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Verletzungen behandeln
Leider kann es im Alltag praktisch jederzeit vorkommen, dass sich ein Heimvogel verletzt. Die möglichen Gründe hierfür sind vielfältig: Er kann beim Spielen oder während des Freiflugs einen Unfall erleiden, von einem Artgenossen gebissen werden oder sogar nachts im Schlaf durch ein Geräusch in Panik versetzt werden und wild im Käfig umher flattern, was nicht selten schwerwiegende gesundheitliche Konsequenzen nach sich zieht. Je nachdem, was einem Vogel zustößt, können unterschiedliche Arten von Verletzungen auftreten, von denen einige zum Glück nicht sehr schwerwiegend sind, andere jedoch potenziell tödlich sein können.
Für den Halter ist es wichtig, in Fall einer Verletzung zu wissen, wie Erste Hilfe zu leisten ist, denn ein Blutverlust kann einen Vogel schwächen. Zwar verbluten die meisten Vögel sogar dann nicht, wenn sie schwer verletzt sind. Doch die mit dem Blutverlust einhergehende Schwächung des Kreislaufs kann die Heilung beträchtlich negativ beeinflussen. Insbesondere, wenn es sich um ein altes oder durch eine Krankheit beziehungsweise durch eine schwere Mauser geschwächtes Tier handelt, kann sogar ein geringer Blutverlust gravierende Folgen haben, weil sich die Vögel davon nur schwer erholen. Umso wichtiger ist es, mit Verletzungen und blutenden Wunden sofort richtig umzugehen und stets zu versuchen, den Blutverlust möglichst gering zu halten.
Vorab sei zudem noch erwähnt, dass Verletzungen der Haut häufig mit Schmerzen einhergehen. Tierärzte können in solchen Fällen Schmerzmittel aushändigen, die direkt in den Schnabel eingegeben werden. Eine weitere Möglichkeit, die jedoch erst seit relativ kurzer Zeit zur Verfügung steht, ist CBD für Tiere. Es handelt sich dabei um ein Öl, das Cannabidiol enthält, also ein Cannabinoid und somit einen Wirkstoff aus Hanf (Cannabis). Cannabidiol ist nicht psychoaktiv und löst somit keinen Rauschzustand aus. Stattdessen gilt es als entzündungshemmend, entkrampfend und es kann bei lokaler Anwendung Juckreiz und Schmerzen lindern.
Einige Vogelhalter haben CBD bereits erfolgreich bei ihren Tieren angewandt, beispielsweise zur Behandlung von Arthroseschmerzen. Ein Fallbericht über die Behandlung schlecht heilender Wunden mit CBD-Öl ist zurzeit in Vorbereitung; darin wird beschrieben, wie ein schwer verletzter Katharinasittich äußerlich und innerlich mit dem Öl behandelt wurde. Hintergrundinformationen über Cannabidiol gibt es bei Wikipedia.de.
Auf dieser Seite erfahren Sie mehr über einige typischerweise bei Heimvögeln auftretenden Verletzungstypen und was Sie unternehmen sollten, falls es zu einer solchen Blessur kommt. Weiterführende Informationen zum Stoppen von Blutungen gibt es in einem separaten Kapitel.
