Unwohlsein

Hinweis: Die in diesem Beitrag beschriebenen Verhaltensweisen beziehen sich auf Wellensittiche. Auf andere Vogelarten sind die Angaben nicht in jedem Fall direkt übertragbar. Einige Aspekte treten aber durchaus bei anderen Spezies auf.
Dieses Wellensittichweibchen ist krank, was nicht nur am verklebten Gesichtsgefieder zu erkennen ist, sondern an der gesamten Körperhaltung und Gefiederstellung.
Dieses Wellensittichweibchen ist krank, was nicht nur am verklebten Gesichtsgefieder zu erkennen ist, sondern an der gesamten Körperhaltung und Gefiederstellung.

Fühlt sich ein Wellensittich unwohl, verhält er sich ruhiger als sonst. Ist das Unwohlsein groß, sitzt er teilnahmslos und mit aufgeplustertem Gefieder an einer Stelle und bewegt sich nur sehr wenig; das Fliegen wird oft gemieden, weil es zu anstrengend ist. Manche Tiere verstecken sich regelrecht vor ihren Artgenossen, weil sie Ruhe suchen.

Kranke Vögel stehen so gut wie nie auf nur einem Bein, sondern immer auf beiden; oft stehen sie sogar in einer ungewöhnlich breitbeinigen Stellung. Bei etlichen Tieren hängen die Flügel ein wenig herab und die Augenlider sind meist zusammengekniffen („kleine Augen“). In den Augen liegt kein Glanz, sie wirken stumpf und der Blick ist leer. Überhaupt wirkt ein kranker Vogel insgesamt kraftlos und meiden selbst kleine Konflikte mit Artgenossen, was für Wellensittiche an sich untypisch ist. Das Schlafbedürfnis ist bei Vögeln, die sich unwohl fühlen, erheblich höher als dies normalerweise üblich ist. Wird darüber hinaus die Nahrungsaufnahme verweigert, ist dies ein weiteres Alarmsignal und man sollte so schnell wie möglich einen vogelkundigen Tierarzt aufsuchen.

Achtung: Bei Standardsittichen fällt es oft schwer, die Augenlidstellung zu erkennen. Zudem kneifen nicht alle Vögel, die sich unwohl fühlen, ihre Augenlider zusammen. Dieses Merkmal ist also für sich genommen nicht ausreichend aussagekräftig!

Dieses Wellensittichweibchen ist sehr krank, was sich am stark aufgeplusterten Gefieder ablesen lässt und auch daran, dass sich das Tier mit dem Oberkörper anlehnt, weil es zu geschwächt ist, um aus eigener Kraft zu stehen.
Dieses Wellensittichweibchen ist sehr krank, was sich am stark aufgeplusterten Gefieder ablesen lässt und auch daran, dass sich das Tier mit dem Oberkörper anlehnt, weil es zu geschwächt ist, um aus eigener Kraft zu stehen.
Das kantig aufgeplusterte Rückengefieder ist ein deutliches Anzeichen für Unwohlsein; dasselbe gilt dafür, dass sich der Vogel bäuchlings hingelegt hat.
Das kantig aufgeplusterte Rückengefieder ist ein deutliches Anzeichen für Unwohlsein; dasselbe gilt dafür, dass sich der Vogel bäuchlings hingelegt hat.

Aufplustern ist nicht gleich Aufplustern

Der Knick in der Körpersilhouette dieses stark aufgeplusterten Wellensittichs ist ein Anzeichen für eine Erkrankung.
Der Knick in der Körpersilhouette dieses stark aufgeplusterten Wellensittichs ist ein Anzeichen für eine Erkrankung.

Sind Vögel krank, leiden sie in der Mehrheit der Fälle an Untertemperatur, denn anders als wir Menschen bekommen sie im Krankheitsfall kein Fieber. Man erkennen einen frierenden Vogel daran, dass sein Federkleid sehr stark aufgeplustert ist und das Tier zudem permanent mehr oder minder stark zittert. Bei einem zahmen Vogel lässt sich leicht feststellen, wie kalt sich die Füße anfühlen. Gesunde Vögel haben normalerweise warme Füße oder diese sind allenfalls nur für eine kurze Zeit kühl, zum Beispiel nach dem Baden. Kann man die Temperatur der Füße nicht überprüfen, muss man sich an den anderen Signalen orientieren, um einzuschätzen, ob sich ein Vogel eventuell unwohl fühlt. Das wohl wichtigste Signal ist hierbei das Aufplustern des Gefieders. Allerdings plustern sich Vögel mitunter auch dann auf, wenn es ihnen gut geht und sie sich ein wenig ausruhen möchten. Deshalb ist es wichtig, die feinen Nuancen zu erkennen, die den Unterschied zwischen Wohlfühlen und Unwohlsein ausmachen.

