sie plötzlich sehr charmant und unwiderstehlich. Mit größter Hingabe umwarb er sie und für Marisol ging der sehnliche Wunsch nach Zuneigung endlich in Erfüllung. Von jener Zeit an waren die beiden Vögel unzertrennlich und schmusten fast den ganzen Tag miteinander. Wenn man sie zusammen sah, dann schien es so, als wären sie wie für einander bestimmt. Nichts deutete mehr auf den schwierigen Start ihrer Beziehung hin.

Mir hat dieses Erlebnis gezeigt, dass man gerade bei anfangs nicht perfekt harmonierenden Katharinasittichen nicht zu schnell die Hoffnung verlieren sollte. Sofern die Vögel sich nicht gerade blutig beißen, was bei meinen Tieren zum Glück nie der Fall gewesen ist, kann es von Vorteil sein, eine ganze Weile abzuwarten, ob sie sich nicht doch noch anfreunden oder gar ein Paar werden. Seit Smoky seine Marisol als Frau an seiner Seite hatte, war er sanftmütig und deutlich ausgeglichener als in der Zeit davor. Insgesamt ist durch diese neue Paarbindung in meinem kleinen Katharinasittichschwarm sehr viel mehr Ruhe eingekehrt. Ich bin froh, dass sich die Dinge so entwickelt haben.

Nachtrag

Über viele Jahre waren Marisol und Smoky ein Paar. Gemeinsam meisterten sie schwere Schicksalsschläge, beispielsweise als Marisol durch einen Schulterbruch ihre Flugunfähigkeit verlor und einige Jahre später erblindete. Auch Smoky ereilte ein Unfall, durch den er einen gelähmten Fuß und einen gebrochenen Flügel hatte. Er konnte daraufhin nicht mehr fliegen. In der Zeit, in der sich die beiden Vögel jeweils von ihren schweren Verletzungen erholten, war der andere niemals weit. Sie gaben einander Kraft und Halt. Diese wunderbare Beziehung währte, bis Marisol am 6. Januar 2020 starb. Einige Monate lebte Smoky ohne seine frühere Partnerin an seiner Seite, bis er am 20. Oktober 2020 leider ebenfalls aus dem Leben schied.

Am 29. April 2015 waren Marisol und Smoky noch immer ein Paar
Am 29. April 2015 waren Marisol und Smoky noch immer ein Paar
Sichtlich in die Jahre gekommen: Marisol und Smoky am 10. Oktober 2018
Sichtlich in die Jahre gekommen: Marisol und Smoky am 10. Oktober 2018