Gefiederpflege

Hinweis: Die in diesem Beitrag beschriebenen Verhaltensweisen beziehen sich auf Wellensittiche. Auf andere Vogelarten sind die Angaben nicht in jedem Fall direkt übertragbar.
Die kleinen Federn am Flügelbug werden geputzt.
Die kleinen Federn am Flügelbug werden geputzt.

Die Gefiederpflege ist für Wellensittiche und andere Vögel ausgesprochen wichtig, weshalb sich gesunde Tiere täglich der Pflege ihres Federkleides widmen. Sie tun dies, weil sie nur auf diese Weise ständig flugfähig bleiben können und gewährleisten können, dass das Gefieder den Körper perfekt vor Kälte und Witterungseinflüssen schützt. Deshalb ist die tägliche Pflege der Federn vor allem für Wildvögel von größter Wichtigkeit. Dagegen ist es für Vögel, die in Menschenobhut oder gar in Wohnungshaltung leben, zwar nicht überlebenswichtig, doch auch sie halten ihr Gefieder instinktiv immer in einem guten Zustand. Gesunde Heimvögel pflegen deshalb ebenso wie in der freien Natur lebende Vögel täglich ihr Gefieder.

Federpflege mit dem Schnabel

Jede Feder wird einzeln durch den Schnabel gezogen.
Jede Feder wird einzeln durch den Schnabel gezogen.

Während der Gefiederpflege werden mithilfe des Schnabels die einzelnen Federn gerichtet. Durch mechanische Beanspruchungen können die feinen Verästelungen verrutschen und die einzelnen Teile der Feder greifen dann nicht mehr perfekt ineinander. Treten solche Unebenheiten an den Flügeln auf, gibt es beim Fliegen an diesen Stellen kleine Verwirbelungen der Luft, die mehr Kraftaufwand für die Fortbewegung in der Luft bedeuten. Deshalb pflegen Wellensittiche ihre Schwungfedern (Federn an den Flügeln) sehr sorgfältig und glätten sie mit dem Schnabel. Ähnliches gilt für die Schwanz- und Steuerfedern, also jene kleineren Federn direkt neben den langen Schwanzfedern der Wellensittiche. Das kleine Gefieder am Körper kann ebenfalls zerzaust sein. Dann hält es die Vögel nicht mehr optimal warm, weshalb es wie die Schwungfedern täglich mit dem Schnabel bearbeiten.

Putzen der Federn an der Flanke.
Putzen der Federn an der Flanke.

Im Rahmen der Gefiederpflege werden die Federn jedoch nicht nur geglättet, damit die Federfahnen perfekt ineinander greifen. Die Vögel tragen außerdem Gefiederfett auf. Dabei handelt es sich um ein öliges Sekret, das ihr Körper in der Bürzeldrüse produziert. Diese befindet sich am unteren Rücken der Vögel und das Sekret wird mit dem Schnabel entnommen. Anschließend wird es im Gefieder verteilt. Häufig wird angenommen, es diene vor allem dazu, die Federn wasserabweisend zu machen. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Federn sind wie die Haare der Menschen gewissermaßen „tote“ Anhänge der Haut, die Pflege brauchen. Vor allem Frauen mit langen Haaren kennen es: Es müssen dann und wann Pflegespülungen aufgetragen werden, um die Haare mit Nährstoffen zu versorgen und zu pflegen. Ähnlich verhält es sich mit den Federn, die durch das Auftragen des Bürzeldrüsensekrets geschmeidig bleiben und länger halten.

Um ihre Federn glätten und einfetten zu können, plustern Wellensittich ihr Gefieder meist recht kräftig auf. Mehr Informationen dazu gibt es hier. Die Federn am Kopf werden während der Gefiederpflege häufig mit dem Fuß gekratzt. Kurz davor oder danach berühren sie die Füße oft mit dem Schnabel, um sie ebenfalls zu pflegen und mit Bürzeldrüsensekret einzufetten. Nachdem sie die Federn mit dem Schnabel bearbeitet haben, beenden die Vögel die Gefiederpflege häufig damit, dass sie ihr Federkleid kräftig schütteln.

Dieser Wellensittich putzt seinen Fuß.
Dieser Wellensittich putzt seinen Fuß.
Mit dem Schnabel werden auch die Füße gepflegt.
Mit dem Schnabel werden auch die Füße gepflegt.

Gefiederpflege mit Wasser

Viele Wellensittiche lieben es, in feuchtem Möhrengrün zu baden.
Viele Wellensittiche lieben es, in feuchtem Möhrengrün zu baden.

Neben dem Putzen der Federn mit dem Schnabel gibt es einen weiteren Bestandteil der Gefiederpflege, den viele Wellensittiche gern betreiben: das Baden. Hierbei haben jedoch nicht alle Wellensittiche dieselben Vorlieben. Einige baden gern in kleinen Badewannen, andere bevorzugen eine Dusche und wieder andere wälzen sich in feuchtem Grün, als würden sie ein Taubad nehmen. Mehr über das sehr vielschichtige Thema Baden erfahren Sie im gleichnamigen Kapitel von Birds-online.de.

Wann pflegen Wellensittiche ihr Gefieder?

Federputzen am Rücken.
Federputzen am Rücken.

