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Unfruchtbarkeit und unbefruchtete Eier
Die möglichen Gründe für ein unbefruchtetes Gelege bei Wellensittichen sind vielfältig. Man sollte als Vogelzüchter die individuellen Umstände, unter denen es zum Misserfolg bei Zuchtversuchen kommt, sehr genau betrachten. Jedoch garantiert sogar das nicht, dass man in jedem Fall klären kann, worin das Problem liegt. Bei einer Analyse der Situation aus der Ferne fallen viele Kleinigkeiten oft nicht auf. Deshalb sind pauschale Aussagen zum Thema Unfruchtbarkeit ohne genaue Kenntnisse der individuellen Gegebenheiten nicht möglich und jedwede Ferndiagnose steht gewissermaßen auf „wackeligen Beinen“. Das bedeutet: Nur der Vogelzüchter selbst kennt die Gesamtsituation vor Ort und kann als einziger beurteilen, weshalb ein Zuchtversuch gescheitert sein könnte.
Für Ihre Suche nach der Ursache möchte ich Ihnen einige Denkanstöße und Fragestellungen nennen, die beim Beurteilen der Situation helfen können. Die Liste ist allerdings nicht vollständig, sondern umfasst lediglich jene Aspekte, die am häufigsten vorkommen.
Ist eines der Elterntiere zu jung für die Zucht oder sind es gar beide?
Bei Wellensittichen sollten die Männchen bei der ersten Brut mindestens acht Monate alt sein, bei Weibchen setzt laut Fachliteratur die Phase der größten Fruchtbarkeit im Alter von rund zehn Monaten ein. Entsprechend alt sollten die Vögel bei ihrer ersten Brut sein, idealerweise sogar noch ein paar Monate älter. Grundsätzlich werden Wellensittiche teils aber schon mit vier oder fünf Monaten geschlechtsreif. Sie sind in diesem Alter selbst gerade erst dabei, erwachsen zu werden. Mit dem Aufziehen von Jungen sind so junge Wellensittiche deshalb häufig überfordert oder es gelingt ihnen nicht einmal, ein befruchtetes Gelege zustande zu bringen.
Ist eines der Elterntiere zu alt für die Zucht oder gilt das gar für beide?
Zwar gibt es bei Wellensittichen keine allgemeine Altersobergrenze, ab der die Tiere ihre Fruchtbarkeit garantiert verlieren. Dennoch können die Tiere unter Umständen zu alt sein, um ein befruchtetes Gelege hervorzubringen. Ein durchschnittliches Wellensittichmännchen beginnt etwa ab dem sechsten Lebensjahr an Fruchtbarkeit einzubüßen, bei den Weibchen verhält es sich ähnlich. Zudem ist es für viele ältere Wellensittichweibchen relativ anstrengend, ein Gelege zu produzieren. Etwa ab einem Alter von acht Jahren kann es für die meisten Wellensittiche schwierig werden, erfolgreich zu brüten. Trotzdem können im Einzelfall auch sehr alte Paare noch erfolgreich Jungtiere großziehen, was allerdings eher die Ausnahme als die Regel ist.
Erschweren übermäßig lange Federn eine Befruchtung?
Manche Wellensittiche haben ein derart buschiges, dichtes Gefieder in der Kloakengegend, dass es bei der Paarung im Weg ist. Häufig ist dann zu beobachten, dass die Samenflüssigkeit an den Federn der beiden Partner haftet und nicht in die Kloake des Weibchens gelangen kann. Besteht bei Ihren Vögeln der Verdacht auf eine solche Ursache für mangelnde Fruchtbarkeit, sollten Sie vor dem nächsten Zuchtversuch mit einer Nagelschere sehr vorsichtig das Gefieder ihrer Vögel im Bereich der Kloake kürzen. Aber Achtung! Verletzen Sie dabei auf keinen Fall die stark durchblutete Kloake der Sittiche, denn dies kann zu einem erheblichen Blutverlust führen – von den damit verbundenen Schmerzen einmal abgesehen. Falls Sie sich das Trimmen des Gefieders nicht selbst zutrauen, bitten Sie einen erfahrenen Züchter oder Ihren vogelkundigen Tierarzt um Hilfe.
Hatten die Vögel Schwierigkeiten bei der Paarung?
