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Wie Eier entstehen

Die Eier der Vögel sind beeindruckende Gebilde, die in ihrem Inneren alles für das Wachstum der Embryonen enthalten. © Andreas Lischka/Pixabay
Die Eier der Vögel sind beeindruckende Gebilde, die in ihrem Inneren alles für das Wachstum der Embryonen enthalten. © Andreas Lischka/Pixabay

Um nachvollziehen zu können, wie sich Eier im Körper eines Vogels entwickeln, ist es sinnvoll, die Besonderheiten der Anatomie dieser Tiere zu kennen. Sämtliche Vögel, so auch Wellensittiche, haben nur über eine einzige hintere Körperöffnung – die sogenannte Kloake. Durch diese werden allerdings nicht nur Kot und Urin ausgeschieden. Auch für die Fortpflanzung der Vögel ist diese Körperöffnung wichtig. Bei den meisten Vogelarten verläuft die Paarung so, dass das Männchen und das Weibchen ihre Kloaken gegeneinander pressen. Dabei wird das Sperma übertragen. Das heißt, die allermeisten Vogelmännchen haben keinen Penis, das gilt auch für sämtliche Papageien und Sittiche. Jedoch gibt es durchaus einige wenige Vogelarten, bei denen die Männchen einen kurzen Penis haben, den sie beim Paarungsakt in die Kloake der Weibchen einführen – das gilt zum Beispiel für einige Wasservogelarten.

Rein äußerlich unterscheidet sich die Kloake bei den beiden Geschlechtern jener Vogelarten ohne Penis nicht. Im Inneren des Körpers gibt es zwischen Männchen und Weibchen jedoch grundlegende Unterschiede – und das gilt ganz grundsätzlich für alle Vogelarten. Diese Unterschiede sind vor allem darauf zurückzuführen, dass die Weibchen die Eier produzieren. Beim Vogelmännchen befinden sich im Bauchraum die Hoden, beim Weibchen liegen dort die Eierstöcke. Bei weiblichen Tieren fast aller Vogelarten ist der linke Eierstock vollständig ausgebildet, der rechte oft nicht. Im linken Eierstock befinden sich zahllose Eizellen, die im Laufe des Lebens des Vogelweibchens heranreifen können. Ob und wann sich ein Ei im Körper bildet, hängt bei Wellensittichen vor allem vom individuellen Hormonstatus und von äußeren Faktoren wie dem Futterangebot sowie eventuell vorhandener Nistmöglichkeiten ab.

Blick auf die Kloake eines paarungsbereiten Wellensittichweibchens
Blick auf die Kloake eines paarungsbereiten Wellensittichweibchens.
Unmittelbar nach der Paarung war der Penis dieser männlichen Moschusente noch ein Stück weit ausgestülpt (siehe Pfeil)
Unmittelbar nach der Paarung war der Penis dieser männlichen Moschusente noch ein Stück weit ausgestülpt (siehe Pfeil)

Gerät ein Wellensittichpaar in Brutstimmung, kommt es häufig zur Begattung, bei der das Männchen seine Kloake gegen die des Weibchens presst, um das Sperma zu übergeben. Die Samenflüssigkeit wandert in den weiblichen Körper, wo sie einige Wochen überdauern kann, ohne dass die Spermien absterben. Der Körper des Weibchens setzt die Samenflüssigkeit gewissermaßen passgenau dann ein, sobald sich Eier entwickeln. Mit den männlichen Samenzellen werden die weiblichen Keimzellen befruchtet und um sie herum entsteht das Ei. Dessen eigentliche Entwicklung, die übrigens auch ohne Befruchtung stattfinden kann, ist ein hormonell gesteuerter, sehr komplexer Vorgang.

Von der Eizelle zum Ei

Das steckt in einem Ei: (1) Dotter, (2) Eiweiß oder Eiklar, (3) Hagelschnur. © Emir_Krasnić/Pixabay
Das steckt in einem Ei: (1) Dotter, (2) Eiweiß oder Eiklar, (3) Hagelschnur. © Emir_Krasnić/Pixabay

Ausgelöst durch ein hormonelles Signal, wandern wandern die winzigen, noch unbefruchteten Eizellen inklusive des Dotters aus den Eierstöcken erst in den Eileitertrichter und dann in den Eileiter. Dort findet die Befruchtung statt, sofern männliche Samenzellen vorhanden sind. Nun bewegt sich das entstehende Ei, also Eizelle und Dotter, weiter in den Legedarm. Nur die Vogelweibchen verfügen über diesen speziellen Darmabschnitt. Im Legedarm bildet sich das Eiklar (auch Eiweiß genannt), das sich um den gegebenenfalls befruchteten Dotter legt. Beides befindet sich bald in einer hauchzarten Hülle, die man später als Eihaut direkt unter der Schale wiederfinden kann. Genau genommen ist diese sogenannte Eischalenmembran ein Teil der Schale. Damit der Dotter, der im Eiweiß schwimmt, nicht wild hin und her schwappt, gibt es außerdem zwei dünne, aber stabile „Halterungen“, die Hagelschnüre. Das heißt, sie stabilisieren die Position des Dotters und damit des in ihm heranwachsenden Kükens.

