Medikamentengabe mit Magnetrührer

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!

Text und Bilder von Thomas Fähndrich, 17. November 2019

Die Nymphensittiche des Autors genießen die direkte Sonnenstrahlung im Frühling.
Die Nymphensittiche des Autors genießen die direkte Sonnenstrahlung im Frühling.

Ich heiße Thomas Fähndrich und bin gelernter Lebensmitteltechnologe FH. Ich habe eine Voliere mit elf Nymphensittichen und bin für das Wohlergehen meiner gefiederten Lieblinge seit mehr als sieben Jahren verantwortlich.

Mein Bericht umfasst folgende Themen: Einerseits werde ich meine erworbenen Kenntnisse über die Behandlung von Macrorhabdiose mit drei verschiedenen Medikamenten schildern, anderseits gehe ich auf die daraus anwendbare Verfahrenstechnologie „Magnetrührer“ ein.

1. Macrorhabdiose (Megabakterien): Die Behandlung mit den drei Medikamenten Ampho-Moronal, Megabac S oder MegaCare + Follow Up

Wie alles begann

Thomas Fähndrich und sein Nymphensittich Koda.
Thomas Fähndrich und sein Nymphensittich Koda.

Mein Weißkopf-Nymphensittich Koda zeigte ab Frühjahr 2018 vermehrt das Krankheitssymptom Erbrechen (Auf- und Abbewegung des Kopfes, pumpende Bewegung im Kropfbereich) mit und ohne Auswurf, insbesondere dann, wenn Quellfutter, Reis oder Kolbenhirse gefuttert wurde. Folglich ging ich mit ihm zum (Vogel-)Tierarzt, um eine Kropfspülung vorzunehmen. Nach der Untersuchung konnte der Keim Pseudomonas aeruginosa nachgewiesen werden, welcher mit einem gezielten Antibiotikum therapiert wurde. Nachdem eine Therapie-Woche verstrichen und das Symptom noch immer nicht verschwunden war, stand ein erneuter Tierarztbesuch an. Es folgten weitere Untersuchungen. Schließlich konnte im Kot mikroskopisch das Pilzmycel gesichtet werden. Dies ist ein definitives Zeichen für die Primärinfektion mit Macrorhabdus ornithogaster, auch Megabakterien oder Going-light-Syndrom genannt.

Medikamentengabe

Vom Tierarzt erhielt ich für Koda „Ampho-Moronal Suspension“. Ich entschied mich, das Mittel nicht nur dem kranken Tier zu verabreichen, sondern es vorsorglich ins allgemeine Trinkwasser zu geben. Denn der Pilz gilt generell als ansteckend. Die Krankheit muss aber nicht zwangsläufig bei allen Vögeln Symptome hervorrufen. Das Handicap der Trinkwasser-Verabreichung: der Wirkstoff des „Ampho-Moronal Susp.“ gilt als nicht-wasserlöslich, ein großer Anteil des Medikaments setzt sich folglich nach mehreren Minuten im Wasser ab.

Nachdem das erkrankte Tier nach drei Wochen Behandlung keine wirkliche Besserung zeigte, setzte ich alles daran, weitere Medikamente gegen den Pilz zu finden. Mein Fundergebnis: „Megabac S“ aus Australien und „Megacare“ aus England. Da diese Mittel im Inland nicht erhältlich sind, musste ich sie online bestellen.

Das Medikament Megabac S enthält denselben Wirkstoff wie Ampho-Moronal Susp. Auch wenn der Hersteller darauf schwört, dass das Medikament wasserlöslich sei, kam ich nach der Anwendung zum Entschluss, dass sich auch bei dieser Anwendung nach kurzer Zeit Stoffe am Trinkgeschirrboden ansammelten. Der Behandlungserfolg hält sich in der deklarierten Anwendungsdauer in Grenzen (Symptom konnte noch beobachtet werden).

Nach 2-tägiger oraler Medikamentengabe des Mittels Megacare + Follow Up ging es meinem erkrankten Nymphensittich Koda sehr schlecht. Er war völlig energielos, apathisch und über Stunden unnatürlich anschmiegsam. Ich rechnete mit seinem Tode. Das Medikament habe ich postwendend abgesetzt. Koda erholte sich innert einer Woche wieder.

Das Geschehene gab mir zu denken. So fasste ich den Entschluss, nochmals das Standard-Inlandsprodukt Ampho-Moronal Susp. anzuwenden und diesmal nur den erkrankten Vogel zu behandeln, dafür aber nach deklarierter Anweisung, 2 x täglich oral verabreichen. Nach einer Behandlungszeit zwischen drei und vier Wochen beobachtete ich eine starke Reduktion der Krankheitssymptome, verschwunden sind sie aber bis heute nicht komplett, auch wenn die Analysen von Pilzen negativ (d. h. abwesend) ausfallen.

