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Vogelgrippe-Special

Beitrag zuletzt aktualisiert am 25. August 2020

Vor allem für Wasservögel und Nutzgeflügel ist die Vogelgrippe bislang gefährlich gewesen.
Vor allem für Wasservögel und Nutzgeflügel ist die Vogelgrippe bislang gefährlich gewesen.

Die Vogelgrippe gehört zu jenen Erkrankungen, die in den vergangenen Jahren mehrmals für Schlagzeilen und Aufregung gesorgt haben. Allerdings gibt es gar nicht die Vogelgrippe, sondern tatsächlich mehrere Vogelgrippen. Ähnlich verlaufende Erkrankungen, die für den Menschen ein unterschiedlich hohes Gefahrenpotenzial haben, werden von nahe miteinander verwandten Influenzaviren ausgelöst. Seit 1997 ist die durch das Influenza-A-Virus H5N1 verursachte Vogelgrippe auch beim Menschen aufgetreten, seit 2013 kommt es immer wieder auch zum Übergang des Influenza-A-Virus H7N9 von Vögeln auf Menschen. Schon seit 1983 kommt es – auch in Europa – in Geflügelhaltungen von Zeit zu Zeit zu Ausbrüchen des Influenza-A-Virus H5N8.

Ins Bewusstsein der allgemeinen Bevölkerung ist die Vogelgrippe, oder genauer gesagt seinerzeit die Vogelgrippe H5N1, ab dem Jahr 2005. Aus Asien kommend hat sie sich zunächst bis zum Ural, nach Rumänien, nach Griechenland und dann nach Kroatien ausgebreitet. Anfang 2006 gingen Schreckensmeldungen aus der Türkei um die Welt, weil dort Menschen an der Vogelgrippe erkrankten und schließlich daran gestorben sind. Kurze Zeit später traten erste Fälle der Krankheit in Afrika auf.

Mitte Februar 2006 erreichten die N5N1-Viren schließlich auch Deutschland. Auf der Ostseeinsel Rügen wurde die für Menschen gefährliche Virusvariante bei zwei toten Höckerschwänen erstmals innerhalb unseres Landes nachgewiesen. Danach begann sich die Vogelgrippe in weiteren Bundesländern auszubreiten. Gemäß einer am 7. Januar 2020 veröffentlichten statistischen Grafik hat es zwischen 2003 und 2020 weltweit 455 bestätigte Todesfälle durch die Vogelgrippe gegeben. In Deutschland ist bislang kein Mensch daran gestorben.

Der jüngste größere Ausbruch einer Vogelgrippe ereignete sich hierzulande im Herbst 2016, als in Schleswig-Holstein unter anderem am Plöner See sowie im Süden Deutschlands am Bodensee etliche Wasservögel starben. Vor allem Reiherenten waren unter den gefiederten Todesopfern. Relativ schnell stellte sich heraus, dass es sich bei diesem Ausbruch um eine Infektion mit dem Erreger H5N8 handelte, dessen Infektionsrisiko für den Menschen als sehr gering eingestuft wird. Für Vögel ist die Erkrankung hingegen extrem gefährlich.

In Außenvolieren gehaltene Heimvögel können sich theoretisch mit der Vogelgrippe infizieren. © Thomas B. Pixabay
In Außenvolieren gehaltene Heimvögel können sich theoretisch mit der Vogelgrippe infizieren. © Thomas B. Pixabay

Angesichts dieser alarmierenden Meldungen und der eigenen beklemmenden Erfahrungen mit Covid-19 fragten sich in den vergangenen Jahren viele Tierhalter, ob von der Vogelgrippe ein Risiko für ihre Heimvögel ausgeht. In diesem Punkt besteht derzeit kein Grund zur Panik, und das, obwohl die Krankheit in Deutschland sporadisch immer wieder ausbricht. Wellensittiche und andere im Haus gehaltene Ziervögel sind – sofern man entsprechende Vorsichtsmaßnahmen walten lässt – praktisch nicht in Gefahr.

