Das Küken schlüpft

Das Küken hat die Eischale rundherum aufgeritzt.
Das Küken hat die Eischale rundherum aufgeritzt.

Alle Vorarbeiten sind abgeschlossen. Es ist dem Küken gelungen, mit seinem Eizahn die Schale von innen rundherum anzuritzen. Nun muss es sich mit aller Kraft gegen die Schale stemmen, um sie entlang der bearbeiteten „Sollbruchstelle“ auseinander zu reißen. Hierfür setzt es all seine Kraft ein. Weil dieser Vorgang sehr anstrengend ist, machen viele Küken zwischendurch immer wieder Pausen. Kein Wunder, denn der junge Vogel muss einen immensen Kraftakt vollbringen.

Die Mutter unterstützt das Jungtier dabei übrigens meist nicht, sondern wärmt es lediglich weiterhin. Nur in sehr seltenen Fällen leisten die Mütter mit dem Schnabel Schlupfhilfe, indem sie an der Schale knabbern. Instinktiv scheinen die Vogelmütter zu wissen, dass ein auch nur winziges Abrutschen mit dem Schnabel das Küken beim Schlüpfen schwer verletzen könnte. Somit könnte eine gut gemeinte Hilfestellung rasch in einer Katastrophe münden. Hinzu kommt, dass vermutlich in der Mutter „verankert“ ist: Nur fitte Küken schaffen es allein, sich aus dem Ei zu befreien.

Teilweise hat sich der junge Vogel schon aus dem Ei befreit.
Teilweise hat sich der junge Vogel schon aus dem Ei befreit.

Während es schlüpft, ist das Küken auf sein Gehör und seinen Tastsinn angewiesen, denn seine Augen sind noch geschlossen. Bis auf winzigen Flaum auf dem Rücken ist es am gesamten Körper  nackt. Auf dem Schnabel sieht man deutlich den Eizahn, mit dem das Jungtier die Schale des Eis von innen aufgeritzt hat. Der Körper ist rosa gefärbt und nur etwa 10 bis 15 mm lang. Der Bauch sieht sehr groß aus und an ihm sind noch Reste des Dottersacks zu sehen. Das ist normal, denn in den ersten Stunden braucht der junge Vogel die darin enthaltene Energie, um zu überleben. Anfangs ruht sich der Jungvogel aus und wird von der Mutter gewärmt, nachdem sie die Reste der Eischale aus dem Nest geräumt hat. Erst nach einiger Zeit füttert sie das Küken zum ersten Mal.

Reste des Dottersacks sind als gelber Bereich am Bauch des frisch geschlüpften Kükens zu sehen.
Reste des Dottersacks sind als gelber Bereich am Bauch des frisch geschlüpften Kükens zu sehen.
Kopf eines frisch geschlüpften Wellensittichs: (1) Oberschnabel, (2) Unterschnabel, (3) Eizahn, (4) Nase, (5) noch geschlossenes Auge, (6) Ohröffnung.

Übrigens: Sieht es so aus, als hätte der kleine Vogel keine Augen, hat man sehr wahrscheinlich einen jungen Albino, Lutino, Lacewing oder Falben im Nest liegen. Vögel dieser Farbschläge haben allesamt rote beziehungsweise rötliche Augen, die beim frisch geschlüpften Vogel durch die noch geschlossenen Augenlider nicht sichtbar sind. Dagegen sind bei Vögeln anderer Farbschläge, die schwarze Pupillen haben, die Augen auch jetzt schon durch die geschlossenen Augenlider zu erkennen.


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Titelbild dieser Seite © G.A. Pontrandolfo