Transport zum Tierarzt

Wellensittich in einer Transportbox
Wellensittich in einer Transportbox

Hin und wieder ist es dringend erforderlich, dass ein Vogel von einem Tierarzt untersucht werden muss. Nur wenige Tiermediziner führen Hausbesuche durch, zumal diese meist recht kostspielig sind und sich nicht jeder Vogelhalter diesen „Luxus“ leisten kann oder möchte. Deshalb müssen erkrankte Vögel meist in eine Tierarztpraxis oder Tierklinik gebracht werden, und das nach Möglichkeit so, dass sie wenig Stress erleiden und sich während des Transports einigermaßen wohl fühlen und vor allem keinen zusätzlichen Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind. In diesem Kapitel finden Sie eine Beschreibung wichtiger Aspekte, die während des Transports eines Vogels zu beachten sind.

Worin sollte ein kranker Vogel transportiert werden?

Für den Transport zum Tierarzt eignet sich ein möglichst kleiner Käfig besonders gut, auch Transportboxen – mit oder ohne Sitzstange – sind für diese Zwecke gut geeignet. Kleine Käfige oder Transportboxen lassen sich nicht nur problemlos tragen beziehungsweise im Auto sicher befestigen. Sie bieten darüber hinaus den Vorteil, dass der Tierarzt den kranken Vogel rasch und ohne viel Stress einfangen kann, weil es in einer kleinen Transportunterbringung nahezu keine Fluchtmöglichkeiten gibt.

Achtung
Ist Ihr Vogel so schwer erkrankt, dass er wahrscheinlich beim Tierarzt oder in der Klinik bleiben muss, um einige Tage stationär behandelt zu werden, sollte der Käfig nicht zu klein sein. In einer Transportbox sollte ein Vogel niemals mehr als höchstens zwei oder drei Stunden verbringen müssen, außer er ist so schwerkrank, dass er sich ohnehin kaum bewegen kann. Das ist aber nur sehr selten der Fall. Für eine stationäre Unterbringung in einer Tierarztpraxis oder -klinik sind Transportboxen deshalb in aller Regel ungeeignet. Denken Sie auch daran, Näpfe und ein wenig Futter mitzunehmen, um den Vogel und den Käfig beim Tierarzt lassen zu können, falls dies erforderlich ist.

Damit Ihre Vögel keine Angst vor der Transportbox oder dem Transportkäfig haben, sollten Sie diese immer wieder mal ins Freiflugzimmer stellen und das Türchen öffnen. Legen Sie einen Leckerbissen in die Transportbox oder in den Transportkäfig, damit Ihre Vögel sie als etwas Positives erleben. Sie sollten die Box oder den Käfig nach Belieben betreten und verlassen können. Falls eines Ihrer Tiere später einmal krank ist und in der Box oder dem Käfig zum Arzt transportiert werden muss, ist der Vogel mit der Unterbringung vertraut und wird deutlich weniger Angst haben, als wenn er sie nicht kennen würde.

Verkraften kranke Vögel überhaupt einen Transport?

Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Einige wenige Krankheiten sind so gravierend oder kompliziert, dass es ratsam sein kann, lieber einen Tierarzt zum kranken Vogel kommen zu lassen. Dabei ist aber zu bedenken, dass der Arzt dann möglicherweise eine notwendige Operation nicht durchführen kann, weil dies nur in seiner Praxis oder Klinik möglich ist. Deshalb müssen für gewöhnlich auch heikle Patienten trotz ihrer schweren Erkrankung zum Tierarzt transportiert werden.

Am besten klärt man vorab telefonisch mit dem Arzt, ob im Einzelfall ein Transport vertretbar ist oder nicht. In den allermeisten Fällen sind die Tiere ohnehin nicht so schwer erkrankt, dass ein Transport zu gefährlich wäre. Deshalb spricht meist nichts dagegen, einen kranken oder verletzten Vogel zu einem Tierarzt zu bringen.

Je nachdem, wie ängstlich der gefiederte Patient ist, kann beispielsweise eine Autofahrt jedoch viel Stress für ihn bedeuten. Manche Vogelhalter möchten ihren Tieren diesen Stress nicht zumuten und suchen lieber keinen Tierarzt auf. Das ist aber der falsche Ansatz, denn man sollte stets bedenken, dass eine unbehandelte Erkrankung weit mehr Stress für den Körper eines Vogels bedeutet als ein Tierarztbesuch. Der Transport zum Tierarzt und die Untersuchung sind deshalb normalerweise das kleinere Übel für den Vogel.

