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Blutungen stoppen
So gut ein Halter auch auf seine Tiere aufpasst – es können sich immer Unfälle ereignen, bei denen die Tiere blutige Verletzungen erleiden. Oder aber die Vögel streiten untereinander und verletzen sich gegenseitig. Manche Vögel verletzen sich in bestimmten Situationen sogar selbst. Das unschöne Ergebnis solcher Zwischenfälle sind blutende Wunden, die in vielen Fällen ein Eingreifen des Halters erfordern. Einige kleinere Verletzungen hören von selbst rasch auf zu bluten, bei anderen sollte die Blutung entweder durch den Halter oder durch einen Tierarzt gestoppt werden. Dafür ist es wichtig, dass der Vogelhalter trotz des unschönen Anblicks Ruhe bewahrt und zielgerichtet handeln kann. Je hektischer und panischer der Mensch reagiert, desto belastender ist die Situation in aller Regel für die verwundeten Vögeln. Also am besten erst einmal tief durchatmen und unbedingt einen kühlen Kopf bewahren, so kann man einem verletzten Vogel am besten helfen.
Ein paar Tropfen Blut sehen oft sehr dramatisch aus
Der Anblick von Blut ist für sehr viele Menschen ausgesprochen alarmierend und unangenehm. Gerade wenn ein so kleines Lebewesen wie ein Vogel blutet, bekommen es viele Halter mit der Angst zu tun. Sie befürchten, ihr Tier könnte verbluten. Fakt ist, dass Vögel verglichen mit uns Menschen über erheblich weniger Blut verfügen. Wellensittiche haben beispielsweise nur rund vier Milliliter Blut in ihrem Körper – zum Vergleich: in einen gängigen Teelöffel passen etwa rund fünf Milliliter, also nur geringfügig mehr als die gesamte Blutmenge eines Wellensittichs. Aber in den allermeisten Fällen bluten Vögel nicht so stark, dass die Gefahr des unmittelbaren Verblutens besteht. Immer wieder wird beispielsweise von Fällen berichtet, in denen in Außenvolieren gehaltene Vögel nachts von Katzen angegriffen wurden. Die Vögel saßen am Volierengitter und die Hauskatze hat von außen an den Beinen gezogen. Ein ausgerissenes Bein verursacht eine erhebliche Blutung, aber in sehr vielen Fällen werden die schwer verwundeten Vögel Stunden später lebend gefunden, sie sind in der Zwischenzeit nicht verblutet.
Lassen Sie sich also nicht in Panik versetzen, wenn Ihr Vogel blutet. Tatsächlich sehen einige wenige Tropfen Blut höchst dramatisch aus, wenn sie verschmiert und über eine größere Fläche verteilt wurden. Da kommt leicht der Gedanke auf, es könne sich um sehr viel mehr Blut als lediglich ein paar Tropfen handeln. Abschließend sei noch angemerkt, dass es freilich in manchen Fällen dennoch zum Verbluten kommen kann. Bei Bauchverletzungen, bei denen die inneren Organe in Mitleidenschaft gezogen und größere Blutgefäße im Körperinneren aufgerissen wurden, besteht beispielsweise Lebensgefahr für den betroffenen Vogel. Zudem leiden einige wenige Vögel an Blutgerinnungsstörungen, sodass für sie selbst kleine Wunden zur Gefahr werden können. Dies ist aber nicht die Regel und die meisten Halter haben es bei ihren Vögeln mit Blutungen zu tun, die nicht lebensbedrohlich sind. Dennoch sollten sie möglichst schnell gestoppt werden, denn je weniger Blut ein verwundeter Vogel verliert, desto besser.
