Gefieder aufplustern

Hinweis: Die in diesem Beitrag beschriebenen Verhaltensweisen beziehen sich auf Wellensittiche. Auf andere Vogelarten sind die Angaben nicht in jedem Fall direkt übertragbar.
Wellensittich mit wohlig aufgeplustertem Gefieder.
Wellensittich mit wohlig aufgeplustertem Gefieder.

Das Aufplustern des Gefieders kann bei Wellensittichen unterschiedliche Gründe haben. Wer die Gefiederstellung der Tiere richtig zu deuten weiß, kann am aufgeplusterten Federkleid in vielen Fällen den Gemütszustand und das Befinden der Vögel ablesen. Dies kann beispielsweise ausgesprochen hilfreich dabei sein, frühzeitig zu erkennen, dass ein Vogel krank ist und sich unwohl fühlt. Bei der Einschätzung, um welche Variante des Aufplusterns es sich handelt, kommt es auf winzige Feinheiten an, die zudem nicht bei jedem Vogel gleichermaßen stark ausgeprägt sind. Es ist deshalb wichtig, dass man die in diesem Kapitel präsentierten Beschreibungen nicht als pauschales Regelwerk betrachtet, sondern viel mehr als generelle Anhaltspunkte betrachtet, die Grundsätzliches zeigen, wobei individuelle Abweichungen dennoch vorkommen können. Die Einschätzung des Gesundheits- und Gemütszustandes eines Wellensittichs anhand der Art, wie er sein Gefieder aufplustert, erfordert zudem viel Übung. Schauen Sie also genau hin, denn nur so können Sie die Eigenheiten Ihrer Vögel kennenlernen und mit dem Aufplustern vertraut werden.

Folgende Beschreibungen finden Sie weiter unten und per Mausklick gelangen sie zum jeweiligen Abschnitt:

Aufplustern bei Behaglichkeit

Dieser Wellensittich fühlt sich behaglich und hat deshalb sein Gefieder aufgeplustert.
Dieser Wellensittich fühlt sich behaglich und hat deshalb sein Gefieder aufgeplustert.

Häufig plustern Wellensittiche und viele andere Vogelarten ihr Gefieder auf, wenn sie sich rundherum wohlfühlen und körperlich gerade nicht aktiv sind. Oft singen die Vögel in solchen Situationen, dabei ist vor allem ihr Kopfgefieder relativ stark aufgestellt. Im Bereich der Wangenflecken und Kehltupfen sieht das Federkleid der Wellensittiche dann besonders flauschig aus. Dass Vögel in Situationen ihr Gefieder aufplustern, in denen sie sich behaglich fühlen und gerade eine Ruhepause einlegen, hat einen praktischen Grund: Werden die Federn locker aufgerichtet, bilden sich zwischen ihnen viele kleine mit Luft gefüllte Hohlräume. Diese „Luftpolster“ halten den Körper warm, während die Vögel gerade körperlich nicht sonderlich aktiv sind. Viele Wellensittiche, die sich wohlfühlen und deshalb ihr Gefieder aufplustern, legen die Gesichtsfedern recht weit über den Schnabel, sodass dieser weitestgehend versteckt ist. Besonders deutlich sieht man dies bei Standardwellensittichen, deren Gefieder sehr üppig und dicht ist.

Entspannt und in behaglicher Stimmung ist dieser Wellensittich.
Entspannt und in behaglicher Stimmung ist dieser Wellensittich.
Weil das Gefieder im Gesicht stark aufgeplustert ist, wird der Schnabel teilweise verdeckt.
Weil das Gefieder im Gesicht stark aufgeplustert ist, wird der Schnabel teilweise verdeckt.

Aufplustern gegen Kälte

Bei diesem Wellensittich ist das Bauchgefieder so stark aufgeplustert, dass die Füße darunter verschwinden und so ideal gewärmt werden.
Bei diesem Wellensittich ist das Bauchgefieder so stark aufgeplustert, dass die Füße darunter verschwinden und so ideal gewärmt werden.

Friert ein Wellensittich, plustert er sein Gefieder meist stark auf. Dabei bleibt er in aller Regel ruhig an einer Stelle sitzen und zieht zudem einen Fuß ins wärmende Gefieder in Richtung Körper. Oder er stellt sich so hin, dass sein Bauchgefieder die Füße bedeckt. Die Augen der aufgrund von Kälte aufgeplusterten Vögel sind in den meisten Fällen geöffnet, und oft haben die Tiere einen wachen, aufmerksamen Blick. Diese Art des Aufplusterns ist vor allem dann zu beobachten, wenn die Raum- oder Außentemperatur (bei Haltung in einer Außenvoliere) niedrig ist. Zahlreiche der im Haus gehaltenen Wellensittiche beginnen bereits bei Temperaturen knapp unter 18 °C ein wenig zu frieren. Ein frierender Wellensittich hat kühle Füße und zittert je nach herrschender Kälte leicht, was man vor allem am Vibrieren der Flügelenden sowie der Schwanzfedern erkennen kann.

