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Erfahrungsbericht Allergien bei Vögeln
Text und Bilder von Elena Meyers, April 2015
Der Vogel, um den es in diesem Bericht geht, heißt Deleila – geboren 2007 und aufgewachsen in einer großen Freivoliere mit vielen, vielen Wellis, Ziegensittichen und Nymphensittichen. Wahrscheinlich hat sie da diese Technik erlernt, anderen Vögeln blitzschnell in den Fuß zu zwicken. 😉
2008 hat Deleila dann einen wunderschönen blauen, blutjungen Welli-Hahn (auch dort geboren) kennengelernt und es war wohl Liebe auf den ersten Blick … Jedenfalls sind sie bis heute zusammen und schmusen und schnäbeln jeden Tag.
Mitte 2008 ist Deleila zusammen mit ihrem Partner in mein Wohnzimmer eingezogen. Die beiden Neuen wurden von meinen schon vorhandenen zwei Wellis (Henne und Hahn) herzlich begrüßt. Endlich mal was los in der Bude! :-))
Jetzt im Nachhinein denke ich, sie wäre wohl besser in ihrem ehemaligen Zuhause geblieben, vielleicht hätte sie dann nie die Allergie entwickelt, die in diesem Erfahrungsbericht beschrieben wird …
Der Krankheitsverlauf bei Deleila
Seit Juli 2014 ist bei Deleila ein Asthma bronchiale, ausgelöst durch eine Allergie, bekannt. Die Ursache der Allergie hat sich bisher leider nicht ermitteln lassen. In Verdacht stehen feinste Staubpartikel, wie zum Beispiel Hausstaub, Futterstaub, Vogelsand, oder auch ganz was anderes. Trotz all unserer Versuche, ist das Allergen einfach nicht herauszufinden.
Während der ersten Jahre bei mir ging es Deleila noch gut. Sie war allerdings schon immer ein sehr ruhiger Welli. Es kam durchaus vor, dass ich sie mal eine ganze Woche oder auch länger nicht zwitschern hörte.
Im August 2013 war sie zum ersten Mal schwer krank. Deleila atmete angestrengt mit gleichzeitigem Schwanzwippen, bei jedem Atemzug waren knackende Atemgeräusche zu hören und sie übergab sich schwallartig. Sie war das reinste Häufchen Elend, als ich mit ihr noch am selben Tag zur Tierärztin fuhr.
Die Diagnose lautete: Kropfentzündung, außerdem hatte sie einen Luftsackriss mit Infekt und Milben. Sie bekam eine Spritze mit einem Antibiotikum sowie ein Anti-Milbenmittel, diese Behandlung wurde nach fünf Tagen wiederholt. Ich bin mir sicher, dass die schnelle Behandlung durch die vogelkundige Tierärztin Deleilas Leben gerettet hat. Zum Glück hat sie sich wieder erholt und war schon nach kurzer Zeit wieder quicklebendig.
Alles war gut, zumindest bis zum Juni 2014. Plötzlich waren bei Deleila erneut quietschende, knackende Geräusche beim Atmen zu hören. Bei der Tierärztin wurde diesmal eine Bronchitis diagnostiziert, die Behandlung mit Antibiotika half wieder gut. Die Wirkung hielt allerdings nur für kurze Zeit an, denn zwei Wochen später waren abermals Atemgeräusche zu hören. Bei der folgenden Untersuchung wurde Deleila auch geröntgt – mit folgendem Ergebnis: beidseitige Lungenvergrößerung, Luftsäcke ganz klein, sonst ohne Befund. Verdacht auf Asthma bronchiale mit bakterieller Beteiligung.
Dieses Mal musste die kleine Maus innerhalb von vier Wochen vier Antibiotikums-Spritzen überstehen, wobei wir die Hoffnung hatten, damit alle Bakterien in ihrer Lunge zu vernichten. Zusätzlich bekam sie ein homöopathisches Mittel ins Trinkwasser.
Deleilas Zustand besserte sich, doch die Atemgeräusche sind geblieben. Aber sie zeigt weiterhin viel Freude am Leben und ihr Partner Simba betüddelt sie ständig. Viel Zeit verbringen die beiden damit, liebevoll zu schmusen und zu schnäbeln. Das Fliegen funktioniert ebenfalls. Nur wenn sie sich dabei überschätzt, landet sie erschöpft auf dem Boden. Wenn die Federlose zufällig gerade da ist, läuft sie in einem Affenzahn zu mir, um dann per Fingertaxi wieder nach oben befördert zu werden. Sie könnte natürlich auch selbst hochfliegen, aber so macht es mehr Spaß. 🙂
Was allerdings nicht mehr geht, ist das Zwitschern. Ich vermute, dass es ihr einfach zu anstrengend ist. Außerdem zeigt sie öfters ein leichtes, trockenes Würgen. Sie reibt ihr Köpfchen und ihre Nase immer wieder an der Stange ab, vermutlich wegen dauerhaftem Juckreiz. Ebenfalls hat sie tägliche Niesattacken – das sind leider typische Allergie-Symptome.
Diese ständig vorhandenen Beschwerden machen es mir bedauerlicherweise sehr schwer zu erkennen, wann es Deleila schlechter geht als sonst. Sie ist außerdem (wie so viele Wellis) eine ausgezeichnete Schauspielerin und deswegen sieht es im Fall einer tatsächlichen Verschlechterung so aus, als hätte ich von jetzt auf gleich einen schwer kranken Vogel. Doch es gibt durchaus Anzeichen bei einer akuten Verschlechterung, allerdings sind sie bei ihr etwas seltsam. Dazu gehört, dass mein ruhiges Vögelchen plötzlich total aufdreht ist und viel fliegt beziehungsweise ständig den Ast zum Sitzen wechselt – eigentlich verrückt, aber so viel Aktivität deutet bei Deleila meist auf den nächsten, kurz bevorstehenden Allergieschub hin.
