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Holzarten für Sitzstangen
Naturäste sind in den meisten Fällen die beste Wahl, wenn es darum geht, Ziervögeln geeignete Sitzstangen oder Kletterbäume herzustellen – immer vorausgesetzt, die Zweige stammen von ungiftigen Pflanzen. Weiter unten auf dieser Seite finden Sie eine Liste, in der einige weit verbreitete und gut verwendbare Arten genannt werden. Aber Achtung: Mitunter sind die Bäume oder Sträucher selbst zwar nicht giftig. Doch wurden sie mit Pestiziden behandelt, können sie für Vögel gefährlich sein. Aus diesem Grunde sollte auch bei prinzipiell ungiftigen Gewächsen genau darauf geachtet werden, dass sie chemikalienfrei sind. Dazu gehört ebenso, den Standort der Gewächse zu berücksichtigen: Sträucher und Bäume, die an Stellen mit giftigen Böden wachsen, sollten zum Sammeln von Zweigen für Vögel nicht genutzt werden. Vor allem in Regionen mit vielen Industriebetrieben können die Böden beispielsweise mit Schwermetallen belastet sein, die in die Pflanzen gelangen können.
Von A wie Ahorn bis Z wie Zitterpappel
Die folgende Liste geeigneter Holzarten erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Ihrer Ansicht nach eine Holzart nicht aufgeführt ist, mailen Sie mir bitte.
- Ahorn (Acer spp.)
- Birke (Betula spp.)1
- Eberesche oder Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
- Eiche (Quercus spp.)1
- Erle (Alnus spp.)
- Esche (Fraxinus excelsior)
- Espe oder Zitterpappel (Populus tremula)
- Gewöhnliche Hasel, Haselstrauch (Corylus avellana)
- Hainbuche (Carpinus betulus), auch Weißbuche genannt
- Holunder (Sambucus spp.)2
- Kirsche und Zierkiersche (Prunus spp.)
- Korkenzieherhasel (Corylus avellana)
- Korkenzieherweide (Salix spp.)
- Lärche (Larix spp.)
- Linde (Tilia spp.)
- Obstbäume, z. B. Apfel (Malus domesticus) oder Kirsche (Prunus spp.)
- Orient-Buch (Fagus orientalis)
- Pappel (Populus spp.), darunter die Espe oder Zitterpappel (Populus tremula)
- Platane (Platanus spp.)
- Rosenholz, -ranken (Rosa spp.)3
- Walnuss (Juglans regia)4
- Weide (Salix spp.)5, wichtige Anmerkung!
- Weißdorn (Crataegus spp.)
- Vogelbeere bzw. Eberesche (Sorbus aucuparia)
Erläuterungen zu den Pflanzenarten
1) Birken- und Eichenäste enthalten Substanzen wie Gerbsäure, die bei empfindlichen Vögeln zu Schleimhautreizungen führen könnten. Da Wellensittiche und viele andere Vögel die Rinde von Naturästen vor allem im frischen Zustand gern benagen und fressen, sollte man die Äste erst gut trocknen lassen, bevor sie den Tieren angeboten werden. Trockene Rinde ist weitaus weniger attraktiv für die Vögel und wird meist kaum oder gar nicht benagt. In aller Regel spielt der Gerbsäuregehalt der Birken- und Eichenzweige für die Tiere bei getrockneter Rinde somit kaum eine Rolle, weil sie sie ohnehin nicht anknabbern.
2) Die Rinde des Schwarzen Holunders, der bei uns in Mitteleuropa am weitesten verbreiteten Holunderart, ist für Menschen und Säugetiere schwach giftig. Vögel reagieren hingegen anders auf die in der Rinde enthaltenen Substanzen, sie machen ihnen nichts aus. Deshalb kann man Holunderzweige verwenden, obwohl an vielen Stellen davor gewarnt wird, dass sie schwach giftig sind. Falls Ihnen das Risiko dennoch zu groß sein sollte, können Sie auf eine der vielen anderen in der Liste genannten Pflanzenarten zum Sammeln von Naturästen ausweichen.
3) Die Vogelhalterin Janine Koch wies mich darauf hin, dass man auch Rosenholz und -ranken verwenden kann – natürlich nur, nachdem man die Stacheln entfernt hat.
4) Walnusszweige enthalten recht viel Gerbsäure. Man sollte deshalb nur wenige Zweige dieser Pflanzenart reichen, wenn man Vögel mit einem sehr stark ausgeprägten Nagetrieb hält. Nehmen die Tiere zu viel Gerbsäure auf, weil sie die Äste intensiv benagen, könnte dies zu gesundheitlichen Problemen wie Schleimhautreizungen und Erbrechen führen.
5) Es gibt viele verschiedene Weidenarten, relativ häufig wird für Sitzstangen das Geäst der Echten Trauerweide (Salix babylonica), der Silber-Weide (Salix alba) und das der Korbweide (Salix viminalis) verwendet. Hinweise über weitere Weidenarten finden Sie in der Beschreibung auf Wikipedia.de.
Achtung: Im Frühling enthält die Rinde junger Weidenzweige einen vergleichsweise hohen Anteil der Substanz Salicin. Diese bildet den Grundstoff der Salicylsäure, die in beispielsweise in dem Präparat Aspirin zum Einsatz kommt. Benagen Vögel die Salicin-haltige Rinde sehr ausgiebig und schlucken sie viel davon herunter, kann es geschehen, dass sie sich daran vergiften. Deshalb sollten im Frühjahr Weidenzweige nur ohne Rinde gereicht werden!
Welche Laubgehölze sind nicht geeignet?
