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Erfahrungsbericht Wellensittich Rhinja
Text und Bilder von Sabrina Schindler, August 2008
Kurze Zeit, nachdem Rhinja Ende 2004 aus dem Tierheim zu uns kam, beobachteten wir bei ihr eine bläuliche Verfärbung des Schnabelhorns sowie ein verstärktes Schnabelwachstum.
Ein Besuch bei einem vogelkundigen Tierarzt bestätigte meine Vermutung, dass Rhinja unter einer Leberstörung litt. Allerdings zeigten die angefertigten Röntgenaufnahmen nicht nur eine vergrößerte Leber, sondern auch eine Veränderung der Knochendichte. Unser Tierarzt erklärte uns, dass bei dieser Henne offenbar verstärkt Kalzium in den Knochen abgelagert wird. Dass es sich hierbei jedoch nicht um ein harmloses Phänomen, sondern um eine sehr ernste und fortschreitende Erkrankung handelte, erwähnte er leider nicht. Auch über die Ursache konnte er nur spekulieren.
Da Rhinja zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Symptome der Polyostotischen Hyperostose aufwies, waren wir der Überzeugung, dass sie, abgesehen von ihrer Leber, völlig gesund war und ihre Knochen lediglich etwas schwerer gebaut waren, als es normalerweise bei einem Wellensittich der Fall ist.
In den folgenden Wochen widmeten wir uns also ausschließlich der Behandlung von Rhinjas Leberproblem, ließen regelmäßig ihren Schnabel schneiden und dachten gar nicht mehr an die zufällig entdeckten übermäßigen Kalziumeinlagerungen in den Knochen der zierlichen Welli-Dame.
Auch Rhinja gab uns keinerlei Anlass zur Besorgnis. Sie blühte seit ihrem Einzug bei uns regelrecht auf, fand in dem blauen Wellensittichmann Luke ihre große Liebe und zerlegte in typischer Hennenmanier alles zu Kleinholz, was ihr vor den Schnabel kam. Eine Meisterfliegerin war sie von Anfang an nicht, sodass wir hinsichtlich ihres Flugverhaltens ebenfalls keine Auffälligkeiten feststellen konnten. Eines Morgens jedoch fanden wir Rhinja mit einer typischen Schonhaltung ihres Beinchens vor – sie mochte nicht mehr auftreten und bewegte das Bein so wenig wie möglich.
Weil uns das Krankheitsbild der Polyostotischen Hyperostose völlig unbekannt war und auch unser vogelkundiger Tierarzt offenbar über keine oder nur sehr geringe Erfahrungen auf diesem Gebiet verfügte, interpretierten wir dieses erste deutliche Symptom leider völlig falsch. Rhinja wurde nicht geröntgt, sondern lediglich sehr gründlich abgetastet, wobei keinerlei Auffälligkeiten festgestellt werden konnten. Mit der Diagnose „vermutlich ein eingeklemmter Nerv“ fuhren wir wieder nach Hause.
In der folgenden Zeit belastete Rhinja ihr Beinchen immer seltener, bis es schließlich nahezu gelähmt war. Die kleine Wellensittichdame arrangierte sich jedoch schnell mit diesem Handicap, schredderte weiterhin täglich ihre heiß geliebten Karotten und zerlegte fachgerecht die von uns gebastelten Ruheplattformen aus Korkrinde. In dieser Zeit schonte sie sich nie und verhielt sich nicht anders als vorher.
Auch ihrer Liebe zu Luke tat diese Behinderung keinen Abbruch, und Luke war geradezu vernarrt in Rhinja. Das bereitete uns allerdings etwas Sorge, denn der blaue Wellensittichmann bedrängte Rhinja regelrecht und ließ sie kaum zur Ruhe kommen.
Am 16.12.2006 fanden wir unsere kleine Vogeldame in einem sehr schlechten Zustand vor. Die Schmerzen in ihrem „gesunden“ Bein waren an diesem Tag scheinbar so schlimm, dass Rhinja bäuchlings auf dem Dach der Voliere lag, beide Beine nach hinten gestreckt hatte und nahezu bewegungsunfähig war. Ohne sich wehren zu können, musste sie es über sich ergehen lassen, dass ihr Partner Luke sie ekstatisch anbalzte, auf ihrem Rücken herumkletterte und sie regelrecht vergewaltigte.
Ein sofortiger Besuch beim Tierarzt brachte uns Gewissheit über ihre schreckliche Erkrankung. Da eine Besserung von Rhinjas Zustand ausgeschlossen war und sie furchtbare Schmerzen haben musste, ließen wir sie erlösen lassen.
Ich hoffe sehr, dass diese Krankheit weiter erforscht und publik gemacht wird. Wäre dieses Krankheitsbild etwas bekannter gewesen, hätten wir rechtzeitig die richtigen Schlüsse ziehen können. Eine Heilung von Rhinja wäre zwar nach heutigem Wissensstand nicht möglich gewesen, jedoch eventuell eine Verzögerung des Krankheitsverlaufs und eine Schmerztherapie.