Ganz schlimm wird es auch, wenn Deleila am Abend nicht wie sonst ihre Schlafschaukel bezieht, sondern noch stundenlang mit ihrem Partner schmust und dann eng an ihn gekuschelt schläft. Das ist auf den ersten Blick eigentlich sehr süß, aber bei ihr bedeutet es, das ich am nächsten Tag meist mit ihr zur Tierärztin fahren muss, weil es ihr sehr schlecht geht.
Anfälle erfordern sofortiges Handeln
Dieses Jahr, also 2015, hatte sie schon zwei schwere Asthma-Attacken mit Bronchial-Spasmus. Dabei schwellen ihre Atemwege zu, sogar die Augen schwellen an und der gesamte kleine Vogelkörper ist ödematös aufgequollen, das heißt aufgrund von Wassereinlagerungen geschwollen.
Zusätzlich zu Antibiotika verabreicht die Tierärztin in einer solchen Situation eine Kortison-Injektion und man kann praktisch zuschauen, wie Deleilas Atemwege von einer Minute auf die andere abschwellen und die kleine Maus leichter atmen kann.
Beim letzten Anfall Ende März kam die Behandlung fast zu spät und Deleila lag nach der Injektion geschwächt und sehr matt in der Transportbox. Wir dachten schon, jetzt ist es zu Ende… Aber sie hat sich dann doch noch irgendwie aufgerappelt und erfolgreich gekämpft, um weiterzuleben.
Zu Hause erholte sie sich von diesem schweren Allergieschub langsam wieder, aber man merkt deutlich, wie schwer ihr jetzt alles fällt. Sie ist viel kurzatmiger als zuvor und das Fliegen ist nach diesem schweren Anfall eine enorme Anstrengung, die sie überwiegend vermeidet. Zudem sitzt sie oft vor dem Futternapf und statt zu fressen, knabbert sie nur am Rand. Darüber hinaus sind ihre knackenden, quietschenden Atemzüge ständig zu hören. Sie bekommt jetzt jede Woche eine Dosis Kortison oral, damit es nicht noch einmal zu so einem heftigen Allergieschub kommt.
Die Betreiberin von Birds-Online.de hat mir auch noch einige gute Ratschläge gegeben, um für ein besseres Raumklima für meinen allergiegeplagten Vogel zu sorgen: Ich habe alle Blumentöpfe entfernt, Vogelsand wird in einem kleinen Napf angeboten, die leeren Futterspelzen werden täglich entfernt. So vermeiden wir starkes Stauben und eine eventuelle Belastung mit Schimmelsporen (aus der Blumenerde). Außerdem haben wir Wasserbehälter auf den Heizungen sowie ein nasses Handtuch in der Nähe des Käfigs, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Ein Luftreiniger wäre natürlich eine sehr sinnvolle Sache, aber leider sind solche Geräte recht teuer. Das gilt nicht nur für die Anschaffung, vor allem der tägliche Stromverbrauch ist zu bedenken.
Danksagung und abschließende Gedanken
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an meine Super-Tierärztin und ihr immer freundliches Team! Überraschungsbesuche am frühen Morgen, Wellensittich-Sitting, weil man als Berufstätige den kranken Welli erst in der Mittagspause abholen kann – das ist alles kein Problem für das Team.
Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon mit einem von jetzt auf gleich schwer kranken Welli in die Praxis gekommen bin und mit einem sich auf dem Wege der Besserung befindenden Patienten wieder heimgekommen bin! So oft schon hat sie meine Wellensittiche gerettet… Leider gibt es aber auch mitunter den Fall, dass nur noch die Möglichkeit bleibt, den Patienten erlösen zu lassen. Auch dafür meine Hochachtung, diesen Weg bis zum Ende zu gehen.
In der heutigen Zeit ist in der Behandlung von Wellensittichen so viel möglich: Operationen, Röntgen, Kontrastmittelröntgen – das sind keine Fremdwörter mehr. Aber es ist trotzdem keine Selbstverständlichkeit, einen Tierarzt zu finden, der darin Erfahrung und die entsprechend ausgestattete Praxis hat. Ich erinnere mich noch sehr gut an Zeiten, in denen Wellis gar nicht in Tierarztpraxen angenommen wurden oder man mit einem schwer kranken Welli in der Praxis war und zu hören bekam: „Da ist nichts mehr zu machen.“
Immer wieder erlebe ich zudem Unverständnis in meinem Bekanntenkreis, weil ich mit meinen Wellensittichen regelmäßig zum Tierarzt gehe, sie behandeln lasse und mir nicht einfach einen Neuen kaufe, wenn mal einer krank ist …
Aber zum Glück gibt es auch viele Foren mit Gleichgesinnten, die sehr genau wissen und verstehen, wie man um das Leben dieser kleinen Flauschkugeln kämpft. In solchen Foren unterstützen einen Vogelfreunde mit Rat und Tat und sie fühlen mit, egal wie es ausgeht.
Wie kann man sich auch nicht in diese kleinen, charmanten Lebenskünstler verlieben, die jeden Tag so eine unglaubliche Freude am Leben ausstrahlen, die so sehr kämpfen, wenn sie einmal krank sind, die die Worte „hässlich“ und „Vorurteil“ nicht kennen, die mit ihrem kleinem Herzen oft so große Gefühle ausdrücken können, gleich ob Liebe oder Trauer, die sich aber auch voller Courage und mit Schnabel und Krallen gegen das wehren, was ihnen nicht passt! Sind sie nicht einfach unvergleichlich, unsere kleinen Schätze?