Die Fahrt zum Tierarzt

Wellensittich in einer Transportbox
Wellensittich in einer Transportbox

Kleine Transportboxen oder -käfige lassen sich bequem mit dem Auto zum Tierarzt bringen. Es ist wichtig, den Käfig oder die Box im Wagen so zu fixieren, dass bei abrupten Bremsmanövern kein Verrutschen möglich ist. Aus diesem Grunde sollten sich in der Box oder im Käfig keine Gegenstände wie Näpfe befinden, denn sie könnten sich beim Bremsen lösen und auf den Vogel fallen. Schwingende Sitzstangen und Schaukeln sind nicht empfehlenswert, der Vogel könnte in einer Kurve oder bei einer härteren Bremsung stürzen. Möglichst sicher befestigte Sitzstangen sind in einem Transportkäfig die bessere Alternative.

Der Käfig oder die Box sollte im Auto mit einem leichten Tuch bedeckt werden, damit die am Fenster vorüber rasende Umgebung das Tier nicht unnötig erschreckt. Durchzug ist im Auto unbedingt zu vermeiden; auch laute, hektische Musik kann sich äußerst negativ auf den zu transportierenden kranken Vogel auswirken. Beruhigende Musik, zum Beispiel Klassik, die nicht zu laut sein sollte, wirkt hingegen in aller Regel positiv auf den gefiederten Patienten.

Die Temperatur im Auto sollte bei etwa 20 °C liegen, damit der Vogel nicht auskühlt oder überhitzt. Im Sommer ist direkte Sonneneinstrahlung unbedingt zu vermeiden. Strahlt permanent Sonnenschein in die Transportbox oder den -käfig, könnte der sich darin befindende Vogel einen Hitzschlag erleiden.

Oft ist die nächstgelegene Praxis eines vogelkundigen Tierarztes nicht in unmittelbarer Nachbarschaft und längere Fahrtzeiten sind somit für viele Vogelhalter nicht zu umgehen. Kranke Vögel sollten zwar immer auf dem schnellsten Wege zum Tierarzt gebracht werden, sie vertragen im Einzelfall aber sogar Fahrtzeiten von ein bis zwei Stunden pro Strecke oder sogar noch mehr. Um zu einem wirklich fachkundigen Arzt zu gelangen, sollte man die Fahrtzeit also in Kauf nehmen, denn vor allem bei komplizierten Erkrankungen kann erfahrungsgemäß nur ein Facharzt helfen.

Auf Birds-Online.de finden Sie im entsprechenden Kapitel viele weitere Tipps zum Thema Autofahren mit Vögeln.

Transport ohne Auto

Nicht jeder Vogelhalter ist im Besitz eines eigenen Autos oder Führerscheins. Wer nicht selbst fahren kann, sollte unbedingt versuchen, im Freundes- oder Bekanntenkreis beziehungsweise in der Verwandtschaft jemanden zu finden, der ein Herz für Tiere hat und als Chauffeur einspringt.

Sollte dies nicht möglich sein, wäre eine Fahrt mit einem Taxi eine gute, wenn auch ungleich teurere Alternative. Beim Anfordern des Fahrzeugs sollte aber unbedingt erwähnt werden, dass ein krankes Tier zu transportieren ist. Nicht jeder Taxifahrer ist dazu bereit, Vögel zu befördern. Die Gründe hierfür sind vielfältig, es kann beispielsweise beim Fahrer eine schwere Allergie vorliegen. Deshalb ist eine vorherige Absprache mit dem Taxiunternehmen ratsam, weil man sich so vor bösen Überraschungen absichern kann.

Ein Transport mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist nur über kurze Strecken ratsam, denn diese Beförderungsmethode verursacht beim Vogel oft weitaus mehr Stress als eine Fahrt mit einem Auto. In öffentlichen Verkehrsmitteln ist es in vielen Fällen zugig oder laut, was für einen kranken Vogel eine Tortur darstellen kann. Der Käfig oder die Transportbox sollten in ein Tuch eingewickelt werden, um den Vogel vor ungewohnten Anblicken zu schützen, die ihn erschrecken könnten. Am besten stellt man den Käfig oder die Box in eine große Reisetasche, die geöffnet bleiben muss, um die Frischluftzufuhr zu gewährleisten.