Durch einen Klick auf die jeweiligen Aufzählungspunkte gelangen Sie zu den entsprechenden Beschreibungen, die sich größtenteils auf dieser Seite, teilweise aber auch in separaten Kapiteln befinden:
- Bisswunden, die durch Vögel verursacht wurden
- Bisswunden, die durch Säugetiere verursacht wurden
- Platzwunden
- Quetschwunden
- Schnittwunden
- Stichverletzungen
- Wunden durch ausgerissene Federn
- Verletzungen der Augenlider
- Verletzungen der Krallen
- Verletzungen des Schnabels
- Verletzungen der Wachshaut (Nase)
- Nasenbluten
- Verletzungen der Zehen und Füße
- Verletzungen der Zunge
- Gefahren beim Eincremen
Bisswunden, die durch Vögel verursacht wurden
In einer Gruppe von Vögeln kann es jederzeit spontan zu Rangeleien kommen. Vor allem wenn Eifersucht im Spiel ist, ein sehr starker Bruttrieb die Tiere aggressiv macht oder wenn Arten miteinander vergesellschaftet werden, die eigentlich nicht gut miteinander harmonieren, kann dies nur allzu leicht geschehen und mitunter äußerst unschöne Folgen haben. Beispielsweise werden unter Wellensittichen bei einem Konflikt nicht immer nur Drohgebärden demonstriert. Oft kommt der spitze Schnabel zum Einsatz und wird vehement gegen einen Artgenossen gerichtet. Meist fangen die Federn das Gröbste ab, doch wird die darunterliegende Haut verletzt, ist dies für den betroffenen Vogel meist unangenehm und schmerzhaft. Bisswunden können außerdem heftig bluten und erfordern in vielen Fällen ein sofortiges Eingreifen des Vogelhalters.
Die meisten Bisswunden nach Kämpfen unter Wellensittichen sowie einigen anderen Papageienarten finden sich im Kopfbereich oder an den Beinen und Füßen. Seltener treten bei Streitigkeiten unter Papageienvögeln Wunden am übrigen Körper auf. Ein komplizierter Spezialfall ist eine Bisswunde an der Zunge, siehe unten.
Oberflächliche Bisswunden sollten vom Halter mit einem Wunddesinfektionsmittel gereinigt werden, vorher sind eventuelle Blutungen zu stoppen. Sollte sich die Wunde entzünden, muss der Vogel von einem Tierarzt untersucht werden. Dies ist auch der Fall, wenn eine tiefe Bisswunden vorliegt. Dies gilt insbesondere bei Verletzungen des Kopfes, der Augen sowie der Zunge und des Halses, da starke Schwellungen, wie sie bei Entzündungen oft auftreten, mitunter erhebliche Komplikationen verursachen. Vor allem eine stark geschwollene Zunge kann zum Verhungern oder zu einer sehr starken Einschränkung der Atmung führen! Wurde bei einer Beißerei ein Loch in den Kropf eines Vogels gebissen, muss sofort ein Tierarzt zurate gezogen werden; oft ist in solchen Fällen eine umgehende Notoperation erforderlich, damit der Vogel nicht verhungert. Denn mit einem durchlöcherten Kropf funktioniert die Verdauung nicht mehr! Befindet sich die Bisswunde am Kopf und wurde eventuell gar ein Teil der Kopfhaut vom Schädel gelöst (Skalpierungsverletzung), sollte ebenfalls nicht in Eigenregie gehandelt, sondern stattdessen umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Solche Verletzungen müssen fachkundig gereinigt und gegebenenfalls genäht werden.
Bisswunden, die durch Säugetiere verursacht wurden
Bei einer Gemeinschaftshaltung von Vögeln und Säugetieren kann es zu unschönen Zwischenfällen kommen: Ein Hund oder eine Katze jagt einen Vogel und fängt ihn mit den Zähnen. Oder ein kleines Heimtier wie ein Meerschweinchen beißt einen Vogel, weil dieser sich am Futternapf eingefunden hat und dort stört. Solche durch Säugetiere verursachten Bisswunden sind bei Vögeln praktisch immer Notfälle und erfordern eine umgehende Behandlung durch einen vogelkundigen Tierarzt. Im Speichel von Säugetieren befinden sich Bakterien, von denen für Vögel eine sehr große Gefahr ausgeht. Gelangen diese Bakterien in die Blutbahn eines Vogels, kann es schnell zu einer schweren Infektion (Sepsis) kommen. Dies kann innerhalb weniger Stunden geschehen, weshalb es nach einem Säugetier nicht ratsam ist, erst einmal abzuwarten, wie sich die Lage für den betroffenen Vogel entwickelt.
