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Kiki, * 21. April ’85, adoptiert im November ’99, † 24. Juni ’02
Am 21. April 1985 ist Kiki aus seinem Ei geschlüpft, sein Farbschlag nennt sich Normal Hellblau. Schon bald nachdem er flügge und selbstständig geworden war, gelangte er in die Obhut einer liebevollen Halterin, bei der er gemeinsam mit immer mindestens einem Artgenossen etliche Jahre glücklich leben durfte. Ihre Lebensumstände änderten sich jedoch und sie musste sich schweren Herzens nach vielen Jahren des Zusammenlebens von Kiki und seinem derzeitigen Freund Kleiner trennen. Ich sagte zu, sie zu adoptieren. Als die beiden Vögel im November 1999 zu mir kamen, war Kiki schon weit über 14 Jahre alt und sein Freund war bedauerlicherweise chronisch krank. Wenige Monate nach seinem Einzug in mein Vogelzimmer starb Kleiner leider. Kiki hingegen schied erst über zwei Jahre später aus dem Leben; am 24. Juni 2002 schloss er seine Augen für immer. Er wurde mehr als 17 Jahre alt und war bis an sein Lebensende fit und glücklich, obwohl er einige Jahre zuvor einen schweren gesundheitlichen Schlag hatte einstecken müssen.
Solange er bei mir lebte, war der greise Vogelmann immer ungemein charmant. Er wickelt jeden Menschen innerhalb kürzester Zeit um den Finger. Da er sehr zahm und anhänglich war, mochte er es gern, sich auf der Hand oder Schulter sitzend durch die Gegend tragen zu lassen. Außerdem genoss er es, wenn er mitten im Geschehen dabei war. Hatte ich Besuch, wollte er deshalb unbedingt auf einer Schulter sitzen und die Gäste aus nächster Nähe erleben. Allerdings war er glücklicherweise nicht nur auf Menschen fixiert oder gar fehlgeprägt, sondern liebte auch die Gesellschaft seiner Artgenossen. Kiki war somit quasi „in beiden Welten“ zu Hause, weshalb ich seine Anhänglichkeit ohne schlechtes Gewissen genießen konnte.
Wer ihn bei mir zum ersten Mal sah, erschrak angesichts seines lädierten Schnabels. Seit einem Zusammenstoß mit einer Tür im Alter von etwa acht Jahren hatte er nur noch einen halben Oberschnabel, kam damit aber viele Jahre gut zurecht. Unmittelbar nach dem Schnabelbruch hatte es damals ausgesprochen schlecht um ihn gestanden, weil er wegen seiner schweren und vor allem äußerst schmerzhaften Verletzung nicht mehr selbst fressen konnte. Aber seine frühere Halterin hat um sein Leben gekämpft, ihn wochenlang gefüttert und so dafür gesorgt, dass er nicht qualvoll verhungern musste. Und es hat sich gelohnt, denn der Schnabelstumpf heilte, die Schmerzen verschwanden, und Kiki lernte schließlich, mit nur halbem Oberschnabel selbstständig zu fressen. Infolge eines weiteren Unfalls war auch ein Zeh nach einem Bänderriss steif geblieben, wovon sich Kiki aber ebenfalls nicht unterkriegen lassen hat.
Sicherlich hätte man ihn als echten Pechvogel bezeichnen können. Jedoch war er allen früheren Unglücksfällen zum Trotz immer sehr lebenslustig und munter. Vielleicht war der unvollständige Schnabel ein Grund dafür, dass er nach dem Unfall schlank und rank war und nicht wie die meisten anderen Wellensittiche an einer Leberverfettung infolge schweren Übergewichts litt. Wer weiß, vielleicht ist er gerade deshalb so unglaublich alt geworden.
Obwohl er wahrlich nicht mehr der Jüngste war, ist es Kiki im Frühling 2000 in meinem Vogelzimmer gelungen, das Herz der zu dieser Zeit jüngsten Dame des Sittichschwarms im Sturm zu erobern: Von März 2000 bis Juli 2001 war Kiki fest mit Rana verpaart. Manchmal ging es jedoch ein wenig zänkisch zwischen den beiden zu. Wollte Rana gekrault werden, verprügelte sie ihn oft, weil er aufgrund seines zu kurzen Oberschnabels ihre hohen Ansprüche nicht so recht erfüllen konnte. Glücklicherweise beruhigte sich die temperamentvolle junge Dame meist rasch und es kehrte wieder Frieden ein.
Im Juli 2001 wurde die turbulente Beziehung der beiden durch den Einzug eines neuen Weibchens ins Vogelzimmer vorerst beendet. Kiki verliebte sich Hals über Kopf in den Feriengast Elli, die zu jener Zeit selbst bereits über zehn Jahre alt und durch eine Krankheit flugunfähig war. Innerhalb weniger Tage waren die beiden ein echtes Traumpaar. Kiki, der aufgrund seiner Altersschwäche seit Anfang 2001 ebenfalls nicht mehr fliegen konnte, wich seiner neuen Liebe praktisch nicht mehr von der Seite. Ellis Besitzer und ich brachten es nicht übers Herz, das glückliche Paar zu trennen. Also sollte Elli fortan bei mir bleiben. Ihre Gefährtin Toni, mit der sie gemeinsam zu mir in Urlaubspflege gekommen war, hatte sich indes mit meinem Wellensittichmännchen Herkules angefreundet, den ich deshalb gegen Elli „eintauschte“ – schließlich sollten alle vier verliebten Sittiche mit ihren jeweiligen Partnern glücklich sein können. So kam es, dass Herkules auszog, während Elli einzog, um bei Kiki bleiben zu können.
Bedauerlicherweise war es den beiden nicht vergönnt, lange miteinander ihren zweiten Frühling zu genießen. Am 20. August 2001 erlag Elli ihrer schweren chronischen Krankheit. Kiki trauerte einige Tage um sie, blieb jedoch nicht lange allein. Er erinnerte sich an seine einstigen Gefühle für Rana und war bald wieder mit seiner dynamischen jungen Freundin zusammen – zumindest für einige Monate, bis sie sich in den verführerischen Rudi verliebte und ihrerseits quasi „die Scheidung einreichte“. Aber allein war Kiki trotzdem nicht. Anfang 2002 freundete er sich eng mit Jupiter an, der ihm oft ausgiebig den Kopf kraulte. Bis zu seinem Tode war Kiki deshalb nie einsam und hatte immer Artgenossen um sich, von denen einige sehr enge Freunde waren. Auch alle anderen Vögel des Schwarms mochten ihn wegen seines gutmütigen Wesens gern. Kiki war ein äußerst bemerkenswerter Vogel. Er war klug und besonnen, regte sich so gut wie nie auf. Sein charmantes Verhalten werde ich sicher nie vergessen. Auch nicht, dass er mit aller Kraft in meine Schuhe biss, wann immer ich das Vogelzimmer betrat. Warum er das tat, ist für immer sein Geheimnis geblieben.
Bedeutung des Namens
Da Kiki bereits sehr alt war, als ich ihn bei mir aufnahm, trug er in Unterschied zu den meisten anderen meiner damaligen Sittiche keinen astronomischen Namen, denn er wurde nicht umbenannt.