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Helene, adoptiert am 8. November ’03, † 30. Oktober ’04
Im Oktober 2003 waltete eine sehr engagierte Vogelfreundin aus Hamburg, die schon viele Tiere gerettet und in ein neues Zuhause vermittelt hatte, wieder einmal ihres Amtes und suchte für eine Handvoll bedürftiger Wellensittiche Plätze, an denen sie fortan leben könnten. Unter den Vögeln war ein freundliches, älteres Weibchen. Leider sei die Kleine flugunfähig, berichtete Natalie seinerzeit, aber dabei wirklich lieb und sanftmütig. Das Schicksal der Vogeldame rührte mein Herz an, also sagte ich zu, ihr ein neues Zuhause zu bieten, in dem sie als Wellensittich mit Handicap nicht nur eine unfallsichere Umgebung, sondern obendrein mehrere ebenfalls flugunfähige Artgenossen vorfinden würde.
Am 8. November 2003 war es so weit. Helene, so nannte ich die Vogeldame, zog bei mir ein. Allerdings erst, nachdem sie aus dem Norden Deutschlands zu mir ins Ruhrgebiet gereist war. Natalie hatte allerdings nicht nur Helene im Transportkäfig durchs Land gefahren. Außer ihr waren da noch ein charmantes grünes Männchen und ein leicht verstörter, flugunfähiger Vogelmann, der am selben Nachmittag eigentlich in ein anderes Zuhause hatte ziehen sollen, in letzter Sekunde aber verschmäht worden war. Darüber war Natalie sehr traurig und sie wollte ihn wieder mit nach Hamburg nehmen. Doch das ließ ich nicht zu und adoptierte ihn ganz spontan gleich mit. Er hieß fortan Orpheus und seine Geschichte ist hier zu lesen. Es dauerte übrigens nur eine Woche, dann war Helene mit ihm fest verpaart. Hätte ich ihn ziehen lassen, wäre es nie zu dieser wundervollen Liebesgeschichte gekommen. Bis zu ihrem Tode waren die beiden überglücklich miteinander. Somit hatte es doch etwas Gutes, dass er zuvor von den anderen Vogelhaltern spontan abgewiesen worden war.
Als ich Helene, die sich innerhalb weniger Minuten in meinem Vogelschwarm wohlfühlte, am Tag nach der Adoption genauer in Augenschein nahm, stellte ich fest, dass ihr rechter Flügel aufgrund einer früheren, schlecht verheilten Verletzung ihrer Knochen nutzlos geworden war. Wie mir Natalie mitgeteilt hatte, war aus der früheren Besitzerin nur herauszubekommen, dass der Vogel aus ihrer eigenen Zucht stammte und nach einem Tatzenhieb einer Katze plötzlich nicht mehr fliegen konnte. Arme Helene, was muss sie für Ängste und Schmerzen durchgestanden haben, als sie von der Katze angegriffen worden ist! Ich werde nie begreifen, wie man es als verantwortungsbewusster Tierhalter zulassen kann, dass eine Katze an einen Vogel im Freiflug gelangen kann. Ohne Vorwarnung kann der Jagdtrieb durchbrechen, und dann ist immer der Vogel der Leidtragende. Nicht selten werden Vögel bei solchen Katzenangriffen sogar getötet.
Der Farbschlag der schönen Wellensittichdame heißt Normal in graugrün. Ihr Gefieder sah abgesehen von den schief stehenden Schwungfedern an ihrem schlimmen Flügel ausgesprochen ebenmäßig aus und war von samtig-mattem Glanz. Leider weiß ich nicht, wie alt Helene war, als sie bei mir einzog. Ich schätze, sie war zu diesem Zeitpunkt zwischen drei und fünf Jahre alt.
Sie lebte im Vogelschwarm auf und war immer gut gelaunt, voller Entdeckerdrang und wurde mir gegenüber von Tag zu Tag zutraulicher. Vor allem in den letzten 14 Tagen ihres Lebens kuschelte sie sich regelmäßig voller Vertrauen in meine Hand – vielleicht war das ja ihr Abschiedsgeschenk an mich, wer weiß. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass der Grund für ihre Zutraulichkeit in einer Änderung in ihrem Hormonhaushalt zu suchen ist, die sich vermutlich aufgrund des Wachstums eines Hirntumors ergab. Eben dieser Hirntumor wurde der armen Helene zum tödlichen Verhängnis. Am späten Abend des 30. Oktober 2004 erlitt sie aufgrund des rasanten Tumorwachstums einen so heftigen neurologischen Anfall, dass ich sie nur noch vom tierärztlichen Notdienst erlösen lassen konnte.
Am Ende bleibt mir nur zu sagen, wie sehr ich Natalies unermüdlichen Einsatz für Wellensittiche im Rahmen ihrer Vermittlungstätigkeit bewundere. Mein Dank gilt ihr, denn ohne ihre Hilfe hätte die liebe Helene nicht bei mir einziehen können und ich hätte ihr wunderbares Wesen niemals kennengelernt! Die zauberhafte Wellensittichdame wird für immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben.
Bedeutung des Namens
Wieder einmal blieb ich meiner alte Tradition treu und benannte den Sittich nach einem astronomischen Objekt. In diesem Falle war ein winziger Saturnmond der Namensgeber. Der 18 km x 16 km x 15 km große Gesteinsbrocken umkreist den Ringplaneten auf derselben Bahn wie der Mond Dione, allerdings eilt er ihm um 60 Grad voraus (auf einem sogenannten Lagrange-Punkt). In der griechischen Mythologie war Helene (= Helena) die Tochter des Zeus und der Leda. Ihre Zwillingsbrüder waren Kastor und Polydeukes, der im Lateinischen Pollux genannt wurde.