Platzwunden
Leider kommt es gelegentlich vor, dass ein Wellensittich oder ein anderer Heimvogel im Haus gegen einen Spiegel, eine Wand oder eine Glasscheibe fliegt, sei es aus Panik oder aus Unachtsamkeit. Bei einem solchen Zusammenstoß ziehen sich die Vögel oft Platzwunden an der Wachshaut oder am Kopf zu. Solche Platzwunden können wie beim Menschen je nach Größe sehr stark bluten. Verliert ein Vogel eine größere Menge Blut, belastet dies seinen Kreislauf. Stoppen Sie die Blutung als Erste-Hilfe-Maßnahme mit einem Blutstiller oder durch leichten Druck mit einer sterilen Kompresse. Bringen Sie den Vogel anschließend sicherheitshalber zu einem Tierarzt. Dieser kann feststellen, ob sich das Tier eventuell obendrein eine Gehirnerschütterung zugezogen oder seinen Schnabel verletzt hat. Große Platzwunden müssen mitunter genäht werden. Hierdurch lässt sich verhindern, dass sie wieder und wieder aufreißen und erneut zu bluten beginnen.
Mausert ein Vogel, kann es geschehen, dass er Blutkiele, also Federn in einem frühen Entwicklungsstadium, am Körper hat. Diese Blutkiele können beispielsweise bei einer Kollision platzen. Im gleichnamigen Kapitel erfahren Sie mehr über Blutkielverletzungen.
Quetschwunden
Zu (offenen) Quetschungen kommt es bei zahmen Heimvögeln häufig dann, wenn sie beispielsweise auf einer Tür sitzen und diese in einem unachtsamen Moment geschlossen wird. Die entstehenden Wunden an den Füßen müssen unbedingt so schnell wie möglich von einem Tierarzt behandelt werden, weil in den meisten Fällen Blutgefäße beschädigt werden und nicht mehr richtig durchblutete Zehen absterben könnten.
In vielen Fällen tragen Vögel durch eine schwere Quetschung nicht nur eine offene Wunde davon. Bei etlichen Vögeln brechen bei einem solchen Unfall die Knochen oder ihre Sehnen werden verletzt beziehungsweise durchtrennt. Knochenbrüche müssen grundsätzlich von einem Tierarzt behandelt werden, und das nach Möglichkeit sofort! Offene Brüche, bei denen Knochenteile aus einer Wunde ragen, führen nicht selten innerhalb kürzester Zeit zu schweren Infektionen, die tödlich verlaufen, wenn sie unbehandelt bleiben.
Schnittwunden
Diese Art von Verletzungen ziehen sich die meisten Vögel an den Füßen zu, da die Haut dort nicht durch ein dichtes Federkleid geschützt ist. Leichte Schnittverletzungen, bei denen unter Umständen ein paar Hautschuppen abgelöst worden sind, bluten meist kaum. Dennoch ist es ratsam, die Blutung zu stoppen und zu vermeiden, dass beispielsweise Einstreupartikel wie Vogelsand mit der Wunde verkleben.
Schnittwunden unter den Federn kommen vergleichsweise selten vor, sind jedoch besonders tückisch, da man sie oft erst spät bemerkt. Oft ist eine solche Wunde lediglich anhand einiger Blutstropfen auf dem Boden zu erkennen. Weil die Federn flüssigkeitsabweisend sind, perlt das Blut oft ab und tropft zu Boden, ohne das Federkleid sonderlich stark zu verschmutzen. Es ist also durchaus möglich, dass eine Wunde stark blutet, das Gefieder aber nur minimale Anzeichen dafür aufweist. In anderen Fällen kann das Gefieder stark verschmiert sein, wenn der Vogel die blutende Stelle mit dem Schnabel berührt hat. So oder so ist ein Vogel, der entweder etwas Blut an den Federn hat oder unter dem sich auf dem Boden Blut befindet, sicherheitshalber gründlich zu untersuchen.
Bei leichten Schnittwunden reicht es übrigens meist, mit einer sterilen Kompresse etwas Druck auszuüben, bis die Blutgerinnung und Krustenbildung eingesetzt hat.