Aufgrund einer anderen Krankheitsursache sah ich mich gezwungen, den gesamten Schwarm eine Antibiotikagabe zu unterziehen. Sehr kontraproduktiv für Koda und seine gefiederten Freunde, da das Risiko eines Pilzausbruchs durch die Antibiotikagabe erhöht wird. Nach erfolgter Therapie entschied ich mich, im Gegenzug des Pilzes nochmals via Trinkwasser Ampho-Moronal Susp. zu verabreichen. Die Schwierigkeit lag dabei nach wie vor in der wasserunlöslichen Eigenschaft des Medikaments. So stellte ich mich der Frage, wie man es schafft, dass der medikamentöse Wirkstoff mit wasserunlöslichen Eigenschaften im stehenden Wasser homogen vermischt bleibt und sich nicht am Boden des Behälters absetzt. Die ideale Lösung: Magnetrührer.

2. Magnetrührer als Hilfsmittel für eine andauernde homogene Verteilung des Trinkgemischs

Der weiße Bereich unter dem Pfeil ist ein sich bewegendes Magnetrührstäbchen.
Der weiße Bereich unter dem Pfeil ist ein sich bewegendes Magnetrührstäbchen.

Der von mir verwendete Mini-Magnetrührer „Topolino“ sorgt im Dauerbetrieb dafür, dass die unlösliche Substanz im Wasser verteilt bleibt und somit vom Vogel via Trinkgefäß auch aufgenommen wird. In der Flüssigkeit liegt ein Magnetrührstäbchen, das durch ein Magnetfeld dazu gebracht wird, sich zu drehen, wodurch die Flüssigkeit ständig durchmischt wird, solange das Gerät eingeschaltet bleibt.

Dabei lässt sich das Magnetrührstäbchen lässt in verschiedenen Drehzahlen (Drehgeschwindigkeit) rotieren. Damit kann die Durchmischung des Trinkwassers und des Medikaments gesteuert werden.

Sowohl Magnetrührer als auch Magnetrührstäbchen (z. B. 20 mm x 6 mm für Großsittiche) können bei Labor-Händlern online bestellt werden. Magnetrührstäbchen gibt es in unterschiedlichen Größen und Formen.

Wichtig zu beachten ist: Die Größe des Stäbchens muss wegen der Gefahr des Verschluckens an die Vogelart angepasst sein.

Konstruktionsbeispiel

Erforderlich sind ein Brett direkt unterhalb des Trinknapfs, auf dem der Magnetrührer positioniert werden kann, und ein Kabelschutz (z. B. Kabelkanal) wegen Stromschlag-Gefahr. Alles Weitere kann nach Belieben ergänzt werden.

Wichtig ist vor (medikamentöser) Anwendung: Gönnen Sie Ihren Gefiederten genügend Eingewöhnungszeit! Zum Beispiel: zwei Tage ohne Magnetrührstäbchen im Wasser, zwei Tage mit nicht-drehendem Magnetrührstäbchen im Wasser und zwei weitere Tage mit drehendem Magnetrührstäbchen im Wasser. Erst wenn die Vögel sicher aus dem rotierenden Trinknapf trinken, kann mit der Medikamentenzugabe via Trinkwasser begonnen werden.

Magnetrührer im Einsatz mit der Ampho-Moronal-Lösung.
Magnetrührer im Einsatz mit der Ampho-Moronal-Lösung.
Gesamtkonstruktion (Stromschutz mit Kabelkanal!).
Gesamtkonstruktion (Stromschutz mit Kabelkanal!).

3.1 Fazit über die Behandlung von Macrorhabdiose

Es ist von großer Bedeutung, wenn beim Vogel Krankheitsanzeichen beobachtet werden, dass er erst von einem vogelkundigen Arzt untersucht wird. Nur so kann eine genaue Diagnose gestellt werden. Die größten Erfolge bei der Behandlung von Macrorhabdiose erzielte ich bei der korrekten Anwendung von Ampho-Moronal Suspension. Es empfiehlt sich, aufgrund der Ansteckungsgefahr den ganzen Schwarm zu therapieren. Dies kann optimal mittels Magnetrührer-Einsatz erfolgen. Meiner Meinung nach lohnt es sich nicht, auf die Medikamente Megabac S und Megacare + Follow Up zurückzugreifen.

Es ist empfehlenswert, die Behandlung mit BeneBac (fördert die gute Darmflora) und/oder Sobamin (stärkt das Immunsystem, optimiert die Verdauung) zu unterstützen.

3.2 Fazit über den Gebrauch des Magnetrührers

Meine Nymphensittiche haben den Magnetrührer sehr schnell akzeptiert und auch aus dem rotierenden Trinkwasser-Geschirr getrunken. Ich verwende ihn seither weiterhin, wenn ich den Tieren ein Mischgetränk anbiete (angereichert mit Vitaminpulver, Gemüsesäfte, Tee, andere Medikamente etc.). Steht auf dem Tagesplan reines Trinkwasser, wird das Gerät nicht eingeschaltet.

Lesetipp
Cover Merkblatt Magnetrührer von Thomas FähndrichHier können Sie diesen von Thomas Fähndrich bereitgestellten Beitrag auch als Merkblatt im PDF-Format kostenlos herunterladen. Klicken Sie dafür entweder einfach auf die nebenstehende Abbildung oder auf den folgenden Link: Zum Herunterladen hier klicken.