Larissa, adoptiert am 16. Juli ’01, † 28. Dezember ’02

Larrisa war schön und sehr selbstbewusst
Larrisa war schön und sehr selbstbewusst

Anfang Juli 2001 war ich mit einem meiner Vögel bei meinem damaligen Tierarzt. Er erzählte mir, jemand habe am selben Tag einen Wellensittich in seine Praxis gebracht, der draußen gefunden worden war. Das Tier war leider krank und litt unter einem sehr starken Räudemilbenbefall. Während mein Tierarzt den Vogel gesund pflegte, versuchte er gleichzeitig auch dessen ehemaligen Besitzer ausfindig zu machen. Trotz großer Bemühungen gelang es ihm nicht, und nach einer Weile konnte er es nicht mehr mit ansehen, wie allein der Sittich bei ihm war. So kam es, dass er mich bat, die kleine Vogeldame bei mir aufzunehmen. Weil sie mir leidtat und ich ebenfalls nicht wollte, dass sie noch länger ganz allein sein muss, sagte ich zu. Am 16. Juli 2001 zog sie in mein Vogelzimmer ein und erhielt den Namen Larissa. Ihren Fußring hatte der Arzt einige Tage zuvor entfernen müssen. Weil das Bein wegen des Milbenbefalls sehr stark geschwollen gewesen war, hatte die Gefahr bestanden, dass der Ring zu einer Abschnürung führen könnte. Die Ringfragmente waren aber noch vorhanden und sie besagte, dass Larissa im Jahr 2000 zur Welt gekommen war. Sie war ein Standardsittich und ihr Farbschlag war damals alles andere als weit verbreitet. Es handelte sich bei ihr um einen sogenannten Lacewing aus der Blaureihe – ein Farbschlag, der damals noch sehr selten war.

Larissa ließ sich gern von ihrem Partner Rudi (links) kraulen
Larissa ließ sich gern von ihrem Partner Rudi (links) kraulen

Nach ihrem Einzug in mein Vogelzimmer schloss Larissa schnell viele Freundschaften und sie blieb auch nicht lange ohne festen Partner: Anfang 2002 zog der quirlige und offenbar unwiderstehliche männliche Wellensittich Rudi ebenfalls in mein Vogelzimmer ein. Er eroberte Larissas Herz innerhalb weniger Stunden, und von diesem Tage an waren die beiden ein glückliches Paar, obwohl Larissa nicht die einzige Frau in Rudis Leben war. Gern ließ sie sich von ihm kraulen und genoss es sichtlich, von ihm gefüttert zu werden. Wenn sie nicht gerade mit Rudi flirtete, zernagte sie gern Möhrenstückchen oder legte sich in den Fressnapf, aus dem sie in mühevoller Kleinarbeit mit beiden Beinen das Futter herausscharrte. Sehr zu meinem Leidwesen übrigens, weil sie so jede Menge Körnerfutter vergeudete …

Infolge eines früheren starken Befalls mit Räudemilben hatte Larissa zeitlebens Hautveränderungen an den Augen und an den Füßen
Infolge eines früheren starken Befalls mit Räudemilben hatte Larissa zeitlebens Hautveränderungen an den Augen und an den Füßen

Über Larissas Leben beim vorherigen Besitzer kann ich nur Mutmaßungen anstellen. Allem Anschein nach hatte sie es nicht sonderlich gut, denn der Befall mit Grabmilben schien lange Zeit angedauert zu haben. Die von den Parasiten verursachten Veränderungen der Haut am linken Bein und nahe der Augen waren gravierend, woraus man auf einen länger andauernden und vielleicht sogar unbehandelten Befall schließen konnte.

Dass sie sich nach dem Entfliegen lange im Freien aufgehalten hatte, wage ich zu bezweifeln, da sie nicht sonderlich gut fliegen konnte und auch nicht übermäßig abgemagert war. Weit gekommen ist sie also wahrscheinlich nicht, und sie hätte kaum Futter finden können. Ich vermute, sie war nicht länger als ein, zwei Tage draußen unterwegs. Demnach ist es eher unwahrscheinlich, dass sie sich die Parasiten draußen eingefangen hat. Der Befall hätte in der kurzen Zeit nicht so weit voranschreiten können. Viel eher scheint es so zu sein, als wäre sie schon beim Vorbesitzer lange Zeit krank gewesen. Auf alle Fälle hatte sie großes Glück, dass sie draußen aufgegriffen worden ist. Viele entflogene Vögel können nicht eingefangen werden und sterben letztlich in unserer heimischen Natur, weil sie nicht genügend Nahrung finden, einen Unfall erleiden oder von einem Beutegreifer erwischt werden.

Weil sie ein Standardsittich war, war Larissa entsprechend stattlich gebaut
Weil sie ein Standardsittich war, war Larissa entsprechend stattlich gebaut

Zeitlebens war Larissa eine fröhliche, sanftmütige und freundliche Vogeldame. Sie war ein ruhender Pol im Vogelschwarm und ihr Tod am 28. Dezember 2002 hinterließ eine Lücke im Sozialgefüge, die nur schwer wieder zu füllen war. Vier Tage vor ihrem Tode erkrankte Larissa zum wiederholten Male an einer schweren Niereninfektion, für die sie offenbar sehr anfällig zu sein schien. Trotz einer sofort begonnenen Therapie mit einem starken Antibiotikum gelang es meinem Tierarzt und mir diesmal leider nicht, die Krankheit noch einmal zu besiegen.

Bedeutung des Namens

In der griechischen Mythologie war Larissa die Tochter des Argonauten-Königs Pelasgos und die Geliebte des Poseidon. Der Name stand nicht nur für meinen Wellensittich Pate, sondern vor allem für einen Mond, der seinen Planeten Neptun in nur 600 km Entfernung umrundet.