Allergisch gegen Vögel?

Eine juckende und laufende Nase ist ein mögliches Symptom einer Allergie. © Mojpe/Pixabay
Eine juckende und laufende Nase ist ein mögliches Symptom einer Allergie. © Mojpe/Pixabay

Das Thema Vogelallergien spaltet viele Gemüter. Auf der einen Seite gibt es jene Menschen, die anderen vorwerfen, Allergien lediglich als Vorwand zum Abgeben ihrer Tiere zu nutzen. Dabei werden Allergien oftmals bagatellisiert. Und auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Fälle schwerer Allergien gegen Vögel, die mitunter sogar lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Als Bagatellen sind diese Erkrankungsfälle somit keineswegs anzusehen. Das heißt, das Thema Vogelallergien sollte unbedingt differenziert und unvoreingenommen betrachtet werden.

Schon seit geraumer Zeit häufen sich die Fälle, in denen Wellensittiche und andere Heimvögel aufgrund von Allergien abgegeben werden und beispielsweise in einem Tierheim landen. Mitunter geschieht dies, weil tatsächlich einfach behauptet wird, man sei gegen die Tiere allergisch und könne sie nicht mehr länger halten. Doch tatsächlich sind viele dieser Fälle echt, sprich es liegen tatsächlich Allergien vor. „Ja, aber das hätten die Leute doch gleich beim Kauf ihrer Tiere merken müssen und nicht erst ein, zwei Jahre später“, wird dann oft von Kritikern argumentiert. Dieses Argument lässt sich jedoch teilweise widerlegen.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, vor der Anschaffung von Vögeln abzuklären, ob man gegen diese Tiere allergisch ist oder ob dies gegebenenfalls für ein weiteres Mitglied des Haushaltes gilt. Liegen keine Allergien vor, steht einem Vogelkauf zumindest von dieser Seite her nichts mehr im Wege. Das heißt aber bedauerlicherweise nicht, dass man für immer auf der sicheren Seite ist. Damit sich eine Allergie entwickeln kann, muss der Organismus mit dem Auslöser, also dem Allergen, mindestens einmal in Kontakt kommen. Er muss das Allergen somit kennenlernen und als „böse“ identifizieren, um dagegen vorzugehen. Bei einer Allergie richtet sich das körpereigene Immunsystem gegen das Allergen. Allergien gegen Vögel treten oftmals erst im Laufe der Zeit auf, also wenn die Vögel bereits mehrere Monate oder gar Jahre im Haushalt des Allergikers leben. Dies kann theoretisch jeden Vogelhalter treffen und es kann auch jenen Menschen widerfahren, die einige Zeit zuvor einen Allergietest durchführen lassen haben und zu diesem Zeitpunkt noch nicht allergisch gegen Vögel waren. Die gute Nachricht ist aber: Je älter ein Mensch ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei ihm eine neue Allergie entwickelt.

Der Gefiederstaub der Vögel ist für viele Vogelallergiker ein Problem.
Der Gefiederstaub der Vögel ist für viele Vogelallergiker ein Problem.

Sollten sich bei einem Vogelhalter plötzlich Anzeichen einer Allergie zeigen, ist eine sofortige Ursachenforschung unabdingbar. Idealerweise sollte ein Facharzt (Allergologe) zurate gezogen werden. Manche dieser Ärzte finden den vermeintlichen Auslöser dann recht schnell, wenn sie hören, dass Vögel im Haushalt des Patienten leben. Aber Achtung: Nicht immer sind die Vögel der tatsächliche Auslöser einer Allergie, auch wenn sie als naheliegende Verursacher gelten. Lassen Sie im Fall der Fälle unbedingt Tests durchführen, um Vögel, deren Gefiederstaub oder Ausscheidungen als Verursacher ihrer Allergie dingfest zu machen oder gar auszuschließen. Nur durch einen solchen Test erlangen Sie die nötige Klarheit. Eine reine Ursachenbestimmung auf Basis der Aussage „meist sind die Vögel der Auslöser“ ist nicht ausreichend genau!

Das sollten Sie testen lassen
Es gibt nicht nur eine Vogelallergie, sondern verschiedene Auslöser, die in Zusammenhang mit Vögeln stehen. Deshalb ist es in den meisten Fällen sinnvoll, (mindestens) auf die folgenden potenziellen Auslöser zu testen:

  • Vogelfedern bzw. deren feinsten Abrieb
  • Gefiederstaub (entsteht vor allem aus zerfallenden Puderdunen, zum Beispiel bei Nymphensittichen, Kakadus, Graupapageien sowie Tauben)
  • Vogelkot
  • Einstreustaub (beispielsweise Heustaub oder Ähnliches)
  • Schimmel auf Vogelkot
In feine Partikel zerfallener getrockneter Vogelkot kann ein Allergieauslöser sein.
In feine Partikel zerfallener getrockneter Vogelkot kann ein Allergieauslöser sein.

