Kallisto, * 25. September ’98, † 31. Dezember ’01

Kallisto liebte es, zu dingen und sehr laut zu rufen.
Kallisto liebte es, zu dingen und sehr laut zu rufen.

Bei Kallisto und mir war es Liebe auf den ersten Blick – zumindest was mich angeht. Ich habe diesen hübschen Welli sofort in mein Herz geschlossen, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Als sehr junger Sittich hielt er mir in einem Zooladen durch das Käfiggitter hindurch den Nacken hin, damit ich ihn kraulen konnte, obwohl ich eigentlich gerade einfach nur eine neue Schaukel für meine zu Hause auf mich wartenden Vögel kaufen wollte. Und überhaupt, ich eigentlich lebten genügend Wellensittiche bei mir und wollte gar kein Tier aus dem Zoohandel mitnehmen, weil ich normalerweise nur Abgabevögel aus dem Tierschutz aufnahm. Aber er war wirklich unwiderstehlich charmant, der kleine Kerl … Hätte ich allerdings zu Anfang schon gewusst, dass sich dieser gefiederte Charmeur zu einem stimmgewaltigen Schreihals entwickeln würde, hätte ich schnell noch eine wirklich gute Lärmdämmung ins Vogelzimmer einbauen lassen, bevor ich ihn zu mir holte. 😉

Kallisto lebte sich nach der anfänglichen Quarantäne rasch im Schwarm ein und stellte nach kurzer Zeit sehr hartnäckig den gefiederten Damen nach. Dass er noch sehr jung war, schien ihn selbst wenig zu stören. Er wusste schon ganz genau, was er wollte: Ein hübsches Weibchen an seiner Seite. Anfangs waren seine Avancen von wenig Erfolg gekrönt, weil die Sittichdamen ihn allem Anschein nach noch für zu jung und unerfahren hielten. Denn als er zu mir kam, war er erst knapp vier Monate alt. Als er etwas älter geworden war, kam er dann allerdings doch zum Zug und fand Partnerinnen. Nach einer kurzen, aber heftigen Affäre mit Sirius im Jahre 1999 – aus dieser Liebschaft ging die gemeinsame Tochter Rana hervor – eroberte er das Herz der schüchternen Wega. Mit ihr war er fast zwei Jahre zusammen, dann interessierte er sich Anfang Dezember 2001 plötzlich wieder für seine ehemalige Gefährtin Sirius. Zusammen mit ihr wollte er erneut eine Familie gründen, wenn es nach ihm gegangen wäre. Aber alles kam anders und ich wünschte, er wäre bei Wega geblieben, denn dann wären Sirius und er möglicherweise noch viel länger am Leben geblieben …

Weil in diesem Nistkasten seine Partnerin saß, wachte Kallisto über den Eingang.
Weil in diesem Nistkasten seine Partnerin saß, wachte Kallisto über den Eingang.

Nachdem seine geliebte Sirius am ersten Weihnachtsfeiertag 2001 wegen einer Lege-Komplikation und einer darauf folgenden Notoperation aus dem Leben geschieden war, verfiel Kallisto in tiefe Trauer. Sechs Tage später, an Silvester 2001, starb auch er – an gebrochenem Herzen, wie ich glaube. Denn die tierärztlichen Untersuchungen ergaben rein gar nichts, er war körperlich kerngesund. Ich war vor Trauer kaum dazu fähig, das Geschehene zu begreifen. Zwei geliebte Vögel in so kurzer Zeit zu verlieren, tut unbeschreiblich weh. Ich habe ihn im Garten meiner Eltern an der Seite seiner Partnerin Sirius beerdigt, weil er es sicher so gewollt hätte. Leider hatte ich ihn nicht davon überzeugen können, dass ein Leben ohne Sirius sicher nicht so farbenfroh, aber dennoch lebenswert sein würde. Nur allzu gern hätte ich verhindert, dass er an gebrochenem Herzen stirbt. Ich vermisse meinen herrlich bunten und charmanten Schreihals und hoffe, es geht Kallisto gut, wo auch immer seine Seele nun sein mag.

Kallisto gehörte zu den Schecken.
Kallisto gehörte zu den Schecken.

Die Bezeichnung von Kallistos Farbschlag lautet einfaktoriger Australischer Schecke. Zudem war dieses Wellensittichmännchen ein Gelbgesicht mit Opalin-Zeichnung in Mauve und obendrein noch ein Zimter. Letzteres sah man an den dunklen Stellen im Gefieder, die nicht wie bei den wildfarbenen Wellensittichen schwarz waren, sondern braun. Diese Mischung aus den verschiedenen Farbschlägen machte Kallisto zu einem äußerst attraktiven Vogel.

Bedeutung des Namens

Kallisto im Alter von ungefähr 6 Monaten.
Kallisto im Alter von ungefähr 6 Monaten.

Kallisto ist der zweitgrößte Mond des Gasplaneten Jupiter und er hat einen mittleren Durchmesser von 4820,6 km. Er gehört zu den vier sogenannten Galileischen Monden, die der gleichnamige Astronom bereits im Jahre 1610 entdeckt hat. Sogar mit einem Fernglas sind diese vier Satelliten des Gasriesen von der Erde aus sichtbar – klaren Himmel natürlich vorausgesetzt. Man benannte die vier Monde nach den Geliebten des Zeus, der dem römischen Jupiter entspricht. Eine von ihnen war Kallisto – oder Callisto -, sie war eine Nymphe im Gefolge der Artemis.

Mir gefiel der Name sehr gut und es war mir egal, dass er für einen weiblichen Vogel besser geeignet gewesen wäre als für ein Männchen. Das ist eben künstlerische Freiheit. Kallisto trug seinen weiblichen Namen stets gelassen und er hörte sogar darauf, wenn ich ihn rief.