Das aufgeplusterte Gefieder eines frierenden Vogels ohne Erkrankung oder eines Wellensittichs, der sich gut fühlt und lediglich ausruhen möchte, sieht anders aus als das aufgeplusterte Federkleid eines Wellensittichs, der aufgrund von Krankheit oder Unwohlsein friert beziehungsweise gar unter Schmerzen leidet. Das folgende Bildmaterial desselben Vogels verdeutlicht die Unterschiede. In den Abbildungen sind jeweils jene Gefiederpartien markiert, auf die besonders geachtet werden sollte.

Gesunder Wellensittich mit aufgeplustertem Gefieder.

Schwer kranker Wellensittich mit aufgeplustertem Gefieder.

Hier ist der Wellensittich gesund und aufgrund von Behaglichkeit aufgeplustert.
Markierung 1: Die „Bartfedern“ sind aufgeplustert und bilden keine allzu starke Kante mit der Brust.
Markierung 2: Am Kopf ist vor allem das Gefieder an der Stirn aufgeplustert.
Markierung 3: Der Rücken ist aufgeplustert, aber seine Silhouette ist rund und die Federn liegen geordnet übereinander.

Hier ist der Wellensittich krank und sein Gefieder ist aufgeplustert, weil er friert und sich unwohl fühlt.
Markierung 1: Die „Bartfedern“ und ein Teil der Federn der oberen Brust sind aufgeplustert, es entsteht der Eindruck einer Kante.
Markierung 2: Das gesamte Kopfgefieder und auch die Federn im Nacken sind stark aufgeplustert. Dieses Detail ist jedoch nicht immer ein Krankheitsanzeichen, auch beim Singen und bei der Partnerwerbung kann es vorkommen, dass diese Gefiederpartie stark aufgeplustert wird.
Markierung 3: Nicht nur das Rückengefieder, sondern auch das an den Flügeln ist stark aufgeplustert und es ergibt sich eine unrunde, gezackte Silhouette, weil die Federn nicht geordnet übereinander liegen. Der Gesamteindruck an den Flügeln wirkt unordentlich und ein wenig struppig.

Rundlich aufgeplustertes Gefieder am Kopf zeugt davon, dass sich dieser Wellensittich wohlfühlt.
Rundlich aufgeplustertes Gefieder am Kopf zeugt davon, dass sich dieser Wellensittich wohlfühlt.
Der 'Sattel' auf dem Kopf mit den beiden Knicken zwischen Stirn und Oberkopf beziehungsweise Oberkopf und Nacken ist typisch für bei Unwohlsein aufgeplustertem Gefieder.
Der ‚Sattel‘ auf dem Kopf mit den beiden Knicken zwischen Stirn und Oberkopf beziehungsweise Oberkopf und Nacken ist typisch für bei Unwohlsein aufgeplustertem Gefieder.
Ist das Rückengefieder so extrem stark aufgeplustert wie bei diesem Wellensittich, ist dies meist ein Alarmsignal, das auf eine Erkrankung hindeuten kann.
Ist das Rückengefieder so extrem stark aufgeplustert wie bei diesem Wellensittich, ist dies meist ein Alarmsignal, das auf eine Erkrankung hindeuten kann.

Auch kann man bei erkrankten Vögeln häufig beobachten, dass sie vor allem das Gefieder im unteren Rückenbereich sehr stark aufplustern. Wenn sie obendrein die meiste Zeit schlafen und sich eventuell gar in Bodennähe aufhalten, sollte der Halter alarmiert sein. Ein Vogel, der so aussieht, könnte sehr krank sein und sollte deshalb sicherheitshalber umgehend einem fachkundigen Tierarzt vorgestellt werden.

Das folgende Video zeigt ein Wellensittichweibchen, das wegen einer schweren Erkrankung unter Schmerzen im Bauchraum litt. Es ist zu sehen, dass das Gefieder des Vogels stark aufgeplustert ist, insbesondere im Bereich des Rückens. Die Augen sind kaum zu sehen, weil die Lider zusammengekniffen sind. Außerdem geht der Atem sehr schwer, was am Schwanzwippen und am rhythmischen Wackeln der Flügel zu erkennen ist. Der Vogel ist kurz nach dem Entstehen der Aufnahme eingeschläfert worden, weil er bedauerlicherweise unheilbar krank war; es handelte sich um eine Tumorerkrankung. Das Video wurde während des Wartens auf ein Taxi aufgezeichnet, mit dem der Wellensittich zum Tierarzt gebracht worden ist.