Lediglich in Außenvolieren lebende Ziervögel könnten unter widrigen Umständen gefährdet sein, falls die Vogelgrippe in unmittelbarer Nähe unter Wildvögeln um sich greift und ein direkter Kontakt zu diesen besteht. Man muss hierbei jedoch dringend bedenken, dass unter den Wildvögeln keineswegs sämtliche Vogelarten betroffen sind oder als Überträger infrage kommen. Das heißt: In den meisten Fällen sind Wasservögel betroffen, die aber mit in Gartenvolieren gehaltenen Ziervögeln – dies sind zumeist vor allem Papageien und Sittiche – fast nie in Kontakt kommen.

Details zur Vogelgrippe

Zu den oft von der Vogelgrippe betroffenen Vögeln gehören verschiedene Gänse.
Zu den oft von der Vogelgrippe betroffenen Vögeln gehören verschiedene Gänse.

Die Vogelgrippe ist eine Krankheit, die ursprünglich nur Vögel betroffen hat, deshalb heißt sie auch Vogelgrippe. Unter den Vögeln wütet sie in ihren derzeit vorliegenden Formen nicht wahllos. Sie ist in erster Linie eine Geflügelseuche. Würde man sich ganz genau an die Fakten halten, müsste die Krankheit eigentlich als Geflügelgrippe bezeichnet werden. Unter dem umgangssprachlichen Begriff „Geflügel“ werden mehrere verschiedene Vogelarten und -gattungen zusammengefasst. In Deutschland kommt beispielsweise folgendes potenziell durch die Krankheit gefährdetes Geflügel in freier Natur vor: Enten, Gänse, Schwäne und Hühnervögel. Zu Letzteren gehören beispielsweise die Fasane und Rebhühner.

Ausgelöst wird die Vogelgrippe – wie übrigens alle Grippeerkrankungen – durch Influenzaviren. Diese speziellen Grippeviren sind zwar sehr aggressiv, das heißt hochgradig ansteckend, aber nicht alle von ihnen können auf den Menschen übergehen. Selbst bei den den Viren, die prinzipiell dazu in der Lage sind, ist eine Ansteckung nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Es muss ein sehr enger Kontakt zwischen Mensch und Tier, hierbei insbesondere mit Nutzgeflügel, bei schlechten hygienischen Verhältnissen bestehen. In Deutschland sind solche Bedingungen in Privathaushalten in aller Regel nicht gegeben, weil es hierzulande nicht üblich ist, dass beispielsweise Hühner oder Gänse im Haus gehalten werden. Deshalb besteht in Bezug auf eine Ansteckung bei Nutzgeflügel praktisch keine Gefahr. Lediglich Besitzer sehr großer Geflügelbestände müssen sich im Falle eines Ausbruchs an spezielle Vorsichtsmaßnahmen halten, die unter bestimmten Umständen von der Regierung oder anderen öffentlichen Stellen vorgegeben werden.

Wenn in den Medien von der Vogelgrippe die Rede ist, dann werden hierbei genau genommen zwei Dinge miteinander vermischt. Einerseits bezeichnet dieser Begriff die ursprüngliche Vogelgrippe, die nur Vögel erkranken lässt, weil sie sich von Vogel zu Vogel überträgt. Ferner ist sie ein Synonym für die Krankheitsform, die von Tieren auf Menschen übertragen werden kann. In der Vergangenheit hat sich deshalb in den meisten Medien der Begriff „die für den Menschen gefährliche Virusvariante“ eingebürgert, wenn es um die auf Menschen übertragbare Form der Viren ging.

Vor allem in Ländern, in denen Menschen sehr eng mit ihrem Nutzgeflügel zusammenleben, ist es in der Vergangenheit zu Todesfällen durch die Vogelgrippe bei Menschen gekommen.
Vor allem in Ländern, in denen Menschen sehr eng mit ihrem Nutzgeflügel zusammenleben, ist es in der Vergangenheit zu Todesfällen durch die Vogelgrippe bei Menschen gekommen.