Hilfsmittel zum Stoppen von Blutungen immer griffbereit halten
Verletzungen treten meist ungeplant auf und es ist dann schnelles Handeln gefragt. Es wäre in einer solchen Situation nicht gut, wenn der Halter erst noch lange nach den wichtigsten Hilfsmitteln zum Versorgen der Blutung suchen müsste. Es ist also von großer Wichtigkeit, dass in der Hausapotheke eines Vogelhalters immer Mittel zum Stoppen von Blutungen vorhanden sind und diese stets mit wenigen Handgriffen eingesetzt werden könne – ganz ohne langes Suchen. Zum Stillen kleinerer Blutungen reichen in aller Regel sterile Kompressen aus, wie man sie aus dem Pkw-Verbandskasten kennt; solche Kompressen sind in Apotheken erhältlich. Drücken Sie eine solche Kompresse leicht auf die Wunde und halten Sie den Druck für einige Minuten, um die Blutung zu stoppen. Übrigens: Wenn eine Kompresse noch fest verpackt, aber ihr Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist, können Sie sie dennoch zwei bis drei Jahre danach noch verwenden, um mit ihr eine Blutung zu stoppen. Eine sterile Wundkompresse mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum ist normalerweise erheblich sauberer als beispielsweise ein Papiertaschentuch, das viele Menschen als Alternative verwenden würden, wenn sie sich scheuen, eine Kompresse mit kürzlich abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum zu nutzen.
Handelt es sich um eine mittelschwere Blutung, die gestoppt werden muss, eignen sich in vielen Fällen unter anderem Blutstiller-Stifte, die man normalerweise beim Menschen bei Schnittwunden nach der Nassrasur einsetzt. Leider verursachen sie ein Brennen der Wunde, das für Vögel unangenehm ist. Eine weitere, weitestgehend schmerzfreie Möglichkeit ist der Einsatz von Blutstiller-Schwämmchen (zum Beispiel Gelaspon Strips oder Ähnliches) oder Blutstiller-Watte. Ein großes Problem ist allerdings, dass diese Produkte kaum mehr erhältlich sind. Der Verkauf wurde vor einiger Zeit weitestgehend eingestellt.
Außerdem können Blutstiller-Tinkturen verwendet werden. Das einst von vielen Tierärzten gern eingesetzte flüssige Eisen-3-Chlorid oder entsprechendes Pulver zum Auflösen in Wasser ist in Deutschland leider inzwischen ähnlich wie die Blutstiller-Watte und -Schwämmchen nicht mehr erhältlich. Falls Sie noch Vorräte dieses Blutstillers besitzen oder ihn aus dem Ausland bezogen haben, achten Sie beim Anwenden unbedingt darauf, dass die Eisen-3-Chlorid-Lösung nicht mit Schleimhäuten, den Augen und der gesunden Haut Ihres Vogels in Berührung kommt. Das Mittel ist stark ätzend! Alternativ können Sie Ihren Tierarzt um Lotagen-Lösung bitten.
Auf kleine Wunden trägt man flüssige Blutstiller am besten mittels eines Wattestäbchens auf. Blutstillende Watte können Sie nach demselben Prinzip einsetzen, man kann zum Beispiel ein kleines Stück von einem Blutstiller-Schwämmchen abschneiden und dann punktgenau auf die Wunde drücken. Solche Schwämmchen sollte einem Vogel jedoch auf keinen Fall in den Schnabel gegeben werden, wenn er beispielsweise an der Zunge blutet, denn nur allzu leicht könnte das Tier ein Stück abbeißen und verschlucken. Bei einer Verletzung der Zunge sollten Sie wie oben beschrieben ein mit flüssigem Blutstiller getränktes Wattestäbchen benutzen, sofern das Präparat zur Anwendung an Schleimhäuten geeignet ist und vom Vogel in kleinen Mengen geschluckt werden darf. Hierzu ist dringend Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt zu halten. Denn verschluckt ein Vogel zum Beispiel Eisen-3-Chlorid, kann dieses Mittel zu schweren Verätzungen der Speiseröhre und des Verdauungstraktes führen. Deshalb ist beim Einsatz flüssiger Blutstiller bei Zungenverletzungen allergrößte Vorsicht geboten!
Eine weitere Möglichkeit ist das Einsetzen von Gewebekleber, wie er in der Humanmedizin zum Einsatz kommt. Mit ihm werden beispielsweise Operationswunden geklebt. Dieser spezielle Kleber ist in Apotheken oder über den Online-Versandhandel erhältlich. Jedoch hat er einen Nachteil: Er ist extrem teuer. Selbst für kleine Mengen werden je nach Anbieter beim Kauf dreistellige Summen fällig. Gewebekleber sollte nicht bei Verletzungen der Zunge oder der Augen angewendet werden, sondern nur an anderen außen liegenden Körperpartien.
Was tun bei extrem starken Blutungen?
