Kratzen

Hinweis: Die in diesem Beitrag beschriebenen Verhaltensweisen beziehen sich auf Wellensittiche und viele andere Vogelarten.
Wenn sich Wellensittiche am Kopf kratzen möchten, führen sie einen Fuß hinter einem ihrer Flügel entlang nach oben.
Wenn sich Wellensittiche am Kopf kratzen möchten, führen sie einen Fuß hinter einem ihrer Flügel entlang nach oben.

Weil Wellensittiche ihren eigenen Kopf nicht mit ihrem Schnabel erreichen können, nutzen sie ihre Krallen dazu, sich bei Juckreiz Linderung zu verschaffen oder ihr Gefieder in Ordnung zu bringen. Wenn sich ein gesunder Wellensittich, bei dem keine Einschränkungen der Beweglichkeit vorliegen, am Kopf kratzen möchte, führt er den Fuß unter dem Flügel hindurch nach oben, sodass das Bein hinter dem Flügel empor ragt. Dann hebt er die Zehen zum Kopf und dreht diesen in Richtung des Fußes. Als nächstes kratzt sich der Vogel einige Sekunden lang ausgiebig mit den vorderen beiden Krallen, wobei das Kopfgefieder aufgeplustert wird. Für Papageienvögel ist diese Art, sich zu kratzen, typisch.

Andere Vogelarten wie zum Beispiel Diamanttauben nehmen den Fuß hingegen hoch, ohne ihn unter dem Flügel hindurchzuführen. Auch einige Wellensittiche zeigen dieses Verhalten, wenn sie beispielsweise aufgrund einer Gelenkerkrankung oder Fehlstellung der Gliedmaßen nicht ausreichend beweglich sind. Bei gravierenden körperlichen Einschränkungen kann es vorkommen, dass sich die Vögel nur selbst am Kopf kratzen können, wenn sie sich dafür hinlegen, denn das Stehen auf einem Bein, das für das Kratzen erforderlich ist, ist manchen schwer gehandicapten Vögeln nicht möglich.

Während sie sich am Kopf kratzen, öffnen manche Vögel vorübergehend den Schnabel und strecken die Zunge heraus. Bewegen sie sich mit den Krallen in unmittelbare Nähe eines Auges, werden die Lider geschlossen.

Um sich im Kloakenbereich zu kratzen, führen Wellensittiche einen Fuß nach hinten und drehen ihn einwärts.
Um sich im Kloakenbereich zu kratzen, führen Wellensittiche einen Fuß nach hinten und drehen ihn einwärts.

Um sich im Bereich der Kloake zu kratzen, führt ein Wellensittich den Fuß zunächst nach hinten, dreht ihn dann einwärts und streift ihn anschließend mehrfach über das Gefieder. Wenn er in dieser Körperregion Gefiederfett auftragen möchte, entnimmt er es zunächst mit dem Schnabel der Bürzeldrüse, gibt es mit der Zunge auf einen Fuß und führt diesen in der zuvor beschriebenen Weise nach hinten. Das lässt sich bei manchen Vögeln mit etwas Glück beobachten.

Jedoch kratzen sich nicht alle Vögel so an der Kloake. Die meisten Wellensittiche lehnen ihren Oberkörper stattdessen weit nach hinten, drehen ihn und nutzen den Schnabel, um die Federn in diesem Bereich des Körpers zu richten beziehungsweise sich bei Juckreiz Linderung zu verschaffen.

Der obere Kopfbereich wird in Richtung des kratzenden Fußes gedreht.
Der obere Kopfbereich wird in Richtung des kratzenden Fußes gedreht.
Beim seitlichen Kratzen des Kopfes öffnen Wellensittiche oft den Schnabel und strecken ihre Zunge heraus.
Beim seitlichen Kratzen des Kopfes öffnen Wellensittiche oft den Schnabel und strecken ihre Zunge heraus.
Aufgrund einer Fehlstellung beider Beine muss sich dieser Wellensittich hinlegen, um sich am Kopf kratzen zu können.
Aufgrund einer Fehlstellung beider Beine muss sich dieser Wellensittich hinlegen, um sich am Kopf kratzen zu können.
Weil die rechte Schulter infolge einer Verletzung versteift ist, kann dieser Katharinasittich seinen Fuß zum Kratzen des Kopfes nicht mehr unter dem Flügel hindurch nach oben führen.
Weil die rechte Schulter infolge einer Verletzung versteift ist, kann dieser Katharinasittich seinen Fuß zum Kratzen des Kopfes nicht mehr unter dem Flügel hindurch nach oben führen.

Beispielvideos

Wer sich kratzt, hat Milben ... – das stimmt nicht immer!
Häufiges Kratzen kann verschiedene Ursachen haben und wird nicht immer durch Milben ausgelöst.
Häufiges Kratzen kann verschiedene Ursachen haben und wird nicht immer durch Milben ausgelöst.

Immer wieder kommt es vor, dass Vogelhalter annehmen, ihre Tiere würden an einem Milbenbefall leiden – und das denken die Halter, weil sich die Vögel öfter mal kratzen. Tatsächlich gehört das Kratzen zur normalen Gefiederpflege und ist deshalb in den allermeisten Fällen nicht auf die Anwesenheit von Parasiten auf dem Vogel oder in dessen Gefieder zurückzuführen (zum Beispiel Räudemilben oder Federlinge). Insbesondere während der Mauser scheinen Vögel öfter Juckreiz zu empfinden und sich häufiger zu kratzen als außerhalb der Mauserperiode. Deshalb besteht nicht grundsätzlich Anlass zur Sorge, wenn sich ein Vogel vermehrt kratzt und die eine oder andere Feder verliert. Vermutlich ist er dann einfach nur in der Mauser.

Mitunter sind aber tatsächlich Erkrankungen für verstärktes Kratzen verantwortlich. Neben Parasiten können Veränderungen der Haut wie zum Beispiel Ekzeme zu Juckreiz und vermehrtem Kratzen führen. Sollten sich beim Vogel kahle Stellen zeigen oder ist die Haut unter den Federn trocken und schuppig beziehungsweise gar blutig, sollte schnellstmöglich ein vogelkundiger Tierarzt hinzugezogen werden.