Bisher ist eine Ansteckung von Menschen bei infizierten Vögeln wie bereits erwähnt sehr selten geschehen, aber Seuchenexperten fürchten, dass sich die Krankheitserreger in Zukunft weiterentwickeln könnten. Welch verheerendes Potenzial in Viren steckt, hat Covid-19 der ganzen Welt gezeigt. Würden Vogelgrippeviren in für uns ungünstiger Weise mutieren, könnte es sein, dass sie sich nicht von Vögeln auf Menschen übertragen, sondern später auch von Menschen auf Menschen. Exakt das ist bei Covid-19, einer ursprünglich von Tieren auf Menschen übergesprungenen Erkrankung, ja bekanntermaßen geschehen. Bisher ist eine derart gefährliche Virusvariante der Vogelgrippe jedoch glücklicherweise noch nirgendwo aufgetreten. Sollte diese Mutation dennoch in Zukunft erfolgen, könnte dies eine Pandemie auslösen. Tatsächlich hat es vergangenen Jahrhundert bereits eine Pandemie gegeben, die laut Aussagen der Experten durch dasselbe Virus verursacht wurde: die ebenfalls auf Influenzaviren zurückgehende Spanische Grippe.

Sollten sich Vogelgrippeviren jemals so wandeln und von Mensch zu Mensch übertragbar sein, stünden wir im ungünstigsten Fall erneut vor stark einschränkenden Maßnahmen wie „Social Distancing“, Quarantäne und das Hoffen auf einen Impfstoff. Was das für unsere Heimvögel bedeuten würde, lässt sich nicht sagen. Doch zum Glück stellt sich diese Frage derzeit nicht akut.

Welche Vögel sind von der Vogelgrippe betroffen?

Besteht ein Verdacht auf Vogelgrippe, sollten tote Vögel sicherheitshalber nicht berührt werden.
Besteht ein Verdacht auf Vogelgrippe, sollten tote Vögel sicherheitshalber nicht berührt werden.

Bisher sind unter den Wildvögeln in Deutschland fast ausschließlich Wasservögel wie Reiherenten, Möwen oder Schwäne betroffen gewesen. Offenbar reagieren diese Vögel besonders empfindlich auf die Krankheit. Wer totes Wassergeflügel auffindet, sollte die Kadaver auf gar keinen Fall berühren. Aber die Totfunde sollten schnellstmöglich den örtlichen Behörden gemeldet werden, damit eine Untersuchung der Kadaver eingeleitet werden kann. Zuständig sind in diesem Fall die Kreisveterinärämter. Sollte man die Telefonnummer nicht zur Hand haben, kann man auch die Polizei anrufen.

Neben dem Wassergeflügel ist auch das vom Menschen gehaltene Nutzgeflügel wie Hühnervögel und Legehennen potenziell gefährdet. Diese Tiere können sich bei Wildgeflügel angesteckt. In Frankreich scheint die Ansteckung eines Nutzgeflügelbestandes erfolgt zu sein, weil Stroh in den Stall gebracht worden ist, an dem Exkremente erkrankter Wildvögel gehaftet hatten.

Von Gartenvögeln wie dieser Kohlmeise geht normalerweise keine erhöhte Vogelgrippegefahr aus.
Von Gartenvögeln wie dieser Kohlmeise geht normalerweise keine erhöhte Vogelgrippegefahr aus.

Einige wenige weitere Vogelarten sind ebenfalls bisher an der Vogelgrippe erkrankt. Dies sind aber Ausnahmefälle! Von Gartenvögeln wie Amseln, Meisen und Co. geht für unsere Heimvögel nach derzeitigem Wissensstand keine Gefahr aus. Rein theoretisch können sie zwar erkranken, aber sie scheiden in aller Regel eine so geringe Virenmenge mit dem Kot aus, dass sich selbst die überempfindlichen Hühnervögel bei Kontakt damit nicht anstecken. Für uns Menschen stellen Singvögel deshalb ebenfalls in Bezug auf die Vogelgrippe keine Gefahr dar. Dasselbe gilt für Tauben aller Art, auch Stadttauben.