Stichverletzungen
Die Wohnung ist ein Abenteuerspielplatz, der für Vögel während des Freiflugs zuweilen äußerst gefährlich sein kann. Stichverletzungen, die beispielsweise infolge einer Landung auf einem Kaktus entstehen, sind bei kleinen Heimvogelarten leider keine Seltenheit und gehören in die Hände eines Tiermediziners. Nur er kann feststellen, wie tief die Verletzung im Einzelfall ist und basierend auf der Diagnose entsprechende Behandlungsschritte bis hin zu einer gegebenenfalls erforderlichen Operation einleiten.
Alle blutenden Stichverletzungen sollten vom Halter genau beobachtet werden. Hört die Blutung nicht innerhalb weniger Minuten von allein auf, müssen Sie zum Blutstiller greifen.
Schwillt nach einer Stichverletzung enorm stark an und wirkt es, als habe der Vogel plötzlich einen Ballon unter der Haut, könnte eine Verletzung eines Luftsacks vorliegen. Obwohl in einem solchen Fall meist nur wenig Blut fließt, muss ein Tierarzt aufgesucht werden, um die Luftsackverletzung zu behandeln. Dies ist wichtig, weil der Vogel aufgrund des aufgeblähten Luftsacks nicht mehr uneingeschränkt atmen kann.
Wunden durch ausgerissene Federn
Im Streit mit Artgenossen oder bei einem Unfall können Vögeln einige Federn ausgerissen werden. Eine einzelne ausgerissene Feder wird meist kaum eine große Wunde verursachen. Sind es jedoch gleich mehrere Federn, kann der Blutverlust beträchtlich sein. Auch verletzte, abgebrochene oder ausgerissene Blutkiele können zu schweren Blutungen führen. Vor allem am Flügel oder am Schwanz können die Wunden recht groß sein, da die Schwung- und Schwanzfedern einen breiteren Kiel aufweisen als das Körpergefieder. Sie sollten die Verletzung sehr aufmerksam beobachten und den Vogel gegebenenfalls zum Arzt bringen. Mitunter nagen die Tiere an solchen Wunden und picken sie immer wieder auf. Ist dies der Fall, muss ihnen unter Umständen für einige Tage eine Halskrause angelegt werden.
Werden die Federn großflächig ausgerissen, kann es vorkommen, dass sich ein Stück Haut mit den Federn vom Körper löst. Hierbei können starke Blutungen auftreten. Außerdem kommt es meist in den Tagen nach dem Ausreißen der Federn zu einer Verfärbung der Haut. Dabei handelt es sich meist um einen „blauen Fleck“, also einen Bluterguss (Hämatom). Die Haut ist dann sehr druckempfindlich und jede Berührung verursacht dem Vogel Schmerzen. Zudem kann es vorkommen, dass sich die Haut infolge des Traumas entzündet. Denn wenn Federn ausgerissen werden, wird oft auch etwas Gewebe mit abgerissen. Setzen sich Krankheitserreger in diese kleinen Wunden, können Entzündungen entstehen. Hinzu kommt, dass die nackte Haut austrocknen kann, weil sie nicht mehr von Federn geschützt wird. Gegebenenfalls ist es erforderlich, sie zu pflegen. Am besten ist in einem solchen Fall mit einem fachkundigen Tierarzt zu besprechen, ob und wie die Haut behandelt werden sollte. Auf keinen Fall sollte eigenmächtig und ohne Absprache mit einem Tierarzt zu Salben gegriffen werden. Hierdurch kann es zu unerwünschten Hautreaktionen und zu einem stark verklebten Gefieder kommen, siehe unten.