Die in Deutschland weit verbreitete Rotbuche (Fagus sylvatica), auch Rot-Buche geschrieben, gilt als schwach giftig. Wie sich ihr Gift auf Vögel möglicherweise auswirkt, ist unklar. Aus Sicherheitsgründen ist es deshalb ratsam, keine Zweige dieser Baumart zu verwenden.
Ulmen (Ulmus spp.) sind in Deutschland und anderen Teilen Mitteleuropas durch eine Baumkrankheit von der Ausrottung bedroht. Zweige dieser Bäume sollten deshalb in Hinblick auf die Gefährdungslage nicht verwendet werden, siehe auch der Wikipedia-Text über das Ulmensterben. Es gibt genügend Alternativen, weshalb den Ulmen nicht noch zusätzlicher Stress bereitet werden sollte.
Zweige von Nadelbäumen verwenden – ja oder nein?
Immer wieder erreichen mich Anfragen dazu, ob man den Vögeln auch Äste von Nadelbäumen (Koniferen) anbieten kann. Diese Frage zu beantworten, ist nicht leicht. Im Internet gibt es Quellenangaben, die völlig gegenseitige Sichtweisen vertreten. Einige dieser Quellen besagen, dass das aus den Nadelgehölzen austretende Harz das Gefieder der Vögel verkleben könnte. Viele Vogelhalter, darunter sogar renommierte Parks wie der Loro Parque auf Teneriffa, statten ihre Volieren aber mit Nadelbaumzweigen aus, darunter etwa Kiefernzweige. Bedenken bezüglich des Harzes scheint es dort nicht zu geben.
Andere Quellen berichten gar, einige Nadelgehölze oder Koniferen wären giftig. Letzteres mag in Bezug auf den Menschen stimmen, zum Beispiel im Fall der Europäischen Eibe (Taxus baccata) und der Lebensbäume (Thuja sp.), auch Thujen genannt. Es sind jedoch bereits mehrfach Vögel dabei beobachtet worden, wie sie die Früchte mit den giftigen Samen des Lebensbaums gefressen haben, ohne dass ihnen dies geschadet hätte. Das lässt sich zumindest in Bezug auf die Eibe erklären: Alles an dieser Pflanze ist giftig, bis auf das rote Fruchtfleisch. Es umhüllt die ebenfalls giftigen Samen. Wildvögel, die es gelernt haben, nur das Fruchtfleisch zu fressen und die Samen auszuspucken, erleiden keine Schäden. Das bedeutet aber nicht, dass man ihnen Zweige dieser Pflanzenart anbieten kann, ohne Wellis und Co. zu gefährden. Benagen sie die Zweige, besteht für sie Vergiftungsgefahr.
Die eingangs genannte Frage, ob Zweige von Nadelbäumen verwendet werden sollten oder nicht, lässt sich somit nicht pauschal beantworten. Es muss im Einzelfall abgewogen werden, ob die jeweilige Art giftig ist und ob man als Halter gegebenenfalls austretendes Harz selbst als problematisch einschätzt oder nicht.
Tipp: Informationen über die Giftigkeit von Pflanzen können Sie in der Datenbank von clinitox.ch recherchieren.
Was beim Sammeln von Zweigen sonst noch wichtig ist
So verlockend es auch sein mag, schneiden Sie bitte keine Äste in Schutzgebieten wie zum Beispiel Nationalparks, Natur- oder Landschaftsschutzgebieten ab. Wenn man Sie dabei erwischt, könnte es teuer werden. Noch dazu stehen die Gebiete nicht ohne Grund unter Schutz. Unsere heimischen Tiere brauchen eine intakte und ungestörte Umgebung, die Sie durch das Abschneiden von Ästen nicht beeinträchtigen sollten.
Äste mit oder ohne Blätter beziehungsweise Blüten anbieten?
Viele Vögel lieben es, sich im Grün von Blättern zu verstecken oder diese frischen Pflanzenteile zu benagen. Auch Knospen stehen hoch im Kurs vieler Sittich- und Papageienarten, sie dienen ihnen sogar als Nahrung (zum Beispiel den wild in Deutschland lebenden Halsbandsittichen und Amazonen). Es ist deshalb zum Beispiel bei Obstbäumen oder Hasel nicht nötig, die Blätter zu entfernen, bevor die Äste den Vögeln gereicht werden. Lediglich eine gründliche Reinigung unter fließendem Wasser ist sinnvoll, um Staub und andere Verschmutzungen abzuwaschen.
Tipp: Bieten Sie die Äste mit den feuchten Blättern sofort an, denn viele Vögel lieben es, das Grün zum „Baden“ zu benutzen. Sie schmiegen sich an das feuchte Laub und genießen das Taubad in vollen Zügen.
Blüten sind in vielen Fällen essbar und für Vögel ein echter Leckerbissen. Also können auch blühende Zweige angeboten werden, sofern es sich um ungiftige Pflanzenarten handelt.
Flechten auf Ästen – giftig oder nicht?
An manchen Ästen befinden sich Flechten. Dabei handelt es sich um Lebensgemeinschaften aus verschiedenen Arten von Pilzen, Algen und Cyanobakterien – je nach Flechtenart. Die meisten Flechten sind ungiftig, jedoch gibt es auch einige wenige giftige Flechten. In Deutschland findet sich an manchen Stellen die giftige Wolfsflechte (Letharia vulpina) auf Nadelbäumen. Als alpine Art kommt sie aber nur im Gebirge vor, im Tiefland braucht man sich normalerweise nicht zu sorgen, sie an Zweigen vorzufinden.
Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, können Sie mit einem Messer die Flechten entfernen, bevor Sie Ihren Tieren die Äste reichen. Sicherheitshalber können dabei die Rindenbereiche gelöst werden, auf denen die Flechten wachsen.