Für Vogelhalter alarmierend ist jedoch die Tatsache, dass in Großbritannien Ende Oktober 2005 ein Papagei gestorben ist, der einige Wochen zuvor aus Südamerika importiert worden war und noch in der Quarantänestation die ersten Symptome der Vogelgrippe zu zeigen begonnen hatte. Somit kann das Virus also tatsächlich auch Papageienvögel infizieren, wenn man ihm die Möglichkeit dazu bietet (engen Kontakt der Tiere mit den Exkrementen infizierter Tiere). Der in London gestorbene Papagei wurde aus seinem Ursprungsland nach Großbritannien gebracht und zunächst in Quarantäne gehalten. Wie sich später herausgestellt hat, war er in der Quarantänestation mit infizierten Vögeln aus Südostasien in engsten Kontakt gekommen. Ihm war also zum Verhängnis geworden, dass an eine ausreichende räumliche Trennung der sich in Quarantäne befindenden Vögel nicht gedacht worden war.

Solange Heimvögel keinen direkten Kontakt zu infizierten Wildvögeln oder zu erkranktem Nutzgeflügel haben, stecken sie sich normalerweise nicht mit der Vogelgrippe an. © GLady/Pixabay
Solange Heimvögel keinen direkten Kontakt zu infizierten Wildvögeln oder zu erkranktem Nutzgeflügel haben, stecken sie sich normalerweise nicht mit der Vogelgrippe an. © GLady/Pixabay

Dieser tragische Fall zeigt: Leider gilt also, dass rein theoretisch auch Wellensittiche und andere Heimvögel an der Vogelgrippe erkranken könnten. Sie müssten dafür allerdings direkten Kontakt mit erkrankten Wildvögeln und deren Exkrementen haben, die das Virus verbreiten. Oder aber der Vogelhalter selbst müsste Kontakt zu erkrankten Wildvögeln und deren Exkrementen haben und diese mit seinen eigenen Vögeln in Kontakt bringen. Weil ein solches Szenario in den meisten Haushalten jedoch extrem unwahrscheinlich ist, besteht für die meisten Heimvögel ein sehr geringes Ansteckungsrisiko.

Kommt es in unmittelbarer Nähe unter Wildvögeln zu einem verstärkten Ausbruch der Vogelgrippe, besteht für in Außenvolieren gehaltene Ziervögel hingegen durchaus ein gewisses Risiko.  Besondere Schutzvorkehrungen müssten dann sicherheitshalber getroffen werden. Es wäre ratsam, die Tiere vor dem direkten Kontakt mit Kot von Wildvögeln und auch mit Spritzwasser zu schützen. Käme es zu einer solchen Situation, wäre es sicherlich besser, die Vögel vorübergehend in ein Schutzhaus zu sperren oder sie ganz ins Haus zu holen, bis der Vogelgrippe-Ausbruch in der Nähe vorüber ist.

Derlei Sicherheitsmaßnahmen hat es in Bezug auf Nutzgeflügel in der Vergangenheit gegeben. Um eine Quarantäne zu gewährleisten, mussten die Bestände in den betroffenen Regionen in geschlossenen Räumen gehalten werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass in jedem Bundesland andere Regelungen für diese sogenannte Einstallung von Geflügel gelten; entsprechende Maßnahmen werden im Bedarfsfall bindend vorgeschrieben. Es ist durchaus möglich, dass in besonders harten Fällen auch das Unterbringen anderer Vogelarten in Schutzhäusern behördlich angeordnet wird. Jeder Vogelhalter, der seine Ziervögel in Gartenvolieren hält, sollte sich deshalb im Falle eines Vogelgrippe-Ausbruchs rechtzeitig beim zuständigen Amtsveterinär über gegebenenfalls gültige Vorschriften erkundigen.

Zugvögeln als „Seuchenbringer“?

Laut aktuellem Wissensstand schleppen Zugvögel meist nicht die Vogelgrippe bei uns ein.
Laut aktuellem Wissensstand schleppen Zugvögel meist nicht die Vogelgrippe bei uns ein.