Ist die Allergie nachgewiesen worden, bleibt einem Vogelhalter nichts anderes übrig, als die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Leider ist den meisten Vogelallergikern kaum möglich, seine Tiere im eigenen Haushalt zu behalten. Die Anwesenheit der Vögel wird der Gesundheitszustand eines Allergikers in aller Regel zunehmend schlechter. Dies kann in Extremfällen sogar bedeuten, dass sich der Halter in Lebensgefahr bringt, wenn er seine Tiere weiterhin in seinem Umfeld beherbergt. So schmerzlich es auch ist, in einem solchen Fall ist es das einzig sinnvolle, sich von seinen Vögeln zu trennen. Dabei sollte aber bedacht werden, dass möglicherweise lediglich eine Allergie gegen etwas besteht, das in Zusammenhang mit der jeweils gehaltenen Vogelart auftritt. Wer beispielsweise gegen den Staub der Puderdunen von Kakadus allergisch ist, muss nicht zwangsläufig auch allergisch auf südamerikanische Papageien ohne Puderdunen reagieren.

Hausstauballergie = Vogelallergie? Nein!

Hausstaubmilbe
Hausstaubmilbe

Gelegentlich wird Menschen, die an einer Hausstauballergie leiden, dazu geraten, auf keinen Fall Vögel zu halten. Als Begründung wird gesagt: Die Vögel stauben, und der Hausstaub ist ja ein Problem für jene Allergiker. Das ist allerdings so nicht richtig. Hier werden einige Dinge miteinander vermengt, die grundverschieden sind.

Sehr viele Heimvogelarten, darunter Wellensittiche, sondern selbst nahezu keinen Staub ab. Zu den Vögeln, die verstärkt Gefiederstaub freisetzen, gehören Nymphensittiche, Kakadus und Graupapageien. Bei den meisten anderen Arten handelt es sich lediglich um sehr geringe Staubmengen, die durch die natürliche Federabnutzung entstehen und damit vergleichbar sind, dass wir Menschen tagtäglich feine Hautschüppchen verlieren.

Es ist also normalerweise nicht der – häufig nur in geringen Mengen freigesetzte – Gefiederstaub der Vögel, auf den Hausstauballergiker reagieren, sondern der pulverisierte Kot der Hausstaubmilben (Dermatophagoides). Diese winzigen Spinnentierchen leben beispielsweise in Teppichen, Wohntextilien und in Matratzen. Sie bevölkern unser Wohnumfeld also ganz unabhängig davon, ob wir Vögel halten oder nicht. Ganz grundsätzlich gilt, dass Hausstaubmilben nicht auf Vögeln leben, auch wenn das leider manche Ärzte nach wie vor behaupten. Sie verwechseln Hausstaubmilben mit Gefiedermilben.

Vogelmilben als Allergieauslöser?

Dieser Wellensittich leidet an einem sehr schweren Befall mit Räudemilben, die menschlichen Allergikern jedoch für gewöhnlich nichts anhaben können.
Dieser Wellensittich leidet an einem sehr schweren Befall mit Räudemilben, die menschlichen Allergikern jedoch für gewöhnlich nichts anhaben können.

Erschreckend viele Humanmediziner halten noch immer an einem Irrglauben fest: Jeder Vogel trägt demzufolge grundsätzlich Milben auf dem Körper, die den Menschen und insbesondere den Allergiker krank machen. Das stimmt so nicht! Gesunde Heimvögel, die im Haus gehalten werden, haben in den meisten Fällen keine Milben. Es handelt sich bei diesen kleinen Tieren vielmehr um Parasiten, die normalerweise nicht vorhanden sind. Falls doch, sind die Vögel selbst krank und bedürfen in den meisten Fällen einer umgehenden Behandlung durch einen Tierarzt. Jedoch wirkt sich die Anwesenheit der Milben auf den Vögeln in aller Regel nicht negativ auf den Gesundheitszustand von Allergikern aus.

Zudem gibt es nicht die Vogelmilbe sondern viele verschiedene Milbenarten, die auf Vögel als Wirtstiere spezialisiert sind. Hierzu gehören blutsaugende Milben, im Gefieder lebende Milben und Räudemilben, die auch als Grabmilben bezeichnet werden und beispielsweise das Schnabelhorn besiedeln.

Ähnliche Erkrankungen und ihr Gefahrenpotenzial

In einem Luftreiniger hat sich jede Menge Vogelstaub gesammelt.
In einem Luftreiniger hat sich jede Menge Vogelstaub gesammelt.

Nicht nur Allergien gegen Vögel können zu Problemen führen. Wer beispielsweise Pollen- oder Hausstauballergiker ist, könnte auf die Anwesenheit von Heimvögeln mit einer Verschlimmerung der Symptome reagieren. Das liegt daran, dass die Tiere beim Freiflug Staub und Pollen aufwirbeln. Gelangen diese kleinen Partikel in die Atemluft, atmet der Allergiker sie vermehrt ein und seine Allergiesymptome nehmen zu.

Vorsicht ist außerdem geboten, wenn jemand aus Ihrem Haushalt Asthmatiker ist. Es besteht die Gefahr, dass diese Person aufgrund der Anwesenheit von Heimvögeln eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes erleiden wird. Klären Sie unbedingt im Vorfeld mit einem Arzt, ob das Asthma durch Vögel verschlimmert werden könnte oder nicht.

Vor allem wenn Heimvögel mausern, sondern sie ein wenig mehr Staub ab als sonst. Die feinen Hülsen (Federscheiden), die anfangs die einzelnen nachwachsenden Federn umschließen, zerfallen während der Mauser in unzählige winzige Einzelteile. Dieser weiße Staub kann bei besonders empfindlichen Menschen zu Atemproblemen führen.