Bei Kälte plustern sich Wellensittiche und andere Vögel deshalb auf, weil sich unter ihren aufgestellten Federn ein Luftpolster bildet, das die Körperwärme speichert. Auf diese Weise fühlen sie sich angenehm warm, obwohl die Umgebungstemperatur kühl ist. Zwar gelten Wellensittiche als winterfest und damit als geeignet für eine ganzjährige Haltung in einer Gartenvoliere. Doch bei frostigen Temperaturen ist es den Tieren meist zu kalt. Es kann zu Erfrierungen an den Zehen kommen, denn durch das Aufplustern des Gefieders können sie ihren Körper und insbesondere die unbefiederten Füße nicht ausreichend vor der Kälte isolieren. Deshalb sollten Gartenvolieren in unseren geografischen Breiten ein beheiztes Schutzhaus aufweisen, damit den Vögeln im kalten Winter eine warme Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung steht.

Achtung
Plustert ein im Haus gehaltener Wellensittich sein Gefieder häufig oder über eine längere Zeit sehr stark auf, hat er kalte Füße und wirkt er dabei teilnahmslos und matt, obwohl die Raumtemperatur im Bereich von rund 21 °C oder mehr liegt, besteht ernsthafter Grund zur Sorge. Das Tier könnte krank sein, siehe weiter unten.

Aufplustern bei Müdigkeit

Indem sie ihr Gefieder aufplustern, halten sich Wellensittiche während ihrer Ruhephasen und im Schlaf warm.
Indem sie ihr Gefieder aufplustern, halten sich Wellensittiche während ihrer Ruhephasen und im Schlaf warm.

Wellensittiche plustern ihr Gefieder normalerweise vor dem Einschlafen auf und drehen den Kopf um fast 180°, um den Schnabel in das Gefieder am oberen Rücken zu legen. Kurz bevor schläfrige Wellensittiche ihren Kopf nach hinten drehen, blinzeln sie häufig mit den Augen und knirschen oftmals obendrein mit dem Schnabel. Indem sie ihr Gefieder aufplustern, sorgen sie für ein wärmendes Luftpolster zwischen den Federn, das den Körper während der inaktiven Phase, also während des Schlafes, warm hält. Über den Schnabel geben Vögel recht viel Wärme an die Umgebung ab. Indem sie den Schnabel ins Gefieder legen, können sie den Wärmeverlust reduzieren. Aus diesem Grunde nehmen sie meist die typische, für uns Menschen eher unbequem anmutende Schlafstellung nach hinten gedrehtem Kopf ein.

Aufplustern während der Partnerwerbung

Während sie balzen und einander ihre Zuneigung bekunden, plustern Wellensittiche vor allem ihr Kopfgefieder in einer besonderen Weise auf.
Während sie balzen und einander ihre Zuneigung bekunden, plustern Wellensittiche vor allem ihr Kopfgefieder in einer besonderen Weise auf.

Beim Balzen, also während der Werbung um einen (potenziellen) Partner, stellen vor allem Wellensittichmännchen das Gefieder am Kopf auf. Bei den Weibchen kann man das Aufplustern des Kopfgefieders hingegen meist nur dann beobachten, wenn ihnen das werbende Männchen gefällt. Anderenfalls legen die Weibchen ihr Gefieder glatt an und drohen den Männchen, wenn diese sich zu aufdringlich verhalten oder wenn sie sich zu nah an die Vogeldamen heran wagen. Plustert ein Weibchen sein Gesichtsgefieder so auf, dass der Schnabel teilweise durch die Wangenfedern bedeckt wird, signalisiert es dem Männchen dadurch: „Ich verstecke meinen Schnabel und somit meine gefährlichste Waffe vor dir, weil ich dich mag und du von mir nichts zu befürchten hast.“

Aufplustern bei der Gefiederpflege

Im Rahmen der täglichen Gefiederpflege plustern Wellensittiche ihr Gefieder auf, um die einzelnen Federn leicht mit dem Schnabel erreichen zu können.
Im Rahmen der täglichen Gefiederpflege plustern Wellensittiche ihr Gefieder auf, um die einzelnen Federn leicht mit dem Schnabel erreichen zu können.