Können sich die Vögel während des Paarungsaktes nicht richtig festhalten oder schwankt der Untergrund zu stark, stürzt das Männchen oft vor der Abgabe seines Spermas vom Rücken des Weibchens oder die Kloaken der beiden Tiere haben im entscheidenden Moment keinen direkten Kontakt. Sollte dies permanent der Fall sein, kann es nicht zur Befruchtung der Eier kommen. Außerdem kann das Vogelweibchen das Gleichgewicht verlieren und beispielsweise nach vorn kippen, wenn das Männchen aufsteigen will. Sorgen Sie dafür, dass die Vögel eine stabile Sitzgelegenheit vorfinden, auf der sie sich paaren können. Dadurch kann die „Trefferquote“ bei der Befruchtung oft erhöht werden.
Haben die Vögel Schmerzen oder Fehlstellungen in den Beinen beziehungsweise Füßen?
Falls ein Weibchen eine Beinfehlstellung oder Probleme mit den Zehen hat, gelingt die Paarung oft nicht richtig und das Männchen rutscht immer wieder ab. Männchen mit Zehen- oder Beinfehlstellungen können sich hingegen nicht sonderlich gut auf dem Rücken der Weibchen halten. Gelenkschmerzen zum Beispiel infolge von Arthrose können ebenfalls dazu führen, dass einer der beiden Partner während des Paarungsaktes zur Schmerzreduktion ständig seine Körperhaltung verändert, weshalb die Paarung nicht richtig vollzogen werden kann. Fuß- oder Zehenlähmungen sind weitere mögliche Problemquellen. Vögel, denen ein Bein oder Teil des Fußes amputiert wurde, tun sich bei der Paarung mitunter auch recht schwer. Liegen derlei körperliche Einschränkungen vor, können Sie als Züchter leider kaum etwas anderes tun als die Vögel weiterhin ihr Glück versuchen zu lassen.
Liegen gravierende gesundheitliche Probleme bei den Zuchttieren vor?
Sollte einer Ihrer Zuchtvögel an einer chronischen Krankheit leiden oder vor der Brutperiode eine schwere Erkrankung durchlebt haben, könnte dies der Grund für die mangelnde Fruchtbarkeit Ihres Zuchtpaars sein. Es ist grundsätzlich empfehlenswert, Wellensittiche durch einen vogelkundigen Tierarzt untersuchen zu lassen, bevor man sie zur Brut schreiten lässt. So lässt sich häufig ausschließen, dass eine bis dahin nicht erkannte Grunderkrankung die Zuchterfolge schmälern könnte.
Ist bei einem der Vögel eine Schwellung in der Bauchgegend zu beobachten?
In manchen Fällen steckt ein Lipom (eine Fettgeschwulst) oder ein Tumor dahinter, wenn ein Paar nur unbefruchtete Gelege zustande bringt. Befindet sich beispielsweise direkt in der Nähe der Kloake eines der Vögel ein Lipom, könnte dies einen erfolgreichen Paarungsakt verhindern, weil es den Tieren die anatomisch korrekte Positionierung erschwert oder gar unmöglich macht. Tumoren an den inneren Geschlechtsorganen können sowohl bei Männchen als auch bei Weibchen die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Meist sind solche Tumoren an einer Umfangsvermehrung (Schwellung) im Bereich des Bauches zu erkennen. Bei einem Wellensittichmännchen verfärbt sich zudem die Wachshaut (Nase) bräunlich, wenn es an einem bestimmten Hodentumor-Typ leidet. Bei Männchen anderer Vogelarten ist eine solche Verfärbung nicht zu beobachten. Falls Sie bei einem Ihrer Zuchtvögel eine Schwellung des Bauches feststellen, lassen Sie das Tier unbedingt schnellstmöglich von einem vogelkundigen Tierarzt untersuchen.
War die Ernährung der Vögel vor Brutbeginn ausgewogen und ausreichend nährstoffhaltig?