Für alle Wellensittiche, also auch für die, die in menschlicher Obhut leben, gilt: Sie putzen sich nur dann, wenn sie keine Bedrohung durch Fressfeinde fürchten beziehungsweise sich in ihrer Umgebung sicher fühlen. Das gibt ihnen ihr Instinkt vor, denn während sie sich der Gefiederpflege widmen, können sie ihre Umgebung nicht im Blick behalten. Wäre ein Feind in der Nähe, hätte dieser leichtes Spiel. Wie sehr dieser Instinkt auch in Wellensittichen steckt, die in Menschenobhut leben, ist beispielsweise dann zu beobachten, wenn ein Vogel in eine für ihn neue und beängstigende Umgebung kommt. Anfangs wird er ängstlich oder zumindest ausgesprochen wachsam sein und sein Umfeld nicht aus dem Blick lassen. Sein Gefieder pflegt er in einer solchen Situation nicht.

Die Federn des unteren Rückens werden geputzt.
Die Federn des unteren Rückens werden geputzt.

Das heißt im Umkehrschluss: Ein Wellensittich, der der Gefiederpflege nachgeht, fühlt sich – zumindest in dem jeweiligen Moment – in seiner Umgebung sicher. Nur dann können sie es riskieren, bei den typischen Putzbewegungen den Kopf für einige Sekunden so zu halten, dass sie ihre Umgebung nicht im Blick haben. Übrigens kann das Putzen des Gefieders kann bei Wellensittichpaaren oder in Schwärmen „ansteckend“ wirken. Beginnt ein Vogel mit der Gefiederpflege, tun es ihm die Artgenossen häufig bald gleich. Oft hat das damit zu tun, dass der Vogel, der sich putzt, seinen Artgenossen signalisiert: die Umgebung ist sicher, wir haben nichts zu befürchten. Außerdem ist es bei Schwarmvögeln wie Wellensittichen so, dass sie sich auch auf ihre Artgenossen verlassen. Irgendwer wird einen potenziellen Feind schon entdecken, da kann man selbst auch mal kurz unaufmerksam sein und sein Gefieder pflegen.

Nervöses Putzen

Ein Vogel, der verunsichert ist und nicht so recht weiß, was er am besten tun soll, putzt manchmal aus reiner Unsicherheit sein Gefieder. Beobachten lässt sich dies beispielsweise, wenn ein Vogel neu in einem Schwarm ist, sich zwar in der Umgebung sicher fühlt, aber noch nicht weiß, wie er die Artgenossen einschätzen soll. Er ist hin und her gerissen zwischen einer Kontaktaufnahme und dem Zurückweichen. Sich dann der Gefiederpflege zu widmen, kann ihm dabei helfe, die innere Anspannung abzubauen. Dieses meist sehr hektisch ausgeführte und nervös wirkende Pflegen des Gefieders wird auch als Übersprungshandlung bezeichnet.

Gefiederpflege durch einen Partner

Weil Wellensittiche aufgrund ihrer Anatomie nicht sämtliche Bereiche ihres Körpers selbst erreichen können, lassen sie sich gern von anderen Vögeln, mit denen sie eng vertraut sind, am Kopf und im Nacken kraulen. Diese gegenseitige Gefiederpflege, auch als soziale Gefiederpflege bezeichnet, stellt eine wichtige Komponente im sozialen Leben der Wellensittiche dar. Ist gerade kein anderer Vogel zugegen, der einem Wellensittich den Kopf und Nacken kraulen könnte oder möchte, reiben die Tiere ihren Kopf oftmals ausgiebig an Kanten, Stangen und anderen Gegenständen, siehe Kapitel zum Thema.

Typische Bewegungen und Körperhaltungen bei der Gefiederpflege

Die folgende Bildersammlung zeigt einige typische Körperhaltungen, die bei Wellensittichen und vielen anderen Vogelarten im Rahmen der Gefiederpflege zu beobachten sind.

Die Federn im Schulterbereich werden ebenfalls geputzt.
Die Federn im Schlulterbereich werden ebenfalls geputzt.
Das Deckgefieder der Flügel wird gepflegt.
Das Deckgefieder der Flügel wird gepflegt.
Zum Erreichen des Bauchgefieders stellen sich Wellensittiche breitbeinig hin.
Zum Erreichen des Bauchgefieders stellen sich Wellensittiche breitbeinig hin.
Zum Putzen der Federn an den Flanken wird der Flügel angehoben.
Zum Putzen der Federn an den Flanken wird der Flügel angehoben.
Der Vogel dreht sich, um im nächsten Schritt öliges Sekret aus seiner Bürzeldrüse zu entnehmen.
Der Vogel dreht sich, um im nächsten Schritt öliges Sekret aus seiner Bürzeldrüse zu entnehmen.
Zum Putzen der Federn am Bein wird dieses oft angehoben.
Zum Putzen der Federn am Bein wird dieses oft angehoben.
Pflege der Federn auf der Unterseite des Flügels.
Pflege der Federn auf der Unterseite des Flügels.
Die obere Brust können die Vögel nur erreichen, indem sie den Kopf weit nach hinten schieben.
Die obere Brust können die Vögel nur erreichen, indem sie den Kopf weit nach hinten schieben.
Die Federn an der Brust werden gerichtet.
Die Federn an der Brust werden gerichtet.
Die großen Schwungfedern werden einzeln durch den Schnabel gezogen.
Die großen Schwungfedern werden einzeln durch den Schnabel gezogen.
Die Federn unterhalb des Halses werden beim Putzen oft langgezogen.
Die Federn unterhalb des Halses werden beim Putzen oft langgezogen.
Während der Gefiederpflege kratzen sich viele Vögel auch am Kopf.
Während der Gefiederpflege kratzen sich viele Vögel auch am Kopf.