Wer das Glück hat, ganz in der Nähe einer Tierarztpraxis oder -klinik zu wohnen, kann selbstverständlich auch zu Fuß gehen. Hierbei sollte man den Käfig ebenfalls mit einem Tuch bedecken, damit der Vogel unterwegs keine Angst hat, wenn beispielsweise ein Transporter oder Lkw an ihm vorbeifährt. Freilich sollte bei schlechtem Wetter ein Regenschutz nicht fehlen und bei eisiger Kälte muss der Vogel vor Auskühlung geschützt werden, siehe auch die folgenden Abschnitte.

Transport im Winter

Ein Körnerkissen wird neben die Transportbox gelegt und dann wird beides mit einem Kopfkissenbezug umwickelt
Ein Körnerkissen wird neben die Transportbox gelegt und dann wird beides mit einem Kopfkissenbezug umwickelt

Während der kalten Jahreszeit ist ein Transport eines kranken Vogels in vielen Fällen erheblich komplizierter als während des Sommers. Minusgrade oder schneidend kalter Wind stellen ein Gesundheitsrisiko dar, sodass man entsprechende Vorbeugungsmaßnahmen ergreifen sollte. Transportboxen lassen sich hervorragend mit zuvor aufgewärmten Körnerkissen oder Kirschkernkissen warmhalten. Ein solches Kissen kann man um die Box legen und das Ganze mit einem Baumwoll-Kopfkissenbezug umwickeln, um das Wärmekissen zu fixieren. Diese Bettbezüge halten die Wärme in der Box und schützen vor Wind. Denken Sie jedoch daran, dass der Vogel Luft zum Atmen braucht, es sollte deshalb eine kleine Öffnung in der wärmenden Ummantelung vorhanden sein.

Je nach Größe des Transportkäfigs, kann man das Körnerkissen natürlich auch auf dessen Boden legen, sodass die warme Luft nach oben steigt und den Vogel wärmt. Sollte der Vogel direkt auf dem Kissen sitzen, weil er beispielsweise zu schwach ist, um sich auf einer Stange halten zu können, darf es nicht zu heiß sein, damit sich das Tier nicht verbrennt!

Vor der Heimfahrt kann man das Kissen gegebenenfalls vor Ort in der Praxis noch einmal erwärmen, falls ein Mikrowellenherd zur Verfügung steht und der Arzt die Benutzung des Geräts erlaubt. Fragen kostet nichts, und die meisten Ärzte haben Verständnis dafür, dass man die gefiederten Patienten im Winter möglichst warm nach Hause transportieren möchte.

Achtung
Immer wieder wird beispielsweise in Internet-Foren der Rat erteilt, eine Wärmflasche in den Käfig zu legen oder von außen an ihm zu befestigen. Die Sache hat aber einen entscheidenden Haken: Viele Wärmflaschen dürfen nicht mit sehr heißem Wasser befüllt werden und außerdem besteht bei zahlreichen „Billigfabrikaten“ das Risiko, dass sie sehr leicht platzen können. Geschieht dies, während ein Vogel in der Nähe sitzt, kann das heiße Wasser ihn verbrühen. Wärmflaschen sollten deshalb lieber nicht zum Wärmen kranker Vögel verwendet werden. Sicherer ist es, ein Körner- oder Kirschkernkissen zum Wärmen des gefiederten Patienten zu nutzen. Reißt bei einem solchen Kissen die Umhüllung, rollen lediglich ein paar Körner oder Kirschkerne durch den Käfig, die den Vogel in aller Regel nicht lebensgefährlich verletzen oder verbrennen können.

