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- Ares †
Ares, adoptiert am 3. Mai ’02, † 10. Oktober ’06
Anfang Mai 2002 zog Ares in mein Vogelzimmer ein. Zusammen mit seiner damaligen Partnerin Capella und ihrer gemeinsamen Freundin Dione, die sehr scheu war, hatte er im Tierheim Essen bereits seit geraumer Zeit darauf gewartet, ein neues Zuhause zu finden. Die drei Sittiche waren von einem Bekannten ihres ehemaligen Halters, dort abgegeben worden. Begründet wurde dieser Schritt damit, dass der frühere Halter „keinen Bock“ mehr auf die Tiere hatte. Offenbar hatte er so wenig „Bock“, dass er sie noch nicht einmal selbst in die Obhut des Tierheims geben wollte.
Gut um die Vögel gekümmert hatte er sich auch nicht, denn die drei Wellensittiche wirkten sichtbar vernachlässigt. Sie hatten struppiges Gefieder, waren extrem abgemagert und ihre Behausung war völlig verdreckt. Sofort wurden sie im Tierheim in einen sauberen Käfig gesetzt und mit frischem Futter versorgt, auf das sich die Tiere regelrecht stürzten. Der erste Schritt in ein besseres Leben war also getan. Nun wurde auf ein schönes Zuhause gehofft, und das gab ich ihnen schon bald. Eigentlich war ich damals auf der Suche nach zwei Weibchen. Als ich Ares sah, war mir aber sofort klar, dass ich ihn nicht im Tierheim lassen konnte, zumal wir nicht wussten, ob er eventuell doch mit einem der beiden Weibchen verpaart war (was nicht so war, aber allein das Risiko wollten wir nicht eingehen).
Anders als die beiden Wellensittichdamen hatte Ares das große Glück, ohne bleibende körperliche Schäden aus den vorherigen schlechten Haltungsbedingungen entkommen zu sein. Trotzdem sah er viel zu mager aus. Seine seelischen Wunden, die er erlitten hatte, waren von außen nicht zu sehen, sollten sich später aber mit voller Wucht zeigen und zu enormen Problemen führen …
Als Ares zu mir gelangte, hatte er keinen Namen, wog nur 28 g und sein Gefieder war extrem struppig, vor allem im Bauchbereich. Sein Aussehen verbesserte sich glücklicherweise schnell, denn die Gesellschaft im Vogelschwarm und das nährstoffreiche Futter, das meine Sittiche jeden Tag erhalten, wirkten sich positiv auf seinen Gesamtzustand aus.
Er kam zu Kräften, erreichte bald ein normales Gewicht und wirkte nicht mehr so ausgezehrt. Auch die Mauser half, es wuchsen richtig schöne Federn nach. An den Flanken blieben sie aber trotzdem schlechtem Zustand, was ich mir anfangs nicht erklären konnte. Doch dann beobachtete ich, dass Ares in bestimmten Situationen seine eigenen Federn zerbiss: Er tat es immer dann, wenn das Futter leer war. Bei seinem vorherigen Halter hatte er allem Anschein nach häufig hungern müssen, was ihn traumatisiert hatte. Sobald er hungrig war und kein Futter fand, zeigte er das selbstzerstörerische Verhalten. Er riss und zupfte an den Federn, die deshalb bis an sein Lebensende immer verschlissen aussahen. Denn in meinem Vogelzimmer muss zwar seit jeher kein Vogel hungern. Aber zur Vermeidung von Übergewicht wird das Futter von mir grundsätzlich rationiert. Es gab damals und gibt auch heute noch täglich zwei Portionen Futter, mit denen alle Vögel auskommen, bei denen aber nichts übrig bleibt. Nach dem Mahl waren die Näpfe dann meist leer – sehr zum Missfallen von Ares, der dann immer ein wenig unruhig wurde.
Von Anfang an war es auffällig, wie extrem er auf Nahrung fixiert war. Schon wenige Minuten nachdem er in mein Vogelzimmer eingezogen war, machte er sich gierig über Eisbergsalat, Basilikum und Liebstöckel her. Er verschlang seitdem jede Art von Grünzeug, die ihm vor den Schnabel geriet, mit allergrößtem Vergnügen. Noch viel mehr liebte er diese gesunde Kost, wenn er vor dem Fressen darin baden konnte. Feuchte Gemüseblätter waren für ihn der Hochgenuss – zuerst für die Gefiederpflege und dann zum Füllen des Bauches. Dass er ein kleiner Gourmet war, ließ sich nicht leugnen. Am liebsten fraß er frische Kräuter aus meinem eigenen Anbau. Neben Frischkost war er auch sehr von anderem Futter angetan, sein absoluter Favorit war frisches Keimfutter.