In den Medien wurde in der Vergangenheit davor gewarnt, dass die Zugvögel das Virus nach Deutschland bringen könnten. Aber unter Ornithologen (Vogelkundlern) ist die Annahme mehr als umstritten, dass Zugvögel die eigentlichen Überträger der Krankheit sind. Der Herbstzug im Jahr 2005 hat beispielsweise keinerlei Krankheitsfälle nach Deutschland gebracht, ebenso wenig wie der Frühlingszug 2006. Seitdem hat es außerdem immer wieder kleine Ausbrüche außerhalb der Zugzeiten gegeben, die wahrscheinlich auf illegal entsorgte verendete Nutztiere oder Gülle zurückzuführen sind – ein menschengemachtes Problem, durch das in Nutzgeflügelbetrieben um sich greifende Viren auf wild lebende Wasservögel übergreifen konnte. Das bedeutet im Umkehrschluss: Die für Vögel gefährliche Variante der Vogelgrippe kann praktisch jederzeit überall in Deutschland einen neuen Ausbruchsherd bilden, und das durch das Einwirken der Menschen.

Eine nicht zu unterschätzende Gefahr geht von (zum Teil illegalen) Nutztierimporten aus, die aus den von der Krankheit bereits getroffenen Gebieten und deren Nachbarschaft stammen. Auch der Kauf geschmuggelter, in ihrem Ursprungsland illegal gefangener Ziervögel geht mit einem gewissen Infektionsrisiko einher, weil diese Tiere theoretisch unterwegs mit infizierten Vögeln in Kontakt gekommen sein könnten, wie auch das Beispiel des ums Leben gekommenen Papageien aus London zeigt.

Woran erkennt man einen an der Vogelgrippe erkrankten (Wild-)Vogel?

Mattigkeit, Schwellungen der Nebenhöhlen und Nasenausfluss können auf die Vogelgrippe hindeuten; diese Ente litt jedoch an einer bakteriellen Nasennebenhöhlenentzündung.
Mattigkeit, Schwellungen der Nebenhöhlen und Nasenausfluss können auf die Vogelgrippe hindeuten; diese Ente litt jedoch an einer bakteriellen Nasennebenhöhlenentzündung.

Ein erkrankter Vogel ist matt, leidet meist an Durchfall und manche Tiere müssen sich sogar übergeben. Auch hat man schon Vögel beobachtet, bei denen es zu sogenannten Zweitinfektionen gekommen ist. Sie litten beispielsweise Augenentzündungen oder typischen Symptomen von Erkältungskrankheiten. Das Gefieder eines erkrankten Vogels ist rund um die Kloake mit Kot verschmiert, der Vogel plustert sein Gefieder am gesamten Körper auf und mag nicht mehr fliegen. Er nimmt kaum noch Nahrung zu sich und schläft sehr viel. In manchen Fällen kommen Atemnot und aus der Nase laufendes Sekret hin zu.

Aufgrund der extremen Schwächung und des schnellen Verlaufs der Krankheit können infizierte Wildvögel kaum große Distanzen zurücklegen. Sie sterben meist ganz in der Nähe des Ortes, an dem sie sich angesteckt haben. Anders ist dies bei Nutztieren, die vom Menschen über weite Strecken transportiert werden. Aus eigener Kraft würde ein kranker Vogel nie so weit kommen, wie es durch die Tiertransporte möglich ist.

Wie kann man sich und seine Heimvögel vor der Vogelgrippe schützen?

Bricht die Vogelgrippe aus, muss das Nutzgeflügel im umliegenden Bereich meist wochenlang im Stall bleiben. © Wolfgang Ehrecke/Pixabay
Bricht die Vogelgrippe aus, muss das Nutzgeflügel im umliegenden Bereich meist wochenlang im Stall bleiben. © Wolfgang Ehrecke/Pixabay

Erkranken in Deutschland Wildvögel an der Vogelgrippe, greifen meist sehr schnell einige Schutzmaßnahmen für unser Nutzgeflügel, also vor allem für unsere Mastgänse und Legehennen. Zu diesen Maßnahmen gehört beispielsweise die Einstallung des Nutzgeflügels, die in einigen Bundesländern in der Vergangenheit bereits häufiger vorübergehend praktiziert wurde. Das heißt: Im Falle eines lokalen Nachweises der Vogelgrippe in Deutschland muss das Nutzgeflügel in der Nähe gefährdeter Regionen in geschlossenen Ställen gehalten werden. Oder Freigehege müssen mit Netzen abgedeckt werden, damit keine Wildvögel zwischen den Nutztieren landen können, denn nur durch den direkten Kontakt mit ihnen könnten sich die Nutztiere anstecken.