Verletzungen des Schnabels
Der Schnabel der Vögel besteht nicht nur aus dem Hornmaterial, das von außen sichtbar ist. Im Inneren befindet sich ein knöcherner Bereich, der mit der eigentlichen Wachstumszone bedeckt ist, die sehr gut durchblutet ist. Diese Blutversorgung ist notwendig, weil sie das nachwachsende Schnabelhorn produziert und dafür Nährstoffe und Sauerstoff benötigt – letzterer gelangt mit dem Blut in diese Körperregion. Wird das Schnabelhorn verletzt und erstreckt sich diese Wunde bis in durchblutete Schichten oder wird gar der Knochen selbst in Mitleidenschaft gezogen, kann dies zu schweren Blutungen führen. Solche Wunden sind für Vögel außerdem ausgesprochen schmerzhaft. Je nach Größe, geht von ihnen anfangs einerseits ein permanenter, mehr oder minder starker Wundschmerz aus und die Tiere können meist nicht selbstständig fressen.
Schnabelverletzungen sind deshalb für die Vögel sehr gefährlich und sollten unbedingt von einem fachkundigen Tierarzt versorgt werden, denn falls die Wunde sich selbst überlassen bleibt, könnte ein Vogel so viel Blut verlieren, dass sein Kreislauf enorm belastet wird. Auch könnte der Schnabel abbrechen, und ein Schnabelbruch ist oft ein Todesurteil für den betroffenen Vogel.
Verletzungen der Wachshaut (Nase)
Die weiche Haut an der Nase der meisten Heimvogelarten ist empfindlich, deshalb können sich die Tiere dort leicht verletzen. Allerdings sind nicht alle Vogelarten gleichermaßen anfällig für solche Blessuren. Während es bei Wellensittichen eher selten zu Wachshautverletzungen kommt, ist diese Körperpartie der Katharinasittiche extrem sensibel, weshalb es bei diesen Vögeln vergleichsweise oft zu blutenden Wunden an der Nase kommt. Handelt es sich um eine große Verletzung, kann der Blutverlust erheblich sein, wohingegen kleine Platzwunden an der Wachshaut von Katharinasittichen meist innerhalb weniger Sekunden von allein nicht mehr bluten.
Eine typische Situation, in der eine Verletzung an der Nase entsteht, ist zum Beispiel ein harter Aufprall während des Freiflugs, also beispielsweise eine Kollision mit einer Fensterscheibe, einem Spiegel oder einem anderen harten Hindernis. Hierbei entstehen meist Platzwunden an der Nase, die normalerweise schnell von allein aufhören zu bluten. Ein Eingreifen des Halters ist bei kleinen Sickerblutungen, die innerhalb weniger Sekunden oder maximal einiger Minuten von allein stoppen, nur in den seltensten Fällen nötig. Achten Sie jedoch unbedingt darauf, ob der Vogel eventuell zusätzlich aus der Nase blutet, also nicht nur oberflächlich, sondern aus den Nasenlöchern. Ist dies der Fall, er sich eventuell eine schwere Verletzung zugezogen und sollte rasch zu einem Tierarzt gebracht werden. Auch ist zu überprüfen, ob gegebenenfalls der Schnabel gesplittert ist – Schnabelverletzungen sind oftmals sehr problematisch und müssen von einem fachkundigen Arzt abgeklärt werden.
Eine weitere Ursache für Wunden an der Nase sind Bissverletzungen. Wenn sich zwei Sittiche streiten, zielen sie mit ihren Schnabelhieben häufig auf den Kopf des Gegners. Trifft ein solcher Biss die Wachshaut, kann es zu erheblichen Verletzungen kommen. Wurde dabei ein Stück Wachshaut abgerissen, ist darauf zu achten, nicht nur die Blutung zu stoppen, sondern die Wunde auch zu säubern. Ideal geeignet ist blutstillende Watte. Flüssige Blutstiller könnten in die Nase laufen und die empfindlichen Schleimhäute reizen oder im allerschlimmsten Fall eingeatmet werden und zum Tode durch Ersticken führen. Falls Sie nur flüssigen Blutstiller zur Hand haben, geben Sie diesen am besten auf ein sauberes Wattestäbchen und betupfen damit vorsichtig die Wunde. So kann kein Blutstiller in die Nase laufen.
