Smoky, adoptiert am 21. Februar ’09, † 11. Oktober ’20
Die ersten rund 1,5 Jahre seines Lebens hat Smoky bei tierlieben Menschen verbracht, und das nicht etwa allein, sondern in Gesellschaft mehrerer weiterer Katharinasittiche. Zudem haben in dem Haushalt einige Prachtfinken gelebt. Einsamkeit war für den Vogelmann, der damals für ein Weibchen gehalten worden war, somit zum Glück ein Fremdwort. Smoky hatte immer Gefährten um sich herum und durfte auch von seinen Flügeln oft Gebrauch machen. Den in einer geräumigen Zimmervoliere untergebrachten Vögeln wurde zusätzlich viel Freiflug gewährt. Zudem gab es stets gutes Futter und es hat den Tieren an nichts gemangelt. Es ging dem Vogel sehr gut in seinem vorherigen Zuhause und ich gehe davon aus, dass er sich dort ausgesprochen wohlgefühlt hat. Doch leider konnte er dort nicht bleiben, denn seine früheren Halter wollten umziehen und sie konnten nicht alle Vögel mit in die neue Wohnung nehmen. Deshalb sollten Smoky und noch einige andere Katharinasittiche in ein liebevolles Zuhause ziehen.
Weil in meinem Vogelschwarm im Februar 2009 leider eine Lücke gerissen wurde, als das Weibchen Rica einer unheilbaren Krankheit erlag, suchte ich eine neue Katharinasittichdame. In der Vergangenheit hatte ich mehrmals einzelne geschlechtsreife Vögel gesucht, um meinen Vogelschwarm nach Todesfällen zu ergänzen. Jedes Mal hat es lang gedauert, bis ich fündig geworden war. Noch dazu sind die Tiere meist von weit her angereist. Doch in diesem Fall kam alles anders. Oder auch nicht, denn die vermeintliche Dame war keine, wie sich später herausstellen sollte … Doch zurück zu Smokys Adoptionsgeschichte. Nur drei Tage nach Ricas Tod, also am 21. Februar 2009, zog der kleine Kerl bei mir ein. Denn wie bereits erwähnt, wurde für ihn so schnell wie möglich ein Zuhause gesucht. Glücklicherweise wohnten seine früheren Halter nur wenige Kilometer von mir entfernt. Deshalb war es für mich ein Leichtes, bald zu ihnen zu fahren und meinen neuen Vogel abzuholen. Der Kontakt war übrigens über das Katharinasittichnetzwerk zustande gekommen, über das schon viele Vögel ein neues Zuhause gefunden haben.
Nachdem der vogelkundige Tierarzt grünes Licht gegeben hatte, durfte Smoky auch schon in mein Vogelzimmer einziehen, denn er war zum Glück kerngesund. Im Vogelschwarm hat sich der gefiederte Neuzugang schon nach kurzer Zeit bestens eingelebt und mit allen anderen Katharinasittichen Freundschaften geschlossen. Nicht nur ich freute mich sehr darüber, sondern auch seine früheren Halter. Ihnen war es nicht leicht gefallen, sich von ihm zu trennen. Schon damals ruhte sich Smoky tagsüber bei der Siesta sehr gern Schulter an Schulter mit seinen gefiederten Gefährten aus. Mit Enrique verband ihn anfangs eine besonders enge Freundschaft. Die beiden Vögel liebten es, sich gegenseitig ausgiebig zu kraulen. Oft haben sie einander sogar gefüttert. Bei Paarungsversuchen habe ich sie ebenfalls hin und wieder beobachten können. Unter Katharinasittichmännchen kommt so etwas durchaus vor – und übrigens auch unter Weibchen. Diese Vögel sind sehr tolerant und scheinen in Liebesdingen nur eine Regel zu kennen: Hauptsache, es macht Spaß und beide sind einverstanden.