Normalerweise gilt, dass man einen Vogel, dessen Blutung man nicht stoppen kann, sofort zum Tierarzt bringen sollte. Verliert ein Vogel jedoch binnen kürzester Zeit sehr große Mengen Blut, wird er dadurch enorm geschwächt. Nicht selten erleiden die Tiere nicht nur aufgrund des Blutverlustes, sondern zusätzlich aufgrund der durch die Wunde verursachten starken Schmerzen einen Schock. Transportiert man einen schwachen, fast ausgebluteten und unter Schock stehenden Vogel zum Tierarzt, besteht ein hohes Risiko für ihn. Aber ein so schwer verletztes Tier nicht untersuchen zu lassen, könnte ebenfalls ein Todesurteil sein. Deshalb muss mitunter trotz der heiklen Situation ein Transport zum Tierarzt durchgeführt werden, und das trotz der damit verbundenen Risiken. Wie schwer verletzte gefiederte Patienten am sichersten zu transportieren sind, können Sie hier nachlesen.
Einen Vogel nach dem Blutverlust unterstützen
Hat ein Vogel eine größere Menge Blut verloren, kann sein gesamter Flüssigkeitshaushalt gestört sein, was sich wiederum negativ auf den Blutdruck und somit auf den Kreislauf auswirkt. Deshalb ist es wichtig, ihm genügend Flüssigkeit zuzuführen. Tierärzte können Infusionen verabreichen, die den Kreislauf der geschwächten Vögel unterstützen.
Weil ein hoher Blutverlust den Organismus oft enorm belastet – schließlich muss der Körper neues Blut bilden –, benötigt ein Vogel anschließend möglichst viele Nährstoffe. Tierärzte können entsprechende Präparate verabreichen oder verordnen, damit ein geschwächte Vogel in den Tagen nach dem Blutverlust wieder zu Kräften kommt. Manche frei verkäuflichen Präparate eignen sich ebenfalls in solchen Fällen, zum Beispiel kann man Amynin verabreichen oder eine in der Apotheke erhältliche Elektrolytlösung über das Trinkwasser verabreichen. Solche Maßnahmen sollten grundsätzlich zuvor mit dem behandelnden Tierarzt besprochen werden, denn er kann einschätzen, welche Dosis im individuellen Fall sinnvoll ist. Eine pauschale Dosierungsanleitung bezüglich der Aufbaupräparate gebe ich an dieser Stelle deshalb ganz bewusst nicht. Es ist unbedingt erforderlich, in jedem einzelnen Fall einen fachkundigen Tierarzt zurate zu ziehen, und wenn es nur telefonisch ist!
Bitte bedenken Sie außerdem: Die Verabreichung von Präparaten direkt in den Schnabel kann vor allem bei nicht zahmen Tieren zu Stress führen, der nach einem hohen Blutverlust weitestgehend vermieden werden sollte. Deshalb ist es oft ratsam, die Aufbaupräparate über das Trinkwasser zu verabreichen, was jedoch nur möglich ist, wenn der geschwächte Vogel selbstständig trinken kann. Ist dies nicht der Fall, könnte es sinnvoll sein, den verletzten Vogel vom Tierarzt für einige Tage stationär aufnehmen zu lassen, damit eine umfassende tiermedizinische Versorgung gewährleistet ist.
Unterbringung eines schwer verletzten Vogels
Bis sich der Zustand eines schwer verletzten Vogels stabilisiert hat, sollte man ihn einzeln an einem ruhigen, nicht zu kühlen Ort halten. Ideal ist eine Raumtemperatur zwischen 25 °C und 30 °C. Eine Bestrahlung mit einem Infrarot-Dunkelstrahler oder einer Rotlichtlampe sollte nicht ohne vorherige Absprache mit dem Tierarzt durchgeführt werden, weil die Wärme je nach Art der Verletzung zu Komplikationen führen könnte.
Verletzte Vögel sind meist schwach und sollten deshalb anfangs in einem kleinen Käfig ohne Stangen untergebracht werden, dessen Boden weich gepolstert ist. Stangen sollten deshalb nicht angebracht werden, damit ein geschwächter Vogel nicht abstürzt, wodurch die Wunde(n) wieder aufreißen könnten. Legen Sie auf das Polstermaterial saubere Küchentücher, die Sie mehrmals am Tag wechseln sollten. So lässt sich verhindern, dass der verletzte Vogel in seinem eigenen Kot und Urin liegen muss. Hygiene ist in einem solchen Fall extrem wichtig.