Obendrein war er nicht sonderlich bewegungsfreudig, weshalb er sehr schnell starkes Übergewicht entwickelte. Meine Versuche, sein Futter zu rationieren, endeten aber immer darin, dass er seine Federn zerstörte und sogar damit anfing, seine Flanken blutig zu beißen, vermutlich aus Angst vor dem Verhungern. Seine seelischen Verletzungen ließen sich nicht abschütteln und so musste ich ihn beim Fressen wohl oder übel gewähren lassen. In seinen „Glanzzeiten“ brachte er stattliche 88 Gramm auf die Waage, meist wog er aber „nur“ etwa 65 g – sein Spitzname lautete deshalb auch „kleiner Buddha“. Allerdings war sein Gewicht zu hoch und die Fettpolster waren mit Sicherheit einer der Gründe dafür, dass Ares leider nicht sonderlich alt geworden ist. Aber seine Selbstverstümmelung während der Diätversuche war ebenfalls nicht hinnehmbar. Mit meinem Vogeltierarzt diskutierte ich das Thema ausgiebig und wir kamen letztlich zu dem Schluss: Wir mussten uns für ein Übel entscheiden, also entweder die Selbstverstümmelung oder das Übergewicht. Deshalb wurde Ares nicht mehr auf Diät gesetzt. Einen ähnlich komplizierten Fall habe ich seitdem zum Glück nie wieder erlebt.
Als Ares ein Mitglied meines Vogelschwarms wurde, war er Menschen gegenüber scheu, aber trotzdem neugierig. Sein früherer Halter hatte sich nicht intensiv um sein Vertrauen bemüht, das war deutlich zu erkennen. Weil er aber nicht panisch reagierte, wenn ich in der Nähe war, gelang es mir mit der Zeit, dass er seine Scheu verlor. Da ich ihn sehr behutsam behandelte und es respektierte, dass er mir anfangs noch ein wenig auswich, merkte er bald, dass ich ihm nichts Böses wollte. Mit der Zeit fasste er Vertrauen, wurde er sehr zutraulich und saß später gern auf meiner Hand oder Schulter. Nachdem seine anfängliche Scheu vergessen war und er keinen Hungerstress mehr hatte, ist er zu einem fröhlichen und ausgeglichenen Vogel Vogel geworden. Er war seinen Artgenossen gegenüber immer sanft und ging Konflikten aus dem Weg. Nie habe ich gesehen, dass er in einen Streit mit einem anderen Vogel verwickelt gewesen wäre. Nicht einmal die für Wellensittiche typischen kleineren Rangeleien schienen ihm zu gefallen, er war durch und durch harmoniebedürftig.
Was seine Einstellung gegenüber der Damenwelt im Vogelzimmer anging, so verstand ich Ares nicht so recht. An sich war er nicht abgeneigt, aber so richtig um ein Weibchen bemühen mochte er sich dennoch nicht. Von Juni 2003 bis Anfang 2005 war er mit der entzückenden, aber sehr resoluten Himalia liiert. Mir schien es so, als wäre sie eine Nummer zu wild für ihn und es wunderte mich nicht, dass sie ihn eines Tages von jetzt auf gleich abservierte. Er ließ sich nichts anmerken und machte weiter sein „Ding“. Von diesem Zeitpunkt an flirtete Ares mal hier und mal da, aber eine enge Beziehung schien er nicht eingehen zu wollen. In meinem Vogelzimmer lebten zwar viele Wellensittichweibchen, die ihn mochten und keinen Partner hatten. Offenbar war jedoch aus seiner Sicht nicht die „Richtige“ für ihn dabei. Viel lieber sang er seine virtuosen Lieder zusammen mit anderen Männchen, unter denen er viele Freunde hatte, zum Beispiel den hellblauen Max.
Ende September 2006 musste ich mit meinen Vögeln umziehen, siehe auch der Erlebnisbericht über den Umzug. Ares lebte sich rasch ein und fühlte sich im neuen Vogelzimmer pudelwohl. Zehn Tage nach dem Umzug fand ich ihn morgens plötzlich schwer atmend auf dem Boden des Schlafkäfigs vor. Die Geräusche, die er bei jedem Atemzug verursachte, sprachen Bände: Er hatte Wasser in der Lunge und bekam kaum noch Luft. Leider ging es so schnell mit ihm zu Ende, dass ich ihn nicht einmal mehr zum Tierarzt bringen konnte. Keine 20 Minuten nachdem ich ihn morgens so vorgefunden hatte, tat er seinen letzten Atemzug. Sein plötzlicher Tod traf mich schwer, zumal er am Abend zuvor noch putzmunter auf meiner Hand herumgeturnt war. Nichts hatte auf sein nahes Ende hingedeutet. Lediglich die Tatsache, dass er starkes Übergewicht hatte, war ein entscheidender Risikofaktor. In meinem Herzen wird die Erinnerung an meinen zauberhaften schlumpfblauen gefiederten Freund immer weiterleben.
Bedeutung des Namens
Den Namen Ares hat ein Freund für den Wellensittich ausgesucht, der bei der Adoption des Vogels mit mir im Tierheim war. Bei der Namensgebung sind wir meiner alten Tradition, Vögel nach astronomischen Objekten, also Sternen, Planeten und Monden zu benennen, nur bedingt treu geblieben, denn es existiert kein Himmelskörper mit diesem Namen. Auf dem Planeten Mars gibt es allerdings einen Flutkanal namens Ares Vallis. In der griechischen Mythologie ist Ares der Kriegsgott, also das Äquivalent zum römischen Mars. Zwar war der Wellensittich Ares alles andere als kriegerisch, aber der Name schien ihn nicht gestört zu haben. Sein Farbschlag heißt Opalin mit hellblauen Federn.