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Lebenserwartung der Wellensittiche
Eine entscheidende Frage vor dem Kauf eines Haustieres ist diejenige, wie alt es im günstigsten Fall werden kann. Bei Wellensittichen ist diese Frage leicht zu beantworten: Sie werden meist maximal 10 bis 15 Jahre alt. Nur sehr selten erreichen sie ein noch höheres Alter. Allerdings werden nur die wenigsten Wellensittiche tatsächlich sehr alt, der Großteil dieser Vögel stirbt sehr viel früher. Somit ist viel entscheidender, in welchem Alter die meisten Wellensittiche durchschnittlich betrachtet sterben.
Betrachtet man dieses durchschnittliche Sterbealter für in Deutschland lebende Wellensittiche, wird schnell klar, dass sich die Halter meist leider nicht sehr lang an ihren Tieren erfreuen können: Schätzungen zufolge stirbt knapp die Hälfte aller hierzulande gehaltenen Wellensittiche aufgrund meist unbewusst erfolgter Haltungs- und Ernährungsfehler vor der Vollendung des 5. Lebensjahres. Übergewicht und Bewegungsmangel führen bei den Vögeln häufig zu Übergewicht und Leberverfettung, damit zu weiteren Organschäden und letztlich zu vorzeitigem Organversagen.
Darüber hinaus sind Wellensittiche bedauerlicherweise sehr anfällig dafür, dass sich bei ihnen Tumoren bilden. Hiervon können leider auch optimal gehaltene oder vergleichsweise junge Wellensittiche betroffen sein. Weshalb diese Vogelart so stark zur Bildung von Tumoren neigen, hat die Wissenschaft bisher noch nicht abschließend klären können. Jedoch liegt die Vermutung nahe, dass die in den vergangenen Jahrzehnten massiv betriebene Inzucht zum Hervorbringen immer neuer Farbschläge zu einer Verarmung des Genmaterials geführt haben könnte. Dies wiederum könnte eine generelle Tumorneigung begünstigen.
Meine eigenen Beobachtungen decken sich mit dieser Theorie. Seit ich selbst Wellensittiche halte – meinen ersten bekam ich in den 1970er Jahren –, hat sich das Aufkommen von Tumoren mit der Zeit immer mehr gesteigert. Ebenso sind die Fallzahlen hinsichtlich meiner Verluste durch Macrorhabdiose (Megabakterien) zeitweilig gestiegen (zwischen 2000 und 2010), inzwischen sind sie jedoch dank recht guter Behandlungsmöglichkeiten wieder stark rückläufig. Generell scheinen viele Wellensittiche ein vergleichsweise schwaches Immunsystem zu haben, denn zahlreiche meiner Tiere starben recht jung an Infektionen, obwohl ich jeden gefiederten Patienten immer schnellstmöglich einem vogelkundigen Tierarzt vorstellte.
Hier kommen einige Ergebnisse meiner statistischen Betrachtung Von 85 Vögeln starben 30 % an Tumoren, 8 % an Macrorhabdiose und rund 18 % an anderweitigen Infektionen. Damit sind die Macrorhabdiose und andere Infektionen zusammengenommen für 26 % der Todesfälle verantwortlich, was durchaus recht nahe an die 30 % der tumorbedingten Todesfälle heranreicht. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass 8 % meiner Vögel sehr alt geworden und an Altersschwäche gestorben sind (Stand: April 2019).
Einige Altersrekorde in meinem Vogelschwarm und im Bekanntenkreis
In meinem Vogelschwarm hat es einige Altersrekorde gegeben, auf die ich näher eingehen möchte. Darunter ist auch ein sehr trauriger Negativrekord.
Wellensittichmännchen Peter kam in sehr hohem Alter als Pflegevogel zu mir, weil seine Halterin ihn und seine Schwarmgefährten vorübergehend nicht bei sich behalten konnte. Leider sollte sie ihren gefiederten Greis nicht mehr nach Hause holen können … Einige Monate hat er bei mir gelebt, bis er im Alter von 19 Jahren und zwei Wochen aufgrund einer plötzlich aufgetretenen schweren Erkrankung eingeschläfert werden musste. Zu dieser Zeit war Peter schon lange blind und sehr gebrechlich. Fliegen konnte er nicht mehr, aber er war zum Glück ansonsten noch fit und hat sich bis zum Ausbruch seiner Erkrankung wohlgefühlt und er hat soweit es ihm möglich war am Schwarmleben teilgenommen. Wenn die anderen Vögel gesungen haben, hat er immer mit eingestimmt. Auch hat er es hören können, wenn es etwas zu Essen gab – die anderen Vögel haben mit dem Schnabel typische Fressgeräusche gemacht. Das rief Peter auf den Plan. Obwohl er sich nur noch langsam bewegen konnte, war er für seine Verhältnisse erstaunlich flink am Futternapf, wenn es etwas zu Essen gab.
17 Jahre und zwei Monate ist das Wellensittichmännchen Kiki alt geworden. Dass er ein so hohes Alter erreichen würde, hatte einige Jahre zuvor niemand erwartet. Als Kiki etwa acht Jahre alt gewesen ist, hat sich ein folgenschwerer Unfall ereignet: Der Vogel ist in seinem früheren Zuhause gegen eine Glastür geprallt, wobei ein großer Teil seines Oberschnabels abgebrochen ist. Bei diesem Unfall ist die Wachstumszone verletzt worden, sodass der Schnabel nicht mehr nachwachsen konnte. Doch der beschädigte Schnabel war glücklicherweise gerade so lang, dass Kiki eigenständig fressen konnte. Trotz seiner deutlichen Einschränkung ist er sehr alt geworden und letztlich friedlich im Schlaf gestorben. Kiki ist seit seinem Unfall immer sehr schlank gewesen – vielleicht ist er sogar deshalb so extrem alt geworden, denn er hat sich aufgrund seines defekten Schnabels keine übermäßigen Fettreserven anfuttern können. Verfettung und damit verbundene Leberschäden, die häufig tödlich verlaufen, sind ihm dadurch erspart geblieben.
Den sehr traurigen Negativrekord in Bezug auf das Alter hält mein Wellensittichmännchen Serenio. Als Jungvogel ist er zu früh von seinen Eltern getrennt und vom Züchter verkauft worden. Damals hat sich Serenio noch nicht selbst ernähren können und er wäre beinahe verhungert. Eine Vogelfreundin hat ihn in einem Zooladen entdeckt, kurz bevor er gestorben wäre. Serenio ist in meine Obhut gelangt und ich habe versucht, ihn durch viel Zuwendung und eine reichhaltige Ernährung zu retten. Doch seine Organe sind durch die vorherige Hungerperiode so schwer geschädigt worden, dass alles Päppeln nicht mehr helfen konnte. Im Alter von nur drei Monaten ist Serenio an multiplem Organversagen gestorben.