Ganz wichtig ist im Falle eines Ausbruchs: Wenn man in der Nähe großer Ansammlungen von Wassergeflügel spazieren gegangen ist (zum Beispiel beim Gassigehen mit einem Hund oder auf einer Wanderung), dann sollte man seine Schuhe nach Möglichkeit vor der Wohnungstür belassen und diese desinfizieren. Der Grund dafür ist, dass an den Sohlen theoretisch infizierter Vogelkot kleben könnte.

Findet man draußen durch die Vogelgrippe zu Tode gekommene Wasservögel, ist es sicherer, sie nicht anzufassen und sich ihnen nicht zu nähern. Sollte man es – aus welchen Gründen auch immer – dennoch tun müssen, dann sollte man sie am besten nur mit Schutzkleidung inklusive Atemschutz berühren und auf gar keinen Fall länger als nötig Kontakt mit ihnen haben. Anschließend müssen Kleidung und Schuhe desinfiziert werden, außerdem muss man sich selbst einer Desinfektionsdusche unterziehen.

Übersteigerte Panik ist aber unbegründet: Nicht gleich jeder tote Vogel in der Natur oder im Garten geht auf das Konto der Vogelgrippe. Das Leben in der Natur ist für die Tiere hart und es ist normal, dass immer einzelne Individuen sterben. Somit besteht kein Grund zur Panik, falls im Garten eine tote Meise gefunden wird oder am nahe gelegenen Teich eine verstorbene Ente am Ufer liegt.

Was ist, wenn man einen neuen Ziervogel kaufen möchte?

Wer während eines Vogelgrippeausbruchs einen neuen Vogel kaufen möchte, sollte sich für ein Tier entscheiden, das zuvor nicht unter unklaren Umständen weit transportiert worden ist. © Capri23auto/Pixabay
Wer während eines Vogelgrippeausbruchs einen neuen Vogel kaufen möchte, sollte sich für ein Tier entscheiden, das zuvor nicht unter unklaren Umständen weit transportiert worden ist. © Capri23auto/Pixabay

Eine wichtige Schutzmaßnahme ist, keine Ziervögel zweifelhaften Ursprungs zu kaufen! Dies bezieht sich vor allem auf besonders exotische Papageienarten, die mitunter aus Zuchtstationen aus dem Ausland kommen und gegebenenfalls auf engem Raum mit anderen Vögeln hierher transportiert wurden. Zwar mögen die Artenschutz-Papiere dieser Papageien in Ordnung sein. Doch während eines solchen Transports besteht prinzipiell ein Ansteckungsrisiko, und das nicht nur in Bezug auf die Vogelgrippe. Deshalb ist es grundsätzlich ratsam, Vögel zu kaufen, die hierzulande gezüchtet wurden.

Wellensittiche werden normalerweise ausschließlich hier in Deutschland oder in unseren Nachbarländern gezüchtet. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie direkten Kontakt zu infizierten Vögeln haben, ist äußerst gering. Insbesondere dann, wenn man Vögel aus kleinen Hobbyzuchten kauft, stammen die Vögel meist aus einer reinen Wohnungshaltung. Auch Ziervögel aus Tierheimen stellen in aller Regel keine Gefahr dar, weil sie nur selten Kontakt zu Wild- und Nutzgeflügel haben.

Kann man während eines Vogelgrippeausbruchs gefahrlos Grünfutter und Naturäste draußen sammeln?

Grüner Vogel vor dichtem Grün - nicht nur Katharinasittiche mögen frische Zweige mit Ästen sehr gern.
Grüner Vogel vor dichtem Grün – nicht nur Katharinasittiche mögen frische Zweige mit Ästen sehr gern.

