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Rana, * 19. Dezember ’99, † 22. April ’06
Es war ein grauer Dezembertag und ich war trotzdem schon in Weihnachtsstimmung, als sich am 19. Dezember 1999 ein winziger Wellensittich mit meiner Hilfe zweieinhalb Tage vor dem errechneten Schlupftermin aus einem viel zu kleinen Ei kämpfte. Hätte ich dem Küken nicht aus der Schale geholfen, wäre es darin höchstwahrscheinlich gestorben, weil die Hülle zu klein war. Anfangs befürchtete ich, das Küken würde nicht überleben, so winzig und zerbrechlich wirkte es. Aber ich hatte nicht mit der intensiven Fürsorge durch Sirius, Ranas Mutter, gerechnet. Sie kümmerte sich aufopferungsvoll und sehr sanft um ihre etwas zu früh geschlüpfte Tochter. Ganz allein zog sie sie erfolgreich groß, ihr treuloser Mann Kallisto war kurz vor der Geburt des Kükens mit einer anderen Henne durchgebrannt. Trotz der widrigen Umstände, die während Ranas Geburt herrschten, wuchs sie zu einem der wundervollsten Vögel heran, die ich jemals kennenlernen durfte. Bis sie leider viel zu jung starb, habe ich dem Schicksal jeden Tag dafür gedankt, dass Rana auf die Welt gekommen und in mein Leben getreten ist.
Von ihrer Geburt an lebte Rana in meiner Obhut. Sie war einer meiner wenigen Vögel, denen nie etwas Böses durch die Hand der Menschen widerfahren ist. Anders als so mancher Wellensittich, den ich aus einer behördlichen Beschlagnahmung, einer Tierschutz-Rettungsaktion oder aus dem Tierheim übernommen habe, kannte sie keine Grausamkeiten, die Menschen an Tieren verüben. Entsprechend vertrauensvoll verhielt sie sich mir gegenüber. Als Jungvogel ließ sie sich von mir gern am Kopf kraulen, was sie auch später immer noch gern mochte – aber nur dann, wenn sie Lust dazu hatte. Einzig und allein sie bestimmte, wann das war. Sie war ausgesprochen selbstbewusst und flog mir davon, wenn sie gerade nicht in der richtigen Stimmung war. Wollte sie hingegen gekrault werden, ließ sie es mich wissen. Dann sprang sie mich regelrecht an, kletterte auf meine Hand und kuschelte sich in die Handfläche. Nicht zuletzt wegen dieser Vertrauensbeweise und ihrer Art, mir unmissverständlich ihre Wünsche mitzuteilen, liebte ich diese leicht divenhafte Vogeldame sehr.
Wer Rana einmal live erleben durfte, der weiß, wie viel Energie in dieser zierlichen Wellensittichdame steckte. Sie flog sehr gern und schlug dabei manchmal akrobatische Haken in der Luft. Mit ihren wilden Flugmanövern hatte sie den Luftraum im Vogelzimmer voll unter Kontrolle, ihre flugfähigen Schwarmgefährten wichen ihr im Flug oft respektvoll aus. Mit den anderen Wellensittichen pflegte sie keine innigen Freundschaften, sondern nur lockere Bekanntschaften. Sie war viel zu unstet für Beziehungen, so kam es mir zumindest vor. Einzige Ausnahme von dieser Regel war ihre innige Beziehung mit dem sanftmütigen Pollux. Beobachtete man das Paar, war sofort klar: Gegensätze ziehen sich an. Was sie an Unverfrorenheit an den Tag legte, machte er durch seinen ruhigen Charakter wett. Zusammen waren sie ein unschlagbares Team und sie gingen sehr zärtlich miteinander um.
Im Februar 2006 erkrankte Rana an einer Magen-Darm-Infektion. Wir taten alles, was wir konnten, sämtliche Untersuchungen wurden durchgeführt, um dem Krankheitserreger auf die Schliche zu kommen. Ständig musste sich Rana übergeben und hatte heftigen Durchfall. Im April ging es ihr endlich besser und ich war überglücklich, dass mein heimlicher Liebling im Vogelschwarm endlich über den Berg zu sein schien. Leider täuschte ich mich, denn am 22. April 2006 starb Rana ohne jede Vorwarnung, was sehr wahrscheinlich an der vorangegangenen schweren Erkrankung gelegen hatte. Obwohl ich keinen Vogel bevorzugen wollte, war Rana mein erklärter Lieblingsvogel. Sie zu verlieren, schmerzte mich über alle Maßen. Sie war ein ganz besonderer Wellensittich und wird für immer ihren Platz in meinem Herzen behalten, obwohl ihre Seele längst ganz woanders ist.
Der Farbschlag meiner zauberhaften Wellensittichdame heißt einfaktoriger Australischer Schecke in Grau und Gelb. Sie war zudem ein Europäisches Gelbgesicht Mutation II und ein Zimt–Opalin.
Bedeutung des Namens
Rana ist ein Stern in der Konstellation „Eridanus“, die am Himmel neben dem Sternbild „Großer Hund“ steht. Ich wählte diesen Namen, weil die Mutter meiner Vogeldame Rana nach einem Stern im „Großen Hund“ benannt war.
Dass Rana die wissenschaftliche Bezeichnung beziehungsweise der Gattungsname etlicher Frösche ist, weiß ich zwar, aber es stört mich herzlich wenig. Denn zum Glück ist dies nicht die einzige Verwendung des Wortes. In Indien beispielsweise ist Rana als männlicher Vorname populär.