Rica, adoptiert am 21. Mai ’06, † 18. Februar ’09

Rica im Porträt.
Rica im Porträt.

Anfang Dezember 2005 erfuhr ich von zwei Katharinasittichen, denen es in ihrem damaligen Zuhause nicht besonders gut ging. Eine liebe Bekannte berichtete über die beiden etwa fünf bis sechs Jahre alten Sittiche, die ein Vogelhalter mit Wellensittichen, von denen einige an der Französischen Mauser erkrankt waren, in einer gemeinsamen Unterbringung pflegte. Diese Behausung war bedauerlicherweise alles andere als geräumig und die Vögel waren infolge der Enge großem Stress ausgesetzt. Weil der Mann die Katharinasittiche nicht länger behalten wollte, standen sie zur Vermittlung und er hatte aus diesem Grunde meine Bekannte um Hilfe gebeten. Im damals noch existierenden Vermittlungsforum des Vereins der Wellensittich-Freunde Deutschlands e. V. (VWFD), in dem auch andere Vogelarten angeboten werden können, veröffentlichte sie eine Annonce. Um die Vermittlungschancen für die Vögel zu erhöhen, tat ich dasselbe im damals noch existierenden Forum von Katharinasittiche.de. Ich erhoffte mir davon eine schnellere Vermittlung der Tiere, und anfangs sah es auch ganz danach aus, als würde der Plan aufgehen.

Ricas Gefieder war dunkelgrün, wodurch sie sich von ihren wildfarbenen Artgenossen unterschied.
Ricas Gefieder war dunkelgrün, wodurch sie sich von ihren wildfarbenen Artgenossen unterschied.

Rasch wurde in dem Forum eine Katharinasittichhalterin auf die Tiere aufmerksam und sie sagte zu, die beiden Vögel aufzunehmen, obwohl sie in dem Wellensittichschwarm lebten, in dem die Französischen Mauser ausgebrochen war. Wie sich diese Krankheit auf Katharinasittiche auswirken könnte, wurde damals natürlich im Forum ausgiebig diskutiert. Aber wir kamen zu keinem Ergebnis, weil uns keine Fallbeispiele bekannt waren, in denen Katharinasittiche an der Französischen Mauser erkrankt waren. Ich selbst hatte lange Zeit einige ebenfalls an der Krankheit leidende Wellensittiche mit Katharinasittichen im selben Vogelzimmer gehalten, ohne dass es zu einem Ausbruch der Krankheit bei den Südamerikanern gekommen wäre. Also entschied die Katharinasittichhalterin, den beiden bedürftigen Vögeln ein Zuhause zu bieten.

Beim Singen machte sich Rica oft besonders groß.
Beim Singen machte sich Rica oft besonders groß.

Wie die anderen Vogelfreunde war ich froh über diese Entwicklung. Tatsächlich hätte ich die beiden Vögel selbst gern aufgenommen, wenn ich gerade Kapazitäten frei gehabt hätte. Dem war jedoch nicht so, aber es zeichnete sich ja glücklicherweise eine wirklich gute Lösung ab. Und doch kam alles ganz anders. Der Halter der Vögel erklärte nach einigem Hin und Her, sie seien doch bereits anderweitig vermittelt worden. Deshalb ging die Interessentin aus dem Katharinasittich.de-Forum leer aus. Wir freuten uns natürlich trotzdem alle darüber, dass die beiden Tiere offenbar endlich in ein besseres Umfeld gebracht worden waren. Wie hätten wir auch ahnen können, dass alles nur gelogen war?

Meine bereits weiter oben erwähnte Bekannte schrieb mir am 17. Mai 2006 eine E-Mail, die mich entsetzte: Die Frau hatte mehr oder weniger zufällig erfahren, dass die beiden Katharinasittiche im Winter doch nicht vermittelt worden waren. Wie der Halter sagte, seien sie angeblich von dem Interessenten damals nicht wie vereinbart abgeholt worden und deshalb habe er keine Lust mehr verspürt, die Tiere überhaupt abzugeben. Das würde ja alles eh nichts bringen … Es ginge den Vögeln wegen des Überbesatzes in der Unterbringung gesundheitlich noch schlechter als zuvor, erklärte mir meine Bekannte voller Sorge. Deshalb wollten wir uns damit beeilen, die Vögel in ein besseres Zuhause zu bringen. Mein Vogelschwarm war aufgrund mehrerer Todesfälle in der Zwischenzeit bedauerlicherweise sehr viel kleiner geworden, ich hatte also genügend Platz, die beiden geschundenen Kreaturen aufzunehmen. Die Organisation der Mission „Kathi-Rettung“ begann.

Costa (rechts) und Rica kurz nach ihrer Ankunft in meiner Obhut; Costas Nase war noch stark entzündet.
Costa (rechts) und Rica kurz nach ihrer Ankunft in meiner Obhut; Costas Nase war noch stark entzündet.

