Die Augen der Vögel
Die Augen der Vögel und die der Menschen weisen etliche Ähnlichkeiten, aber auch einige erhebliche Unterschiede auf. Besonders auffällig ist, dass die Augen der Vögel im Vergleich zu den Schädelabmessungen der Tiere sehr groß sind. Allerdings fällt dies nicht sofort auf, denn man sieht von außen nur einen Teil der Vogelaugen. Der größere Teil des Vogelauges bleibt für den Betrachter unsichtbar. Allenfalls bei sehr jungen, noch unbefiederten Vögeln ist zu erahnen, wie groß die Augäpfel tatsächlich sind.
Die von außen sichtbaren Teile des Vogelauges
Schaut man einem Wellensittich in die Augen, erkennt man dessen Pupille (1a) und einen Irisring (1b). Je nach Farbschlag sind die Pupillen eines Wellensittichs schwarz, dunkelbraun, rot oder violett gefärbt. Die Irisringe können weiß, graubraun, rötlich oder schwarz gefärbt sein. Ist letzteres der Fall, hat es den Anschein, als habe der Vogel keine Irisringe, weil sich diese farblich nicht von den Pupillen absetzen. Jungtiere, die die Geschlechtsreife noch nicht erlangt haben, weisen bei den meisten Wellensittichfarbschlägen schwarze Irisringe auf. Bei manchen Farbschlägen tragen auch erwachsene Wellensittiche dunkle Irisringe. In der Abbildung zu diesem Absatz ist die Pupille schwarz und der Irisring weiß gefärbt.
Bitte beachten Sie, dass die Färbung der Iris bei einigen Vogelarten anders ist. So haben beispielsweise manche Amazonen eine orange gefärbte Iris, bei Diamanttauben ist sie rot.
Ein gesundes Auge eines Menschen hat zwei Lider, mit denen das Auge durch Bewegungen von oben nach unten geschlossen werden kann. Auch Vögel verfügen über diese beiden Lider, die als Oberlid (1c) und Unterlid (1d) bezeichnet werden. Anders als bei uns Menschen sind sie jedoch beim Wellensittich in ihrer Größe nicht sonderlich unterschiedlich, das Unterlid ist fast genauso groß wie das Oberlid. Wie bei uns Menschen schließen sie sich ebenfalls von oben nach unten. Bei Vögeln ist die Haut der Augenlider ähnlich wie bei Säugetieren sehr dünn und empfindlich, bei manchen Wellensittichen kann man durch die geschlossenen Augenlider sogar die dunkle Pupille erkennen. Der Rand eines Lids ist beim Wellensittich verdickt, bei seitlicher Betrachtung kann man eine kleine Wölbung erkennen.
Neben den beiden beweglichen äußeren Lidern, also dem Ober- und dem Unterlid, ist das Vogelauge mit einem dritten, inneren Lid ausgestattet, das bei uns Menschen nur rudimentär vorhanden ist. Dieser Teil des Vogelauges wird als Nickhaut (1e) bezeichnet. Die Nickhaut lässt sich seitlich öffnen und schließen, sie verläuft diagonal und liegt in der Ruhestellung im vorderen Bereich des Auges versteckt unter dem Oberlid. Es wird angenommen, dass die Nickhaut bei den Vögeln eine entscheidende Rolle bei der Verteilung der Tränenflüssigkeit spielt.
Bei den meisten Vogelarten, darunter auch bei Wellensittichen, ist sie transparent mit einem leichten Graustich und deshalb nur selten zu sehen. Es gibt jedoch auch Vogelarten, bei denen die Nickhaut nicht transparent ist, sondern weißlich und trüb. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie möglicherweise als zusätzliche Lichtabschirmung dient.
An den Rändern des Ober- und Unterlids der Wellensittiche gibt es außerdem je einen sehr feiner Federkranz (1f), der mit den menschlichen Wimpern vergleichbar ist. Bei Wellensittichen und vielen anderen Vögeln sind diese „Wimpern“ allerdings nur aus nächster Nähe betrachtet überhaupt zu erkennen und meist sind sie am unteren Lid stärker ausgeprägt als am oberen.
Es handelt sich bei diesen „Vogelwimpern“ nicht im eigentlichen Sinne um Federn, sondern um längliche Gebilde, was die Ähnlichkeit zu Wimpern noch deutlicher hervortreten lässt. Die Aufgabe dieses feinen Federkranzes ist es, das Auge vor groben Verunreinigungen zu schützen.
Strukturen im Inneren des Vogelauges
Das Auge eines Vogels besteht wie das Sehorgan des Menschen aus mehreren Teilen und ist vereinfacht formuliert kugelförmig. Der größte Teil des Augapfels liegt beim Vogel innerhalb des Schädels. Jener Bereich, der von außen sichtbar ist, stellt nur einen kleinen Teil des Auges dar. Betrachtet man einen Vogel frontal, also von vorn, erkennt man deutlich eine Wölbung des Auges. Hierbei handelt es sich um die bei einem gesunden Tier durchsichtige und glatte Hornhaut.
Direkt hinter der Hornhaut befindet sich die vordere Augenkammer, die mit Flüssigkeit gefüllt ist. Diese Flüssigkeit bezeichnet man als Kammerwasser, sie kann bei einer Verletzung des Auges auslaufen. Hinter der Kammer befinden sich die Iris und die Pupille. Anschließend folgt eine weitere kleine Kammer, die sogenannte hintere Augenkammer, in der sich ebenfalls Flüssigkeit (Kammerwasser) befindet. Dahinter ist im Vogelkörper die Linse und hinter ihr liegt der Glaskörper.
Außerdem erfahren Sie im Kapitel über die Sinne und Wahrnehmung der Vögel mehr über den Sehsinn der Gefiederten.