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Fixiergriff

Erkrankt ein Vogel oder erleidet er einen Unfall, ergibt sich daraus in den meisten Fällen die Notwendigkeit, das Tier in die Hand nehmen zu müssen. Warum ist das so wichtig? Ist der Vogel sicher fixiert, kann man ihn abtasten und – sofern man darin geübt ist – Organveränderungen feststellen, man kann Verletzungen behandeln oder aber dem Tier ein Medikament in den Schnabel eingeben. Damit das Abtasten und vor allem das Verabreichen von Medikamenten in den Schnabel für den Vogel gefahrlos vonstatten geht, ist es wichtig, die richtige Grifftechnik zu kennen. In der Abbildung in der Nähe dieses Absatzes ist zu sehen, wie man einen kleinen Vogel festhalten sollte. Diese Art des Festhaltens wird auch als Kappengriff bezeichnet, weil drei Finger den Kopf wie eine Kappe umschließen. Beim Anwenden des Kappengriffs ist dringend zu beachten, dass man einem auf diese Weise fixierten Tier auf gar keinen Fall den Brustkorb und den Bauch zusammendrücken sollte. Anderenfalls könnte das Tier ersticken! Auch das Ausüben von Druck auf die Kehle ist unbedingt zu unterlassen, weil dies für den Vogel sehr unangenehm ist.
Der Kappengriff muss gerade so fest sein, dass sich das Tier nicht daraus befreien kann und dennoch so locker, dass der Vogel keinerlei Schmerzen erleidet und uneingeschränkt atmen kann (freier Brustbereich!). Besonders wichtig ist es, den Kopf sicher zu fixieren, damit der Vogel einerseits nicht beißen kann und damit er andererseits so in der Hand liegen bleibt, dass eine Medikamentenverabreichung in den Schnabel problemlos erfolgen kann. Je mehr Bewegungsfreiheit der Vogel dabei hat, desto größer ist die Gefahr, dass man mit der Pipette oder Spritze abrutscht und das Tier im schlimmsten Fall am Auge verletzt.

Im Bereich des Kopfes sollten Daumen und Mittelfinger seitlich am Schädel leichten Druck ausüben. Der Zeigefinger sollte auf den Kopf gelegt werden, was zur Stabilisierung der Position dient. Liegt der Kopf des Vogels zwischen den genannten Fingern, muss der Druck vorsichtig so angepasst werden, dass das Tier keinen Bewegungsspielraum hat. Achtung, die Federn verrutschen leicht unter den Fingern, sodass sich der Vogel unter Umständen doch „freistrampeln“ kann.
Wichtig ist außerdem, dass die Beine und Füße des Vogels frei liegen und nicht um einen Finger gelegt werden können. Man mag es kaum glauben, aber so mancher Vogel bringt enorm viel Kraft auf und stemmt einen um seinen Körper gelegten Finger problemlos beiseite. Entweder liegen die Beine unterhalb des kleinen Fingers, oder aber man fixiert die Beine vorsichtig zwischen dem Ringfinger und dem kleinen Finger, wenn man beispielsweise die Füße mit einer Salbe behandeln muss. Diese Art der Fixierung sollten nur Profis anwenden, da die Beinknochen unter zu starkem Druck oder wenn der Vogel zappelt sehr leicht brechen können!