Transport heikler oder blutender Patienten

Leidet ein Vogel an einer Gehirnerschütterung, einer Nervenerkrankung, schweren Knochenbrüchen oder einer Kopfverletzung, kann er sich eventuell nicht auf einer Sitzstange halten. Stürze können die Erkrankung verschlimmern. Solche Patienten sollten deshalb in einer kleinen Transportbox ohne Stangen zum Tierarzt gebracht werden. Dabei sollten die Vögel die Möglichkeit haben, sich auf den gepolsterten Boden zu setzen. Kleine Kissen oder mehrfach gefaltete weiche Tücher, die mit Küchenpapier umwickelt werden, eignen sich hervorragend als Polstermaterial. Achten Sie darauf, dass der Vogel auf der gepolsterten Bodenfläche Bereiche zum Festhalten oder Anlehnen findet. Deshalb sollte die Polsterung nicht zu gerade auf dem Boden angebracht werden, kleine Unebenheiten helfen dem Vogel beim Festhalten.

Blutet ein Vogel, so sollte der Boden des Käfigs oder der Box auf keinen Fall mit Sand bedeckt sein, weil dieser die Wunde verschmutzen könnte. Auch saugende Materialien wie Küchenpapier oder Baumwolltücher können für das erkrankte Tier eine Gefahr darstellen, da sie aufgrund ihrer saugenden Wirkung den Blutverlust unter Umständen erhöhen könnten. Doch sie sind im Vergleich zu Vogelsand oder anderer Einstreu eindeutig das geringere Übel. Blutet ein Vogel an den Füßen, weil er sich beispielsweise eine Quetschwunde zugezogen hat, schmerzen die Wunden sehr. Es ist für den Patienten sehr wichtig, dass er weich sitzt und nicht auf harten Stangen stehen muss. Deshalb gilt auch hier: Keine Stangen im Transportbox montieren und den Vogel stattdessen lieber auf dem gepolsterten Boden sitzen lassen.

Leidet Ihr Vogel unter starken Atembeschwerden und ist er entkräftet, sollte er ebenfalls auf dem gepolsterten Boden der Transportbox untergebracht werden. Achten Sie darauf, dass es am Gitter Querverstrebungen (waagerechte Stangen) gibt, in die er seinen Schnabel einhängen kann. Vögel tun dies, um ihre Luftröhre durchzustrecken und bei Atemnot leichter Luft holen zu können.

Krampfende Vögel, die unkontrollierte Bewegungen ausführen und stark zucken, stellen eine Gefahr für sich selbst dar. Sie sollten in einem gepolsterten Pappkarton transportiert werden. Keinesfalls darf es Gitterstäbe oder Strukturen geben, an denen sie emporklettern können, denn falls sie dies gerade tun und dann erneut krampfen, können sehr schwere Verletzungen die Folge sein. Außerdem sollten die Wände des Kartons nicht zu starr sein. Denn krampfende Vögel prallen mitunter gegen Wände. Geben diese ein wenig nach, ist das Verletzungsrisiko erheblich geringer als bei harten, starren Wänden. Und beachten Sie: Der Karton sollte unbedingt Luftlöcher oder -schlitze aufweisen, damit Ihr Vogel während des Transports genügend Sauerstoff bekommt.

Den Partnervogel mitnehmen?

Viele Vogelhalter haben nur einen Käfig und können deshalb den Partnervogel des erkrankten Tieres nicht zu Hause lassen. Oder aber sie fürchten, ihr erkrankter Vogel würde allein zu viel Angst haben und nehmen deshalb den Partnervogel ebenfalls mit zum Tierarzt. Dies kann im Einzelfall sinnvoll sein, um ein sehr ängstliches erkranktes Tier zu unterstützen. Aber es sollte stets bedacht werden, dass der Transport und der Tierarztbesuch für den gesunden Partner Stress darstellen, der im Grunde unnötig ist. Es ist deshalb nicht ratsam, schreckhafte Partner als Unterstützung mitzunehmen. Noch dazu ist es für den Tierarzt oft erheblich komplizierter, den erkrankten Vogel aus dem Käfig zu fangen, wenn ein weiterer Vogel dabei ist. Das richtige Tier zu erwischen, wenn zwei Vögel ängstlich flattern, ist nicht leicht.

All dies sollte unbedingt bedacht werden und Vogelhalter sollten auch stets neben dem normalen Käfig einen Krankenkäfig oder eine Transportbox zur Hand haben, um die Situation zu vermeiden, dass der Partnervogel zum Arzt mitgenommen werden muss, weil lediglich ein Käfig zur Verfügung steht.