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1. Tag im Leben eines Wellensittichkükens
Im Vergleich zum Vortag hat sich der junge Vogel kaum verändert. Sein Bauch ist so dick, dass der Nestling auf den kurzen Beinchen gar nicht stehen könnte, selbst wenn sie bereits kräftig genug dafür wären. Der Schnabel ist nach wie vor zart rosa gefärbt, und der Einzahn befindet sich noch auf dem Oberschnabel. Heute ist das Jungtier knapp 15 mm groß. Auf seinem Rücken ist der Flaum im Vergleich zum Vortag ein ganz klein wenig gewachsen und nun knapp einen Millimeter lang.
Vorausgesetzt, die Mutter füttert zuverlässig, hat der kleine Vogel meist einen prall gefüllten Kropf, der oft sogar noch voluminöser ist als der Bauch des Jungtiers. Aber keine Sorge! Obwohl der Kropf mit seiner hellen und flüssigen Füllung geradezu beängstigend stark gedehnt aussieht, platzt er normalerweise nicht. Luftblasen im Kropf sind außerdem ebenfalls kein Grund zur Besorgnis. Diese Blasen wandern im Futterbrei nach oben, so dass es zuweilen so aussieht, als habe der Nestling zwei große Beulen links und rechts am Hals oder gar im Nacken. Unerfahrene Vogelzüchter halten diese Beulen manchmal für Entzündungen, die sie aufstecken wollen, um dem Jungvogel zu helfen. Wer dies tut, bringt den Nestling mit großer Wahrscheinlichkeit um, da durch das Anstechen der Blasen die Kropfwand zerstört wird oder sich tatsächlich lebensbedrohliche Infektionen bilden. Drücken Sie bitte zudem nicht auf dem Kropf, um die darin befindlichen Luftblasen zu bewegen. Ist das Jungtier gesund, kann sein Körper die Luft von allein abbauen beziehungsweise aufnehmen (resorbieren).
Weil das Junge noch so klein ist, bekommt es bislang keine feste Nahrung von seiner Mutter. Vielmehr ernährt sie das Küken mit einem speziellen, nahrhaften Sekret, das sie in ihrem Körper eigens hierfür produziert hat. Es wird als Vormagenmilch oder Kropfmilch bezeichnet. Da das Jungtier seinen Kopf noch nicht aus eigener Kraft heben kann – die Nackenmuskulatur ist noch zu schwach –, dreht die Mutter den erst einen Tag alten Vogel auf den Rücken. Nun kann sie ihren Nachwuchs problemlos füttern, wofür sie ihren Schnabel vorsichtig über den des Kükens hält. Gesunde und kräftige Jungvögel geben dabei Bettellaute von sich, die wie ein sich ständig wiederholendes „Tschihihip tschihihip tschihihip“ klingen.
Hinweis: Manche Menschen halten es für gefährlich, wenn ein junger Wellensittich in Rückenlage gefüttert wird. Doch tatsächlich ist dies für die Tiere der Normalzustand. Es besteht dabei entgegen anderslautender Gerüchte keine Erstickungsgefahr für den Jungvogel.
Frisst das Küken gerade nicht – und es wird wirklich sehr häufig von der Mutter gefüttert –, dann schläft es meist. So schont es seine Kräfte, denn es braucht viel Energie zum Wachsen. Beim Schlafen kuschelt es sich entweder an seine älteren Geschwister oder lehnt sich an ein Ei an, das mit ihm im Nest liegt. Die Mutter hält den schon geschlüpften Nachwuchs mit ihrem Körper und ihren Federn warm. Dies wird nicht mehr als Brüten bezeichnet, sondern als Hudern.
Titelbild dieser Seite © Petra Schröder