Eine möglichst gesunde Ernährung mit viel Kalzium (Produktion der Eierschale), Vitaminen (Stärkung des Immunsystems) sowie weiteren Vital- und Mineralstoffen ist für eine erfolgreiche Brut unabdingbar. Haben Sie Ihren Vögeln vor der Paarung und Eiablage eventuell nicht ausreichend nahrhaftes Futter gereicht? Bereits etwa sechs Wochen vor dem Aufstellen des Nistkastens sollte man Wellensittichen und anderen Heimvögeln eine besonders energiereiche, gesunde und abwechslungsreiche Kost anbieten, damit sie fit für die Eiablage und Jungenaufzucht werden.
Falls Ihre Vögel Eier gelegt haben und daraus keine Jungen geschlüpft sind, könnte es sein, dass die Befruchtung zwar stattgefunden hat, aber der Nährstoffgehalt in den Eiern nicht ausgereicht hat, um die Embryonen am Leben zu erhalten. Dies geschieht beispielsweise dann, wenn das Vogelweibchen im Vorfeld der Brut und während der Eiproduktion selbst nicht genügend Nährstoffe zu sich nehmen kann. Es können nur dann ausreichend Nährstoffe im Dotter eingelagert werden, wenn das Weibchen hochwertige Nahrung verzehren kann.
Hier erfahren Sie mehr über eine artgerechte und ausgewogene Fütterung Ihrer Zuchttiere vor und während der Brut.
War die Ruhepause zwischen zwei Bruten ausreichend lang?
Zwischen zwei Zuchtversuchen sollte bei Wellensittichen idealerweise eine Pause von mindestens drei Monaten liegen. Hat das Paar bereits zwei eventuell missglückte Brutversuche hinter sich, ist eine Pause von mindestens einem halben Jahr einzuhalten, um die Gesundheit der Tiere nicht zu gefährden. Denn je mehr Eier innerhalb kürzester Zeit produziert werden, desto leichter kann es geschehen, dass sie zwar befruchtet sind, aber nicht genügend Nährstoffe „an Bord“ haben. Deshalb können sich keine Küken entwickeln, auch wenn die Eier befruchtet sind.
Sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Zuchtraum optimal?
In einem zu kalten Raum neigen einige Wellensittiche und Individuen anderer Heimvogelarten dazu, unbefruchtete Gelege zu produzieren. Liegt die Temperatur unter 15 °C, kann es geschehen, dass die Eier der Wellensittiche nicht befruchtet sind. Oder aber ein Gelege ist zwar befruchtet, die Embryonen sterben aber aufgrund der kühlen Außentemperaturen ab. Dies geschieht vor allem dann, wenn das Vogelweibchen – oder bei manchen Vogelarten auch das brütende Männchen – die Eier nicht ausreichend wärmt oder selbst stark friert.
Sind Ihre Zuchtvögel zu unerfahren?
Leider kommt es beim ersten Brutversuch unerfahrener Wellensittichpaare immer wieder zu unbefruchteten Gelegen, weil die Tiere weder besonders geübt sind, was den Paarungsakt betrifft, noch das eigentliche Brüten zuvor haben üben können. Das heißt, möglicherweise sind die Eier zwar befruchtet, aber das Weibchen brütet nicht verlässlich – die Embryonen sterben ab. Hier hilft eventuell eine Verpaarung der Vögel mit anderen Partnern, die bereits erfolgreich Nachwuchs großgezogen haben. Allerdings gilt dies nicht für unerfahrene Weibchen, die zu nachlässig brüten. Ein neuer Partner beeinflusst dieses Verhalten nicht, die Weibchen müssen selbst lernen, wie sie richtig zu brüten haben.
Sind Ihre Vögel zu viel Stress ausgesetzt?
Werden Brutpaare nicht vom Rest des Schwarms separiert, kann es geschehen, dass die anderen Vögel die beiden Zuchttiere bei der Paarung permanent stören. Hierdurch sinkt der Befruchtungserfolg häufig drastisch. Auch wenn brütende Weibchen wiederholt gestört werden und die Eier öfter ein wenig auskühlen, kann dies sehr nachteilig sein – die Embryonen könnten absterben. Von anderen Haustieren wie Katzen oder Hunden können ebenfalls Störungen ausgehen. Es ist möglich, dass sie die brütenden Wellensittiche sehr nervös machen und dadurch das Wärmen der Eier nicht entsprechend zuverlässig erfolgt. Weitere mögliche störende Faktoren sind großer Lärm und Erschütterungen. Brütende Vögel brauchen möglichst viel Ruhe.