Bedauerlicherweise kommt es gelegentlich vor, dass sich zwei Vögel während einer Streitigkeit regelrecht ineinander verbeißen. Erwischt einer der Kontrahenten die Wachshaut des Gegners, kann diese im ungünstigsten Fall teilweise abgerissen werden, während das Beißen weitergeht. Die Folge sind sehr schwere Verletzungen, die nicht nur oberflächlich sind, sondern die inneren Strukturen der Nase betreffen. Solche Wunden gehen oft mit einem erheblichen Blutverlust einher. Der Halter sollte umgehend eingreifen, weil der verwundete Vogel durch den Blutverlust geschwächt wird. Zudem besteht die Gefahr, dass das Blut nach innen läuft und das Tier Probleme beim Atmen bekommt oder in einem besonders ungünstigen Fall am eigenen Blut erstickt.
Nasenbluten
Nasenbluten, bei dem das Blut aus dem Inneren der Nase nach außen sickert, tritt meist in Verbindung mit einer Verletzung der Wachshaut oder nach einem Kollisionsunfall auf. Es lässt sich meist nicht vom medizinischen Laien behandeln. Dem betroffenen Vogel hilft es nicht, wenn man ihm einen Blutstiller von außen auf die Nase gibt, weil die eigentliche, im Inneren liegende Verletzung damit für gewöhnlich nicht erreicht werden kann. Wichtig ist, dass die Nasenlöcher durch die sich mit der Zeit bildenden Blutkrusten nicht verstopfen, weil der Vogel dadurch nicht mehr frei atmen kann. Mit einem Zahnstocher kann eine Blutkruste, die ein Nasenloch verstopft, sehr vorsichtig entfernt werden. Sickert danach weiterhin Blut aus der Nase, sollte unbedingt sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Wichtig ist, dass Sie beim Hantieren mit einem Zahnstocher äußerste Vorsicht walten lassen, denn rutschen Sie ab, könnten Sie versehentlich die empfindliche Wachshaut des Vogels mit der Holzspitze verletzen oder im schlimmsten Fall gar ein Auge des Tiers treffen. Wer sich nicht zutraut, seinen Vogel sicher mit der Hand zu fixieren, um die Nasenlöcher von einer Blutkruste zu befreien, sollte sicherheitshalber einen Tierarzt aufsuchen.
Verletzungen der Zehen und Füße
Vor allem durch Beißereien mit Artgenossen, aber auch durch Hängenbleiben oder Quetschungen kann es bei Ziervögeln zu sehr schweren Verletzungen der Zehen und Füße kommen. Leider geschieht es zum Beispiel unter Wellensittichen relativ häufig, dass die Tiere einander bei Streitigkeiten gezielt in die Füße beißen und einander verletzen. Diese Blessuren können oberflächlich sein, dann ist nur die Haut verletzt, was mit einer leichten Blutung einhergeht. Solche Wunden heilen meist relativ gut und problemlos, sofern sie sich nicht infizieren. Wird eine Kralle abgebissen, verliert der Vogel einerseits Blut, andererseits wächst die Kralle in vielen Fällen nicht mehr vollständig oder gar nicht mehr nach; eine lebenslange Einschränkung ist die Folge.
Bei tiefer gehenden Bisswunden an den Beinen und Füßen können können innere Strukturen wie Sehnen oder Muskeln verletzt werden. Mitunter kommt es sogar vor, dass Knochen durchgebissen werden. Ein betroffener Vogel verliert dadurch entweder Zehen oder Teile seines Beines, je nachdem, wo der Biss erfolgt ist.
Glücklicherweise sind die meisten Verletzungen an den Beinen und Füßen der Vögel auf eher harmlose Bisse ihrer Artgenossen zurückzuführen. Oberflächliche Bisswunden versorgt man am besten, indem man sie reinigt und die Blutung mit einem Blutstiller stoppt. Wichtig ist, dass die frischen Wunden nicht mit Vogelsand oder anderen feinen Partikeln verkleben können. Falls Sie unsicher sind und eine Wunde am Bein oder Fuß eines Vogels für verschmutzt halten beziehungsweise falls das Tier Einschränkungen seiner Beweglichkeit zeigt, sollten Sie unbedingt schnellstmöglich einen vogelkundigen Tierarzt aufsuchen und eine Diagnose stellen lassen.
