- >>
- Birds Online
- >>
- Meine Vögel
- >>
- Wellensittiche
- >>
- Verstorbene Wellensittiche
- >>
- Asgard †
Asgard, adoptiert am 19. Januar ’18, † 20. April ’20
Im Spätherbst 2017 kam Asgard gemeinsam mit seiner damaligen Gefährtin aus nicht optimaler Haltung in der Obhut meiner Freundin Petra an. In ihrem Vogelschwarm sollten es die beiden Wellensittiche, deren Alter unbekannt war, fortan gut haben – so lautete der Plan. Sie hatten zuvor zusammen in einem relativ kleinen Käfig gelebt, leider ohne Freiflug. Zwar waren sie miteinander recht gut ausgekommen. Doch im Vogelzimmer meiner Freundin zeigte sich dann schnell: Ein echtes Paar waren sie nicht, vielmehr hatten sie mangels anderer möglicher Partner eine Zweckbeziehung geführt. Kaum waren sie im größeren Schwarm angekommen, suchte sich Asgards vormalige Gefährtin einen neuen Partner.
Ihm gefiel es nicht so recht, auf diese Weise abserviert zu werden. Er wurde unzufrieden, was durch einen weiteren Faktor enorm verstärkt wurde: Um ihn herum gab es über 30 Artgenossen, die alle recht gut fliegen konnten. Für ihn galt das nicht, denn sein linker Flügel war früher von Menschen so beschnitten worden, dass ihm nie wieder lange Federn wachsen würden. Er war somit absichtlich verstümmelt worden. Mitunter gehen einige Menschen leider so vor, um ihre Tiere leichter zähmen zu können. Das Beschneiden der Federn von Heimvögeln ist in Deutschland verboten. Das gilt erst recht für das absichtliche Amputieren von Flügelteilen, um die Vögel ohne medizinische Notwendigkeit ihrer Flugfähigkeit zu berauben. Trotzdem handeln einige skrupellose Menschen so. Denn ein Vogel, der nicht davon fliegen kann, wird quasi ins Zahmsein hineingezwungen und ist deshalb leichter zu handhaben. Dieses traurige Schicksal hatte also auch Asgard ereilt, und bei Petra wurde er zusehends unglücklicher, obwohl sie ihm hatte helfen wollen.
Sie hatte es so gut mit ihm gemeint, ihm Freiraum und Gesellschaft bieten wollen. Und doch konnte er beides nicht genießen, weil er nicht fliegen konnte und mit ansehen musste, wie seine frühere Mitbewohnerin mit einem neuen Partner glücklich geworden war. Seinen Frust, der mehr und mehr wuchs, ließ Asgard an anderen Vögeln aus. Wie mir Petra erzählte, warf der große Standardsittich kleinere Vögel von der Voliere, hackte sie weg und war ständig schlecht gelaunt. Zusätzlich verschlechtert wurde seine Stimmung dadurch, dass er oft zu fliegen versuchte und dann abstürzte, wobei er hart aufschlug und Schmerzen hatte. Glücklicherweise ist ihm dabei nichts passiert. Doch für meine Freundin stand fest, dass es so nicht weitergehen konnte.
Deshalb fragte sie mich, ob ich Asgard vorübergehend aufnehmen könne. Vielleicht würde er sich ja in meinem viel kleineren Vogelschwarm wohler fühlen, zumal die meisten meiner Tiere wie er gehandicapt waren. Und falls es nicht klappen sollte, würde sie ihn sofort abholen und nach einer anderen Lösung für ihn suchen, versprach sie mir. Weil mir der unglückliche Vogelmann leidtat, sagte ich zu. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch ein wenig Unbehagen verspürte. Meine gehandicapten Vögel waren alle sehr liebe und umgängliche Zeitgenossen. Würde Asgard sich weiterhin aggressiv verhalten, wären sie die „gefundenen Opfer“ für ihn, war meine Befürchtung. Doch wir wollten ihm eine Chance geben, denn es war offenkundig, dass er sich selbst in seiner Haut nicht wohlfühlte.