Meine Bekannte überredete zunächst den Halter der Tiere dazu, sie doch abzugeben. Ich war sehr froh zu hören, dass ihre Überredungskünste letztlich Erfolg gebracht hatten, denn die Vögel waren sogar bereits in der Obhut meiner Bekannten angekommen. Sofort bat ich meine Cousine und ihren Mann um Hilfe, die beiden waren damals selbst Katharinasittichhalter. Weil ich seinerzeit kein Auto hatte, war ich auf sie angewiesen, um die Tiere aus dem Rheinland abzuholen. Selbstverständlich halfen die beiden Tierfreunde, auf sie ist eben immer Verlass. Gemeinsam mit ihnen fuhr ich am 21. Mai 2006 vom Ruhrgebiet ins Rheinland, um die damals noch namenlosen Sittiche abzuholen. In Anspielung auf eines der Länder, in denen wilde Katharinasittiche in der Natur vorkommen, nannte ich sie Costa und Rica. Die neuen Namen standen gewissermaßen auch für einen Neuanfang in ihrem Leben.

Das Köpfchen wurde abends schwer, kurz danach ging Rica schlafen.
Das Köpfchen wurde abends schwer, kurz danach ging Rica schlafen.

Leider war Costas Zustand sehr schlecht, Rica hatte hingegen mehr Glück. Die Vogeldame war recht gut genährt, das Gefieder war allerdings arg verschlissen, was aller Wahrscheinlichkeit nach auf den geringen Platz im Käfig bei ihrem früheren Halter zurückzuführen war. Wie Anzeichen der Französischen Mauser sahen die Gefiederschäden erfreulicherweise ganz und gar nicht aus. Außerdem war Rica bedauerlicherweise sehr, sehr ängstlich, fast schon panisch. Es bestürzte mich zu sehen, wie entsetzt mich der Vogel anschaute, wenn ich nur den Wasserspender aus dem Quarantänekäfig nahm, um ihn zu reinigen. Zum Glück hat sich dies mit der Zeit gelegt und Rica wurde sehr viel mutiger, gelassener und mir gegenüber deutlich weniger ängstlich. Diese positive Entwicklung begann schon während der Zeit ihrer Quarantäne.

Rica beim katharinasittichtypischen 'Überkreuz-Gang'.
Rica beim katharinasittichtypischen ‚Überkreuz-Gang‘.

Aus dem schreckhaften Federbündel ist also relativ schnell eine stolze, selbstbewusste Vogeldame geworden. Rica saß nach ihrem Einzug in mein Vogelzimmer meist erhobenen Hauptes auf einem ihrer Lieblingsäste und trug ihre Lieder vor. Sie hatte ein umfassendes Repertoire an Lauten, die ich zuvor bei keinem anderen Katharinasittich gehört hatte. Was ihre Gesänge anging, war sie enorm kreativ und experimentierfreudig. Den anderen Katharinasittichen gegenüber verhielt sie sich manchmal sehr dominant und dann auch wieder zurückhaltend. Man könnte sagen, sie hatte „zwei Gesichter“. Mitunter saß sie ein wenig abseits, um in Ruhe zu singen. Trotzdem schmuste sie häufig mit ihrem Partner Costa sowie später mit den anderen Männchen Merlin und Tico. Außerdem hat sie sich immer blendend mit ihrer Schwarmgefährtin Bianca verstanden, die beiden haben einander oft gekrault. In den Sommerferien 2006 hatte Rica eine kleine Affäre mit einem Wellensittich namens Flecki, der mit seinen Gefährten bei uns zu Gast war. Sie sah ihn und lag ihm zu Füßen – umgekehrt war es übrigens genauso. Ich fand das alles recht ungewöhnlich, aber es schien beiden Vögeln gefallen zu haben.

Sich von Tico (rechts) kraulen zu lassen, hat Rica gut gefallen.
Sich von Tico (rechts) kraulen zu lassen, hat Rica gut gefallen.
In Urlaubsgast Flecki fand die Katharinasittichdame Rica eine ganz besonders exotische ‚Ferienliebe‘.
An einem dünnen Seil zu landen, war für die akrobatische Rica kein Problem.
An einem dünnen Seil zu landen, war für die akrobatische Rica kein Problem.

Ricas Farbschlag nannte sich Oliv. Sie war deutlich dunkler gefärbt, als es beispielsweise der wildfarbene Schwarmgefährte Merlin war. Außerdem hatte Rica eine recht dunkle Schnabelspitze, woran ich sie selbst bei schlechten Beleuchtungsverhältnissen immer sofort erkennen konnte. Zudem war sie daran von ihren Artgenossen zu unterscheiden, dass sie grundsätzlich morgens als erste an den Karottenstückchen nagte, während die restlichen Katharinasittiche Apfelstücke bevorzugten.

Am 18. Februar 2009 erlag Rica leider einer schweren Krankheit, die mein Tierarzt und ich bedauerlicherweise trotz diverser Versuche, dem Vogel zu helfen, nicht in den Griff bekommen hatten. In Ricas Hals hatte sich ein inoperabler Tumor gebildet, der ihre Luftröhre umschlungen hatte. Danke für die schönen Momente, meine liebe Rica. Ich hoffe sehr, dass es Dir bei mir gefallen hat. Es ist mir eine Ehre, Dich gekannt zu haben.