Ebenfalls zur Schale gehört das dünne Häutchen auf deren Innenseite, das als Eischalenmembran bezeichnet wird. © Bruno/Germany/Pixabay
Ebenfalls zur Schale gehört das dünne Häutchen auf deren Innenseite, das als Eischalenmembran bezeichnet wird. © Bruno/Germany/Pixabay

Doch kehren wir zurück zur Eiproduktion. Je weiter das bisher nur von einer dünnen Membran umgebene Ei durch den Legedarm in Richtung Kloake wandert, desto mehr Kalk lagert sich von außen an – die Schale entsteht. Das heißt, sie wird im Körper des Vogelweibchens Schicht für Schicht aufgebaut. Am Ende der Produktionszeit ist das Ei mit seinem spitzen Ende voran so weit gewandert, dass das Weibchen es durch leichtes Pressen aus der Kloake drücken und in sein Nest legen kann. Die Entwicklung von der Eizelle bis zum fertigen Ei dauert bei Wellensittichen und vielen anderen Vogelarten normalerweise zwischen 24 und 48 Stunden.

Nährstoffe für die Eientstehung

Grit dient Vägeln einerseits als Verdauungshilfe und wird von den Weibchen als Kalziumquelle verwendet
Grit dient Vägeln einerseits als Verdauungshilfe und wird von den Weibchen als Kalziumquelle verwendet

Einige Zeit vor und während der Produktion ihrer Eier brauchen Vogelweibchen vermehrt mineralstoffhaltige Nahrung. Vor allem Kalzium ist für sie wichtig, damit sie die Eischalen aufbauen können. Man sollte den Vögeln deshalb neben energie- und vitaminreichem Futter unbedingt Mineralblöcke oder Vogelsand mit Muschelbruch zur Verfügung stellen, damit sich die Tiere mit Kalzium versorgen können.

Sepiaschalen stehen seit einiger Zeit in Verdacht, vor allem bei jungen Weibchen die gefürchtete und mitunter gar tödliche Legenot auszulösen. Zweifelsfrei bewiesen ist ein Zusammenhang zwischen dieser Brutkomplikation und den Sepiaschalen zwar bislang nicht. Da es jedoch sichere Alternativen für die Nährstoffzufuhr gibt, sollte man während der Brutperiode lieber darauf verzichten, seinen Wellensittichen Sepiaschalen anzubieten.

Mehr zum Thema Ernährung zur Brutvorbereitung und während der Phase der Jungenaufzucht finden Sie hier.

Mögliche Risiken bei der Eiproduktion

Die sich entwickelnden Eier sind im Körper eines Vogelweibchens recht gut gegen Stöße von außen geschützt, so dass sie nur in seltenen Fällen zerstört werden. Stürzt ein Weibchen während der Phase der Eiproduktion jedoch aus großer Höhe ungebremst auf den Bauch, kann das Ei im Inneren des Körpers platzen. Je nachdem, wie viel Schale sich zuvor bereits gebildet hat, kann das Platzen des Eis äußerst gefährlich sein. Die scharfen Kanten der Schale könnten dem Weibchen Schnitte im Darm zufügen. Deshalb sollten Vogelweibchen in der Phase der Eiproduktion nicht unnötig verängstigt, gestresst oder gar gejagt werden, damit sie nicht stürzen oder bei Fluchtversuchen gegen Hindernisse prallen.

In manchen Fällen kann es zudem geschehen, dass bei einem Aufprall oder Zusammenstoß mit einem Hindernis das im Körper entstehende Ei zwar nicht platzt, aber doch so verrutscht, dass es auf Nervenstränge drückt. Diese können dadurch so stark gereizt werden, dass das Weibchen anschließend seine Beine nicht mehr richtig bewegen kann. Meist klingen die Beschwerden zwar wieder ab, doch es bedarf einer Behandlung durch einen Tierarzt. Mehr über diese Brutkomplikation erfahren Sie hier.

Lesetipp
Wie ein Hühnerei entsteht, wird auch auf der Website „Hühner Haltung“ ausführlich erklärt, siehe Link. Die dort genannten Details der Eientstehung gelten auch für die Eier anderer Vogelarten.