Gefieder schütteln

Hinweis: Die in diesem Beitrag beschriebenen Verhaltensweisen beziehen sich auf Wellensittiche. Auf andere Vogelarten sind die Angaben nicht in jedem Fall direkt übertragbar.
Das kräftige Schütteln des Gefieders kommt in verschiedenen Situationen vor und hat unterschiedliche Bedeutungen.
Das kräftige Schütteln des Gefieders kommt in verschiedenen Situationen vor und hat unterschiedliche Bedeutungen.

In verschiedenen Situationen kann man Wellensittiche und andere Ziervögel dabei beobachten, wie sie sich schütteln. Dabei ist ein raschelndes Geräusch zu hören, das durch das Aneinanderreiben der Federn verursacht wird. Außerdem schließen viele Wellensittiche ihre Augen, während sie ihr Gefieder schütteln. In diesem Kapitel werden typische Situationen vorgestellt, in denen Wellensittiche ihr Gefieder schütteln. Anhand der Beschreibungen erfahren Sie, was diese körperliche Aktivität in der jeweiligen Situation zu bedeuten hat.

Schütteln zum Abbau von Stress und Anspannung

Das Schütteln des Gefieders kann in bestimmten Situationen dem Abbau von Stress dienen.
Das Schütteln des Gefieders kann in bestimmten Situationen dem Abbau von Stress dienen.

Werden Wellensittiche durch etwas in ihrer Umgebung gestresst, spannen sie ihre Muskeln an. Die Gründe für eine solche körperliche Anspannung können beispielsweise das plötzliche Auftreten eines Fressfeindes (bei wilden Wellensittichen) oder ein Konflikt mit einem Artgenossen (tritt auch bei im Haus gehaltenen Wellensittichen auf) sein. Bei den Vögeln dient dieses Anspannen der Muskeln dazu, möglichst schnell fliehen zu können, falls sich eine bedrohliche Situation zuspitzt. Hierbei ist zu bedenken: Für Wellensittiche bedeutet es nicht nur Stress, sich durch einen Fressfeind bedroht zu fühlen oder von einem Menschen in die Hand genommen zu werden, weil zum Beispiel ein Medikament eingegeben werden muss.

Entspannt sich die Lage, werden auch die Vögel buchstäblich wieder lockerer – ihre Muskelspannung löst sich und die Tiere schütteln sich kräftig. Bei uns Menschen ist dies vergleichbar mit dem seufzenden Ausatmen nach enormer Anspannung, wobei man liebsten sagen möchte: „Puh, noch einmal Glück gehabt!“

Eine milde Form des „Stressschüttelns“ ist das Schütteln infolge von Nervosität. Dies kann beispielsweise auftreten, wenn ein neuer Vogel in einen Schwarm einzieht und die Artgenossen kennenlernt. Dann lässt sich häufig beobachten, dass sich der Vogel schüttelt, wenn sich ein Artgenosse nähert, ohne ihn anzugreifen. Zunächst scheinen die Tiere nervös zu sein, weil sie eventuell befürchten, abgelehnt zu werden. Geschieht dies nicht, löst sich die Nervosität häufig auf und das Gefiederschütteln ist zu beobachten.

Schütteln nach dem Paarungsakt

Nach dem Paarungsakt schütteln vor allem die Weibchen ihr Gefieder aus, um es zu ordnen.
Nach dem Paarungsakt schütteln vor allem die Weibchen ihr Gefieder aus, um es zu ordnen.

Das Gefiederschütteln ist auch nach „positivem“ Stress wie einer intensiven Balz oder nach einem Paarungsakt zu beobachten. Es sind vor allem die Weibchen, die sich „danach“ schütteln, was jedoch nicht nur zum Abbau innerer Anspannung dient, sondern nach der Paarung vor allem dazu, das Gefieder wieder in Ordnung zu bringen. Denn während des Paarungsaktes stehen die Männchen auf dem Rücken der Partnerin und zerzausen dort ein wenig das Federkleid. Aber auch die Muskelanspannung wird durch das Schütteln gelöst. Damit das Männchen auf dem Weibchen stehen kann, nimmt dieses eine sehr starre Körperhaltung an, bei der die Muskeln kräftig angespannt sind.

Beispielvideo, in dem sich ein Weibchen nach der Paarung schüttelt

Schütteln als Bestandteil der Gefiederpflege

Momentaufnahme eines sich schüttelnden Wellensittichs.
Momentaufnahme eines sich schüttelnden Wellensittichs.