In diesen Punkten scheiden sich die Geister. Fakt ist, dass Vogelgrippeviren bei einer Temperatur von 70 °C absterben. Theoretisch hieße dies, dass man Naturäste sehr heiß abwaschen und anschließend für mindestens 10 Minuten bei etwa 80 °C im Backofen gründlich trocknen lassen könnte. Damit sollten eventuell vorhandene Vogelgrippeviren abgetötet werden – so lautet zumindest die Theorie. Selbstverständlich besteht immer ein geringes Restrisiko, das aber auch beispielsweise dann besteht, wenn Kot eines infizierten Vogels an der Kleidung haftet und man diesen unbemerkt mit Ziervögeln in Kontakt bringt. Das heißt im Klartext: Das Risiko, dass sich Ziervögel über gründlich erhitzte Naturäste mit der Vogelgrippe infizieren, ist nicht gleich Null, aber es ist trotz allem sehr gering.

Grünfutter aus der Natur stellt für viele Vogelhalter einen wichtigen Bestandteil der täglichen Ernährung ihrer Vögel dar, dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Sommerhalbjahr. Es ist theoretisch möglich, dass ein infizierter Vogel seinen Kot auf die Futterpflanzen fallen lässt. An der Luft überleben die Viren nicht lange (eine genaue Zeit konnte ich in der der Literatur bedauerlicherweise nicht finden). Dennoch könnten deshalb rein theoretisch lebende Viren mit Futterpflanzen ins Haus gelangen. Weil man Pflanzen nicht auf über 70 °C erhitzen kann, ohne sie als Futter für die Vögel unbrauchbar zu machen, entfällt diese Desinfektionsmethode. Auch kann man Futterpflanzen nicht mit Desinfektionsmitteln waschen. Sie würden für die Vögel gefährliche Giftstoffe aufnehmen und somit im schlimmsten Fall zu einer tödlichen Vergiftung führen.

Kriechendes Schönpolster oder Golliwoog (Callisia repens)
Kriechendes Schönpolster oder Golliwoog (Callisia repens)

Wer während eines akuten Vogelgrippe-Ausbruchs Grünfutter, Beeren oder Wildgräser in der Natur sammelt, sollte demzufolge sehr genau darauf achten, dass sich kein Vogelkot an den Pflanzen befindet. Vor dem Verfüttern sollte man die Pflanzen gründlich waschen, und zwar so heiß, wie es gerade möglich ist, ohne sie als Futter zu zerstören, sprich matschig werden zu lassen. Möchten man auf Nummer sicher gehen, sollte man Futterpflanzen auf der eigenen Fensterbank innerhalb der Wohnung züchten. Bestens geeignet für die Fensterbankkultur sind beispielsweise Löwenzahn, Vogelmiere oder Kräuter wie Basilikum. Auch Golliwoog-Pflanzen kann man im Fachhandel kaufen und bedenkenlos verfüttern.

Darf man seine Vögel während eines Vogelgrippeausbruchs zum Tierarzt transportieren?

Wellensittich in einer Transportbox.
Wellensittich in einer Transportbox.

Wer in einer während eines Ausbruchs errichteten Sperrzone wohnt, darf keinen Vogel – egal, welcher Art er angehört – transportieren. Die einzige Ausnahme stellt die Fahrt zu einem Schlachtbetrieb dar, sofern es um den Transport von Nutzgeflügel geht. Dieses Transportverbot ist von der Regierung vorgeschrieben und es gilt normalerweise in offiziellen Sperrzonen, die als solche gekennzeichnet sind. In allen anderen Gebieten sind Transporte von Vögeln somit normalerweise erlaubt. Wer also beispielsweise in den Urlaub fahren und seine Wellensittiche zu einer Pflegestelle bringen möchte, der darf dies tun. Das gilt jedoch nur, wenn der Zielort nicht in einer Sperrzone liegt, denn in diese sollte und darf man mit seinen Vögeln nicht hinein begeben.

Wie sich dieses Transportverbot innerhalb von Sperrzonen auf dringend erforderliche Tierarztbesuche auswirkt, ist bislang leider nicht bundesweit klar definiert. Wer in einer Sperrzone wohnt und einen kranken Wellensittich oder anderen Vogel zum Arzt bringen möchte, sollte sich sicherheitshalber über die lokalen Vorschriften erkundigen. Zum Beispiel kann diesbezüglich das zuständige Kreisveterinäramt Auskunft erteilen.

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