Während der Gefiederpflege ist das Aufplustern des Federkleides unabdingbar. Mithilfe ihres Schnabels richten Wellensittiche jede einzelne Feder. Sie streichen Unebenheiten glatt, denn es geschieht immer wieder, dass die feinen Federfahnen, die eigentlich ineinander verhakt sein sollten, aufgrund einer mechanischen Belastungen durcheinandergeraten. Um stets optimal flugfähig zu bleiben und den Körper warm halten zu können, muss das Federkleid täglich in Ordnung gebracht werden. Die Vögel tragen darüber hinaus regelmäßig ein von ihrem Körper selbst produziertes öliges Sekret auf, das sie der Bürzeldrüse am unteren Rücken entnehmen und das die Federn einerseits vor Durchnässung schützt und andererseits geschmeidig hält. Damit sie jede einzelne Feder mit dem Schnabel bestmöglich erreichen können, plustern sich die Vögel während der Gefiederpflege oft stark auf.

Die Gefiederpflege findet bei gesunden Wellensittichen normalerweise täglich mindestens einmal statt und ist häufig ein Zeichen dafür, dass sich die Tiere fit und gesund fühlen. Kranke und schwache Vögel putzen ihre Gefieder nicht regelmäßig oder nur nachlässig, weil sie zu wenig Kraft für die Pflege ihrer Federn aufbringen können. Eventuell schmerzt ein Körperteil bei manchen der für die Gefiederpflege erforderlichen Bewegungen oder aber eine krankheitsbedingte allgemeine Schwäche hindert sie daran, sich der Pflege ihres Federkleides zu widmen.

Aufplustern bei Krankheit und Unwohlsein

Dieser Wellensittich ist krank und er hat sein Gefieder sehr 'unrund' aufgeplustert, was ein typisches Zeichen für Unwohlsein ist.
Dieser Wellensittich ist krank und er hat sein Gefieder sehr ‚unrund‘ aufgeplustert, was ein typisches Zeichen für Unwohlsein ist.

Ist ein Wellensittich krank oder fühlt er sich unwohl, sinkt in vielen Fällen die Körpertemperatur des Vogels von der Normaltemperatur – sie beträgt rund 41 °C – auf teils deutlich niedrigere Werte. Ist seine Körpertemperatur zu niedrig, friert das Tier und plustert sein Gefieder stark auf. Ein Wellensittich, der sich nicht wohlfühlt, ist leicht an der dafür typischen, zusammengesunkenen Körperhaltung sowie der „unrunden“, kantigen Körpersilhouette zu erkennen, die durch extrem starkes Aufplustern entsteht. Es handelt sich bei dieser Art des Aufplusterns um ein Alarmsignal, das man unbedingt beachten sollte!

Wellensittiche sind wahre Schauspieltalente, die beginnende Erkrankungen oder Gebrechen meist so lange zu verbergen versuchen, bis es nicht mehr anders geht und die Erkrankung oder das Gesundheitsproblem bereits recht weit fortgeschritten ist. Sitzt ein Vogel matt und mit stark aufgeplustertem Gefieder da, ist dies in aller Regel ein verlässliches Warnzeichen für den Vogelhalter, der umgehend darauf reagieren sollte. Doch wie lässt sich das Aufplustern infolge von Krankheit oder Unwohlsein erkennen?

Bei normalem Aufplustern des Gefieders entsteht insgesamt ein runder Eindruck und der Vogel sieht dick und zufrieden aus. Wird die Körpersilhouette durch weit hervorstehende Flügelenden unterbrochen, steht es sehr schlecht um die Gesundheit des Vogels in vielen Fällen eher schlecht. Das Kopfgefieder ist nicht in einer sanften Rundung aufgeplustert, sondern weist in vielen Fällen am Oberkopf einen Sattel auf, siehe Markierung 1, und das Nackengefieder ist besonders stark aufgerichtet.

Der Knick in der Körpersilhouette dieses stark aufgeplusterten Wellensittichs ist ein Anzeichen für eine Erkrankung.
Der Knick in der Körpersilhouette dieses stark aufgeplusterten Wellensittichs ist ein Anzeichen für eine Erkrankung.
Dieses Wellensittichweibchen hat sein Gefieder aufgrund starker Schmerzen aufgeplustert und auf dem Kopf bildet sich ein dafür typischer Sattel (1).
Dieses Wellensittichweibchen hat sein Gefieder aufgrund starker Schmerzen aufgeplustert und auf dem Kopf bildet sich ein dafür typischer Sattel (1).
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