Zwischen Smoky und Enrique lief es gut und beide schienen glücklich zu sein. Eines Tages zog das Weibchen Marisol ein und versuchte sogleich bei Smoky zu landen. Weil sie anfangs zu draufgängerisch war, blockte er sie ab. Doch nach und nach gelang es ihr, sein Herz zu erobern. Fortan kuschelte er lieber mit ihr als mit Enrique. Wie dieser mit der Situation umging, war bemerkenswert: Nach einiger Zeit spannte er seinem früheren Kuschelgefährten Smoky die Frau einfach aus und wurde Marisols neuer Partner. Das beeindruckendste Detail an der Geschichte war jedoch, dass der uralte Enrique zu diesem Zeitpunkt bereits erblindet war!
Smoky, der noch nie aufbrausend oder nachtragend war, nahm es gelassen und hielt sich wieder mehr an die anderen Katharinasittiche. Unter ihnen hatte er zum Glück auch mehrere gute Freunde und musste nicht auf zärtliches Kuscheln verzichten. Seine Partnerin hatte er aber nicht für immer verloren. Nachdem Enrique gestorben war, kehrte Marisol zu Smoky zurück und die beiden Vögel waren fortan bis zum Tod der Vogeldame unzertrennlich. Sie beide mussten schwere Schicksalsschläge einstecken und hatten körperliche Einschränkungen zu meistern, aber das scheint sie noch enger zusammengeschweißt zu haben. Für Smoky war es selbstverständlich, dass seine Gefährtin blind war und ihn manchmal versehentlich über den Haufen rannte. Das ließ er ihr ohne zu meckern durchgehen.
Als im Spätsommer 2019 die ebenfalls blinde Rafaela eingezogen ist, nahm er auch sie unter seine Fittiche. Gemeinsam mit Marisol kümmerte er sich von Anfang an um sie und fütterte sie, als sie den Futterplatz noch nicht zuverlässig selbst finden konnte. Ich stand zwar auch parat, um ihr zu helfen, aber es war mir noch lieber, dass ein so charmanter Artgenosse wie Smoky diese wichtige Aufgabe übernimmt. Jeden Abend kuschelte sich Smoky an seine beiden Damen Marisol und Rafaela, als sie noch beide da waren. Rafaela gab ihm nach Marisols Tod Halt und bis zu seinem eigenen Tod im Oktober 2020 führte er eine innige Beziehung mit ihr.
Ich bewunderte ihn dafür, wie er es mit stoischer Gelassenheit hinnahm, dass blinde Artgenossen manchmal etwas tolpatschig mit ihm umgingen. Er selbst war seit dem Frühling 2017 schwer gehandicapt. Seinerzeit hatte er sich am Bein verletzt und musste operiert werden. Zwar hatte der Tierarzt verhindern können, dass das Bein amputiert werden musste. Aber seitdem war Smokys rechte Fuß verdreht und gelähmt, weshalb er hinkt und nicht mehr allzu gut klettern konnte. Obendrein hatte er im Zuge der Operation eine Schulterverletzung erlitten und war deshalb für den Rest seines Lebens flugunfähig. In meinem behindertengerecht gestalteten Vogelzimmer kam er nach anfänglicher Gewöhnung an die für ihn neue Situation glücklicherweise trotzdem bestens zurecht. Mit der Zeit wurde er wegen des hohen Alters zusehends ruhiger. Im Oktober 2020 war deutlich zu spüren, dass er inzwischen am Ende seiner für einen Katharinasittich sehr langen Lebensspanne angelangt war. Gebrechlich und alt war er geworden, doch er wirkte bis zu seinem letzten Tag immer sehr glücklich. Am frühen Morgen des 11. Oktober 2020 hatte sein Herz im Schlaf aufgehört zu schlagen, während er sich an seine Gefährtin Rafaela gekuschelt hatte. Über elf Jahre hat Smoky mein Leben bereichert. Ich werde diesen wundervollen Vogelmann nie vergessen.
Smokys graue Färbung rührte von sogenannten Dunkelfaktoren her. Er war eigentlich ein türkis gefärbter Vogel mit zwei Dunkelfaktoren, weshalb seine Farbe als Mauve bezeichnet wird, siehe auch Erläuterungen auf Katharinasittiche.de. Seine graue Färbung war es, die seine früheren Halter bei der Namensfindung inspirierte. Weil Smoky auf seinen Namen hörte, habe ich ihn bei seinem Einzug nicht umbenannt. Deshalb war er einer meiner wenigen Katharinasittiche, die keine spanischen Namen trugen.