Jupiter †

 

Jupiter, * 3. November ’97, † 18. Dezember ’04

Einer der talentiertesten Sänger meines damaligen Wellensittichschwarms war Jupiter. Früher, als er noch jünger war, legte er ein enormes Nachahmungstalent an den Tag. Ständig überraschte er mich mit neuen Geräuschen, die er in seinen Gesang einbaute. Leider liegen mir davon keine Tonaufzeichnungen vor, was ich heute sehr bedauerlich finde. Zu gern würde ich diese lustigen Gesänge noch einmal hören! Wie sein Freund Orion war Jupiter ein Gesäumter, sein Farbschlag nennt sich Opalin-Spangle in Olivgrün.

Am 3. März 1998 kam Jupiter im Alter von genau vier Monaten zu mir und lebte sich schnell im Schwarm ein. Ohne ihm zu nahe treten zu wollen, muss ich allerdings sagen, dass sich Jupiter manchmal ein wenig dumm anstellte. Anfangs suchte er jeden Morgen aufs Neue den Ausgang, wenn er nach dem Schlafen den Käfig verlassen wollte. Den Grund für sein Verhalten glaubte ich zu kennen: Jupiter hatte offenbar große Schwierigkeiten damit, sich Dinge zu merken, wenn es sich dabei nicht gerade um Vogelgesänge oder andere Geräusche handelte. Irgendetwas scheint mit seinem Gedächtnis nicht ganz in Ordnung gewesen zu sein.

Trotz seiner etwas unbeholfenen Art gelang es ihm nach vielen Versuchen, das Herz der Vogeldame Elara zu erobern. Die beiden Sittiche gingen zwei Jahre lang überaus zärtlich miteinander um, bis seine Partnerin im November 2000 leider viel zu jung aus dem Leben schied. Leider fand er daraufhin keine neue Gefährtin mehr, obwohl es im Schwarm einige Single-Damen gab. Elara bleib für immer die Einzige für ihn. Nach ihrem Tod versank Jupiter in tiefer Trauer. Vom Verlust seiner Gefährtin erholte er sich bedauerlicherweise nie mehr ganz. Anfang 2001 war er durch seinen Kummer stark angeschlagen und zog sich eine schwere Infektion zu. Teile seines Zentralen Nervensystems wurden durch diese Krankheit binnen weniger Stunden irreparabel geschädigt, obwohl ich sofort damit begann, den Sittich mit wirksamen Medikamenten zu behandeln. In nur zwei Tagen verlor Jupiter durch diese Entzündung der Nerven seine Flugfähigkeit. Koordiniertes Lenken der Flugbewegung war ihm seit jener Zeit nicht mehr möglich und ihm fehlte der zum Fliegen nötige Auftrieb.

Es dauerte eine Weile, bis er sich an diese für ihn neue Situation gewöhnt hatte. Seit dem Herbst 2001 war er zum Glück wieder fröhlicher und kletterte besser als jemals zuvor. Durch gelegentliche Flugversuche und Abstürze beschädigte er jedoch sein Gefieder, die Schwungfedern brachen mit der Zeit alle ab. Allein war der flugunfähige grüne Vogel aber nicht. Sein engster Freund war damals lange Zeit der alte Vogelmann Kiki, dem er gern und oft den Nacken kraulte. Bereits etliche Wochen, bevor Kiki aus dem Leben schied, freundete sich Jupiter glücklicherweise auch sehr intensiv mit Ares und einige Zeit später obendrein mit Umbriel an, sodass er bis zu seinem Tod immer Freunde an seiner Seite hatte. Vor allem Umbriel war es, dessen Nähe er sehr schätzte. Während seiner letzten Lebenstage genoss es Jupiter zudem, sich von dem freundlichen, noch sehr jungen Männchen Serenio kraulen zu lassen.

Am Morgen des 18. Dezember 2004 schloss Jupiter für immer seine Augen. Er schlief friedlich im Kreise seiner Freunde ein, wobei er auf meiner Hand lag, was er schon seit längerer Zeit sehr gern getan hatte. Ich kraulte seinen Nacken, wie er es besonders gemocht hat. Ich hoffe, er hat gespürt, dass wir alle bei ihm waren – seine gefiederten Freunde und ich. Danke, lieber Jupiter, für all Dein Vertrauen, das Du mir entgegengebracht hast, als Du so viele Male mit geschlossenen Augen genüsslich in meine Hand gekuschelt gelegen hast, um Dich von mir kraulen zu lassen. Ich werde Dich niemals vergessen!

Bedeutung des Namens

Der größte Planet des Sonnensystems ist der Gasriese Jupiter. Sein Durchmesser ist elfmal so groß wie der unserer Erde. Bei den Römern war Jupiter der Göttervater, er entspricht dem griechischen Zeus. Meinen Wellensittich benannte ich nach dem Planeten Jupiter.