Verletzungen der Zunge
Die Zunge der Vögel ist sehr gut durchblutet und in ihr verlaufen überdies zahlreiche Nerven. Wird sie verletzt, was zum Beispiel bei einem Kampf zwischen zwei Vögeln geschehen kann, ist die entstehende Blutung meist sehr stark. Zudem schwillt die Zunge häufig enorm an, was zu Atemproblemen führen kann. Vögel, deren Zunge verletzt ist, sollten sicherheitshalber immer schnellstmöglich einem fachkundigen Tierarzt vorstellen! Das Stoppen einer schweren Blutung an der Zunge ist für einen Laien kaum möglich. Darüber hinaus ist es in aller Regel sinnvoll, dem verletzten Vogel ein Schmerzmittel vom Tierarzt geben zu lassen. Sie müssen außerdem damit rechnen, dass Ihr Vogel die Nahrungsaufnahme verweigert, weil seine Zunge schmerzt – oft trotz der verabreichten Schmerzmittel. Ist dies der Fall, muss der gefiederte Patient eventuell zwangsernährt werden, was nur erfahrene Tierhalter selbst durchführen können. Es kann deshalb sein, dass ein Vogel, der an einer Zungenverletzung leidet, vom Tierarzt stationär aufgenommen werden muss, damit das Tier in der Praxis oder Klinik einige Tage lang zwangsernährt werden kann. Anderenfalls bestünde die Gefahr, dass der verletzte Vogel verhungert.
Gefahren beim Eincremen
Gegen Hauterkrankungen oder zur Behandlung von Verletzungen werden beim Menschen häufig Salben oder Cremes eingesetzt. Dies gilt in vielen Fällen auch bei Hautkrankheiten und Blessuren, die bei Vögeln auftreten. Doch beim Eincremen der Tiere ist allergrößte Vorsicht geboten, damit das Gefieder nicht verschmutzt. Wer seinen Tieren etwas Gutes tun und die Haut nach einer Verletzung pflegen möchte, verursacht oft großen Schaden am Gefieder, wenn die Salbe oder Creme zu dick oder falsch aufgetragen wird. Es ist meist ausgesprochen schwierig, verschmierte Federn später wieder zu reinigen. Selbst wenn wenn das Gefieder gewaschen werden kann – dies sollte ein Tierarzt übernehmen –, sind die Federn danach häufig beschädigt und wärmen den Vogel nicht mehr ausreichend. Auch kann es vorkommen, dass infolge einer solchen Verunreinigung des Gefieders die Flugfähigkeit eingeschränkt wird oder ganz verloren geht. So weit sollte man es nicht kommen lassen und diese Präparate nur sehr dünn auftragen. Dabei sollten Sie sich außerdem immer an die Anweisung des behandelnden Tierarztes halten.
Noch gravierender können die Konsequenzen für die Tiere sein, wenn entzündete oder verletzte Vogelhaut mit bloßen Händen berührt wird. Auf der menschlichen Haut leben zahlreiche Mikroorganismen, darunter Bakterien. Im Normalfall schaden sie uns nicht. Keime aus der normalen menschlichen Hautflora können bei Vögeln aber zu schweren Entzündungen führen. Das Immunsystem der Tiere ist solchen Keimen unter Umständen nicht gewachsen, wenn sie durch Wunden in den Körper eindringen. Tragen Sie deshalb beim Berühren und Behandeln verletzter oder entzündeter Vogelhaut grundsätzlich Einmalhandschuhe. Falls Sie keine solchen Handschuhe vorrätig haben und die Haut eines Vogels eincremen müssen, desinfizieren Sie vorher Ihre Hände möglichst gründlich.
Als weitere Alternative bietet es sich an, einen Holzspatel zu verwenden. Achten Sie dabei darauf, jene Stelle, mit der Sie die Salbe auftragen, vorher nicht mit den Händen zu berühren.