Der 19. Januar 2018 war der große Tag: Asgard traf in meinem Vogelzimmer ein. Er schaute sich um, kletterte auf einen für ihn gut erreichbaren und aus seiner Sicht wohl attraktiven Platz und fing erst einmal an, sein Gefieder zu putzen. Mit den anderen Vögeln nahm er freundlich Kontakt auf, zwitscherte bald und wirkte regelrecht fröhlich. Das sollte sich danach nie mehr ändern, Asgard fühlte sich offenkundig sofort heimisch und schien glücklich zu sein. Als meine Freundin zwei Tage später zu Besuch kam, um in Erfahrung zu bringen, wie es dem kleinen „Rüpel“ geht, da fragte sie ihn verwundert: „Wer bist Du und was hast Du mit Asgard gemacht?“ Nichts erinnerte mehr an den „Aggro-Vogel“, der er noch kurz zuvor bei ihr gewesen war. Er durfte selbstverständlich bei mir bleiben und sein Leben in der Gesellschaft meiner anderen Vögel genießen. Das tat er in den folgenden Jahren und fand viele Freunde.
Als der ebenfalls flugunfähige Thorin noch lebte, schnäbelten die beide Herren oft miteinander. Mit dem gemütlichen Leo verband ihn ebenfalls eine wirklich gute Männerfreundschaft. Mit den anderen Wellensittichen und sogar mit den Katharinasittichen verstand er sich sehr gut. Einzig die Diamanttäubchen waren ihm ein wenig suspekt, aber er war trotzdem nie unfreundlich zu ihnen. Und dann war da noch die Liebe … Als im Spätsommer 2019 die junge Sue Einzug hielt, machte sich Asgard sehr bald an sie heran. Mit Erfolg, denn die junge Vogeldame mochte ihn sogleich sehr. Sie verbrachten mehrere schöne Monate miteinander und genossen es zum Beispiel, gemeinsam auf der großen Weidenringschaukel zu sitzen. Ich hätte ihnen noch viel mehr gemeinsame Zeit gewünscht, aber bedauerlicherweise war Asgard sehr krank.
Im August 2018 fiel mir vor seinem linken Auge eine raue und nackte Hautpartie auf, die verkrustet war. Der zurate gezogene Tierarzt diagnostizierte Hautkrebs – Asgard hatte ein Plattenepithelzellkarzinom. Wie schnell es wuchern würde und gegebenenfalls auch streuen, das wusste niemand. Solange es klein bleiben und ihm keine Schmerzen verursachen würde, sollte Asgard am Leben bleiben. Im April 2020 war es dann leider so weit: In seiner Bauchhöhle hatte sich ein weiterer Tumor gebildet und wuchs sehr schnell. Bevor es unerträglich für den hellblauen Welli werden würde, ließ ich ihn am 20. April 2020 einschläfern. An jenem Tag ging es ihm noch so gut, dass er auf dem Parkplatz vor der Arztpraxis gesungen hat. Aber es war klar, dass die Situation für ihn sehr, sehr bald unerträglich werden würde.
Wegen der Corona-Vorsichtsmaßnahmen musste ich die Transportbox mit meinem darin sitzenden Patienten am Eingang der Vogelklinik abgeben und konnte nicht dabei sein, als Asgard eingeschläfert wurde. Das war für mich sehr belastend, denn für mich ist es eigentlich Ehrensache, meinen Vögeln bis zum letzten Atemzug beizustehen. Stattdessen musste ich auf dem Parkplatz warten, bis man mir die Box mit dem kleinen, in weiße Tücher eingewickelten Leichnam zurückgab. Ich hoffe sehr, dass Asgard trotzdem gespürt hat, dass ich in Gedanken bei ihm war, als er starb. In den etwas mehr als zwei Jahren, die er bei mir verbracht hat, habe ich ihn sehr lieb gewonnen. Mir gegenüber war er ebenso freundlich und aufgeschlossen wie gegenüber den anderen Vögeln. Er wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben.
Noch heute bringen mich die vielen Videos und Fotos zum Lachen, die Asgard bei seiner absoluten Lieblingsbeschäftigung zeigen: Baden. Nicht nur einmal am Tag, nein, oft sogar mehrmals täglich stürzte er sich begeistert in die Fluten. Dabei war er so ausdauernd, dass er nach dem Baden tropfnass war. Das ist wörtlich gemeint, denn unter seinem Lieblingsplatz bildete sich immer eine kleine Pfütze, weil seine Federn getropft haben. Wegen seiner großen Begeisterung fürs Baden hatte er einen dazu passenden Spitznamen, der lautete Nassgard.
Hintergrundbild für Ihren Desktop
Von Asgard gibt es ein Wallpaper für Ihren Desktop am Computer, siehe Bildersammlung.