Während Wellensittiche oder andere Vögel ihr Gefieder pflegen, plustern sie es stark auf, um die einzelnen Federn möglichst leicht mit dem Schnabel erreichen zu können. Beim Putzen des Gefieders kann es vorkommen, dass einzelne Federn in einer falschen Anordnung liegen bleiben. Weil die Federn in der Haut stecken und durch Muskeln in ihrer Position variiert werden können – das Aufplustern des Gefieders –, spüren Vögel es sofort, wenn einzelne Federn nicht richtig liegen. Um dem entgegenzuwirken, schütteln die Vögel beim Putzen zwischendurch hin und wieder ihr Gefieder, um die einzelnen Federn in ihre normale Lage zu bringen.

Viele Wellensittiche reagieren übrigens auch auf einen Windhauch, indem sie ihr Gefieder schütteln. Der Grund ist, dass durch den Luftzug ihre Federn ein wenig durcheinander geraten. Man kann dieses Schütteln beobachten, wenn man einen Wellensittich leicht anpustet. Dies sollte man jedoch nicht häufig tun, weil sich die meisten Vögel dadurch belästigt fühlen.

Beispielvideo

Schütteln, wenn etwas unangenehm ist

Mitunter lässt es sich beobachten, dass sich Wellensittiche schütteln, wenn ihnen etwas unangenehm ist. Beißen sie etwa in Futter hinein, das ihnen nicht schmeckt, kneifen sie sofort die Augenlider zusammen und schütteln sich heftig. Vermutlich ist ihre Empfindung in dieser Situation mit Ekel zu vergleichen, den Menschen in einer vergleichbaren Lage empfinden. Einige Geräusche sind Wellensittichen ebenfalls unangenehm und es kann sein, dass sie sich daraufhin schütteln. Einer meiner früheren Wellensittiche hat öfter mit dem Schnabel am Käfiggitter gezupft und dabei Geräusche erzeugt. Bei einer bestimmten Gittersprosse gab es eine unangenehme Resonanzfrequenz, die auch in menschlichen Ohren nicht gut klang. Der Vogel hat sich immer geschüttelt, wenn er dieses Geräusch gehört hat. Bestimmte Gerüche scheinen ebenfalls eine unangenehme Empfindung auszulösen, die wiederum zu einem Schütteln des Gefieders führt. Manche Halter berichten, dass ihre Vögel es nicht mögen, wenn sie gerade Pfefferminzbonbons oder Kaugummi im Mund haben und in unmittelbarer Nähe mit den Vögeln sprechen. Einigen Wellensittichen scheint der Pfefferminz-Atem nicht zu gefallen.

Schütteln zum Reinigen des Schnabels

Klebrige Futterreste am Schnabel schütteln manche Vögel einfach kräftig weg.
Klebrige Futterreste am Schnabel schütteln manche Vögel einfach kräftig weg.

Nachdem sie klebrige Frischkost wie zum Beispiel Apfel gefressen haben, reiben die meisten Wellensittiche am Schnabel klebende Obstreste an einem Ast oder Ähnlichem ab. Einige Tiere schütteln jedoch lieber kräftig ihren gesamten Körper, wodurch die Futterreste vom Schnabel weggeschleudert werden. Und dann in der Umgebung an Wänden, Möbeln und Co. kleben – sehr zum Leidwesen der Halter. Aber Hauptsache, der Schnabel ist sauber. 😉

Schütteln beim Baden oder Duschen

Beim Duschen oder Baden schütteln Wellensittiche häufig ihr Gefieder, damit es besser durchnässen kann.
Beim Duschen oder Baden schütteln Wellensittiche häufig ihr Gefieder, damit es besser durchnässen kann.

Beim Baden oder Duschen richten Wellensittiche ihr Gefieder meist stark auf, um dem Wasser eine möglichst breite Angriffsfläche im Federkleid zu bieten. Damit sich das Wasser optimal im Gefieder verteilt, schütteln sich Wellensittiche beim Baden oder Duschen sehr oft. Sind sie nach dem Bad durchnässt, kann man ebenfalls häufig Schüttelbewegungen beobachten, die dann dazu dienen, einen Teil des Wassers aus dem Gefieder zu schleudern, damit es schneller trocknen kann.

Beispielvideo