In manchen Fällen muss der Nacken eines Vogels frei zugänglich sein, ohne dass sich das Tier zur Wehr setzen kann. Dies ist zum Beispiel dann erforderlich, wenn aufgrund eines Parasitenbefalls ein Kontaktgift auf die Nackenhaut aufgetragen werden muss. Der oben gezeigte Fixiergriff scheidet für diese Zwecke aus, weil der Nacken des Vogels von der Hand bedeckt wird. Deshalb muss das Tier auf eine andere Weise fixiert werden, für die eigentliche Behandlung ist dann jedoch die Anwesenheit einer zweiten Person unumgänglich, weil man den Vogel nur mit zwei Händen sicher fixieren kann. Die auf dieser Seite gezeigte Fotomontage demonstriert den Griff an meinem Steiff-Wellensittich.
Komplikationen
Viele Vögel beginnen lauthals zu protestieren, wenn man sie mit der Hand fixiert. Das Gekreische geben die Tiere in den meisten Fällen von sich, weil sie wütend sind oder Angst haben. Diese Lautäußerungen sollten Sie nicht verunsichern und man sollte möglichst zügig die notwendige medizinische Behandlung durchführen, sofern außer den schrillen Unmutsäußerungen keine weiteren Alarmsignale auftreten.
Mitunter erleiden mit der Hand fixierte, scheue Vögel eine Schreck- oder Schockmauser, bei der sie innerhalb weniger Sekunden sämtliche die Schwanzfedern und häufig auch etliche kleine Federn verlieren. Diese Komplikation ist vergleichsweise harmlos, die Federn wachsen innerhalb weniger Tage oder spätestens nach einigen Wochen wieder nach.
Bei weitem gefährlicher sind Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System. Das Festhalten eines Vogels kann bei dem Tier zu Herzrasen oder Schockzuständen beziehungsweise im schlimmsten Fall zu einem tödlichen Schreckzustand führen. Sollte der fixierte Vogel in der Hand apathisch werden, plötzlich schwer und stoßweise atmen oder die Augen verdrehen, so muss man den Vogel umgehend loslassen und an einen ruhigen Ort gebracht werden, da er sich in akuter Lebensgefahr befindet!
Immer schön ruhig bleiben
Ziervögel beobachten ihre Umgebung sehr genau. Egal, ob die Tiere zahm sind oder nicht, so können sie feinste Stimmungsschwankungen bei ihnen vertrauten Menschen wahrnehmen. Während Sie einen Vogel in der Hand halten, sollten Sie selbst möglichst ruhig und gelassen sein. Empfinden Sie Stress oder Angst, überträgt sich diese Gefühle häufig auf den Vogel. Versuchen Sie Ihr Tier zu beruhigen, indem Sie selbst Ruhe ausstrahlen.
Einige Experten raten übrigens davon ab, mit einem Vogel zu sprechen, während man ihn in der Hand hält und medizinisch notwendige Behandlungen vollzieht. Der Grund ist, dass sich die Tiere die unangenehme Situation in Kombination mit der Stimme ihres Halters einprägen könnten, weshalb sie in Zukunft auf die Stimme mit Angst reagieren könnten. Es gibt jedoch auch die gegenteilige Meinung, die besagt, dass die Stimme des Halters in einer Stresssituation beruhigend auf die Tiere wirken kann. Ich selbst vollziehe die Handgriffe an meinen Vögeln immer schweigend.
Fixiergriff mit Handschuhen

Mitunter ist es unumgänglich, während einer Behandlung eines Vogels aus hygienischen Gründen Handschuhe zu tragen. Erforderlich kann dies sein, um sich selbst oder aber das Tier vor einer Ansteckung mit (weiteren) Keimen zu schützen. Am besten eignen sich weiche Einmalhandschuhe, die außen nicht feucht sein sollten, damit sie nicht am Gefieder haften bleiben. Dies könnte für die Tiere sehr unangenehm sein, weil kleinste Bewegungen zu einem schmerzhaften Zerren an den Federn führen könnten. Aus diesem Grunde ist beim Tragen von Einmalhandschuhen stets größte Vorsicht im Umgang mit Vögeln geboten.
Dickere Handschuhe aus Leder können als Beißschutz dienen, was vor allem bei größeren Vogelarten und sehr bissigen Tieren von Vorteil sein kann. Allerdings hat man beim Tragen dicker Handschuhe nur wenig Gefühl in den Händen und kann die Vögel deshalb leicht verletzen. Sinnvoller ist es deshalb, sich mit einem Handtuch zu behelfen, durch das man meist zumindest problemlos ertasten kann, wie stark der Druck auf den Vogelkörper ist, den die Hand beim Fixieren ausübt.