Pinto, adoptiert am 28. August ’10, † 7. Oktober ’13
Im Jahr 1998 haben Pinto und ihr Gefährte Punto, der wahrscheinlich ihr Bruder war, bei der Vogelzüchterin und -händlerin Heike Mundt im Ruhrgebiet auf ein neues Zuhause gewartet. Wie alt die Vögel zum Zeitpunkt ihrer Abgabe an Frau Mundt gewesen sind, ist nicht bekannt. Weil die Tiere aber beide fehlende Zehen und Krallen aufwiesen, ist nach einem behindertengerechten Zuhause gesucht worden, anstatt sie ganz normal zu vermitteln. Für Heike Mundt zählte das Wohl der Tiere mehr, als dass sie die Mühen einer so speziellen Vermittlung gescheut hätte.
Zu eben dieser Zeit hat die Familie Niemann nach zwei gehandicapten Katharinasittichen als Gesellschaft für einen weiteren Katharinasittich namens Pancho gesucht. Er hatte schon im Nest Pech gehabt und ist von seinen Geschwistern dominiert worden. Aufgrund seiner Beinfehlstellung und des massiven Mobbings ist er seinerzeit von Dr. Matthias Reinschmidt, der heute der Direktor des Zoos Karlsruhe ist, von Hand aufgezogen und dadurch gerettet worden. Dadurch, dass er noch lebte, sollte er das weitere Leben von Pinto und ihrem Gefährten für einige Zeit beeinflussen, weshalb hier auch auf Pancho eingegangen wurde.
Dieser ist schon bald, nachdem er flügge geworden war, zu den Niemanns gezogen. Zunächst war er dort für kurze Zeit allein, sollte aber bald mit Artgenossen vergesellschaftet werden. Da lag es für die Vogelfreunde nahe, Pinto und Punto als neue Freunde für Pancho zu übernehmen und so dafür zu sorgen, dass die drei körperlich nicht ganz „perfekten“ Vögel ein glückliches, artgerechtes Leben im Kleinschwarm führen können würden. „Das Trio war unschlagbar, alles wurde gemeinsam gemacht. Zwischenzeitlich kam noch ein Senior als Fußgänger dazu, der aber nach eineinhalb Jahren an Altersschwäche starb. Pancho alterte sehr früh, hatte Mauserprobleme und schlief viel“, berichtet Hildegard Niemann über die schönen Jahre, die Pinto in ihrem Haushalt verbracht hatte.
Nachdem Pancho Anfang 2010 leider gestorben war, haben die früheren Halter aufgrund verschiedener Überlegungen ein neues Zuhause für Pinto und Punto gesucht. Behindertengerecht sollte es sein und Artgenossen beherbergen, damit die beiden Vögel auch weiterhin in einem Schwarm leben können würden. So sind sie auf mich gekommen und ich habe die beiden hübschen Kathis am 28. August 2010 zu mir geholt. Von diesem Tag an lebte Pinto in meinem Vogelzimmer, in das sie sofort einziehen konnte, weil sie zuvor von einem Vogel-Facharzt gründlich untersucht und für gesund befunden worden war. Glücklicherweise verlief die Vergesellschaftung mit meinen Vögeln problemlos, schon kurz nach dem Einzug schien sich Pinto so sehr zu Hause zu fühlen, als habe sie nie etwas anderes gekannt.
Pinto war ein zurückhaltender und sehr freundlicher grün (wildfarben) gefärbter Vogel, der ständig die Nähe von Punto suchte – bis dieser leider starb. Aber danach hat sich Pinto zum Glück mit den anderen Artgenossen sehr eng angefreundet. Obwohl Pinto, die lange Zeit irrtümlich für ein Männchen gehalten worden war, wegen einer zurückliegenden Erkrankung Flugschwierigkeiten hatte, versuchte sie immer mitzuhalten, wenn der kleine Katharinasittichschwarm durch das Vogelzimmer flog. Nicht nur in diesen Momenten hat man ihr die pure Lebensfreude deutlich ansehen können. Ihre fehlenden Zehen und Krallen bereiteten ihr mitunter beim Klettern einige Schwierigkeiten, die sie aber tapfer meisterte. Weil mein Vogelzimmer behindertengerecht eingerichtet ist, kam sie zum Glück gut zurecht. Erstaunlicherweise hat sich Pinto auch mit der Wellensittichdame Chandra angefreundet. Die beiden Vögel saßen oft beieinander und häufig kraulte Chandra ihre grüne Freundin sogar.
Nach einem langen, hoffentlich erfüllten Leben ist Pinto im Oktober 2013 an Altersschwäche gestorben. An ihre Freunde gekuschelt ist sie abends eingeschlafen und irgendwann in der Nacht muss dann ihr Herz zu schlagen aufgehört haben. Morgens fand ich sie in der typischen Schlafpose schon steif in der Schlafhöhle meiner Katharinasittiche. Wie ihr damaliger Freund Punto ist sie also ganz friedlich entschlafen, was für mich ein gewisser Trost ist, obwohl ich die liebenswerte alte Vogeldame sehr vermisse.